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Geschrieben am

Hohlraumgewölbe

 

Tempel, die zu Ehren derer,

an die ich nicht glauben mag,

mit Fleiß und Sorgfalt hoch errichtet,

glitzerfunkelnd wundergleich

von vielen Menschen, lange her

zu ergötzen arm und reich.

 

In Mühsal und Liebe gefertigt,

um Menschen, die an sowas glauben

zu gefallen, nütze sein,

unbewiesen mit dem Schwert,

bezahlt mit Glubens-, Schweigegeld

ohne tatsächlichen Wert.

 

Eingetauscht für Naturalien,

die sonst nichts gekostet hätten

als Regen und der Sonnenschein,

getarnt als Segen, hell und rein,

heilig genug um ohne Menschen

Götterhände Werk zu sein.

 

So stehe ich und atme

der Gewölbe Hohlaum Luft

seh‘ der Sonne bunte Brechung;

der Unendlichkeit gewahr,

die zwischen vieler Hände Werke

und dem Himmel immer war.

  • Gefällt mir 3
  • in Love 2
Geschrieben

Das du so poetisch schreiben kannst, wusste ich nicht!

Genial gut umgesetzt und ein Favorit von mir.

 

Für den Glauben wird nicht nur gestorben, es werden ganze Leben lang verbraucht, nur um Heiligtümer zu bauen. 

Es ist einfach Teil unseres Menschseins, Kultstätten zu errichten. Ich will die Werke auch gar nicht Kleinreden, die so eindrucksvoll gebaut sind, dass sie den Menschen darin förmlich verschlucken... 

oder anders gesagt: Ich betrete heiligen Boden, immer nur mit ungewaschenem Hoden.

LG JC

  • Danke 1
  • Lustig 1
Geschrieben

Vielen Dank für Eure Kommentare, lieber @Managarm und @Joshua Coan.

Das Gedicht lag schon seit ein paar Wochen halb fertig und formlos herum. Als ich es gestern spontan in diese Fassung brachte, bemerkte ich beim Schreiben, dass es nur vordergründig um Kirchen und meine Abneigung gegen dogmatische Machtsysteme geht. Daher habe ich das thematische Hinkelbein stehen lassen. Mal ganz ehrlich: die Beschreibung deutet sehr stark auf katholische Kathedralen hin - hohe Gewölbe, bunte Fenster, etc. Dann kommt aber der Widerspruch, dass an zwei oder drei Stellen eine Mehrheit von Göttern angedeutet wird.

Daher geht es, glaube ich, gleichermaßen auch um Anteile und psychische Zustände, die durch das ganze Glaubens-Getue getriggert werden. So könnte der Hohlraum eine innere Leere, das funkelnde Licht durch die Fenster eine Abgeschnittenheit zur leuchtenden Außenwelt sein, die nur ganz indirekt und verzerrt wahrgenommen wird. Die Hände, die das alles errichtet haben, sind fremdes oder eigenes Zutun. Bezahlung, Motiv und scheinbare Notwendigkeit ergeben sich aus der persönlichen Geschichte des Atmenden.... usw.usf.

Vielleicht sollte ich öfter so dekohärente Schatten schreiben lassen. Die können es offenbar unbefangener als das lästige Vernunft-Ich.

VLG Euer Peter

  • Schön 2
Geschrieben

Ich lasse mich gerne überwältigen von den großen Hohlräumen solcher Gebäude. Da fühle ich das sakrale in mir. Dabei ist es völlig egal welche Religion die Kathedrale oder sonst was angehört. Doch dazu hab ich ein faible für kunstvolle Architektur. Vielleicht aber wird einem nur anders im Kopf wenn man zu lange nach oben an die Decke schaut... 

 

Jedenfalls geht es doch darum diesen Raum hohl (in einem Selbst) zu halten, damit das sakrale erst entstehen kann. 

Zen und so... ein Gedanke. 

 

LG JC

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