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Kopfschuss

 

Geschichten vom Erwachsen werden Teil 6

 

Sie flogen hin und her und verteilten ihren Mist auf den Bäumen, den Straßen und den Vorgärten. Sie waren für den Dreck in der Stadt verantwortlich.

Genau, wie all die Kanacken, Juden und Schwulen.

 

Ihre Flügel schwangen im Takt der Musik, die im Hintergrund lief.

Im Moment hörte er AC/DC rauf und runter. So laut das die Wände wackelten.

 

Diese kleinen roten Augen glotzten ihn an, als würden sie etwas von ihm Verlangen. Irgendetwas, das einen Sinn ergab.

Natürlich, war das ohne jegliche Bedeutung für ihn, denn er schoss ihnen trotzdem, während des Fluges, den Kopf weg.

 

Er hasste sie.

 

Sein Vater hatte Tauben gezüchtet. Auf dem Dach. Dort oben, gab er ihnen ein Zuhause. Aber nicht einfach einen Verschlag aus geklauten Brettern, wo die Biester ein und aus gingen, sondern eine Villa aus Eichenholz. Ja. Sein Vater liebte diese Viecher über alles. Mehr als sein Auto, oder seinen Job, oder seine Frau.

Für diese fliegenden, stinkenden Geschöpfe mit ihrem nervtötenden, bei jedem Schritt nach vorne schnellenden Kopf, empfand er mehr Zuneigung, als für seinen eigenen Sohn.

 

Und egal wie Magnus sich anstrengte die Gunst des Vaters zu erringen.

Immer standen ihm die Tauben im Weg.

Immer waren sie mehr Wert als er.

 

Er wurde traurig, wenn er an die zurückliegende Zeit dachte.

 

An das Fußballspiel, das sein Vater ihm versprach und nicht hielt.

An die Schulaufführung, wo er Balthasar spielte und sein Vater nicht kam.

An den Gürtel und die Ohrfeigen.

 

In jedem Schlag von seinem Vater spürte Magnus, das er nur ein Mitbringsel war, ein Geschenk das keiner wollte.

 

Wie die grüne Wanduhr von der Oma.

Der gelbe hässliche Schal von Tante Gertrud

Die Gläser und die Teller von Onkel Albert. Die mit dem blauen Zwiebelmuster.

Der ganze gebastelte Schund der Enkelkinder. Alles Unnütz.

Zuneigung? Freundschaft? Gehörte alles auf den Müll. Die ganze Welt wurde ein Müllhaufen und auch er wurde zu etwas, bei dem alle nur so taten, als würden sie es mögen. Er wurde zu einem Schal. Einem Teller. Einem Ding.

 

Magnus hörte vor langer Zeit auf zu lieben. Er erkannte, das das Leben leichter ohne diesen Ballast war.

Er drückte das Luftgewehr wieder fest an seine Schulter und zielte ruhig und genau. Kimme und Korn mussten eine Linie bilden. Seine Klassenkameraden übten Mathe und Deutsch. Er trainierte seine Fähigkeiten im Treffen.

Am liebsten schoss er zwischen die Augen. Er fühlte, das sich dies, als die Sicherste aller Möglichkeiten anbot und er wollte Sicherheit. Er sehnte sich danach. Trotzdem wusste er genau, das es dafür keine Garantie gab und

das Geborgenheit und Glück, wie eine aufgedunsene Leiche im Meer der Lüge schwamm.

So, wie alles um ihn herum nur einer großer Schwindel war.

 

Am liebsten schaute er Actionfilme. Da wo richtig viel geballert wurde.

Und Kriegsfilme, aber da fand er es blöd, das die Deutschen immer die Dummen waren. So als konnten sie 1+1 nicht zusammenzählen. Und dann die ganzen Lügen über die Juden.

Er wusste genau, das Hitler keine vergast hatte, denn das erzählte ihm sein Großvater und der musste es wissen, denn er wurde im 2. Weltkrieg mit dem Eisernen Kreuz ausgezeichnet wurden.

Sein Großvater berichtete ihm auch vom Mut der Hitlerjugend und wie sie den Russen so lange stand gehalten hatten, bis sie das geliebte Vaterland überrannten und zerstörten.

 

Der deutsche Soldat bekam ein Ziel und das wurde erreicht, egal wie hoch der Berg, oder wie tief der Fluss war.

Diese Krieger erschienen ihm, wie die wahren Helden.

Die wussten immer genau, wo sie den Gegner treffen mussten, um ihn auszuschalten. Denn darum ging es. Man konnte nur siegen, wenn der Andere unterging.

 

l

 

 

Seit Magnus aus dem Jugendknast heraus war, ließ er es langsam angehen.

Seine Kumpels aus den Kindertagen hatte er abgehakt.

Olaf und Piet waren Dummköpfe. Die dachten tatsächlich, das alles nur ein Spiel wäre, doch es war alles andere, als das.

Magnus begriff sich selbst, als Überlebender.

 

So hatte er es in den Filmen gesehen und so lebte er. Die auswendiggelernten Filmzitate steckten tief in ihm drin:

 

„Kommt doch her! Ich schlucke eure Kugeln! Ich bin Tony Montana! ich stecke eure Kugeln alle weg! Ihr wollt mich umlegen!?"

Tony Montana hatte sich in ihm breit gemacht. Tony, war keine Figur aus einem großartigen Film, sondern Wirklichkeit.

