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Geschrieben am

Mein Herz schlägt bis zum Hals, es sind nur noch wenige Meter. Die quälende Ungewissheit und die Angst vor der Blamage lähmen meinen Verstand. Nur mit Mühe schaffe ich es, mir nichts anmerken zu lassen und schreite, äußerlich völlig ruhig, an den wartenden Menschen vorbei.

Ich spüre ihre neugierigen Blicke in meinem Nacken, jeder meiner Schritte wird genau beobachtet. Zu gerne säße ich jetzt mitten unter ihnen und wäre nur Zuschauer. Weiter geht’s, meine Beine wollen mich kaum noch tragen und meine feuchten Hände schließen sich mechanisch auf und zu – jetzt nur nicht nervös werden.

Diese Stille, nur unsere Schritte sind zu hören. Verstohlen versuche ich, in den Reihen rechts und links von mir ein bekanntes Gesicht zu entdecken, als plötzlich ein donnerndes Präludium einsetzt und mich zusammenfahren lässt.

Es ist so weit, was soll ich nur machen? Zusammenreißen, denk nach, denk nach! Mit zitternden Händen greife ich zum wiederholten Mal in meine linke Hosentasche – nichts – die immer lauter werdende Orgelmusik macht mich verrückt, sie lässt mich keinen klaren Gedanken mehr fassen.

Hoffend und bangend gleitet meine Hand nun in die rechte Hosentasche – wieder nichts. Vor meinen Augen beginnt sich alles zu drehen, wir stehen dicht vor ihm und ich kann die verdammten ….!

In diesem Moment tippt mir jemand auf die Schultern: „Hier, die brauchst du!“ Ich atme erleichtert auf und lasse die Trauringe unbemerkt in meine Jackentasche gleiten.
 

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Geschrieben

Lieber Nöck,

 

ich verirre mich ja selten In die Prosa, aber der Autor hat mich neugierig gemacht, und die "angenehme" Kürze hat mich dagehalten.

 

Schön spannend  erzählt.

 

Jetzt bin ich gespannt auf die gereimte Version ;-).

 

Gruß Lé.

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Geschrieben

Lieber Nöck,

"jetzt nur nicht nervös werden." - Das ist der Clou an der ganzen Geschichte. Der Typ, wie sich bald heraus stellt, der Bräutigam, macht sich fast in die Hose, sucht in seinen Taschen vergebens die symbolträchtigen Abzeichen künftigen Sklavendaseins und bekommt sie im letzten Moment zugesteckt. Spannend erzählt und die Spannung aufrecht erhalten bis zuletzt. 

Mit Spaß an der Freud gelesen.

Liebe Grüße,

Heinz

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Geschrieben

Hallo Nöck, die Geschichte ist spannend erzählt und gut nachvollziehbar. Am nächsten Tag schaut man sich dann das Video an, wenn der Trubel vorbei ist. Bei meiner Hochzeit war ich so aufgeregt, dass ich dachte, auf dem Marktplatz wird demonstriert und ich meine Kollegen mit einem großen Plakat in der Hand gar nicht erkannte. Du hast die Aufregung und Anspannung sehr gut beschrieben. 

 

Lieben Gruß Darkjuls

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Geschrieben

Moin Moin Nöck,

 

...deine haarsträubende Horrorgeschichte lässt einem das Blut in den Adern gefrieren. Es gibt ein Happy End und dein Held kommt glimpflich davon. Er bekommt nur Lebenslänglich...

 

...ich hoffe du verzeihst, aber den folgenden Prosaausflug nach deiner Vorlage konnte ich mir beim besten Willen nicht verkneifen.

 

Wenn er dich stört lasse ich ihn wieder verschwinden.
 

LG

 

vom Gaukel

 

 

Mein Herz schlägt bis zum Hals, es sind nur noch wenige Meter. Die quälende Ungewissheit und die Angst vor der Blamage lähmen meinen Verstand. Nur mit Mühe schaffe ich es, mir nichts anmerken zu lassen und schreite, äußerlich völlig ruhig, an den wartenden Menschen vorbei.

Ich spüre ihre neugierigen Blicke in meinem Nacken, jeder meiner Schritte wird genau beobachtet. Zu gerne wäre ich jetzt mitten unter ihnen und wäre nur Zuschauer. Weiter geht’s, meine Beine wollen mich kaum noch tragen und meine feuchten Hände schließen sich mechanisch auf und zu – jetzt nur nicht nervös werden.

Diese Stille, nur Schritte sind zu hören. Verstohlen versuche ich, in der Menge rechts und links von mir ein bekanntes Gesicht zu entdecken, als plötzlich ein vielstimmiges Gejohle einsetzt und mich zusammenfahren lässt.

Es ist so weit, was soll ich nur machen? Zusammenreißen, denk nach, denk nach! Mit zitternden Händen greife ich zum wiederholten Mal nach dem hölzernen Geländer. Mein immer lauter schlagendes Herz macht mich verrückt, lässt mich keinen klaren Gedanken mehr fassen.
 

Hoffend und bangend betrete ich die Stufen. Vor meinen Augen beginnt sich alles zu drehen, gleich stehen ich vor dieser riesigen Menschenmenge….!

Ein letzter Schritt. In diesem Moment tippt mir jemand auf die Schultern: „Gleich hast du es geschafft!“ Ich atme erleichtert auf. Vertraue auf seine Führung. Noch niemals zuvor habe ich.... Und dann gleich vor alle den vielen Menschen...

 

Zwei weitere Schritte. Es gibt kein zurück. Still betrachte ich mein Publikum. Die Menge tobt. Schon folgt mein furioser Auftritt. Meine kleinste Regung bringt sie zum Raunen. Ich betöre sie. Erlaube mir nicht den kleinsten Patzer.

 

„Du Glückspilz!“ denke ich. Dann rollt mein Kopf in den Korb unter der Guillotine.

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