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Geschrieben am

vorab zur Einordnung als Glosse:

Es ist natürlich keine Glosse, aber ansonsten fand ich keine Rubrik,

die meinem Pfingsgedicht nahekommt

Der magische Wind

Als heut' erwachte Guggemoos,
Da war wirklich die Hölle los:
Wörter, die waren abgereist;
Zurück blieb Guggemoos -verwaist!
Er schaltete den Rundfunk ein:
Irgendwo musste sie doch sein!

Unsere Sprache - unsere Wörter ;
Jedoch: Auch 's Radio blieb leer.
Zeitung, die kam blank ins Haus -
Für Guggemoos war es ein Graus!

Schnell kämmte er das schütt're Haar -
Ging auf die Straße - doch da war
Ein wahres Inferno drauß am Toben,
Denn über ihm, am Himmel droben,
Da flatterte die Sprache weg
Geschriebene, gesprochene - Edles und Dreck.

Während Guggemoos um Fassung rang,
Da wurde ihm ums Herz ganz bang:
Denn auch im Kopf, im eig'nen Hirn
Fing es nun an, sich zu verwirr'n.

Aus seinem Mund, da drangen Wörter
Ordentliche Ketten - jedoch sinnenleer
Gesellten sich zu den and'ren am Horizont -
Sprudelten aus ihm heraus und er konnt'
Sie im Süden verschwinden seh'n:
Guggemoos fror es bis in die Zeh'n.

Auch Zeitungen, Bücher, flogen vorbei
Alles Bedruckte - Coleur einerlei.
Claudia Schiffer flog neben Goethe
Und Pornographie neben "Etüde für Flöte".

Gezogen von magischer Geisterhand
Flog so die Sprache übers Land
Mächtige Winde hörte man brausen
Und: Sprache zurück an den Ursprung sausen

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Geschrieben

Heyho Sternenherz,

 

...nachdem seit Babylon die Sprach ihre Funktion eingebüßt hat, und als Fluch Gottes die Menschen für ihren Hochmut mit Verwirrung straft...

 

...wundere ich mich ein wenig, dass ich mich - zusammen mit Guggemoos – schockiert wäre, wenn die Sprache verschwände...

 

...wie sehr man sich doch an Strafe und Demütigung gewöhnen kann...

 

...aber nein, ich ließe sie ziehen die Worte und wäre gespannt auf ein danach, in der die Kommunikation neu erfunden werden müsste.

 

Das ist ein spannender, magischer Text, der viel in sich und mit sich davon trägt...

 

...und schon ist Platz für frischen Wind.

 

Danke für diese Kopfkinobilder und liebe Grüße

 

vom Gaukel

Geschrieben

Hi lieber Gaukel,

 

dies Gedicht ist eines Tages vor mehr als 10 Jahren in meinen Kopf geweht. Das passiert manchmal sehr von selber bei mir.

 

Sprache ist unendlich wertvoll und sie kann ein Pool unendlicher Mißverständnisse sein. 

Woher kommt sie ? Das fragte ich mich, nachdem das Gedicht damals in mir entstanden ist.

 

Klar - der zeitlichen Abfolge nach, haben irgendwann Grunz- und andere Laute unserer tierischen Vorfahren eine Erleichterung im täglichen Ablauf gebracht und wurden peu a peu differenziert und ausgebaut.

In Schweden anders als in Südafrika und in China anders als in Hollywood.

 

Aber wenn mensch diese historisch gewachsene Erklärung vernachlässigt und da einen Gott:eine Göttin mit einem Sprachfüllhorn sieht .... , das eben genauso umgekehrt funktionieren kann ...


Abgesehen davon erstaunt es mich immer wieder, wie automatisiert Menschen die Sprache benutzen. Allein die Durchsetzung der Sprache mit vielen Redewendungen aus dem Krieg ("Stellung beziehen" "sich verschanzen" "Flinte ins Korn werfen"  usw. ) wäre durchaus einmal überdenkenswert.

 

Liebe Grüße

und ein schönes restliches Wochenende noch für Dich.

 

Sternenherz

Geschrieben

Hallo Sternenherz,

 

sehr spannend und interessant! Alleine die Vorstellung einer Welt ohne Worte ohne Sprache, selbst wenn wir schreien würden wie Säuglinge könnte man noch differenzieren, oder wie Tiere Laute ausstoßen könnten wir noch kommunizieren. Aber wenn selbst das nicht mehr möglich wäre, bliebe uns nur noch die Gebärdensprachen, damit könnte man auch was anfangen. Aber wären wir aller Worte beraubt, wie würden wir denken?

Im Einzelnen passiert das ja leider häufig, bei Alzheimer, Schlaganfällen, Amnesien.. dass Wörter oder deren Sinn verloren geht....aber ein ganzes Dorf, eine ganze Welt...

schöne Gedankenspiele!