Manchmal stellte er sich vor, einer von den ganz Bösen zu sein. Er dachte daran auf der Fernbedienung einen Knopf zu haben, mit denen er die ganzen Idioten, die ihm auf die Nerven gingen, einfach ausknipsen konnte.

Und er wusste, das ausknipsen genau das richtige Wort dafür wäre.

 

Morgen war Schulfest. Die größte Feier des Jahres.

 

Ihn hatten sie natürlich nicht eingeladen, denn er gehörte ja jetzt zu den Aussätzigen. So, als würde ihm eine fürchterliche Krankheit anhaften.

Grippe, oder Röteln oder Lepra.

Viele Leute sprachen mit ihm. Die Lehrer. Der Direktor. Das Jugendamt. Passanten. Polizisten. Bauarbeiter. Sogar die Spatzen pfiffen es von den Dächern. Magnus war gefährlich.

Er sollte sein Verhalten überdenken. Sich ändern.

Pah! Wieso?

Sollten die Anderen sich doch ändern.

Er ließ sich von niemandem vorschreiben, was er zu tun oder zu lassen hatte.

 

Wieder presste er den Gewehrkolben an seine Schulter. Langsam suchte er sein Ziel. Sein Atem ging ruhig und kontrolliert.

 

Er wurde ganz still und dachte an seine Mutter. An ihr Haar und ihre Stimme. Da wurde er ganz weich. Innen drin.

 

Aber nach einigen Sekunden bezwang er dieses Gefühl, visierte eine Taube an und schoss ihr direkt ins Auge.

Das kleine Köpfen flog nach hinten. Dann fiel sie vom Dach auf den Bürgersteig, genau in ihren eigenen Dreck.

 

Ja, er würde zum Schulfest gehen und ihre Kinnladen herunterfallen sehen, wenn er durch das Tor spazierte. Er würde ihnen seinen wahren Charakter zeigen.

 

Er war Tony Montana. Die Geißel Gottes. Das klang gut. Nach Endlösung.

ERE

 

Ich erwachte, an einem Dienstag, schweißgebadet in meinem Bett.

Ein immer wiederkehrender Alptraum heftete sich an meine Fersen

und ließ mich nicht entkommen:

 

Eine dunkle Wüste mit zwei Monden und ein Gleis, der ins Nirgendwo führte.

Finstere Mächte klammerten sich in meinen Gedanken fest und ließen mich nicht los. Meine Beine waren schwer, wie Blei und mein Körper steckte in einem Korsett aus Fischbein und während die Angst, wie eine Anakonda heranschlich und Besitz von meiner Seele ergriff, versuchte ich wegzulaufen.

Doch wie sehr ich mich auch bemühte, mein Leib bewegte sich nicht von der Stelle.

 

Ich war gefangen.

|||||||||||||||||||||

 

 

In der Schule lief alles nach dem gewohnten Muster ab:

 

 

Morgens aus dem Bett quälen. Zwei Butterkekse von Leibniz hinter die Kiemen schieben. Versuchen die Zacken zu zählen und nach 23 aufhören, weil die Zeit zu knapp wird. Mit hängen und würgen in die Klasse huschen und das verschwitzte Unterhemd auf der Haut spüren.

Torsten die neuesten Nachrichten aus dem Musketier Heft erzählen und sich daran freuen, welchen Spaß er an diesen Geschichten hat.

Versuchen auf dem Schulhof über den eigenen Schatten zu springen und feststellen, das es schwieriger ist, als erwartet.

Auf der Treppe sitzen und so tun, als wäre man ein erfolgreicher Rockstar und das Kichern der Mädchen, als Bestätigung verstehen.

 

Im Kunst Unterricht nickte ich regelmäßig kurz weg, da ich Nachts zu lange in dem neuesten Musketier Heft las und mir vorstellte D`Artagnan zu sein.

Ich erlebte großartige Abenteuer mit meinen Freunden Athos, Porthos und Aramis. Das waren natürlich Bert, Uwe und Thomas.

 

Schade, das wir aus dem Alter raus waren, wo wir mit Schwertern und Schilden gegen die Ungerechtigkeit der Welt kämpften.

Michaela lächelte mir zwei Wochen zu und ich lächelte zwei Wochen lang zurück. Aber schließlich traf sie jemanden aus der Parallelklasse, den wir alle nur

Doktor Schiwago nannten, weil seine Eltern russische Emigranten aus dem Kaukasus waren und schenkte ihm ihr zuckersüßes Lächeln.

 

Er schien ein ganz netter Typ zu sein, aber da er mir das Mädchen weggeschnappte, kam er auf die schwarze Liste der Kobra Gang.

Er würde schon sehen, was das bedeutete.

 

Hoffentlich kamen wir nicht dazu es ihm sagen zu müssen, denn wir wussten es selber nicht. Wir fanden es bloß cool eine schwarze Liste zu haben und es ihm regelmäßig unter die Nase zu reiben.

 

Wahrscheinlich machte er sich darüber keine Gedanken, weil er mit dem Namen Kasimir schon genug bestraft war.

 

Der Direktor hatte mich seit einigen Monaten nicht gesehen, was alle mit Wohlwollen zur Kenntnis nahmen. Sowohl meine Mutter, als auch meine Oma und der Rest der gesamten westlichen Hemisphäre. So, redete ich es mir jedenfalls ein.

 

Im Unterricht kam ich auch ganz gut mit, weil ich mit 18 nach Amerika auswandern wollte, um ein berühmter Sänger zu werden.

