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Der Tastsinn

 

Nur widerwillig betrete ich auf dem Heimweg eine Gasse. Es ist eine Hohlgasse, eingerahmt von hohen erdrückenden Mauern aus Bruchsteinen. Die Steine sind perfekt zusammengesetzt, so wie Puzzelteile, die für einander bestimmt sind.

 

Der Mond hält sich und sein blaukaltes Licht in einem Himmelseck verborgen. Ein Dunkel reiht sich ans andere. Es scheint, als ob am Firmament eine Revolte ausgebrochen ist und die Gestirne in einen Lichtstreik begannen. So weit das Auge schauen kann – Schwärze. In dieser tief dunklen Nacht, eine der bedrohlichsten der ich mich erinnern kann, tapse ich voran. Angst könnte man bekommen, als Winzling unterm Himmelszelt. Wie gut, dass ich meine kleine Taschenlampe dabei habe, mit der ich die Dunkelheit abtaste.

 

Ein merkwürdiges Gefühl macht sich in mir breit und mein Herz fängt schneller an zu pochen. Da passiert es! Ich habe, wie so viele, nicht mit der Dritten Unbekannten gerechnet, die sich in der Dunkelheit unter mir auftat – naiv und ahnungslos wie ich bin.

 

Denn da ist das Pflaster unter meinen Füßen, das sich unförmig und widerspenstig an meine Schuhen schmiegt und sich hartnäckig durch die dünnen Sohlen drückt. Kläglich versagt hat der Tastsinn meiner Füße und der Absatzmörder hat leichtes Spiel mit mir.

Nie kann er seiner gerechten Strafe zugeführt werden, trotz seiner öffentlichen und stetigen Präsenz auf Straße. Greifbar für jedermann! Er hat schon manchen straucheln sehen – hämisch in sich hinein grinsend und ohne jemals ein Wort des Bedauerns zu verlieren.

 

 

© Sternwanderer

 

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Geschrieben

Liebe @Sternwandererin! Du hast heute ein erlösendes Lachen von mir bekommen, denn ich habe schon die Luft angehalten, was da wohl passiert. Sehr gut geschrieben.

Erinnert mich an ein Ereignis in jüngeren Jahren, als ich von einem Mann beim Joggen festgehalten werden wollte, ich mich losriss und dann mit aller Kraft und Schnelligkeit, die ich damals aufwenden konnte, davonlief. Ich atmete so aufgeregt, dass ich dauernd meinte, er wäre 1 m hinter mir. Was mich veranlasste, noch schneller und gehetzter zu laufen. Erst bei der Haustüre, als ich mich umdrehte, bemerkte ich, dass er nicht mehr da war. Vergesse ich nie.

Schönen ruhigen Sonntagabend wünsche ich dir!

LG Sonja

 

Geschrieben
vor 9 Minuten schrieb Carlos:

verstehe ich es falsch, aber ich lese da, dass du von diesem Mann festgehalten werden wolltest? 

Ja, es war beim Joggen in der Au. Ein sog. Exhibitionist, der sich mir so in den Weg stellte. Zum Glück habe ich ihm so einen Stoß versetzt, dass er weit ins Gras geflogen ist und dann bin ich nur noch gerannt. Drei Wochen später wurde er gestellt und ich habe ihn bei einer Gegenüberstellung identifiziert. Uns Frauen passieren schon Sachen, die wohl ewig in Erinnerung bleiben. Denn seither ging ich nicht mehr joggen. Zumindest nicht mehr alleine.

LG Sonja

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Geschrieben
vor 31 Minuten schrieb Sternwanderer:

Wie gut, liebe Sonja, dass dir nichts passiert ist und das Ereignis hoffentlich kein großes Trauma hinterlassen hat.

 

Ein Selbstverteidigungskurs war meine Antwort darauf. Und seither fühle ich mich wenigstens sicherer. Aber gewisse Situationen zwingen mich immer noch, nicht zu viel hineinzuinterpretieren. Hyperventilation nennt man das dann wohl.

Schönen Tag - auch wenn es regnet!

LG Sonja

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