 

Liebe Sternenherz ich lese dass das Gedicht schon vor 1o Jahren entstand, es liest sich an manchen Stellen etwas holprig und ich finde es als wert, da metrisch ein bisschen was zu egalisieren, damit es sich flüssiger lesen ließe. Ich meine ein keines bisschen nachbügeln würde sich sicher lohnen.

Nun bin ich keine Metrumexperte, aber ein paar Ideen hätte ich schon zur Flüssigergestaltung:

 

Als heut' erwachte Guggemoos,
da war  die Hölle richtig los:
die Wörter waren abgereist,
Zurück blieb Guggemoos -verwaist!

Ich schaltete den Rundfunk ein:
Wo konnten sie geblieben sein?
Die ganze Sprache gabs nicht mehr
sogar das Radio blieb leer.
Die Zeitung kam nur blank ins Haus.
Für Guggemoos war es ein Graus!

Ich kämmte schnell mein schüttres Haar,
ging auf die Straße - doch da war
ein Inferno wie wild am Toben.
Denn über mir am Himmel droben,
Da flatterte die Sprache weg
ob Schrift, Gesprochnes,  Edles, Dreck.

Ganz Guggemoos um Fassung rang,
mir wurde um mein Herz ganz bang:
Denn auch im Kopf, im eig'nen Hirn
fing es nun an, sich zu verwirr'n.

 

 

und so weiter. für den Rest müsste man noch suchen, aber vielleicht war das eine kleine Anregung nochmal über den tollen Test zu gehen.

Mir liest es sich als Ich Erzähler auch leichter als mit einem ominösen "Er" Ist aber nicht so wesentlich denke ich, wie alles Geschmackssache. Ich hoffe dass ich dir vielleicht die eine oder andere Idee geben konnte was ich mit "etwas flüssiger" meinte. Für enthaltene Metrumpatzer: keine Garantie auf Richtigkeit  

 

 

Der magische Wind

Als heut' erwachte Guggemoos,
Da war wirklich die Hölle los:
Wörter, die waren abgereist;
Zurück blieb Guggemoos -verwaist!
Er schaltete den Rundfunk ein:
Irgendwo musste sie doch sein!

Unsere Sprache - unsere Wörter ;
Jedoch: Auch 's Radio blieb leer.
Zeitung, die kam blank ins Haus -
Für Guggemoos war es ein Graus!

Schnell kämmte er das schütt're Haar -
Ging auf die Straße - doch da war
Ein wahres Inferno drauß am Toben,
Denn über ihm, am Himmel droben,
Da flatterte die Sprache weg
Geschriebene, gesprochene - Edles und Dreck.

Während Guggemoos um Fassung rang,
Da wurde ihm ums Herz ganz bang:
Denn auch im Kopf, im eig'nen Hirn
Fing es nun an, sich zu verwirr'n.


Aus seinem Mund, da drangen Wörter
Ordentliche Ketten - jedoch sinnenleer
Gesellten sich zu den and'ren am Horizont -
Sprudelten aus ihm heraus und er konnt'
Sie im Süden verschwinden seh'n:
Guggemoos fror es bis in die Zeh'n.

Auch Zeitungen, Bücher, flogen vorbei
Alles Bedruckte - Coleur einerlei.
Claudia Schiffer flog neben Goethe
Und Pornographie neben "Etüde für Flöte".

Gezogen von magischer Geisterhand
Flog so die Sprache übers Land
Mächtige Winde hörte man brausen
Und: Sprache zurück an den Ursprung sausen

 

Liebe Grüße und frohe Pfingsttage

Sali

Geschrieben

Hi liebe SalSeda

 

und vielen Dank für Deine Worte.

 

Ja, wie würden wir leben, ohne Worte. Wie leer wäre die Welt plötzlich... - aber wie reich andrerseits auch, weil wir nicht mehr telefonieren könnten...der ganze Handywahn plötzlich weg wäre und alle Menschen sich wieder vermehrt denen zuwenden müssten, die ihnen gegenüber sind .... nichtmehr wie nabelschnurverkabelte Roboter in ihrer eigenen Zeit-Raum-Kapsel durch die Welt düsen würden.

 

Ich weiß nicht, wie Babies denken -- dass sie es sehr direkt tun, ist für mich keine Frage. Klar können sie nicht abstrahieren und ihre Wünsche_Fragen usw. in die Zukunft projizieren _ aufschieben.

 

Danke für Deine Anregungen, die ich allesamt wirklich gelungen finde.

 

Den Text werde ich dann wirklich überarbeiten . Mehr dann :)

 

Liebe Grüße

und auch Dir noch ein schönes verlängertes Pfingstwochenende

 

Sternenherz

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