Und damit mich niemand über den Tisch zog, lernte ich besonders gewissenhaft Mathe und Englisch.

 

Fühlte sich gut an, ein Ziel zu haben.

 

Frau Raszikowa meinte, mein Englisch würde von Tag zu Tag besser werden und sie wäre sehr froh, das ich endlich meinen Weg gefunden hätte.

 

Ging es noch peinlicher?

Weil ich nicht als Streber dastehen wollte, den Job hatte ja Siegfried Kanne schon, sagte ich:

 

„Thank you Mrs. Raszikowa, aber der Siegfried ist ein Meister auf diesem Gebiet und ich werde ihn wohl nie überholen können.“

„Du stehst auf 1- und Siegfried auf 2+. Toll, wie du dich gesteigert hast Alex.“

 

Jetzt nannte sie sogar meinen Namen vor der ganzen Klasse. Das konnte ich unmöglich durchgehen lassen.

 

„Also, die Engländer haben ja vor 150 Jahren alles daran gesetzt die Chinesen mit Opium unter Drogen zu setzen, um sie gefügig für ihre wirtschaftlichen Ambitionen zu machen.“ ,erklärte ich.

„Oh, das hast du aber gut recherchiert, Alex.“

 

Das wurde schwieriger, als ich dachte, also schob ich die schweren Geschütze nach vorne. Genau, wie die Engländer. Und ich feuerte.

 

„Mr. Siegfried Kanne is a perfekt Idiot and his China letters to his girlfriend

Mrs. Raszikowa give him the best Notes in this school.“

 

So. Wenn das nicht reichte, wusste ich auch nicht.

 

Unsere hübsche Englischlehrerin in dem engsten Pullover, den je eine Klasse gesehen hatte, wurde erst puterrot und dann bleich wie die Wand hinter der Turnhalle. Die hatte der Hausmeister erst vor zwei Tagen gestrichen.

 

Die 6 in Betragen war mir sicher und damit würde ich dann auf die Note 3 rutschen. Das passte.

Als ich fröhlich beim Direktor rein schneite schüttelte dieser nur den Kopf.

 

„Mensch Meschke. Es lief doch alles wunderbar. Was ist bloß los mit dir?

Warst du im Ausland und hast dir eine Krankheit eingefangen oder ist es einfach nur der ganz normale Teenager Wahnsinn?“

„Teenager Wahnsinn.“ ,sagte ich.

„Aber es gibt Grenzen, die man nicht überschreiten darf, Meschke.

Respekt. Meschke. Respekt.“ ,erklärte er mit enttäuschter Stimme.

 

Da wurde mir klar, das ich Mist gebaut hatte. Eben noch strahlender Held mit allen Lachern der Klasse auf meiner Seite und im nächsten Augenblick der dümmste Dummkopf, den die Welt je gesehen hatte.

Noch dümmer, als die Liesl mit ihrem Regenwurm. Jetzt wurde ich bleich und musste mich setzen.

 

„Das wird schon Meschke. Die Frage ist immer, was kann man tun, um die Sache zu bereinigen. Verzweifle nicht an deinen Taten, sondern wachse an ihnen.“

,erklärte der Direktor versöhnlich.

 

Ich ging zurück in die Klasse. Klein. Eine Maus. Ein Wurm. Fühlte mich elend, verbraucht und alt. Wie ein Methusalem auf Haribo Entzug.

 

Die Vögel hörten auf zu zwitschern. Alle hielten den Atem an. Selbst Kanne sah von seinem Streberbuch hoch und zog seine buschigen Augenbrauen nach oben.

Ich stand in der Tür und mit krächzender Stimme und flauem Magen versuchte ich mich zu erklären:

 

„Ich möchte mich bei ihnen entschuldigen, Frau Raszikowa, und bei Siegfried.

Mein Verhalten war falsch. Ich..........entschuldigung.“

„Ich nehme deine Entschuldigung an.“ ,sagte sie sanft.

 

Ich blickte den Rest der Stunde aus dem Fenster und sah einem Eichhörnchen zu.

Es hielt eine Nuss zwischen den kleinen Pfoten und knabberte daran herum.

Plötzlich blickte es mich mit seinen kleinen, schwarzen Knopfaugen direkt an.

Mann war das süß.

 

Ich musste an Joy denken. Komisch das sie so schnell weg waren. Komisch das ihr Vater ins Gefängnis gekommen ist.

Bei unserem letzten Gespräch sagte sie, ihr Vater sei immer nett zu allen und besonders zu ihr. Was meinte sie damit? Was hatte ihr Dad getan?

 

Die Schulglocke klingelte Sturm und die Freiheit füllte meinen Körper mit neuer Energie.

 

Ich riss mich von meinen düsteren Gedanken los.

 

Treffpunkt: Rückseite Sporthalle.

 

Die Gang erwartete mich schon. Torsten zeichnete die Musketiere auf die frisch geweißte Wand und Hannes verteilte Zippen.

 

„Für mich nicht. Meine Stimme ist mir wichtiger.“

„Aber wir rauchen alle eine.“ ,protestierte Hannes.

„Und wenn alle von der Brücke springen, springst du auch!?“ ,entgegnete ich.

„Du klingst, wie mein Alter.“ ,fuhr Hannes fort.

„Und du, wie meine kleine Schwester.“

„Jungs. Vergesst doch nicht. Wir sind auf der gleichen Seite.“ ,mischte sich Thomas ein.

