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Geschrieben am

 

Ich bin, sprach jener, zum Sterben bereit
und
...  um sein Leben wolle er nicht bitten.
Das ist Kultur - da wird halt meist gelitten,
nur treibt mans mit dem Drama oft zu weit.

 

Singt dir die Nachtigall in hohem Ton,
hat Shakespeare das Gedicht geschrieben,
denn Goethe hätt es nicht so weit getrieben -
in Deutschland singt uns ja die Amsel schon

 

ihr Tirili - du denkst an Romeo
und Julia, den Stress mit den Familien,
und weißt, das sind die feinsten Utensilien
für klassische Tragödien - und ebenso

 

ist dir präsent: das ist total daneben.
You are about to die -  genieß das Leben!

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Geschrieben

Lieber Lé,

 

das ist mal eine interessante Mischung aus Schlegel- und Shakespearesonett. Die umarmenden Reime machen sich gut zur Persiflage des Themas, während das shakespearsche  Schlusscouplet dann unerwartet in seiner knackigen Kürze die Pointe raushaut. Ich mag das!

 

LG Claudi

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Geschrieben

Liebe Claudi,

 

die Schlusszeile stammt aus meinem ersten Sonett, das ich im letzten Mai geschrieben  habe. Ansonsten  hat aber nur die Nachtigall den Erneuerungssturm überstanden ;-).

 

Freut mich, dass dir der etwas freizügige Umgang mit den Sonettformen gefällt. Der Reim auf "Familien" hat besonders viel Vergnügen gemacht.

 

LG Lé.

Geschrieben

Hallo Lé,

ich schenke dir reinen Wein: Erst durch Claudis Kommentar wurde mir der Wert deines Sonnets richtig bewusst. Ich beschäftige mich nämlich schon lange mit Shakespeares Sonette.

Interessanterweise ist der Adressat der 154 Sonette nicht eine Frau sondern ein junger Mann. 

Geschrieben

Hi Carlos,

 

ich hatte das auch schon mal gelesen. Das zeigt in meinen Augen, dass erotische Liebe universal ist. Es hindert ja ganz offensichtlich nicht am Genuss seiner originellen Verse.

 

Freut mich, dass du noch etwas werthaltiges in meinem Gedicht entdeckt hast.

 

Gruß Lé.

  • Gefällt mir 1
Geschrieben

Hallo Lé,

danke für deine prompte Antwort auf meinen Kommentar.

Du bist offensichtlich eine Art Juwelier, der gerne sich mit Diamantenfacetten beschäftigt, ich wiederum bin mehr ein sentimentaler Typ, der sich mehr auf die Intuition verlässt.

Wie gesagt, ich kenne mich einigermaßen aus mit Shakespeares Sonetten und... sie gefallen mir nicht!

Ich finde sie kalt, einfallslos, konstruiert, eine ständige Wiederholung in jedem Sonett über das gleiche Thema, wie schön dieser Knabe ist und dass er daran denken muss, dass alles vergänglich ist und dafür sorgen, dass er ein Kind zeugt, damit seine Schönheit in seinem Sohn weiter lebt.

 

Geschrieben

Hi Carlos,

 

Ich selbst lese kaum Klassiker oder Gedichte aus der Zeit vor 1900. Ich bin zu stark in der Sprache, der Kultur und dem Geist des zwanzigsten Jahrhunderts verwurzelt.

Ich benötige immer einen Literaturfachmann, der mir über die Kluft der Zeit hinweghilft und mir zeigt, wo die Qualitäten liegen. 

Wenn ich solche Hilfe erhalte, kann ich manch Gedicht der alten Meister schätzen.

 

Ich habe aber zum Beispiel mal dieses Sonett von Shakespeare gelesen, in dem er alle Verse mit "and" beginnt; das fand ich schon originell.

 

Die alten Gedichtformen, und Versmetriken - z.B. das Sonett begreife ich nicht vorrangig als Herausforderung und Gefängnis, sondern sehe sie als in Form gegossene Erfahrung davon, was gut funktioniert; deshalb versuche ich zu verstehen, welche Vorteile ihre kluge Anwendung bietet.

 

Gruß Lé.

 

 

  • Gefällt mir 1
Geschrieben

LXVI 

Tired with all these for restful death I cry,

As to behold desert a beggar born,

And needy nothing trimmed in jollity,

And purest faith unhappily forsworn,

And gilded honour shamefully misplaced,

And maiden virtue rudely strumpeted

And right perfection wrongfully disgraced,

And strength by limping sway disabléd,

And art made tongue-tied by authority,

And folly, doctor-like, controlling skill,

And simple truth miscalled simplicity,

And captive good attending captain ill.

 

Tired with all these, from these would I be gone,

Save that to die, I leave my love alone.

 

Das alles habe ich satt und würde gerne davor fliehen,

aber ich weiß, wenn ich stürbe, würde ich meine Liebe alleine lassen. So grob übersetze ich die letzten zwei Verse.

Ja, das wäre heute noch, zum Teil, aktuell. 

  • Schön 1
Geschrieben

Hi Lé,

 

ich lese eine humoristische und recht unromantische Absage an die Welt der Dramen, geschrieben in Sonettenform. Schon der Titel "Theater" beleuchtet ja mit Ironie, was die Bretter, die die Welt bedeuten, schon alles an Dramen auf die Bühne gebracht haben. Der lesende Zuschauer fiebert nicht mit, sondern geht hier deutlich auf Abstand 

 

Mir gefällt besonders die Einrahmung, beginnend mit Schillers idealistischen Ballade "Die Bürgschaft" (die ich ja sehr mag) und der hedonistischen Umdeutung am Ende. Ich sortiere es  unter ironischer Schmährede ein, die mich an Robert Gernhardt erinnert und die ist dir, wie ich finde, sehr gelungen.

 

LG,

Mi

 

 

Geschrieben (bearbeitet)

Hallo Miserabella,

 

es macht mir Freude, deine literarische Beschreibung und Einordnung des Textes zu lesen. Ich finde mich darin gut wieder.


Wenn Gedichte an Robert Gernhardt erinnern, ist das ja auch kein Makel ;-).

 

Freut mich, dass du es als gelungen bezeichnet hast ;-).

 

Konntest du dich noch an mein Sonett "We ar about to die" erinnern?

 

Lieber Carlos,

danke dafür, dass du uns den Text eingestellt hast.

 

Gruß Lé.

 

 

Geschrieben (bearbeitet)

Hi Mi,

 

Nein, da ist praktisch nur der letzte Vers übrig, und das Bild der Nachtigall.

Die Grundaussage ist wegen der fast identischen Abschlusszeile schon ähnlich. Nur war ich bei meiner Sonettpremiere gleich richtig tief in so ein altertümliches Sprachschema gerutscht; das habe ich dieses Mal vermieden ;-).

 

Ich konnte mich noch erinnern, das du damals kommentiert hattest.

 

LG Lé.

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