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Geschrieben

Hallo Lé, Ferdi und Carlos,

 

danke für eure Anmerkungen.

 

Die Überraschung oder Erweiterung liegt  für mich, Lé, gerade in der eingeschlagenen Richtung. Die Assoziationen zu "Morgentoilette" werden um das was der Leser in den weiteren Zeilen findet, "erweitert", "neu ausgefüllt",  für jeden anders. Von daher möchte ich die Reihenfolge in der jetzigen Form ungerne ändern. 

 

Die "Morgentoilette" streichen? Gegen einen Zweizeiler hätte ich an sich nichts einzuwenden, Ferdi und Carlos, aber hinge der nicht etwas arg in der Luft? Hm. Auf jeden Fall ein anderer/ weiterer Haiku.

 

In der Pfütze baden

Himmel und Amsel

 

Mit Einleitung  kann es der Morgen sein, müsste aber nicht:

 

Nach dem Sommerregen

In der Pfütze baden

Himmel und Amsel

 

Mit Morgenfrische:

 

Nach der langen Nacht

In der Pfütze baden

Himmel und Amsel

 

 

LG,

Mi


 

Geschrieben

Liebe Miserabelle,

 

ich finde auch, dass das Wort zusammenfasst, vorgibt, wie die beiden anderen Zeilen zu lesen sind, was ja im Haiku nicht sein soll; am Ende stehend ändert sich für mich nur minimal etwas - ich habe versucht, für mich eine andere dritte Zeile zu finden, wollte aber nicht aufdringlich sein.

 

Die Idee, einen Zweizeiler draus zu machen, finde ich gut. Mir hängt es nicht zu sehr in der Luft. Vielleicht kannst du auch die Pfütze erweitern ...

 

Das Bild, dass der Himmel in der Pfütze badet, finde ich überraschend schön und lieblich!

 

Sehr schöne Zeilen! LG Nesselröschen

 

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Geschrieben

Hallo Nesselrösschen. 


 

ich danke auch dir, für Lob und Rückmeldung. 

 

Hm, überstülpen wollte ich  dem Bild eigentlich nichts und  auch nicht erklären, sondern vielmehr einen Kontrast bilden, was wiederum im Haiku, so wie ich es verstehe, gut machbar ist. Aber ich verstehe was ihr meint und lasse mal etwas Zeit darüber streichen.


 

Lg,

Mi

 

Geschrieben

Hallo gummibaum,

 

ich freue mich, dass du vorbeischaust und ein sehr großes Bad nimmst.

 

Hallo Ferdi,

 

du hast natürlich recht damit, dass die Amsel ein Klassiker ist. Das ist sie nicht ohne Grund. Lange überlegt habe ich bei der Wahl des Vogels nicht. Sie stand mir einfach am deutlichsten vor Augen und sie enthält einige Assoziationen, die andere Vögel bei mir nicht auslösen. Die Amsel mit ihrem morgendlichen und abendlichen Gesang  oder "Blackbird" bei den Beatles und vieles mehr. Das sind ein paar meiner Gedanken in den Text und: Es ist  einfach immer wieder spannend, was Text und Leser/ Schreiber miteinander ausmachen. 


 

Jetzt da ich weiter darüber nachdenke, wäre bei einem anderen Vogel etwas ganz anderes heraus gekommen. Ein zierliches Goldhähnchen löst  andere Bilder und Gedankengänge aus. Da  bekäme der Aspekt der Größe für mich u.a. eine Relevanz. 

 

Eine Meise?

 

Da fällt mir eine scherzhaftes "Mini" von mir ein:

 

Kleine Meise

zeig dem Sommer einen Vogel.


 

Was die Personifikation betrifft, kann ich mir gut vorstellen, dass diese  bei "Puristen" kein akzeptables Stil-Mittel sein kann und das hat auch wirklich etwas für sich. Auf Wikipedia, du sprichst ja den Hexameter an, findet sich dazu ein Zitat von Ulrich Hötzer, was mir sehr passend erscheint:


 „Der Hexameter stellt dem Hörer Welt gegenüber als reine, ungemischte und ungebrochene Gegenwart.“

(UlrichHötzer: Mörikes heimliche Modernität. Herausgegeben von Eva Bannmüller, Niemeyer, Tübingen, 1998, S. 75 / S. 76)

 

Um korrekt zitieren zu können, habe ich die dortige Quellenangabe  übernommen, ohne sie zu orüfen.

 

Dennoch macht das auf meinem Haikubaum "nur" einen möglichen Ast aus. Zugegeben schon einen sehr besonderer, denn so zu schreiben  ist nicht nur eine hohe Kunst, sondern auch ein ein besonderer Lesegenuss.

 

Die  metrische Ebene, das ist mir auch schon aufgefallen, lasse ich meistens bei den Haikus ganz unbeacht. 


 

Vielen Dank, für euren Besuch, die Erweiterung und Schärfung des Blickfeldes  und die Gelegenheit des Austausches!

 

LG,

Mi

 

Geschrieben

Hi Miserabelle,

 

Für eine Naturbetrachtung deutet sich ein Lebenskreislauf und die Jahreszeit an. Wann baden Amseln? Amseln baden vermehrt im Sommer, wenn es heiß ist, und die Parasiten aus dem Gefieder gewaschen werden müssen - Parasiten, Vorzeichen des Todes. Ein Bad bietet Erfrischung und Regeneration, ein kleiner Kreislauf wird angeregt.  Wenn sich aus der Position des Beobachters zudem der "Himmel" in der Pfütze spiegelt, wird dieser für ihn vermutlich vornehmlich in Form von  Wolken sichtbar. Der große Kreislauf ergibt sich durch Wolken Pfütze und Verdunstung, Wasser ist das Element und die Vorraussetzung für das Leben. Die Symbolik ist für ein Haiku zur Genüge vorhanden.    