„Auf dem Schulfest ziehen die Bräute bestimmt ihre schärfsten Klamotten an. Was meint ihr?“ ,fragte Bert.

„Ich geh` als Krümelmonster.“ ,sagte ich.

„Dann brauchst du nicht umziehen.“ ,warf Uwe lachend in die Runde.

„Ich hab` neue Schuhe, mit Plateau und zwei fette Blasen an den Hacken.

Zieh` ich trotzdem an.“ ,bestimmte Torsten wichtig.

„Haste schon mal ein Mädchen geküsst?“ ,wollte Hannes wissen.

„Nö. Aber heute.“ ,meinte Torsten und sah dabei, wie ein Feuermelder aus.

„Mann, der Rauch zieht immer zu mir rüber.“ ,meckerte ich.

„Bist du ein Mädchen, oder was?“ ,rief Hannes.

 

Boah, der nervte mich total.

 

„Ich bin WAS.“ ,schrie ich ihm ins Ohr.

„Ganz ruhig Jungs.“ ,beschwichtigte Thomas. „Jetzt gebt euch mal die Hand.“

 

Widerwillig grabschten wir nach den Flossen des Anderen und warfen uns, mit Giftpfeilen bespickte, Blicke zu.

 

Als mein Blick kurz abschweifte, entdeckte ich einen Regenwurm, der vermutlich der Goliath unter allen Würmern war. Der glotzte mich ziemlich unverschämt an, was merkwürdig genug war, weil Regenwürmer zwar 5 Herzen, aber keine Augen haben.

 

Bei unserem Direktor fand ich vor ein paar Monaten ein Buch über die Ordnung der Wenigborster, zu denen ja bekanntermaßen die Regenwürmer gehören.

Dort stand, das sie innerhalb der Ringelwürmer zur Klasse der Gürtelwürmer zählen und das es ungefähr 600 Arten gibt.

Also, ich dachte schon, das ist irgendwie bekloppt, weil ich es spannend fand diese Dinge zu erfahren, aber ich las das Buch an zwei Abenden mit 5 Tüten Chips und einer Kiste Cola an meiner Seite.

 

Und da wir gerade so viel über Würmer erfuhren:

 

Michaela trabte mit Doktor Schiwago, Hand in Hand, so auf lässig, an uns vorbei.

 

„Na, Jungs. Alles im Lot?“ ,säuselte sie.

 

Hähhhhhhhhhhhhhhh. Wie jetzt? Was ging hier denn ab?

Sah ich vielleicht, wie die örtliche Fußmatte aus?

Oder der Volltrottel aus Gütersloh, der nicht mal bis 3 zählen konnte?

 

Erst entschied sie sich für:

 

Kasimir Schrägstrich Doktor Schiwago

- Den größten, hundsgemeinen Mädchenklauer der ganzen Schule -

 

….......und jetzt machte sie auf witzig und stellte mich vor meinen Kumpels bloß.

 

„Michaela hat mir erzählt das du auf Elvis stehst. In Russland hatte ich Leistungskurs Englisch. Ich hab` dir ein paar Texte raus geschrieben.“ ,sagte er.

Kasimir reichte mir die Blätter.

 

Hielt er mich für einen Idioten?

 

Natürlich wollte ich die Texte. Und natürlich konnte ich sie auf keinen Fall annehmen und fragte stattdessen, in einem herablassenden Tonfall.

 

„Wie läuft`s in Kasachstan? Mal wieder auf einem Rentier geritten?“

„Rentiere sind nicht so mein Ding. Ich dressiere Bären, die dann für mich dumme Fragen beantworten. Bei uns ist es nämlich nicht üblich andere mit Schwachsinn vollzutexten.“ ,erklärte er mir.

„Und bei uns ist es nicht üblich anderen die Freundin auszuspannen.“ sagte ich.

 

Wir standen uns, wie zwei Gunmen, aus der guten alten, Zeit 1881, gegenüber. Revolverhelden aus dem wilden Westen Amerikas.

 

Tombstone.

 

Eine staubige Straße. Links und rechts gesäumt von Holzhäusern. Abblätternde Farbe. Knarrende Türen und Frauen in bauschigen Kleidern mit Sonnenschirm.

 

Der Saloon. Eine Bank. Die Stallungen. Dazwischen immer wieder Privat Häuser. Das Büro des Sheriffs, nebst Gefängnis.

Und dahinter der OK Chorall. Dort wo der große Kampf stattfinden würde.

 

Ich stellte mir immer vor, Doc Holliday zu sein. Ein Spieler, Zahnarzt, Frauenversteher und schießwütiger Gentleman.

 

 

-Neunmal kämpfte ich, um mein Leben und tötete 7 Männer.

Böse Zungen behaupteten es wären nur 3 gewesen. Alles Lüge.

Ich muss es wohl wissen, denn ich war dabei.

Zu jener Zeit war ich mit einer widerspenstigen Lady namens

Big Nose Kate zusammen.

Die machte mir das Leben wirklich zur Hölle, aber tief in

ihrem Innern hat sie mich geliebt und ich sie auch.-

 

 

Da mir dieser Gedanke bis in die Haarspitzen gefiel, legte ich den Kopf etwas schief (sehr effektvoll) und schaute ihn von unten nach oben an.

 

„Um 4 an der gleichen Stelle.“ ,sagte ich mit dunkler Stimme zu Kasimir und stakste, mit meinem John Wayne Gang davon.

