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Geschrieben am

Da steht ein Schild am Wegesrand;

es fehlen schon die meisten Lettern.

Ich will zum Ort, der einst dort stand,

und dort in meinen Träumen blättern

 

und alle Seiten, die von dir

noch immer künden, liegen lassen.

Dort, irgendwo weit weg von hier,

dort sollen sie verblassen.

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Geschrieben (bearbeitet)

Hi Schmuddelkind,

 

das LI zeigt deutliche Symptome einer Infektion mit der gemeinen Liebesromanze - gelegentliche Zustande von Verwirrung sind da nicht ausgeschlossen.  Ich lese amüsiert, dass das Li an einen Ort der Erinnerung gelangen will, um diese Erinnerungen dort liegen und verblassen zu lassen.

 

Eindeutige Symptome ;-).

 

Gruß Lé.

 

 

Geschrieben

Hallo Lé,

 

und danke für deine Beschäftigung mit dem Krankheitsbild samt Diagnose.:wink:

 

Ja, es gehört zu den seltsamen Begleiterscheinungen des Liebeskummers, dass man zugleich erinnern und vergessen will. Man möchte sich gerne an die schönen Tage und das Gefühl der Schwerelosigkeit erinnern. Doch sind diese Erinnerungen eben auch mit der bitteren Erkenntnis verbunden, dass diese Tage nie wieder zurückkehren. Dann würde man gerne vergessen, um frei zu sein, aber man kann sich ja nicht vornehmen zu vergessen.

 

Dennoch wünscht sich das LI die Fähigkeit, sich ein letztes Mal an das Schöne zu erinnern und dieses dann für immer aus seinem Gedächtnis zu löschen, um nicht immer wieder vom Liebeskummer heimgesucht zu werden. Ich würde den Ort, an dem dies gelingt, letztendlich nicht als einen Ort des Erinnerns bezeichnen, denn das Vergessen macht das Erinnern letztendlich ja hinfällig. Dass es wohl eher ein Ort des Vergessens ist, in diese Richtung deutet wohl auch der Wegweiser mit seinen abgeblätterten Buchstaben. Das Problem ist nur: Man weiß eben nicht, wo dieser Ort liegen soll. Und so bleibt das Vergessen nur ein frommer Wunsch.:gruebeln_yellow:

 

LG

 

 

  • Gefällt mir 1
Geschrieben (bearbeitet)

Gerade die Widersprüchlichkeit und innere Zerrissenheit in deinem Gedicht gefällt mir. Dass du das Ganze in einer leicht humorigen Weise erzählst macht das i-Tüpfelchen eines guten Gedichts.

 

Sehr gerne gelesen, lieber Schmuddelkind.

 

Liebe Grüße

Liara

Geschrieben

Vielen Dank, liebe Liara!:smile:

 

Widersprüchlichkeiten ziehen mich magisch an. Daher mag ich auch so komplexe und paradoxe Gefühle wie Liebeskummer, Nostalgie, Melancholie... Solche Empfindungen werden oft in meinen Gedichten thematisiert; da gibt es unendlich viel darüber zu sagen. Schade, dass man nur endlich viele Worte hat!

 

Jedenfalls freut es mich, dass die Zerrissenheit bei dir angekommen ist und dir das Gedicht so sehr zusagt.:smile:

 

LG

Geschrieben (bearbeitet)

Hallo Schmuddelkind,

 

ich mag diese verschlungenen Pfade in Texten wie diesen.

Wenn mir ein Text gefällt, dann lese ich keine Kommentare, auch deinen nicht.

Meine Gedanken zum Text:

 

Der Weg zurück zu dem der ich einst war, nicht der den du (oder ich selbst) aus mir oder / und aus dem uns gemacht hast, deswegen möchte ich dich vergessen, nur meine Träume von einst, die möchte ich wiederfinden, auch wenn es schon lange her ist..... In meinen Träumen von einst, möchte ich mich wiederfinden und wenn ich könnte würde ich sie jetzt wahr werden lassen.

Kurz: wenn ich etwas ändern könnte in meinem Leben, würde ich meine Träume von einst verwirklichen.

 

Jetzt die Kommis gelesen und meinen Holzweg erkannt

Da du aber einmal geschrieben hast, dass jeder Leser frei ist seine eigene Sicht zu haben, gebe ich gerne meine noch dazu.

