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Die Schockstarre


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Die Schockstarre

 

Nun bin ich Gefangener des menschlichen Albtraums. Es gibt kein Zurück zur Vollkommenheit, zu meinem Grasland, zum Lebensmeer. Das Segelboot meiner Seele ist untergegangen. Ich fühle mich wie eingesperrt in einen Käfig, wie ein Tiger, den man seiner Freiheit und Abenteuerlust beraubt hat. Das hat Folgen.

 

Sperrst du einen Tiger in einen Käfig, läuft er von einer Seite des Käfigs zur anderen. Unentwegt, immer und immer wieder. Das nennt man Hospitalismus. Genauso passierte es mit mir. Ich begann mit dem Kopf hin und her zu schaukeln, nur so konnte ich den Verlust von Freiheit und Abenteuer ertragen. Und ich lutschte am Daumen, was mir ein kleiner Ersatz für die Geborgenheit des verlorenen zu Hauses, des Graslandes und meiner Freunde war.

 

Meine Seele befindet sich in einer Schockstarre der inneren Lebensunfähigkeit, sie lehnt die menschliche Existenz ganz und gar ab. Sie weigert sich konsequent am äußeren, menschlichen Leben teilzuhaben. Zu Stein erstarrt, zieht sie mich tiefer und tiefer. Ich kann es nicht glauben, nicht begreifen, nicht akzeptieren in diesem menschlichen Albtraum gefangen zu sein. Meine Seele hat kein Leben mehr.

 

Aus einer inneren Ferne beobachte ich, wie mein menschlicher Körper mit meinen Schwestern und den Nachbarskindern spielt, seinen 6. Geburtstag feiert und mit einer riesigen Tüte zur Einschulung geht. Da draußen ist auch eine Frau, die ich Mutti nenne, die mir das Gefühl geben will, für mich da zu sein. Obwohl ich skeptisch bin, nehme ich das erst mal so hin.

 

Auf jeden Fall sieht sie, wie ich ihr großes Hollandrad im Hof umher schiebe. Sie kommt raus, hält das Rad fest und ich klettere auf die Pedale. Stehend erreiche ich mit den Händen den Lenker. Sie schiebt mich mit dem Rad auf den Weg und ich beginne mit den Pedalen zu treten und balanciere mit dem Lenker. So geht es eine ganze Zeit hin und her. Irgendwann hat sie das Fahrrad losgelassen und ist nur noch hinterher gegangen. Das habe ich zuerst gar nicht bemerkt. Aber am Abend konnte ich Fahrradfahren! Vielleicht geht ja hier Alles so einfach.

 

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