So, ich hatte meine Position klar gemacht und ihm gezeigt, wer hier der Macker war.

Jetzt musste ich mir nur noch überlegen, wie ich aus der Nummer wieder rauskam.

 

Auf dem Weg nach Hause traf ich den Herrn Pumpelmeier.

Der war wohl auf dem Trip zu einem Auftritt, denn er hatte seinen Gitarrenkoffer dabei und trug einen schwarzen Cowboy Hut. Seine, am Hacken abgeschrägten, spitzen, mexikanischen Boots besaßen vorne einen gravierten Metall Überzug.

Die Bullenpeitsche an seinem Gürtel fand ich einen Tick zu viel, aber wer wusste schon, was einem alles auf seinem Weg zum Gunslinger Event begegnen würde?

Vielleicht eine Herde Longhornrinder, die in einer Stampede über die Straßen Hamburgs hetzten, weil ein Blizzard sie so sehr verschreckte, das sie vergaßen, wo sie waren und wie sie hießen.

 

Ich stellte mir den Herrn Pumpelmeier auf einer Klippe über dem Grand Canyon vor. Auf einem schwarzen Hengst sitzend und Lonesome Cowboy von Elvis singend.

 

Stilbewusst rief er mir im amerikanischen Slang etwas zu, das wie:

 

„Howdy Partner!“

 

klang.

 

Ich überlegte was ich wohl Cooles entgegnen konnte. Leider fiel mir nichts ein, also winkte ich einfach und kam mir ziemlich blöd dabei vor.

Er lächelte und schon verschwand er im Laden von Herrn Schlichting.

 

Überlegte, ob ich auch reinschauen sollte, um mir das neueste Musketierheft zu holen. Dann fiel mir ein, das ich kein Geld hatte und ging nach Hause.

 

Das Schulfest sollte um 4 starten.

 

Schaute auf die Uhr. 3. Also noch Zeit. Legte mich aufs Bett und starrte an die Decke.

 

Meine Gedanken wirbelten durch den Raum, wie ein verschreckter Haufen grüne Grillen und schlingerten sich über meinen Schreibtisch zur Deckenleuchte und wieder in mein Hirn.

 

„Wieso war das eigentlich so schwierig mit den Mädchen?

Warum konnte man ihnen nicht einfach sagen, das man sie mochte?

 

Nochmal mit Michaela zusammen kommen zu wollen, war Blödsinn!

 

Wieso, war die Haut von Mädchen eigentlich so viel weicher, als bei uns?

 

Und.....

 

Wie ging es eigentlich mit D Artagnan weiter? Mist das ich kein Geld mehr hatte.

Der Spruch ist Spitze: „Einer für alle und alle für einen.“

Hätte von mir sein können. Als Musketier kannte man bestimmt viele Mädchen.

Die anderen Girls aus der Klasse sprachen mich überhaupt nicht an.

Ingrid machte mir seit 3 Wochen schöne Augen, die ich versuchte zu ignorieren.

Nicole knuffte und buffte mich, um mir ihre Zuneigung zu zeigen.

Alles uninteressant. Wen gab es noch?“

 

Die Liesl.

 

Die hatte sich ganz schön verändert. Keine Zöpfe mehr.

Keine Faltenröcke. Keine Regenwürmer. Die schaute mich auch auf so eine seltsame Art an.

 

Schöne Lippen hatte die. Verdammt schöne Lippen.

 

Irgendjemand warf kleine Steinchen an mein Fenster. Ich öffnete es und schaute hinaus. Da stand tatsächlich die Liesl. Das musste ein Zeichen sein.

 

„Hi.“ ,sagte sie.

„Hi.“ ,sagte ich.

„Gehste auch zum Schulfest?“ ,fragte sie.

„Bin der Hauptakt.“ ,meinte ich

„Wieso?“

„Hab ne` Band. Wir spielen Mystery Train.“

„Von Elvis?“

„Yep!“

„Cool. Bist du der Sänger?“

„Yep!“

„Hast du jemanden, mit dem du hingehst?“ ,fragte sie.

„Nö. Hab` keinen.“

„Wollen wir zusammen gehen?“

„Krieg ich jetzt einen Zettel mit JA NEIN VIELLEICHT ?“

„Nur mit JA “ ,sagte sie und lachte.

Die Liesl sah toll aus. Eine ganz enge Jeans und bauchfreies rotes Top.

Bauchfrei fand ich gut. Genauso, wie lange Wimpern.

Lange Wimpern waren der Ferrari unter allen abgestorbenen Zellen. Sogar noch besser, als rote Fingernägel, die übrings aus dem gleichen Material bestanden. Nämlich aus Keratin.

 

Das wäre auch eine gute Story. >Das Mädchen aus Keratin.<

 

Eine Erzählung die ich für Torsten schreiben wollte:

 

Dieses Mädchen würde aus dem East End in London kommen und sehr zerbrechlich sein.

Sie könnte in einem schäbigen Haus bei ihrer Stiefmutter leben.

Ihren Vater hätten sie versehentlich auf dem Scheiterhaufen verbrannt.

Aufgrund einer Zauberei bestand das Mädchen komplett aus Keratin und ihre Lebenszeit war begrenzt. 5 Jahre blieben ihr noch, dann würde das Keratin,

das ihren zarten Körper zusammenhielt abfallen und sie würde aufhören zu existieren.

