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Geschrieben am

Du kannst deine Hände verschließen,
zu Fäusten wie Steine geballt,
und doch wird dein Heute zerfließen;
es fehlt den Gedanken der Halt.


Entriegel die Finger und Türen
und öffne sie, habe Vertrau'n,
so magst du ein Freisein erspüren
und trübe dein Kinderglück schau'n.

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Geschrieben

Ein bisschen machen mir deine Zeilen Angst, lieber Berthold. Ich sehe hier ein Kind, dass sich total verschließt und zornig ist und kein Vertrauen mehr erlangen kann. Es muss bitter enttäuscht worden sein, dass es sich so verhält. Sich dann zu öffnen und das Freisein zu spüren fällt sicher schwer. Wer weiß, ob es ihm je gelingt. Ich würde es ihm wünschen, dass es aus seiner Angst ausbricht und ein wenig Glück verspürt.

 

Gern gelesen und darüber sinniert.

 

Lieben Gruß, Letreo.

 

 

 

 

  • Schön 2
Geschrieben

Hallo Berthold,
es gibt immer mehr Menschen, die mit Wut und Verzweiflung sehen, wie ihr Heute zerfließt, umso wichtiger ist ihnen Hoffnunhg auf eine bessere Zukunft zu geben.
Konstruktiv würde ich das "trübe" im Schlussbild in ein "mutig" etc. tauschen.
LG
Perry

  • Danke 1
Geschrieben

Hallo Berthold,

 

ich habe dein Gedicht schon vor ein paar Tagen gelesen. Es ist sehr aussagekräftig und metrisch gibt es nichts auszusetzen.

Aber, wie Perry, bin ich über das "trübe" gestolpert. Wenn jemand nur die Möglichkeit hat, trübe zu schaun, da ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass die Fäuste geballt bleiben.

 

Liebe Grüße

Liara

  • Danke 1
Geschrieben

Liebe Letreo, lieber Perry,


schön, dass ihr vorbeigeschaut habt. ☺️

In diesem Gedicht habe ich versucht einen Blick auf einen dementen Menschen zu werfen. Da diese Verse recht offen geschrieben sind, sind natürlich mehrere Lesarten möglich; Danke für eure Gedanken zu meinem Gedicht.


Ein herzliches Dankeschön auch den Likern und Lesern.


Wünsche allen ein frohes und gesundes Osterfest.


LG, Berthold

**********************************

@Letreo71

ängstigen wollte ich dich nicht, sorry. 
Ich finde deine Lesart spannend. Wenn die Dementen so langsam wieder zum Kind werden, dann schließt sich ein Kreis in dem Alter und Kindsein verschwimmen.
Danke für deinen einfühlsamen Kommentar.


***********************************

@Perry
Du hast recht, es gibt vielerlei Gründe für ein Zerfließen des Heute; Demenz ist nur eine davon. Ein 'mutiger' Blick zurück in die Kindheit scheint mir in diesem Fall jedoch kaum mehr möglich. Liest du meine Gedanken jedoch in einem anderen Kontext, so kann 'mutig' sehr gut passen. 
Danke für deinen konstruktiven Kommentar.

  • Gefällt mir 1
Geschrieben

Lieber Berthold,

 

danke für deine Erklärung, aber mir geht es ähnlich wie Liara, auf das Thema Demenz wäre ich nicht gekommen. Eigentlich hätte ich darauf kommen können, habe ich doch erst kürzlich meinen Bruder besucht, der bedingt durch massiven Alkoholkonsum an Demenz leidet und irgendwie passen die Zeilen wie die Faust aufs Auge.;-(

Traurig, aber er blickt sehr trübe auf seine Kindheit zurück. Gewiss wolltest du diese Form der Demenz nicht ansprechen, aber nun sehe ich eine Verbindung.

 

Lieben Gruß, Letreo

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Geschrieben

Hallo @Liara,


freut mich, dass du positive Aspekte in meinem Gedicht entdeckt hast. ☺️


Was das Adjektiv 'trübe' betrifft, habe ich mich oben schon geäußert. Da es nun Perry und dir als Störung aufgefallen ist, überlege ich, ob ein anderes Adjektiv den offen gehaltenen Rahmen dieses Gedichtes weniger stört. 

[Statt "und trübe dein Kinderglück schau'n" vielleicht
"und fern auf dein Kinderglück schau'n."]


Wenn dir ein Bezugspunkt zum Thema 'Demenz' fehlt, liegt es daran, dass ich keinen gesetzt habe. Meine Erwartung war nicht, dass du dieses Thema erkennst und bezeichnest; vielmehr war es mein Wunsch, dir innerhalb des Rahmens 'festhalten wollen - loslassen müssen' Raum für eigene Gedanken zu öffnen.


Mein ganz persönlicher Gedanke zu diesem Gedicht ist insofern marginal; er soll dein Lesen und Interpretieren nicht beeinflussen.


Danke für deinen Besuch und deinen genauen Blick auf mein Gedicht.


***********************************

Liebe @Letreo71,


danke für die Rückmeldung.


