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Geschrieben

hallo ihr Beiden,

habe im Vorbeihuschen ein paar Sätze aufgeschnappt wie : das Erzählen, die Ammoniten (jo , das sind versteinerte Lebewesen, aber das wissen wohl nur Sammler oder Geologen)

 

Im Anfang war das Wort

und das Wort war bei Gott.

Das Wort wird hier als Gedanke oder Idee interpretiert.

So steht es in unserem Religionsbuch, der Bibel, die Bibel die viele Worte macht und Geschichten erzählt, oder auch der Koran oder wie sie alle heißen und mir ihren Worten die Menschen verführen, weil die Worte einsicken ins Blut ins Gehirn und aus diesen Ideen Taten werden.... ihr wisst wovon ich jetzt alles nicht sprechen/ schreiben werde.

 

Nicht müde wird das Erzählen.

So auch hier... Geht man von einer geistigen Welt aus, dann ist für mich hier, das Erzählen, alles was hier auf der Erde geschieht, was gedacht, gesprochen und getan wird, alles was sich ereignet. Und das passiert fortwährend

Die Bäume wispern uns auch keine Geschichten zu, genauso wenig wie uns der Wind ein Lied erzählt ,  trotzdem verstehen wir WAS damit gemeint ist.

 

sickern ins Blut, 
siedeln im feinen Gewebe. 

 

da muss ich ein bisschen ausholen um verständlich zu machen was ich meine wie ich es verstanden habe für mich auslege.

- A) aus Ideen werde Worte auch Worten werden Taten und aus Taten wird Geschichte und Taten sind unser Verhalten. Unser Verhalten bestimmt wer wir sind und was wir sind wird manifest in unserem Körper und in den Genen und die Gene geben wir weiter.. so lebt immer ein Teil der Geschichte im Jetzt.  

- B) Eine andere Möglichkeit ist das Blut der Erde, in der wir selbst im Elektonenmikroskopkleinem unsere Spuren hinterlassen (in das unsre Taten aus Worten geboren einsickern).

- C )Das feine  Gewebe kann auch die geistige Ebene darstellen. In meiner Vorstellung und das glaube ich schon seit 40 Jahren, umgibt uns Menschen hier auf der Welt nicht nur eine ganz stoffliche Schicht aus Wolken und aus Sauerstoff, aus Weltraumpartikeln sondern auch so etwas wie ein feinstofflicher Bereich, ein Bereich des Geistes (nicht der Gespenster!  ) in dem jeder Gedanke der je gedacht wurde und jede Idee ja hmm irgendwie herumschwirrt)(diese Idee hatte ich ich schon bevor ich jemals etwas über Äther- oder Astralleib gelesen hatte ) Kurzum, jedenfalls was auch immer du damit sagen wolltest Lé, es passt gut in diese Vorstellung  einer  geistigen Welt hinein und wer weiß, vielleicht treffen ja alle 3 also A-B- C -  zu und vielleicht gibt es mehr als mir gerade so spontan einfällt...ich les das mal in einem Jahr nochmal wer weiß auf was ich dann komme....

 

Ruhelos senken sich Worte, 

solange es Menschen gibt wird geplappert, wie ein Fluss strömen die Worte stetig unaufhaltsam weil irgendwo auf der Welt immer Leute wach sind, Ideen haben, Gedanken haben, Worte sprechen..

 

 

Ruhen wird nicht die Welt,
bis alle Worte erstarren
im Ammonitenreich.

 

Fange von unten an:

Das Reich der Ammoniten ist für mich hier in diesem Zusammenhang das Reich auf Erden in dem es keine Menschen gibt, kein Leben  mehr, alles ist vielleicht wie erstarrt zur Leblosigkeit, vielleicht gibt es noch Zeugen des einstigen Lebens irgendwo in den Ozeanen in Steinbrüchen im Erdreich ,aber das Leben ist erloschen und die Erde ist so erloschen, dass sie kein neues Leben mehr hervorbringen kann. Dann ruht sie, das Erzählen ist zu Ende.

 

Die besten Momente, wie Brücken, 
die über den Abgrund sich spannen - 
sind Lügenzungen 
über den reißenden Zähnen.

 

fange ich von unten an:

der reißende Zahn der Zeit, die Vergänglichkeit

Lügenzungen: Versprechen, Träume, Ideen, Vorstellungen, Wünsche, kurze gestohlene Momente des Glücks. Maya. Das sind die Momente im Leben die uns wie eine Brücke über die Abgründe des Lebens tragen, in denen wir Kraft finden weiterzumachen, die uns manches Harte kurz vergessen lassen oder abmildern. Aber auch die Abgründe der eigenen Seele, die Tiefe das Unverarbeitete, Kummer Leid und Schmerz der in uns immer als Abgrund ruht und den wir tunlichst versuchen zu überbrücken, damit wir nicht abstürzen und  er uns nicht verschlingt.

 

 

Ach, lach nur -
erzähl die Geschichten!

  ja, lacht nur, ich habe meine Geschichte des Gedichtes erzählt.