Sie nahm sich vor, die ihr verbleibenden Jahre zu nutzen und ging nach Transvaal um Gold zu schürfen und etwas über die Liebe zu lernen.

Die Versuchung folgte ihr in Form eines gutaussehenden Mannes und.......

 

Naja, ist ne` andere Geschichte. Zurück zur Liesl.

 

Wagenrad Ohrringe und in Locken gelegte, blonde Haare, mit einer goldenen Spange. 13 Sommersprossen. So ein verschmitztes, geheimnisvolles Lächeln, wo du nicht wusstest, ist das Zuneigung oder bloß Verachtung. Feine, helle Härchen auf dem Oberarm, aber keine im Gesicht.

 

Mit fünf Worten:

Sie sah zum Anbeißen aus. Sie war mein Sahnebesee.

 

„Kommst du?“ ,fragte sie ungeduldig.

„1 Sekunde.“ ,rief ich zurück.

„1.“ ,sagte sie und lachte.

 

Ich hatte mir zu diesem wichtigen Anlass Bühnenklamotten zugelegt.

 

A: Eine zerfetzte Jeans, in die ich zahlreiche Reißverschlüsse eingenäht hatte.

B: Ein blaues Hemd, das die gleiche Farbe, wie meine Augen hatte.

SCHWARZE, geliehene Schuhe von Herrn Pumpelmeier.

Haargel.

E: Eine schwarze Unterhose auf der in neongelb Rockstar stand.

Wir hatten es nicht weit zur Schule. Nur die Straße runter und dann links.

Liesl nahm meine Hand und hielt sie ganz fest.

 

„Ich wollte schon immer mit dir zusammen sein.“ ,meinte sie.

„Das beweist deinen guten Geschmack.“ ,entgegnete ich trocken.

 

Innerlich zitterte ich wie 20.000 Regenwürmer die am Haken hingen.

 

„Ich leg` mir einen neuen Namen zu. Ich nenn` mich jetzt Candy.“ ,meinte sie.

„Ich auch.“ ,sagte ich.

„Dann würden wir beide Candy heißen. Ist doch eher ungünstig.“ ,lachte sie.

Ich hatte gar keinen. Ich sagte das nur, weil sie das sagte. Jetzt aber schnell.

 

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A: Elvis?

B: Engelbert Humperdinck?

Der Lord von Barmbek?

The Rock?

Rocky.

 

„Ich steh` auf Rock`n Roll.“ ,erklärte ich. „Ab heute heiße ich Rocky.“

 

BAMM

 

 

Das knallte voll rein. Ich hatte es geschafft. Ich war der König von Lummerland.

 

A: Kobra Gang

B: Eigene Band

Eine coole Freundin

Einen spitzen mäßigen Spitznamen.

Die besten Freunde der Welt.

 

Als meine Füße und der Rest des Körpers durch das Schultor schritten, machte ich gleich erst mal auf Macker, damit alle sofort wussten woher der Wind blies.

 

Denn ich war schließlich der LEADSÄNGER!

 

Leider schien das keiner zu bemerken, denn alle waren noch mit der Dekoration beschäftigt.

 

Das Schülerkomitee gab sich große Mühe, die alten Gebäude und den schäbigen Schulhof gut dastehen zu lassen, aber es wurde überdeutlich, das Mühe allein nicht reichte.

Die bunten Fähnchen und die gebastelten Girlanden aus Stanniol Papier sahen aus, als hätten sie 3 Jährige in Taiwan hergestellt und ihre 4 jährigen Schwestern sorgten für weiße Pfingstrosen aus handgesägtem Asbest.

 

Irgendjemand kam auf die glorreiche Idee große Tücher aus der Batik Gruppe des örtlichen Männergesangsvereins vom Geländer abzuhängen und schlaue Sprüche darauf zu platzieren:

 

A: Die Welt ist zuckersüß! [ Würg. ]

B: Lachen ist die beste Medizin! [ Wir waren 14. Nicht 40. ]

Rettet die Welt, lest Comics! [ Fand ich gut. ]

Keinen Strom aus der Steckdose! [ Hä. ]

E: Alle Lemminge an Bord! [ Kam von Uwe. Witzig! ]

 

Irgendjemand, wahrscheinlich Siegfried Kanne, war wohl der Meinung die verbeulten und verrosteten Draht Mülleimer könnten einen neuen Anstrich vertragen und sprühte sie mit neongelber Farbe an.

 

Das hatte zur Folge, das alle Insekten von Nah und Fern sich an diesen Sammelpunkten trafen und nun ihrerseits dort ein rauschendes Fest feierten.

 

Ich gab allen, vorsichtshalber schon mal Namen:

 

A: Willy > Floh

B: Sarah > Grille

Francine > Libelle

Bruno > Nashornkäfer

E: Gisela > Hummel

 

Kanne versuchte sich bei allen lieb Kind zu machen. Das wirkte so verdammt verzweifelt, das er mir schon fast leid tat.

Natürlich konnte ich das keinem zeigen, denn Streber standen in der

Klassen Hierarchie ganz weit unten. Sogar noch tiefer, als der Klassentrottel, was nichts über Kannes Intelligenz aussagte, aber über sein Timing, wenn es ums Erzählen von Witzen ging, oder darum, den Lehrern eins auszuwischen.

 

Also wir sahen das so:

Wir, die ausgebeuteten Schüler, saßen Tag für Tag auf den extra harten Stühlen diesen Instituts und fühlten uns hintergangen und ausgenutzt.

