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Geschrieben am (bearbeitet)

ein abendgrau schleicht sich ins haus

du bist mir fern und schreibst gedichte

die erste tulpe knospet aus

der sie einst pflanzte, ist geschichte

 

ein alltagsgrau beschleicht uns beide

der tulpe rot lugt durch das glas

wie ich sie um ihr rot beneide!

und um ihr blühn im blassen gras

 

ein schleier grau auf meinem mund

ich sehne mich nach roten lippen

die tulpe schläft im blättergrund

ich höre dich gedichte tippen  

 

 

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Geschrieben

Liebe sofakatze,

 

ein sehr schönes Gedicht.

 

Nur für den zweiten Vers wäre eine etwas andere Formulierung wünschenswert.

Das "Fort sein" reibt sich ein bisschen am letzten Vers, wo das LI doch das Tippen" hört. Vielleicht fällt dir da etwas ein, was nicht so radikal klingt wie "du bist fort".

 

Gruß von Lé.

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Geschrieben (bearbeitet)

Huhu Sofakatze!

 

Auch ich finde die Zeilen sehr schön. Ich nehme mal an, es geht eher um eine Art der geistigen Abwesenheit.. oder.. sagen wir mal, die Aufmerksamkeit des Schreiberlings scheint - wieder mal - an einem anderen Ort zu sein. Daher finde ich persönlich nicht, dass sich das "fort" am letzten Vers reibt. Im Prinzip geht es - zumindest aus meiner Sicht - ja gerade um dieses. Ob man jetzt evtl. "weg sein", "du bist nicht hier" etc.. bevorzugt.. wäre evtl. Geschmackssache.. aber die Aussage selbst würde ich beibehalten

Liebe Grüße,

Stefan

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Geschrieben

Ah.. hi Lé. Dachte schon du meinst, dass sich die Abwesenheit mit der Anwesenheit des letzten Verses nicht vertragen würde. Wenn es um das Wörtchen geht.. ja.. da würde sich evtl. ein hübscheres finden lassen. In meinem Dialekt würde mich "fort" jetzt nicht stören, da es hier verwendet wird.. aber es ist schon ein relativ "hartes" Wort. Da stimme ich auch zu. Es sticht ein wenig aus dem Rest der Zeilen heraus 

Liebe Grüße,

Stefan

Geschrieben
vor 1 Stunde schrieb sofakatze:

und du bist fort und schreibst gedichte

und du schreibst immerfort gedichte

 

Vielleicht wäre das eine Idee, denn ich wunderte mich auch über das fort.

 

Liebe sofakatze, deine Zeilen stimmen mich ein wenig traurig. Dein LI hat Sehnsucht, wünscht sich Nähe und neidet das Rot der Tulpe, da es sich selbst blass fühlt. Dann hoffe ich mal, dass sich der trübe Schleier bald lichtet und das LI vor Freude erblühen lässt!

 

Lieben Abendgruß, Letreo

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Geschrieben (bearbeitet)

Liebe Sofakatze,

wenn ich Letreos Zeilen lese, verstärkt sich mein Glaube an weibliche Intuition.

Was stehen da ganz oben für  Kommentare, die typischerweise von Männern verfasst sind? Das sei ein schönes Gedicht.

Nein, das ist kein schönes Gedicht, dass ist der weithin klingende Ton einer Warnsirene, ein Hilferuf mit einem Anflug von Enttäuschung und nahender Resignation. Ich bin heilfroh, dass nichts autobiografisches hinter Deinen Versen verborgen ist (bei denen ich übrigens der Meinung bin, dass das Wort "fort" sehr angemessen ist  (er ist geistig an einem anderen Ort, körperlich "weg" ist er ja nicht, sonst könnte man das Tippen von Gedichten nicht hören).

Liebe Grüße!

Hayk

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Geschrieben
vor 10 Stunden schrieb sofakatze:

die erste tulpe knospet aus

der sie einst pflanzte, ist geschichte

Hallo Sofakatze,

 

diese zwei Verse lassen mich grübeln. "Der sie einst pflanzte, ist Geschichte" schreibst du. Demnach kann es nicht derjenige sein, der Gedichte tippt, es sei denn, das Geräusch existiert nur in den Gedanken des LyrIchs.

 

Doch dann folgt der Vers "ein Alltagsgrau beschleicht uns beide", demnach ist der "Tulpenpflanzer" doch ein Ehemaliger und das LD existiert noch. Das Rot der Tulpe und das Sehnen nach roten Lippen deutet auf Leben hin, der graue Schleier vielleicht auf Tod? Fühlt sich das LyrIch eventuell wie tot?

 

Ich mag dein Gedicht, es bietet jede Menge Stoff für Interpretationen.