Einen Teil meiner Antwort findest du bei Liara.
Die Problematik der 'Demenz' bzw. das Thema 'Demenz' herauszulesen, war also nicht meine Erwartung.
Wie du schreibst, kannst du dieses Thema aber gleichwohl in den Rahmen meines Gedichtes platzieren; das freut mich (Bitte nicht falsch verstehen. Das Schicksal deines Bruders bleibt traurig). 

Jetzt überlege ich noch ein wenig hin und her, ob ich 'trübe' austauschen soll.

***********************************


LG, Berthold 

  • Gefällt mir 1
Geschrieben

Lieber Berthold,

 

ohne dabei meine Verbindung zu berücksichtigen, finde ich trübe (für mich auch betrübt) eigentlich passend. Vage wäre vielleicht auch ein guter Kompromiss, aber auch deine Idee ist gut möglich.;-)

 

Lieben Gruß, Letreo

 

PS: Ich habe dich richtig verstanden.

  • Danke 1
Geschrieben

Lieber Berthold,

 

nun wurden schon einige Gedanken geäußert und ich möchte auch noch meinen Senf dazu geben :whistling:

Sehr deutlich spüre ich das Ringen mit sich selbst, das LI in LD beobachtet. Der Versuch das Gegenwärtige festzuhalten... doch es entrinnt den Fingern immer wieder. In diesem Versuch klammern sich die Finger darum, verkrampfen sich zur Faust, wie um es noch fester zu umschließen. Aber das Gegenteil ist der Fall.. die Zeit, und sei es die Gegenwärtige, ist nicht dazu gedacht, festgehalten zu werden. Und manchmal entschlüpft sie auch der Erinnerung und lässt allenfalls einen flüchtigen Abdruck zurück.

Ich habe schon an Demenz gedacht, weil das Bild mich so sehr an die letzten Monate mit meiner Oma erinnerten. Ihr hilfloses Kämpfen das Heute zu erinnern. Dieser unsichtbare Kraftakt, sichtbar werden im Ballen der Faust und Suchen der Augen.. es tat weh. Und dann fand ich mich selbst in der zweiten Strophe, ihr sagend, dass sie loslassen darf. Das Heutige gehen lassen darf und die alten Bilder betrachten kann. In diesen gegenwärtig zu sein... dass sie nicht Kämpfen braucht.

Ich bin sehr berührt  beim Lesen.

 

Du  hast das Gedicht mit "Kritik erwünscht" veröffentlicht, da ich sprachlich in deinen Werken eigentlich nie etwas zu kritisieren habe, nur eine Anmerkung oder Idee zur Gestaltung:

 

Die erste Strophe ließe sich auch als reine Wahrnehmung / Beobachtung von LI schreiben. Um dann in der zweiten Strophe darauf zu reagieren. Womöglich entstünde so eine eigene, neue Dynamik, eine weitere Handlungsebene.

Das könnte dann in etwa so aussehen:

 

Du kannst deine Hände verschließen, ---> Ich seh' deine Hände sich schließen
zu Fäusten wie Steine geballt, ---> zu steinernen Fäusten geballt
und doch wird dein Heute zerfließen; ---> und Heute scheint dir zu zerfließen
es fehlt den Gedanken der Halt. ---> es fehlt in Gedanken der Halt

 

Die zweite Strophe würde dann eine Wendung des Geschehens darstellen. Bzw. eine Reaktion auf die Eindrücke von LI, die Kontaktaufnahme mit LD..

Naja, vielleicht sagt der Gedanke dir zu, vielleicht auch nicht, beides ist ok :grin:

 

Gerne gelesen und nachgespürt..

 

Liebe Grüße Lichtsammlerin

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Geschrieben

Danke, liebe @Letreo71, fürs Mitgrübeln. ☺️  Nun habe ich einige Alternativen
im Köcher. Ich lasse all diese Gedanken erst mal sacken und entscheide später.


LG, Berthold 


******************************************


Liebe @Lichtsammlerin,


dein Besuch freut mich. Da bei dir das Thema Demenz präsent war, hast du es auch
in den Gedanken und Bildern meines Gedichts wiedergefunden; insofern scheint es
zu funktionieren. So wie du das Ringen deiner Oma mit dem Jetzt und Hier
schilderst und ebenso dein Wunsch, sie möge doch loslassen, loslassen können,
triffst du recht genau meine Gedanken und Intentionen zu diesem Gedicht. In
dieser Genauigkeit passiert das selten und berührt auch mich.


Deine Idee, den beiden Strophen mehr Dynamik zu geben, indem ich sie in
Beobachtung und Reflexion trenne ist plausibel, ich kann sie gut nachvollziehen.
Doch hier möchte ich nicht so viel Dynamik und Wechsel; die erscheinen mir in
diesem Zusammenhang fast zu dialogisch. Meine Absicht war es auch eine gewisse
Distanz zwischen LI und LD zu legen, so wie sie sich auch realiter aufbaut.
Ob gedacht oder leise gesprochen, LI hat eben diese Distanz zu überwinden, kann
nicht mehr ermessen wie viel bei LD noch ankommt und es entwickelt sich eine
Dialog der mehr und mehr zum Monolog wird und in mancherlei Hinsicht an einen
'Dialog' mit einem Baby oder Kleinkind erinnert.


Herzlichen Dank für deine umfassende Rückmeldung und deine kritischen Gedanken. ☺️


LG, Berthold 

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