Wir verstanden nicht, warum wir auf biegen und brechen wissen mussten wer Alexander der Große war und warum Pythagoras auf dicke Hose machte, weil er gut in Mathe war.

Physik erschien uns ebenso nutzlos, wie Chemie und Herr Röntgen.

Ich brauchte keine Bilder von meinem Oberschenkelknochen.

 

Wir wollten nicht IN den Körper, sondern AUF den Körper schauen.

Aber das durften wir nicht. Um nackten Tatsachen ins Auge zu blicken, musste man schon sehr erfinderisch sein.

 

Also schickte die Kobra Gang ihren besten Spion ins Gefecht:

 

Den heiligen Thomas.

 

Er war mit allen Kniffen und Finten, die es für eine erfolgreiche Beschaffung dieser Bilder brauchte, vertraut.

 

Da ich vor längerer Zeit, beim Direktor etwas über Frau Mutzenbacher, ausbaldowert hatte, wussten wir WO es zu finden war.

 

Thomas konnte das WANN und WIE beisteuern.

 

Unser Herr Direktor baute sich mit den Jahren eine umfangreiche Bibliothek erotischer und wissenschaftlicher Literatur auf.

 

Thomas stellte an einem Freitag einen Antrag, in den Büchern des Direktors mit einem Klassen Team forschen zu dürfen, um mehr über das sich ausdehnende Universum zu erfahren.

 

Der Direktor war sofort über so viel Enthusiasmus begeistert und genehmigte es.

 

„Meine lieben Meschkes, es ist mir eine Freude sie hier, in meinen Hallen, zu begrüßen.“ ,rief er.

„Oh, ja. Wir wollen nicht Abseits stehen und unseren Beitrag für unser kleines Völkchen beisteuern.“ ,rief auch ich.

„Ja. Denn wir spüren, das wir nur zusammen etwas in diesem Staat und dieser Schule erreichen. Wir wollen wachrütteln und erkennen.“ ,rief Thomas, als glaubte er selbst daran, etwas überaus Wichtiges gesagt zu haben.

„Ja. Sicher. Denn der Fortschritt ist............ist..........ÄH.“ ,stotterte Uwe.

„Unaufhaltsam.“ ,rettete Bert ihn aus dieser Sackgasse.

„Genau.“ ,steuerte Hannes bei.

Unser Direktor lächelte über alle vier Backen. Es ist so einfach die Menschen glücklich zu machen, dachte ich bei mir und zog mit der Gang ins Nebenzimmer zu Frau Mutzenbacher.

 

Wir fanden sie auch recht zügig und waren ebenso schnell enttäuscht, denn es gab keine Bilder, sondern nur ellenlange Monologe und Texte.

 

Wer, zum Teufel, wollte denn Buchstaben, die zu Wörtern und Sätzen wurden?

 

Niemand!

 

Enttäuscht verließen wir diesen Ort der Nichtbilder und schlurften deprimiert

zu Oma`s Schlemmerparadies, um uns mit einer extra großen Portion Eis, mit doppelt Sahne, zu trösten.

 

Eine Zeitlang stritten wir, wer von den Mädchen aus der Klasse wohl die größten Brüste hätte, doch, als ich sagte ich würde einen knackigen Po Mega Brüsten vorziehen, wollten mich diese Banausen, wie damals im wilden Westen,

Teeren und Feder UND aus der Kobra Gang werfen.

 

Nun ja. Die Welt drehte sich weiter und wir uns mit ihr. Diese Vorstellung allein, war schon schräg genug, um den Verstand zu verlieren, denn die Erde bewegte sich mit 220 Stundenkilometern pro Sekunde im Sonnensystem und aus irgendeinem Grund merkte die Menschheit nix davon.

 

Außer mir, denn, wenn ich manchmal in der Nacht wach lag und an die Decke starrte, wurde mir ganz schön schwindelig.

 

Also.

 

Liesl und ich wanderten in der Schule umher. Ich machte auf Rock`n Roll und meine Tolle wippte im Takt der Schritte, die ich in den schwarzen Boots von Herrn Pumpelmeier tat. Dazu trug ich meine Lederimitat Jacke mit der amerikanischen Flagge auf dem Ärmel und im Schlepptau hatte ich meine Freundin, die Liesl.

 

Also.

 

Das fühlte sich schon mal gut an.

 

Dann geschah etwas seltsames.

Der Mond ging riesengroß über der Sporthalle auf.

Eine Fledermaus flog eine Acht nach der anderen.

Die Acht ist ja bekanntermaßen ein Unendlichkeitssymbol.

 

Ich musste mich setzen und mal über das Leben, so im allgemeinen, nachdenken.

Noch 4 Jahre, dann war ich 18. Nochmal 18 war 36. Plus 20 = 56 . Das wäre über ein halbes Jahrhundert und was hätte ich dann vorzuweisen?

 

Nur eine Lederimitat Lederjacke mit einer Flagge drauf!

 

Mann. Aus welchem Grund machte ich mir all diese bescheuerten Gedanken? Manchmal fühlte ich mich, wie das Mädchen aus Keratin. Musste endlich anfangen das Leben zu genießen und nicht immer wieder in diesen Schwachsinn abgzugleiten.

Ich war verärgert über mich selbst. Kurz davor, wie ein 3 jähriges Mädchen zu flennen.

 

Mein Freund Bert schlug mir auf die Schulter und holte mich aus der Dunkelheit.

