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Geschrieben am

 

Wer hat euch mit dem Taktstock lahmgeprügelt?
Ihr hängt so monoton und abgeschlafft
im Jambenleierkasten. Wen beflügelt
stupides Auf und Ab? Der letzte Saft
ist raus, die kleinste Falte glattgebügelt,
ihr faden Verse ohne Lebenskraft!

Bewegt euch! Verdammt, ich will euch ungezügelt –

doch keiner zügelt meine Leidenschaft.

 

 

 

 

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Geschrieben

Jamben und Trochäen

kommen und vergäen.

Ewig aber bleibt,

wer beflügelt schreibt!

 

Liebe Claudi,

ich hoffe, Dein Befreiungsschlag führt zu kreativer Entfaltung.

Ich mag sie ja, die alten Reimschemata. 

Aber ein in seiner Begrifflichkeit schlüssiges Werk kommt auch ohne sie aus!

 

Schön auf den Punkt gebracht!

Viele Grüße von Georg

Geschrieben (bearbeitet)

Ich lese ein gelungenes Plädoye gegen Jamben, das sich selbst Lügen straft (mit eingebauten Widerspruch), denn die köstlichen Jamben (wie fietje sie nennt und ich stimme zu ) wirken keinesfalls monoton und abgeschlafft.

Witzig ist der Versfußwechsel in bei, "Bewegt euch verdammt" , mit dessen Hilfe  die Jamben aus den Tritt gebracht werden sollen, die lassen sich allerdings nicht sonderlich beeindrucken und gehen zum Missvergnügen des LIs im letzten Vers ungerührt ihren Weg.

 

Leider stehe ich noch auf der Leitung, was die Pointe betrifft. Müsste/könnte es nicht heißen: Doch keiner achtet meine Leidenschaft. Irgendwo bin ich wohl anders abgebogen.

  • Gefällt mir 1
Geschrieben (bearbeitet)

Liebe Claudi,

 

Wer hat euch mit dem Taktstock lahmgeprügelt?
Ihr hängt so monoton und abgeschlafft
im Jambenleierkasten. Wen beflügelt
stupides Auf und Ab? Der letzte Saft
ist raus, die kleinste Falte glattgegelt,
ihr faden Verse ohne Lebenskraft!

Bewegt euch! Verdammt, ich will euch ungegelt –

doch keiner gelt meine Leidenschaft.

 

Ich bin ja ein Liebhaber des jambischen Versmaßes. Ich glaube, ich könnte Bücher im Jambus schreiben. Du zeigst hier, wie man ihn richtig anwendet, und lebhaft gestaltet, eben ohne Leierkasten. 

Sehr wichtig ist, wie Fietje schon erwähnte, die Nutzung abwechslungsreicher Worte (Wortfüsse), Abwechslung in der Länge und im Betonungsschema (trochäusche Worte). Die Länge der Worte bestimmt und variiert die Sprechgeschwindigkeit.

Wichtig sind auch Abwechslung im Satzbau (oft an Satzzeichen innerhalb des Verses zu erkennen) und Enjambements (Sätze, die die Versgrenzen sprengen). 

Es kann auch mal eine doppelte Senkung in die Verse eingebaut werden (siehe Vers 7). Was hier nicht vorkommt ist eine metrische Lizenz, wie sie oft am Versanfang vorkommt, oder ein bewusst in den Versaufbau eingebauter Hebungsprall.

 

Schön gemacht, sind die Verse, die im Vers den Text veranschaulichen: im Vers 3 zeigt das Wort "Jambenleierkasten" 

den Leierkasten nur ansatzweise, weil es ein "schönes" langes Wort ist, dass schnell gesprochen wird, aber Vers 6 ist rythmisch wirklich relativ fad.

 

Mir fehlt eigentlich nur der rythmische Knaller im Abschlussvers, ein Hebungsprall vielleicht. Mir ist aber noch keiner eingefallen;-).

 

Ich habe so ein Gedicht mal umgekehrt  geschrieben, als Loblied des meisterhaft abwechslungsreichen Verses. Aber das kam überheblich beim Leser an. So ist deine Wahl klug, es umgekehrt  zu machen.

 

Sehr schöne Verse!

 

Gruß Lé.

 

 

 

Geschrieben

Hallo Claudi,

nun habe ich, verzeih, ein ganzes langes

Gedicht in diesem Hinketakt geschrieben

und nicht geahnt, wie lahmgeprügelt der Takt

in deinen Ohren tönt und Spott mit Lust

vergesssen lässt, wie Goethes Verse klingen,

von Shalespeare ganz zu schweigen, wenn

die wahren Könner diesen Versfuß wählen.

"Es war die Nachtigall und nicht die Lerche",

so spricht zum Romeo die Julia,

und Goethes Iphigenie betritt

die Szene mit den Worten - hör nur zu:

"Heraus in eure Schatten, rege Wipfel

des alten, heil'gen, dichtbelaubten Haines,

wie in der Göttin stilles Heiligtum,

tret' ich noch jetzt mit schauderndem Gefühl,"

Sie trat und keiner sah die Dame humpeln.