Und gehe jetzt wieder nachlesen was sonst noch alles geschrieben wurde

 

Liebe Grüße

Sali

 

 

 

Ahh herrlich beschrieben von Sternenherz!!!

Da hätt ich mir wieder mal meinen ganzen Salm sparen können.

Bewundernswerte klare Sprache!!!

 

ohhh und auch Josina hat schöne Ideen beigetragen !

  • in Love 1
Geschrieben

Liebe Sali @SalSeda .

 

Ihr beide, @Sternenherz und du, aber auch @Josina , habt wirklich tolle Textarbeit  geleistet, und mir wieder einmal gezeigt, wie vielfältig Textgewebe tatsächlich ist. Das lerne ich immer wieder gerne von euch und mit euch.

 

Ich muss mich bei deinen Deutungen nicht entscheiden, auch dort nicht, wo du mehrere Möglichkeiten angegeben hast. Du hast in vielem meine eigenen Gedanken getroffen, und sie an manchen Stellen erweitert und angereichert. Deine Anmerkungen zur 1. Strophe haben mich besonders beeindruckt.

 

Vielen Dank auch für die stillen Likes an @Letreo71 , @Carlos und @Managarm .

 

LG Lé.

  • Danke 1
Geschrieben

Lieber Lé,

 

du hast so tolle Kommentare bekommen, dass ich mich sehr klein fühle und recht still bin. 

 

Mit einer einzigen Stelle habe ich ein wenig gehadert:

 

vor 13 Stunden schrieb Létranger:

Die besten Momente, wie Brücken, 
die über den Abgrund sich spannen - 
sind Lügenzungen 

 

Es ist das Bild, das ich nicht sehen kann: dass die Momente Zungen sind. Doch, wenn ich die Brücken dazu nehme, kann ich es mir gut vorstellen, dass Zungen ("Lügenzungen") sich wie Brücken über den Abgrund spannen. Trotzdem bleibt der Hauptsatz, der im Vordergrund steht und etwas hinkt. Ich wüsste aber leider auch nicht, was und wie man ersetzen könnte.

 

Besser kann ich es mir vorstellen, wenn ich die Zungen nicht wörtlich nehme, sondern sie als Sprache verstehe. Es ist alles - und dann auch dieses - so außerordentlich fein gesponnen - bis zum Ende, das dir eigen ist -, dass ich es genossen habe!

 

Lieben, sehr späten, Gruß vom Nestelröschen! (Es nesteln die kleinen gelben Blümchen nur an deinem Ärmel, verzeih!)

Geschrieben

Liebe Nesselrose.

 

Das kommt vor, dass die Kommentatoren  schon alles gut gesagt haben, was man gern sagen würde. Da kannst du nichts machen ;-).

 

Diese Passage mit den besten Momenten ist in jeder Hinsicht schwierig, sprachlich wie bildlich. Dieses seltsame Ideengebilde wollte ich irgendwie nicht loslassen. 

Ja , die Zungen stehen für die Sprache.

 

Wenn man das menschliche Erleben so analysiert und dekonstruiert wie hier, klingt das fürs alltägliche Gefühl oft erbarmungslos und traurig. Aber es ist nichts schlimmes daran, zu wissen, dass die Welt unseres Erlebens, wenn man sie physikalisch oder sprachlich zerlegt und analysiert, ein anderes Bild ergibt, als das, was wir täglich vor Augen haben. Darum ist der Schluss des Gedichtes wichtig  ;-).

 

LG Lé.

 

 

 

Geschrieben

Hallo Lé,


 

da kreise ich nun auch um das Gedicht (meine Gedanken dazu gebend) und die Reise geht nicht um den uralten Turm, der sich in alle möglichen komplexe Wirklichkeiten hüllt. Hier wird eine physikalistische Geschichte erzählt. Im Ammonitenreich, ein geologisch eingefärbter "Fall ins Krystall" kommt das universelle Geschehen zu Ruhe und mit ihm die Erzählungen.

 

Mit Brücken scheinen mir die Religionen gemeint zu sein  und es werden mal eben fast alle Erzählungen,(bis auf  die eigene dekonstruiert, woraus sich ein Widerspruch ergibt) die in dem Gedicht nun dem Reduktionismus (reißende Zähne) zum Opfer fallen.



 

Gut geschrieben!

 

LG,

Mi

  • Danke 1
Geschrieben

Hallo Miserabelle.

 

Deine Deutung ist mir willkommen. Auch die Feststellung, dass der Text eine vollständige Dekonstruktion andeutet, aber nicht an sich selbst vollzieht, finde ich richtig.

 

Man muss es zwar nicht wissen, um sich einen Reim auf das Gedicht zu machen, aber tatsächlich hatte ich zuletzt über die zeitgenössische Lyrik des 21. Jahrhunderts gelesen (genauer gesagt die Werke von Monika Rinck, Jan Wagner, Ann Cotton und Steffen Popp) und bin dabei darüber gestolpert, wie sehr diese Texte die postmoderne Philosophie und Sprachtheorie im Bauch haben. In der Folge beschäftige ich mich auch gerade ein bisschen mit  diesen Themen, und das bleibt nicht ohne Folgen (in den letzten beiden Gedichten).