 

vor 10 Stunden schrieb sofakatze:

und du bist fort und schreibst gedichte

Ich könnte mir auch folgende Formulierungen vorstellen:

 

"du bist mir fern und schreibst Gedichte"

"du bist nicht da und schreibst Gedichte"

 

Liebe Grüße

Nöck

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Geschrieben

Liebe @sofakatze - Ganz ehrlich gibt es für mich an diesem Gedicht überhaupt nichts zu bekritteln. Die vielen Gedanken, die man sich darum machen kann, möchte ich für mich behalten, weil sie so feinsinnig sind, nachdem fast jede vorgenannte Annäherung möglich ist. Es ist eine Kunst an sich, Worte und Sinn in so einem Kontext zu verarbeiten und jeden Leser mitzunehmen. Und das tut dieses Gedicht auf jeden Fall.

Einzelne Wörter können mich in keiner Weise vom Gesamtbild ablenken, denn sie verstärken allesamt diesen melancholischen Eindruck.

Mit Freude ein paar Mal gelesen.

LG Sonja

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Geschrieben

Hehe.. naja @Hayk ich finde auch melancholische/traurige Zeilen "schön". Daher ist es für mich ein sehr schönes Gedicht. Dass es traurig ist, ist ja nicht zu übersehen. Aber auch schön genug, dass es in meinem Profil als Lesezeichen gesichert wurde

Liebe Grüße,

Stefan

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Geschrieben (bearbeitet)

huhu, ihr lieben,

 

das sind ja eine menge kommentare, ich bin ganz baff und freue mich total. :biggrin:

 

vor 23 Stunden schrieb Létranger:

Nur für den zweiten Vers wäre eine etwas andere Formulierung wünschenswert.

Das "Fort sein" reibt sich ein bisschen am letzten Vers, wo das LI doch das Tippen" hört. Vielleicht fällt dir da etwas ein, was nicht so radikal klingt wie "du bist fort".

 

vielen dank für deine aufmerksamkeit und natürlich auch dein lob. :smile:

ich habe mich jetzt für den vorschlag von nöck entschieden, der die frage, ob das LD physisch oder psychisch *fort* ist, ein wenig offener lässt. imho wäre beides denkbar, denn auch wenn das LD anfangs das haus verlassen hatte, um gedichte zu schreiben, kann es ja bis zum letzten vers wieder zurückgekehrt sein, was dann nicht explizit erwähnt werden müsste. oder es befindet sich in einem anderen zimmer, auch da ist es körperlich nicht anwesend, also fort, aber u. u. noch zu hören. ich finde die lesart der psychischen abwesenheit aber auch sehr schön.

 

vor 23 Stunden schrieb Lightning:

Ich nehme mal an, es geht eher um eine Art der geistigen Abwesenheit.. oder.. sagen wir mal, die Aufmerksamkeit des Schreiberlings scheint - wieder mal - an einem anderen Ort zu sein.

 

ja, so kann man es gerne lesen. auch eine tatsächliche abwesenheit ist denkbar, wie ich oben schon erklärte. ich habe den vers nach nöcks vorschlag angepasst, so dass es jetzt auch weicher wirken sollte. danke für deinen zustimmenden kommentar und das gefallen. :grin:

 

vor 21 Stunden schrieb Letreo71:

und du schreibst immerfort gedichte

Vielleicht wäre das eine Idee, denn ich wunderte mich auch über das fort.

 

die idee finde ich auch gut, liebe letreo, allerdings trifft sie nicht ganz meine intention. das LD soll ja tatsächlich *fort* sein (ob nun körperlich oder nur mental, sei erstmal egal), das kommt bei deinem vers nicht so deutlich rüber, denn gedichte schreiben könnte das LD ja auch im beisein des LI (oder vielleicht sogar zusammen mit ihm) und dann wäre das ja auch viel erträglicher, als wenn das LI so oft allein bleiben muss.

 

vor 21 Stunden schrieb Letreo71:

Liebe sofakatze, deine Zeilen stimmen mich ein wenig traurig. Dein LI hat Sehnsucht, wünscht sich Nähe und neidet das Rot der Tulpe, da es sich selbst blass fühlt. Dann hoffe ich mal, dass sich der trübe Schleier bald lichtet und das LI vor Freude erblühen lässt!

 

ja, das gedicht ist traurig. aber es ist ein stimmungsgedicht, also so etwas wie eine momentaufnahme eines traurigen LI. das LI wird sicherlich auch mal wieder andere, bessere stimmungen in sich tragen. :grin:

lieben dank für deine gedanken. 

 

vor 21 Stunden schrieb Hayk:

Nein, das ist kein schönes Gedicht, dass ist der weithin klingende Ton einer Warnsirene, ein Hilferuf mit einem Anflug von Enttäuschung und nahender Resignation.

 

lieber hayk, das hast du sehr treffend interpretiert.:smile: aber mit *schön* meinten die anderen ja auch nicht unbedingt inhaltlich schön, sondern wohl eher von der ausführung her gelungen. da habe ich also nichts dagegen, wenn das gedicht als schön bezeichnet wird. danke auch für dein stark machen für das wörtchen *fort*, ich habe mich allerdings von nöcks vorschlag umstimmen lassen und den vers angepasst. so finde ich es noch ein stück weit offener, was mir entgegen kommt.  