 

Ich verstehe den Appell nicht: Der Leser soll sich gefälligst bewegen. Warum nicht, wenns denn gefällt, auch in Jamben.

 

Gruß,

Hayk

 

 

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  • Schön 1
Geschrieben

Hallo ihr Lieben!

 

@Georg C. Peter, @Fietje Butenlänner, @Miserabelle, @Létranger, @Hayk,

 

habt Dank für eure Rückmeldungen zu meiner Siziliane. Die meisten von euch (außer Heinz?) haben gleich verstanden, worum es hier ging. Wie kann man eine langweilige Strophenform im fünfhebigen Jambus mit dem Reimschema abababab rhythmisch möglichst abwechslungsreich präsentieren? Lé hat es am deutlichsten auf den Punkt gebracht:

 

vor 16 Stunden schrieb Létranger:

Ich habe so ein Gedicht mal umgekehrt  geschrieben, als Loblied des meisterhaft abwechslungsreichen Verses. Aber das kam überheblich beim Leser an. So ist deine Wahl klug, es umgekehrt  zu machen.

 

Erwischt! Genau das war der Plan, und wie ich sehe, ging er ja ganz gut auf. Ich gebe auch gerne zu, dass selbst der klitzekleine metrische Bruch in V7 mir schon fast körperliche Schmerzen bereitet hat und ich in V8 dann froh war, das LI seine Leidenschaft für das Makellose gestehen zu lassen, die dem aufmerksamen Leser, so meine Hoffnung, die ganze Zeit nicht verborgen geblieben war. 

 

Danke! Ihr wart ein tolles Publikum!

 

LG Claudi

Geschrieben

Hallo Pissnelke,

Du setzt hinter "Heinz" ein Fragezeichen.  Dass "Hayk" aus dem Armenischen mindestens lautmalerisch eine Ähnlichkeit mit meinem echten Vornamen hat, muss niemanden verwundern und Deine Offenbarung wird keinen hier im Forum überraschen.

Zu Deinem Gedicht: Natürlich haben alle außer mir erkannt, dass es Dir um die Präsentation ging, wie  man aus einer langweiligen Strophenform im fünfhebigen Jambus mit dem Reimschema abababab ein  rhythmisch möglichst abwechslungsreiches zaubert. Die brave Betonungshervorhebung durch Fettdruck eines Kommentatoren/Interpreten lässt geflissentlich auper Acht, dass ein Rezitator durch aus auch andere Betonungen wählen könnte. Kriken wegstecken zu können, ist eine Kunst, die auch erlernbar ist.

Gruß!
Hayk

Geschrieben

Lieber Heinz,

 

wir scheinen aneinander vorbeizureden. Das Fragezeichen hinter Heinz bezog sich nicht auf deinen Nick. Du hattest mir bereits gesagt, dass Hayk armenisch ist und Heinz bedeutet. Die Frage war, ob meine Vermutung zutrifft, dass du die Aussage des Gedichts nicht verstanden hast. 

 

Deinen zweiten Kommentar glaube ich etwa besser verstanden zu haben als deinen ersten. Du schreibst:


 

Zitat

 

Die brave Betonungshervorhebung durch Fettdruck eines Kommentatoren/Interpreten lässt geflissentlich auper Acht, dass ein Rezitator durch aus auch andere Betonungen wählen könnte.


 

 

und ich gebe dir absolut recht. Das lässt sich leicht zeigen, wenn man nicht das Metrum, sondern die Verwirklichung desselben anhand der Silbenstärke aufzeigt. Dann könnte der erste Vers z.B. so aussehen:

 

Wer hat euch mit dem Taktstock lahmgeprügelt?

 

Ist es das, was du andeuten wolltest? Dass das eben keine lahmgeprügelten, todlangweilige Jamben sind? Wenn ja, sind wir doch vollkommen einer Meinung und dein letzter Satz verwundert mich:

 

Zitat

Kriken wegstecken zu können, ist eine Kunst, die auch erlernbar ist.

 

Von welcher Kritik sprichst du denn, wenn wir doch das gleiche meinen? 

 

LG Claudi

 

 

Geschrieben

Liebe Claudi,

wir haben ja Gott sei Dank alle einen Mund zum Reden, und mit dieser Möglichkeit ausgestattet können Missverständnisse leicht beseitigt werden.

Der zitierte Vers

"Wer hat euch mit dem Taktstock lahmgeprügelt?" 

könnte wirklich verschiedenartig gesprochen werden, z.B. (neben Deinem Fettdruck so:

 

Wer hat euch mit dem Taktstock lahmgeprügelt?