 

Dein Haiku gefällt mir ausnehmend gut, ich könnte aber nur assoziative Begründungen beisteuern.

Amsel und Himmel bilden nicht nur einen schönen Farbkontrast, sondern in mir eine Einheit "divergierender" Assonanzen- "imel" "am(s)el".  

Egal ob du nun die Morgentoilette an den Anfang stellst, oder ans Ende setzt - mit Himmel und Amsel gelingt dir in beiden Fällen soetwas wie eine "Pointe", zumindest was den Überraschungseffekt anbelangt. Bei mir löst dieser eher den Nachhall aus, der eine metaphysische Ebene einbezieht. In der Vorstellungswelt des Lesers darf dann ruhig auch ein göttliches Wesen mit in der Wanne sitzen, warum denn nicht.  

Deine situative Beschreibung  stünde mEa. denn auch nicht im Widerspruch zu einer puristischen Haiku- Auffassung, wenn auf diese Weise der Himmel gewollt oder ungewollt in den Waschvorgang mit einbezogen und " personifiziert" würde. Denn es bleibt schlussendlich der Lesart des Lesers überlassen, dieses Bild auseinanderzupflücken, zu interpretieren und für sich zu sortieren., oder sich mit dieser Waschszene seine Phantasie anregen zu lassen.

tolles Ding!

Amadea

 

Geschrieben

Hallo Amadea,

 

vielen Dank für dein ausführliches Eintauchen. Ich bin sehr gerne  deinen Gedankengängen gefolgt und besonders gefällt mir ja die Facette des kleinen und großen Kreislaufes. Auch das große Bad (der badende Gott) kann sich darin spiegeln und ich freue mich, wenn sich die Mehrdeutigkeit, die ein Haiku enthalten kann, entfaltet. 

 

Klären konnte ich für mich, dass es die bodenschwerere Amsel sein muss und nicht die luftige Lerche.

 

Dennoch treibt mich die Frage um, ob ein ähnlicher Nachhall auch ohne das Stilmittel der Personifizierung möglich ist und ich doch noch das haikusche Messer anlege.

 

In der Pfütze,

Amsel und Himmel

 

 

 

Mit besten Dank für eure rege Beteiligung und sinnierend,

 

Mi

Geschrieben

Hallo Ferdi,

 

ein "Schneiden" ist es tatsächlich nicht. Ich dachte da nur ans Ockhamsche Messer und schrieb "Haikusche" darauf.

 

"Sieben" und "archelogisches Pinsel"  sind schöne Vergleiche. Auch eine "Art Beobachtungsapparat" der das "Herausgeschleuderte, raffiniert und skeptisch prüft" (frei nach Gottfried Benn) kommt dem kreatives Prozess des Schreibens und Entwickelns nahe. Und

alles Abwägen zwischen dem intuitiven und artifizierenden Prozessen löst keinesfalls das Rätselhafte daran auf. 

 

 

 

Geschrieben

Morgentoilette

In der Pfütze baden

Himmel und Amsel

 

Hallo Miserabelle,

staunend lese ich hier was man über 3 kurze Zeilen alles schreiben kann!

Haikus sind mir fremd und ich kann mich auch nicht so sonderlich für sie erwärmen, weshalb ich sie auch selten lese (obwohl ich da beim Faden mitmache um ein bisschen mit der Materie vertraut zu werden, aber es ist noch schwer).

 

Mir gefallen deine 3 Zeilen ganz genauso wie sie sind. Warum: weil in mir sofort ein klares Bild aufsteigt und nicht nur das sondern auch viele Assoziationen und Stimmungen.

In der Pfütze baden Himmel und Amsel: das ist und klingt einfach schön und die Morgentoilette: anfangs habe ich mich daran etwas gestoßen wegen der Toilette, ja ich kenne den Begriff schon noch, aber er enthält eben die Toilette im heutigen Sprachgebrauch. zwischenzeitlich finde ich ihn aber passend... 

Nur wenn man genauer drüber nachdenkt: 

In der Pfütze baden

Himmel und Amsel

geht das nicht gleichzeitig, denn wenn die Amsel in der Pfütze plantscht spiegelt sich der Himmel nicht mehr..oder? Am Rand vielleicht...

Egal: das Bild das entsteht ist einfach nur schön für mich. Ein sonniger Morgen, die Natur und die Menschen machen sich frisch und schick für den Tag, sogar der Himmel macht mit der wohl in der Nacht diese Pfütze gebracht hat und sich nun wolkenlos selbst darin bewundern kann.

Vielleicht genügt es keinen strengen Regeln, aber es ist gut genug um gedruckt zu werden. Vielleicht sind auch Kalendersprüche verpönt bei guten Dichtern, aber da kommen doch nur die besten rein (zumindest die die ich kenne) und erfreuen den Leser. Mich würde dieses jedenfalls sehr erfreuen, wenn ich es beim Umblättern lesen könnte und mir am Morgen ein Lächeln ins Gesicht zaubern. Sag, was will man mehr?

 

Liebe Grüße

Sali

Geschrieben

Hallo Salseda,

 

es freut mich, dass du  vorbei geschaut  und dem Nachhall gelauscht hast, den ein Haiku möglichst haben sollte.

Der etwas reibende Kontrast der "Morgentoilette" scheint diesem ja auf jeden Fall Lebendigkeit verliehen zu haben. 

 

Hm und wie sieht ein badender Himmel aus. Das ist unbetretenes Land. Da ist vieles möglich. 

 

LG,

Mi

 

 

 

 

 

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