 

Aber wie gesagt, man sollte das nicht wissen müssen. So versuche ich jedenfalls zu schreiben.

 

LG Lé.

Geschrieben

 

 

Ja Lé, D(ein) Text enthält eine vom Autor unabhängige Selbstständigkeit und wirkt auch ohne weiterführendes Wissen, für jeden, je nachdem in welchen Kontext er/sie ihn betrachtet, anders. 

 

Von den genannten Autoren kenne ich nur Jan Wagner. "Sein Selbstportait mit Bienenschwarm" und ich  fanden kürzlich zueinander. 

 

LG,

Mi

 

 

Geschrieben

Hallo Nina,

 

freut mich, dass du an den "Geschichten" hängen geblieben bist, und sie dir damit "angeeignet" hast. 

 

Dass dieses verrückte Vexierbild "beste Momente / Brücken / Lügenzungen" so widerborstig auf Deutungen reagiert, ist ja nicht geplant, aber geduldet, und gibt jetzt dem Text einen besonderen Kitzel.

 

Mit der Zuodnung meiner Gedichte zu den vorhandenen Kategorien tue ich mich oft schwer. Ich möchte ja gar nicht so schreiben, dass ein Gedicht nur einer Kategorie  eindeutig zuzuordnen wären. Oft wähle ich deshalb "Weiteres". Hier habe ich Schattenwelt gewählt, weil ich dachte, dass die meisten Leser es nicht als "Hoffnungsschimmer" lesen werden ;-). Philosophisch darf man das gerne lesen!

 

Freut mich, dass du noch kommentiert hast.

 

Gruß von Lé.

 

 

  • Schön 1
Geschrieben

Wenn ich mich mal in eure Diskussion einmischen darf, warum sollte nicht auch die Welt oder die Natur etwas zu erzählen haben. Anders eben.

Wenn ich in der Arktis mit dem Bohrer in 50 m Tiefe Eiskerne herausziehe und da finden sich Blumen und Pflanzen oder Tierfragmente, die nach dem heutigen Weltbild nicht dorthin passen, dann erzählt uns  diese Probe, dass es vor vielen vielen Jahren dort einmal warm gewesen sein muss. Und jede von diesen Schichten weiß vielleicht etwas anderes.

Erzählen uns nicht die Baumringe wie alt ein Baum ist, seine Rinde und sein Holz wie es ihm ging oder geht?

Kann ein ganzer Wald oder ein Gebirge nicht sogar eine sehr lange Geschichte erzählen?

 

Ich denke, es gibt mehrere Arten des Erzählens. Und die Natur erzählt sich selbst und sie wird auch nicht müde dabei, solange, bis es irgendwie aus ist mit ihr.

 

Und das Erzählen in Worten der gesamten Menschheit wird auch nicht enden. Ist der eine Schreiber müde, fängt irgendwo ein anderer damit an, solange, bis es uns irgendwann nicht mehr gibt.

Vielleicht gibt es dann auch noch Geschichten, aber es liest sie keiner mehr.

  • Gefällt mir 3
Geschrieben

Hallo Lé,

 

schon viel wurde gesagt über Deine Zeilen, analysiert und spezifiziert.

 

Mich allerdings erinnern Deine Verse an einen Urlaub in Pienza/Toskana.

 

Auf einem Markt wurde mir dort ein Stück Brot mit eingelegtem dunklem Trüffel angeboten, welches ich dankend annahm und meines Weges zog. Nach 20 Metern explodierte der Trüffel in meinem Mund, ich kehrte zum Stand zurück und kaufte ein großes Glas der eingelegten Nobelpilze.

 

Ähnlich geht es mir bei Deinen Zeilen:

Zunächst erfolgt ein suchendes „Häh?“, welches nach und nach zur wohlwollenden Analyse der anspruchsvollen Begrifflichkeit Deiner Zeilen führt.

 

Aber diese Begrifflichkeit hat es in sich, zeugt sie doch von hoher Intelligenz und Kreativität.

Und ein wenig auch von Scharlatanerie, denn letzten Endes sind es doch die Lügenzungen, die für Spott und Hohn sorgen, ähnlich einem Märchen aus tausend einer Nacht.

 

Fun fact am Rande:

Über die Bemerkung von @Perry (Amalgam) habe ich mich sehr gefreut und amüsiert, habe ich die „Ammoniten“ doch eher als persische Reiterscharen interpretiert. Dieses waren jedoch die „Achämeniden“, mit denen Alexander der Große so seine Problemchen hatte.

 

Jedenfalls: Deine Zeilen sind von hohem Niveau, lassen jede Menge Spielraum für Interpretation und bereichern das Forum in besonderer Weise!

 

Viele Grüße von Georg

  • Gefällt mir 3

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