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Geschrieben am

Mein Lustschloss schwebt durch Zeit und Raum,

die Tore schützen sieben Siegel.
Im großen Ballsaal lebt mein Traum
im Labyrinth der tausend Spiegel.

Dort wandle ich auf meine Weise
und fröne dem verspielten Tanz.
Ich drehe mich verzückt im Kreise,
ergötze mich an meinem Glanz.

Wie göttlich meine Locken schwingen
zur zauberhaften Melodie.
Nichts kann mir mehr Erfüllung bringen,
wie trunken fall ich auf die Kniee.

Und bricht mein Ballsaal jäh zusammen,
dann wünsch ich mir den Tod herbei.
Verbrennt mich drinnen, in die Flammen
stellt mir zwei Spiegel oder drei.

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Geschrieben

Salve Nöck,

ich glaube, nur bei Rilke sind alle Gedichte perfekt. Wobei manche perfekter sind.

Die dritte Strophe lässt an eine Frau bzw. an einen jungen Gott denken.

Das mit den Spiegeln: Wieso verlangt das lyrische Ich nach welchen? Es befindet sich doch im Spiegellabyrinth?

 

 

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Geschrieben

Hallo Carlos,

 

was heißt schon perfekt?

 

vor 22 Minuten schrieb Carlos:

Die dritte Strophe lässt an eine Frau bzw. an einen jungen Gott denken.

Ich dachte eher an einen blonden Jüngling, der sich wie ein junger Gott vorkommt. Warum verlangt das LyrIch nach Spiegeln? Der Ballsaal ist zerstört und mit ihm das komplette Spiegellabyrinth (beides könnte auch nur in seiner Einbildung existieren). Für einen letzten Blick auf seine eingebildete Schönheit braucht er Spiegel, die ihm schmeicheln.

 

LG

Nöck

  • Gefällt mir 1
Geschrieben

Moin Nöck, 

 

man ist ja eingeschlossen in seinen eigenen Gedanken, die wie ein Raum fungieren worin sich Emotionen und Erinnerung treffen um miteinander zu Tanzen. Die Spiegel dienen der Reflektion, also der Betrachtung des eigenen Ichs... nur weil es die eigene Wahrnehmung ist, die ja gerade aus diesem Raum guckt, sieht man sich fast immer verzerrt oder sonst wie verformt in den Spiegeln. Gerade so wie die Laune ist - mal hässlich, oder in diesem Fall grenzenlos Selbstverliebt. 

Frei von Raum und Zeit ist dieser Ort tatsächlich. Denn beides, Vergangenheit und Zukunft wirbeln darin umeinander. 

Und darin sind die geheimsten Wünsche und Gelüste, wie unantastbare Schätze vor der Außenwelt geschützt. 

Mit dem Kniefall fällt auch ein Stückweit Erkenntnis ins Licht, dass es draußen nicht so ist wie im Kopf, und diese Erkenntnis füllt den Raum mit Bitterkeit, jedes mal wenn die Lust und Verzückung ihn verlassen und Platz gemacht hat. 

 

Ich hoffe du kannst mit diesem wirren Kommentar etwas anfangen. Danke das du meine Denkmaschine auf touren gebracht hast. 

LG JC

 

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Geschrieben
vor 8 Stunden schrieb Carlos:

Und trotzdem glaube ich, dass, mit einem anderen Schluss (ohne Spiegel) dein Gedicht perfekter wäre.

Ich finde gerade, dass der Wunsch nach Spiegeln zu diesem ausgeprägten Narzissmus passt.

 

vor 8 Stunden schrieb Carlos:

Ich bin böse jetzt: Wenn der Ballsaal zusammenbricht, ist der Jüngling gleich tot...

Dann ziehe ich meinen Trumpf und sage: Es spielt sich alles nur in der Fantasie des LyrIch statt.

 

 

 

Hei JC,

 

so wirr finde ich deine Kommis gar nicht, du hast mir ein paar sehr kluge und interessante Gedanken dagelassen, danke!

 

LG

Nöck

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Geschrieben

Heyho Nöck,

 

auch für mich ergibt sich durch dem finalen Ruf des LI nach weiteren Spiegeln erst die Kernaussage deines Gedichts (das meiner Meinung nach zugleich als Metapher gelesen werden will).

 

Ein luftschloss mit sieben Siegel ist natürlich ein märchenhafter und kein realer Ort. Und was des Einen Selbstverliebtheit ist, die du hier exemplarisch in gekonnten Versen ausgebreitet hast – dass ist z. B. des Anderen Besserwisserei. Will heißen, der Typus Mensch der hier angesprochen ist, kann/will und wird sich – unabhängig von allen Argumenten – um keinen Preis der Welt verändern. Manche Menschen sind so sehr in sich gefangen, dass sie sich in ihr Gefängnis zurück wünschen wenn es nieder brennt. Oder auch, wenn dies nicht möglich ist, mit ihm untergehen wollen

 

Der Besserwisser würde, nach von dir bedichteten Muster, und nachdem ihm zweifelsfrei eine tödliche Dummheit nachgewiesen wurde, darauf bestehen, dass er am besten erklären kann wie es dazu kam. Und somit konsequent auch seine letzten Sekunden in schwadronierenden Erklärungen verstreichen lassen.

 

Von außen mag das je nach Betrachter von närrisch bist pathologisch beurteilt werden. Und doch frage ich mich, ob das Thema letztendlich so einfach ist.

 

Hat sich der Gute eingeschlossen? Oder hat er alle anderen ausgeschlossen?

 

Vielen Dank für deine handwerklich feine Nachdenklichkeit.

 

LG vom Gaukel

(der ne Unmenge Spiegel in seiner Schreibstube hat, und sich beim Dichten von seinem Schreibtisch aus in drei verschieden Richtungen beim denken zuschauen kann.)

  • Danke 1
Geschrieben
vor 19 Stunden schrieb Gaukelwort:

(der ne Unmenge Spiegel in seiner Schreibstube hat, und sich beim Dichten von seinem Schreibtisch aus in drei verschieden Richtungen beim denken zuschauen kann.)

Hallo Gaukel,

 

oh, oh, das lässt tief blicken.

 

vor 19 Stunden schrieb Gaukelwort:

Ein luftschloss mit sieben Siegel ist natürlich ein märchenhafter und kein realer Ort.

Ich habe es Lustschloss genannt, es erschien mir noch passender und deine sehr interessanten Gedanken zum Gedicht geben ihm die richtige Würze. Dankeschön.

 

LG

Nöck

 

(Falls du jetzt auch noch einen Spiegel über dem Bett haben solltest, behalte es lieber für dich!)

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