 

Dann sind es a) keine Jamben mehr (wem sage ich das?) und b) wird aus dem Text fast so etwas wie ein Angriff auf alle die Hobbydichter, die nicht über Deine Fähigkeiten (wie Du sie in den folgenden Versen locker-flockig beweist.

Aus meinem Herzen mache ich ja nie eine Mördergrube. Deswegen verrate ich Dir auch, weshalb ich in meiner ersten Reaktion offensichtlich daneben gehauen habe. Mir geht  die überschlaue Kommentierung Létrangers ein bisschen auf die Nüsse. Zumindest bei mir erweckt er den Eindruck, er sei ein Allesbesserwisser. Mag sein, dass ich mich irre, aber im Irren bin ich eine unschlagbare Nummer.

Sei herzlich gegrüßt!
Hayk

Geschrieben

Ja, lieber Heinz, hier irrst du dich. Das kann ich mit Gewissheit sagen, weil ich Lé inzwischen ganz gut kenne. Ich würde mich allerdings nicht wundern, wenn die Antipathie auf Gegenseitigkeit beruhen würde. Auch glaube ich, diesen leichten Hang zum Allesbesserwissen haben wir alle drei. Machen wir also das Beste draus. 

 

LG Claudi

Geschrieben

Apropos Besserwisserrei :

 

Ich meine ja, dass man hier sehr wohl von einem vorherrschenden Jambus sprechen kann, der aber abwechslungsreich gestaltet ist, in dem einzelne Versfüsse "umgestaltet" wurden und mit entweder starken oder leichten Silben besetzt wurden.

 

 

Wer hat euch mit dem Taktstock lahmgeprügelt?


 

xX xX xX xX xXx (Formvorlage)

xX xx xX XX xXx   ( Ausführung)

 

 

Oder:

 

Wer hat euch mit dem Taktstock lahmgeprügelt?

 

 

xX xX xX xX xXx (Formvorlage)

XX Xx xX XX xXx (Ausführung)

 

Ist das nachvollziehbar?

 

Geschrieben

Hi Miserabelle,

 

es geht, soweit hier kritisiert wurde, wohl nicht eigentlich um die Verse, sondern um Gestus und Ton der Kommentare.

 

Du hast jetzt zwar schon ein paar sehr extreme Vorschlage gemacht. Doch im Grunde besteht Einigkeit darüber, dass die Unterscheidung in betont und unbetont in vielen Passagen, die aus einsilbigen Worten bestehen, nicht eindeutig ist.

 

Gruß Lé.

 

 

Geschrieben
vor 25 Minuten schrieb Miserabelle:

Wer hat euch mit dem Taktstock lahmgeprügelt?

 

Liebe Mi,

 

diese Lesart entspricht exakt der Silbengewichtung nach semantischer Bedeutung. Das Hilfsverb ist das schwerste Silbe in einer Reihe einsilbiger Bauwörter. Deswegen bekommt "hat" hier den Akzent, den es zwischen höherrangigen Silben nicht hätte. Deine zweite Variante ist eine persönliche, die ein Rezitator wählen könnte, wenn er die ersten drei Silben wegen einer speziellen Interpretation der Aussage hervorheben möchte. Aber natürlich bleiben es jambische Verse

 

Im Grunde geht es darum, nicht pedantisch jede Hebung mit einer schweren und jede Senkung mit einer ultraleichten Silbe zu besetzen, sondern den Silben ein bisschen Spiel zu lassen, wenn man einen natürlichen Lesefluss erreichen möchte. 

 

Zwei Verse sind in dieser Hinsicht nicht optimal: V6 und V8 mit jeweils drei Trochäenwörtern direkt hintereinander. Bei V6 war es Stilmittel, bei V8 leider mein Unvermögen, das gewünschte Wort "zügelt" besser unterzubringen. Da überlege ich noch.

 

LG Claudi

 

 

 

 

 

 

  • Danke 1
Geschrieben

Hi Lé,

 

es menschelt halt und die Kommunikatiionssituation nicht nur in  Foren, aber da besonders,  ist natürlich komplex und dynamisch. 

 

Leider kann ich nicht auf die Ausführungen zum "Lockeriambus" von Ferdi zurückgreifen, der das ja verständlich und wunderbar ausführlich dargestellt hatte.

 

Mir geht es nicht nur um die Uneinigkeit bei einsilbigen Wörtern oder die unterschiedlichen Betonungen beim Vortrag, sondern um die Möglichkeit, innerhalb einer iambischen Formvorlage, die Versfüsse abwechslungsreich zu gestalten. 

 

 

@Pissnelke

 

Liebe Claudi,

 

vielen Dank für die Ausführung zur semantischen Betonung. Das leuchtet mir ein. 

 

Im Grunde geht es darum, nicht pedantisch jede Hebung mit einer schweren und jede Senkung mit einer ultraleichten Silbe zu besetzen, sondern den Silben ein bisschen Spiel zu lassen, wenn man einen natürlichen Lesefluss erreichen möchte. 

 

 

 

 

 

 

 

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