 

vor 19 Stunden schrieb Managarm:

Das finde ich toll

 

dem ist nichts hinzuzufügen, außer: danke schön! :grin:

 

vor 13 Stunden schrieb Nöck:

diese zwei Verse lassen mich grübeln. "Der sie einst pflanzte, ist Geschichte" schreibst du. Demnach kann es nicht derjenige sein, der Gedichte tippt, es sei denn, das Geräusch existiert nur in den Gedanken des LyrIchs.

 

nicht unbedingt. es könnte jemand anderes sein, wie du dann weiter schreibst, nämlich ein ehemaliger, der jetzt im leben des LI keine besondere rolle spielt. es könnte aber auch das LD sein, vielleicht, weil das LD zum zeitpunkt des tulpenpflanzen noch ein anderer, aufmerksamerer mensch gegenüber dem LI war und sich inzwischen so verändert hat, dass das LI sich an ihn als vergangen, als geschichte erinnert.

 

vor 13 Stunden schrieb Nöck:

Das Rot der Tulpe und das Sehnen nach roten Lippen deutet auf Leben hin, der graue Schleier vielleicht auf Tod? Fühlt sich das LyrIch eventuell wie tot?

 

Ich mag dein Gedicht, es bietet jede Menge Stoff für Interpretationen.

 

diese lesart ist durchaus denkbar, lieber nöck, auch wenn ich in meiner intention gar nicht so tief auf leben und tod gehen wollte. es geht mir hauptsächlich darum, dass sich das LI in seiner momentanen stimmung vernachlässigt fühlt. das rot der tulpe und der lippen symbolisiert da in erster linie die sehnsucht nach liebe, das LI verspürt in diesem moment die angst, dass der alltag die beziehung zu sehr in seine grauschleier einwebt und jeder am ende nur noch *sein ding* macht. 

aber wie du schon schreibst, soll jeder gern das im gedicht finden, was er darin interpretieren mag. danke für dein lob. :smile:

 

vor 13 Stunden schrieb Nöck:

Ich könnte mir auch folgende Formulierungen vorstellen:

 

"du bist mir fern und schreibst Gedichte"

"du bist nicht da und schreibst Gedichte"

 

danke!  :thumbup: die erste variante hat mich sofort überzeugt und ich habe sie gern übernommen. 

 

vor 12 Stunden schrieb Sonja Pistracher:

Mit Freude ein paar Mal gelesen.

 

wow, liebe sonja, es freut mich unheimlich, dass du so vorbehaltlos von meinem gedicht schwärmst.  lieben dank dafür. :blume:

 

ganz lieben dank nochmal an euch alle für die zeit, die ihr euch zum lesen und kommentieren genommen habt. auch für die likes vielen dank!

 

liebe grüße

sofakatze 

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Geschrieben

Hallo Sofakatze,

 

mich hat dein Tulpenrot-gedicht auch sehr angesprochen. Ich habe es schon in der ersten Fassung gelesen, und finde, es hat durch Nöcks Anregung noch einen Tick hinzugewonnen.

 

In meinem Kopfkino malt sich das LI die Lippen rot und stellt dem Schreiberling im Nebenzimmer ganz nebenbei ein Whiskeyglas hin. Allerdings mit kalten Tee darin. Wenn er nach dem ersten Schluck verwundert schaut, sagt sie mit ihrem roten Mund: "Manches ist anders als es scheint - und vielleicht braucht es hier und da einen zweiten und aufmerksameren Blick auf die Welt. Wie willst du schreiben, wenn du das nicht weißt?"...

 

Vielen Dank für den Ausflug ins tulpenrot Sofakatze.

 

LG vom Gaukel

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Geschrieben (bearbeitet)

Hallo Sofakatze, 

 

gefällt mir sehr gut, Deine feinsinnige Begrifflichkeit und die - beinahe- zeitlose Selbstbetrachtung.

Große und kleine Gefühlswellen plätschern dahin und das Gedicht endet in einer melancholischen Zeitschleife:

 

...die tulpe schläft im blättergrund

ich höre dich gedichte tippen  

 

Sehr schön! (Sorry, Hayk..  )

Georg

 

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Geschrieben

Lieber Georg,

Du sagst "sehr schön!"

Klar - schön ist die Sprache, schön sind die Verse gestaltet.

Wäre doch gelacht, wenn wir Katzenliebhaber einer Sofakatze, die so schreibt, kein Kompliment machen würden.

Der Vergleich hinkt stark, aber sagt man in Österreich (oder Bayern?)  von einem stilsicher geschmückten Leichnam nicht auch "a scheene Leich"?

Sofakatze schreibt schön, auch wenn sich das "schön" nicht auf den Inhalt anwenden lässt. Und der ist bei "tulpenrot" mindestens alarmierend. Ich danke der Versammlung der Liebesgötter und -göttinnen, dass der Inhalt nicht autobiografisch ist. Das wäre alles andere als schön.

Liebe Grüße, lieber Georg,

Hayk

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