 

„Komm schon, wir haben unseren Auftritt.“ sagte er lachend und zog dabei eine Grimasse. „Sind sie bereit Dr. Frankenstein?“

„Der Dr. ist bereit, das Experiment zu starten. Folgen sie mir Igor. Wir wollen etwas Außergewöhnliches erschaffen. Etwas, derer man sich an uns erinnern wird.“ ,sprach ich in dunkler, mysteriöser Stimme zu Bert.

 

Er beugte sich nach vorn und tänzelte, als affenartige, Buckel gebeugte Kreatur vor uns her und brachte etwas Pepp auf den Schulhof.

 

Mumien. Monstren. Mutationen.

 

Schnell noch mal auf Toilette. Auf dem Weg dahin sah ich eine bekannte Gestalt.

 

„Hi. Buddy.“ ,flüsterte Magnus.

 

Sofort begannen meine Hände zu schwitzen und die Nackenhaare stellten sich auf.

 

„Begrüßt man so einen alten Freund. Hast du nichts zu sagen?“ ,fuhr er fort.

„Oh. Sicher. Hat der Jugendknast alle entlassen die ein Schädeltrauma haben?“

„Willst du auf die Fresse?“

„Nicht unbedingt, aber ich lass mich auch nicht mehr rumschubsen.“ ,sagte ich.

„Ich mach dich fertig.“ ,erklärte Magnus mit bösartiger Miene.

„Nun mal nicht so schnell, mit den lahmen Gäulen, wir sind hier nicht in Tombstone.“ ,ging Kasimir dazwischen.

Um meiner Überraschung Ausdruck zu verleihen stieß ich ein „Hah!“ hervor.

 

Magnus kam mit schnellen Schritten auf mich zu. Da stellte sich Bert in seinen Weg. Dann Uwe und Thomas.

 

„Was wird das? Meint ihr das soll mir Angst machen. Ich mach euch alle kaputt!“

,schrie Magnus und sein Gesicht rötete sich, wie eine überreife Paprika.

 

„Einer für alle und alle für einen.“ ,schrie Kanne aus sicherer Entfernung.

 

Aufgrund dieses Einwurfs, gab es eine kleine Pause.

 

„Du hältst dich für Böse? In Kasachstan gibt es das Böse an jeder Straßenecke.

Da hungern die Kinder und die Menschen leiden. Da gibt es kleine Teufel, die dir für ein Stück Brot den Arm abreißen. Ich bin einer von diesen Teufeln.“

,sagte Kasimir.

 

Magnus wurde unsicher, doch schließlich straffte er seinen Körper und tat einen Schritt nach vorn. Er war entschlossen lieber unterzugehen, als aufzugeben.

 

Er war Tony Montana. Ihm gehörte die Welt.

 

Plötzlich stellte sich Candy vor ihn und gab ihm eine Ohrfeige.

 

Fassungslos stand Magnus da. Er wurde zurückversetzt in seine Kindheit.

Er dachte an die Schläge seines Vaters. An den gebrochenen Unterkiefer seiner Mutter. Am liebsten hätte seinen Alten umgebracht.

 

Aber die Liesl konnte er nicht umbringen. ++++++++++++++++++++++++++

 

Ein Blatt fiel vom Baum. Das Letzte des Jahres.

Der Winter hatte begonnen. Eine Schneeflocke segelte langsam herunter.

Es wurden zwei, vier, acht, vierzehn.

 

Wir gingen einfach weg und ließen Magnus da stehen.

 

Was interessierten uns die Magnusse aus unseren Kindertagen.

Wir waren Freunde und das würde immer so bleiben.

 

„Hey KA. Ich nehm` die Texte.“ ,sagte ich zu Kasimir.

 

Er nickte nur kurz in meine Richtung. Damit war auch das geklärt.

Ich nahm Candy in den Arm und küsste sie direkt auf den Mund.

Sie schmeckte nach Zuckerwatte.

 

Die anderen bewegten sich keinen Millimeter und starrten mich einfach nur an.

 

Ich versuchte ihnen zuzuzwinkern, bekam es aber nicht richtig hin.

 

Egal.

 

Ich war trotzdem der King.

 

Auf der Bühne klotzten wir richtig ran. Mystery Train machte alles platt.

 

Die Welt gehörte uns.

 

Alle waren der Meinung, das dies wohl die aufregendsten 2 Minuten der gesamten Schulzeit waren.

 

Naja, bis auf die Tatsache, das ich noch ganz schön mit der Liesl, im Haus ihrer Eltern, rummachte und der Rock`n Roll mein stiller Teilhaber wurde.

 

 

 

 

Aber das ist wieder eine ganz andere Geschichte.

 

 

 

 

 

 

 

 

August 2020 von Axel Bruss

 

 

 

 

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Geschrieben

Hallo Axel, 

 

das Schreiben scheint dir wirklich zu liegen. Hast eine schön bildliche Erzählweise und fühlst dich in die Charaktere ein, hauchst ihnen wirklich Charakter ein. Werde beizeiten auch mal die anderen Teile von Beginn an lesen. Schöne Geschichte

 

LG Flutterby 

Geschrieben

Guten Morgen Flutterby

 

Freut mich sehr, dass dir die Geschichte gefallen hat und bin gespannt, wie du die den anderen Story`s findest.

 

Tolles Bild. Muss ein tolles Gefühl gewesen sein, dort zu stehen.

 

Liebe Grüße 

 

Axel

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