 

Wenn du nicht so jung auf deinem Foto aussehen würdest, hätte ich gemeint, dass es von einem älteren Menschen geschrieben wurde (also älter als du mir auf dem Foto erscheinst  :-))

 

Es ist ein bisschen traurig schön.

 

sehr interessant geschrieben.

 

Liebe Grüße

Sali

  • Danke 1
Geschrieben (bearbeitet)

Vielen Dank für deinen ausführlichen Kommentar, liebe Sali.:smile:

 

vor 18 Stunden schrieb SalSeda:

ich mag diese verschlungenen Pfade in Texten wie diesen.

Insbesondere dann, wenn dem Wegweiser die Buchstaben fehlen und man die Wege einfach ausprobieren muss. Ja, so geht es mir auch. Gedichte, die aus Andeutungen bestehen, die den Leser auf eine verworrene Reise durch die eigene Biographie führen, lese ich sehr gerne.

 

vor 18 Stunden schrieb SalSeda:

Der Weg zurück zu dem der ich einst war, nicht der den du (oder ich selbst) aus mir oder / und aus dem uns gemacht hast, deswegen möchte ich dich vergessen, nur meine Träume von einst, die möchte ich wiederfinden, auch wenn es schon lange her ist..... In meinen Träumen von einst, möchte ich mich wiederfinden und wenn ich könnte würde ich sie jetzt wahr werden lassen.

Kurz: wenn ich etwas ändern könnte in meinem Leben, würde ich meine Träume von einst verwirklichen.

Das ist eine schöne Deutung, die mich sehr anspricht. Zurück zu einem Augenblick voller Zukunft, voller Vorstellungen davon, was alles möglich sei, ehe die Realität mit meinen Träumen Tetris gespielt und alles verbaut hat! Insofern bezieht sich der Wunsch sich zu erinnern auf die Träume von einst, auf eine Zeit, in der das Glück noch möglich schien. Der Wunsch zu vergessen bezieht sich hingegen auf alles, was dieses Glück zerstört hat. Vermutlich liegt dies auch meist der Widersprüchlichkeit zugrunde, die einen im Liebeskummer ereilt. Wenn es nichts gegeben hätte, das man als bedeutsam empfunden hätte, warum sollte man sich noch grämen. Dann müsste es einem leicht fallen zu vergessen. Die Träume, die im Beginn einer Beziehung lagen, bedingen sowohl den nostalgischen Blick zurück, als auch den Schmerz über ihr Ende und mithin den Wunsch zu vergessen.

 

vor 18 Stunden schrieb SalSeda:

Jetzt die Kommis gelesen und meinen Holzweg erkannt

Da du aber einmal geschrieben hast, dass jeder Leser frei ist seine eigene Sicht zu haben, gebe ich gerne meine noch dazu.

Erstens: Ja! Ich denke nicht, dass meine eigene Interpretation als Autor der Weisheit letzter Schluss ist. In Texten, die man schreibt, ist meist etwas verborgen, das aus dem Unterbewussten kam oder das in der Gedanken- und Gefühlswelt eines anderen Lesers eine Rolle spielt, das man selbst nicht sieht oder versteht. Insofern ist ein Austausch über die Interpretation ja gerade dadurch interessant, dass man durch andere mehr in einem Gedicht sehen kann.

 

Zweitens finde ich aber hier, dass deine Gedanken zum Gedicht meine Interpretation sehr gut ergänzen. Da gibt es ja eigentlich gar keinen Widerspruch. Eher meine ich, dass du die tiefere Wurzel des von mir beschriebenen Problems im Gedicht erkannt hast und dafür danke ich dir.:smile:

 

vor 18 Stunden schrieb SalSeda:

Wenn du nicht so jung auf deinem Foto aussehen würdest, hätte ich gemeint, dass es von einem älteren Menschen geschrieben wurde (also älter als du mir auf dem Foto erscheinst  :-))

In zweierlei Hinsicht ist die Frage interessant: Welches Alter hättest du denn bei einem Autor vermutet, der ein solches Gedicht schreibt?

Lustigerweise stelle ich mir zumindest das LI eher als einen etwas jüngeren Menschen vor. Ich meine, dass diese Gedanken, diesem Nachgehen von Wünschen, die unerfüllbar sind in der emotionalen Zerrissenheit eines Menschen gründen, der so reif ist, dass er die Wirklichkeit schon besser erkennt als ein Kind, aber noch nicht bereit ist, diese zu akzeptieren. Das ist wohl die Tragödie der Jugend.

 

LG

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