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Das Leben ist überfüllt. Wir nehmen es meist nicht wahr – bis es weg ist, dann können wir unsere Gedanken kaum davon abwenden. Der Gegenstand, der mir besonders häufig und lange im Kopf umherschwirrt, ist mein Schlüssel. Dieses kleine und doch so grosse Ding schafft es, so viele Stunden meiner Zeit, meines doch irgendwie wertvollen Lebens für sich einzunehmen. Es gäbe so viel zu denken, diskutieren, so viel zu verlieren. Die Werte sind gross, tönen schwer, haben wert. Trotzdem dreht sich alles um diesen verdammten Schlüssel. Den ich immer noch suche.

 

Kurt Tucholsky sagte einst: «Nie ist ein Gegenstand so leibhaftig da, wie der, der nicht mehr da ist.» Wie recht und falsch zugleich er damit lag.

 

Ist es nicht so, dass wir erst erkennen, was wir haben, wenn es vorbei ist? Wenn die Liebe zwischen zwei Menschen aufhört zu existieren und beide schmerzhaft erkennen, dass es nie wieder so sein wird wie früher? Wenn wir es verloren haben. Erst dann lebt es wirklich. Und meist ist es dann zu spät.

Dieses Zitat von Tucholsky – ich ersetze Gegenstand immer wieder durch andere Worte: Mensch, Tier, Liebe, Familie, Natur, Leben. Ist das nicht traurig? Wir vermissen etwas erst, wenn es weg ist. Und erst dann haben wir unglaublich viel Zeit, es zu vermissen.

 

Heute ist der 19. Mai 2021. Diesen Text oben habe ich vor genau 10 Jahren geschrieben, 2011, ein Aufsatz in Deutsch. Ich kopiere, sozusagen. Und gleichzeitig versuch ich zu überlegen. Zu überleben. Damals hätte ich nie gedacht, dass die Welt einmal so aussieht. Mein Deutschlehrer auch nicht.

 

Ich trage eine Maske, wenn ich einkaufen gehe. Ich trage eine Maske, wenn ich arbeite. 10 Stunden am Tag. Ich trage eine Maske, wenn ich Bus oder Tram fahre. Ich schaue Menschen böse an, die keine tragen. Gleichzeitig schimpfe ich auf die Regeln, die neuen Verordnungen. Google BAG* News, um zu wissen, was mit meiner geliebten Stammkneipe passiert. Wie lange es noch geht, bis alles vorbei ist. Oder bis es nichts mehr davon gibt.

Ich gehöre zur Gruppe der «Verschwörungstheoretiker» – aber nicht laut, ich will meinen Job nicht riskieren. Darf ihn nicht riskieren. Ich bin nicht geimpft, habe es auch nicht vor. Und musste mich in fast 28 Jahren auch nie dafür rechtfertigen. Bis heute. 

Ich komme aus der Schweiz, aus Basel. Ich vermisse meine geliebte Fasnacht und sage trotzdem Maske, nicht Larve. Bis vor 2 Jahren hätte man mich dafür gelyncht. Heute lernen es die Kinder so in der Schule und das Herz jedes Baslers blutet – still.

Ich trage eine Maske. Und ich war noch nie so offen, direkt, ehrlich. Ich trage eine Maske, rede aber darüber, worüber keiner reden will. Was keiner hören will. Stelle mich der Kritik, höre jedem zu. Ich trage eine Maske, aber ich bin nicht stumm. Ich bin da, wach, vielleicht das erste Mal in meinem Leben. Ich trage eine Maske – mein Geist nicht. Und das wird er nie.

 

Hätte ich gewusst, dass es einmal so weit kommt, hätte ich meine Schlüssel gepackt und wäre weit weg.

Wer weiss, vielleicht mach ich das noch

 

 

 

 

* Bundesamt für Gesundheit Schweiz – die bestimmen, was läuft

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