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Erschöpft lässt sich der Alte fallen in den Thron

der in den Runen seine Heldentaten preist

Hier nennen Sie ihn Hár, den Hohen

Er, der auch Übelstifter heißt

 

Die großen Wölfe streifen seine Beine

und schmiegen sich an seinen Saum

Einst wird er Hangatyr, der Eine

Der pfählt sich an den Weltenbaum

 

Für einen Schluck aus Mimirs Quelle

gibt er sein rechtes Auge her

Er ist der Herr der letzten Schwelle

der Rabengott, der Skilfingr

 

Jetzt aber kommt er von den Frauen

noch ganz zerwühlt ist seine Kluft

Die ihn so voller Lust beschauten

in seinem Bart hängt noch ihr Duft

 

Zufrieden schürzt er sich die Lenden

verscheucht die Raben mit dem Speer

Und reicht den Wölfen mit den Händen

Met und Köstlichkeiten her

 

Er selbst verachtet alle Speisen

Und nährt sich nur von gutem Wein

Nur wenn er reimt auf alte Weisen

Trinkt er den Odrörir allein

 

Munin, um den er sich stets sorgt 

stößt windesschnell auf seinen Arm

Der Rabe spricht das Fimbulwort

so voller Harm und schlimmem Gram

 

Da dunkelt nun die Stirn des Alten

Denn er erkennt: sein Schicksal naht heran!

Drei Winter kommen,  das Land zu kalten

Wie selbst die Asen sie nie sahen

 

Schon ruft ihn Frigg  aus düstrem Sinnen

Mit sorgenvoll gesenkten Augen:

"Balder träumt, er fährt von hinnen!

Odin! Sie werden ihn mir rauben!"

 

Doch auch den Alten drückt ein Traum

Von Ohnmacht, Verrat,  Einsamkeit

Und Frigg hört sein verstörtes Raunen

und fürchtet seine Dunkelheit

 

Aufgewühlt stürzt sie aus Asgards Hallen

und fährt hinab zu jedem Ding der Welt

Und sie erfleht nur den Gefallen:

Das keins sich gegen Balder stellt

 

Nur einen Mistelzweig, noch klein

Zu jung um etwas zu verstehen

der wachsen will im Sonnenschein

den lässt sie ohne Schwur entgehen

 

O große Frigg, wo war dein Sehen

als Du dies jener Alten sagtest

die vorgab dich gut zu verstehen

Verwandelt war er ! Loki war es !

 

Der hat die Götter längst geneckt

Balders Unverwundbarkeit zu prüfen

Und Balder hat sich hingestreckt

dass sie ihn gut bewürfen

 

So warf ein jeder wo er stand 

Nichts konnte Balder schmerzen

Die Weide wirft des Blinden Hand

und trifft den Gott im Herzen

 

Da taumelt unser junger Held

Blut sprudelt aus der Wunde

ins Nichts greift nun sein Blick, er fällt

und stirbt in der Sekunde

 

Loki hat die Hand geführt

den blinden Gott betrogen

und ihn verfluchend brüllt der Höd

doch Loki war entflogen

 

Und wieder stürzte Frigg hinab

Für ihren Sohn zu werben

Sie fleht: "Weint all´ an seinem Grab

Dann muss mein Sohn nicht sterben"

 

Und alle Wesen weinten wohl

Nur Thökk die Riesin nicht

Da klang Hels Totenschrei laut,hohl

Und so verlosch sein Licht

 

(Und ein gewaltiger Sturm zog auf…)

 

Als sie nun Loki endlich fanden

(ein Fisch war er im Wassergras)

und in der Atlaschlucht ihn banden

beschaute Thor ihn voller Hass

 

Sie quälten ihn,  den Feuergott

rissen ihm viele Wunden

und oft war er so nah dem Tod

und litt so viele Stunden

 

Doch helfen konnte es nicht mehr

schon torkelten die Sterne

Brennend fielen sie ins Meer

dann: Heulen in der Ferne !

 

So tief und groß wie eine Nacht

um ihn Dämonenfeuer

so stob der Fenriswolf mit Macht

denn seine Stund´ kam heuer

 

Und Odin stieg auf seinen Thron

und rief der Alben Herrn

Doch Wörlundur sprach voller Hohn:

"den Asen sind wir fern"

 

Und Loki stand am schwarzen Strand

und wartete auf Naglfar

Das Totenschiff aus Nagelwand

brachte die ganze Dunkelschar

 

Und Hel auf ihrem Nachtmahr ritt

Loki zu begrüßen

Auf Helhesten, nur noch ein Schritt

und warf sich ihm zu Füßen

 

Und als man fuhr gen Wigridfeld

zur letzten großen Schlacht

Erwachte Jörmungand und schnellt

behende in die Nacht

 

Reifriesen und Riesen aus Feuer

aus Niflheim und Muspelheim

Ihr Licht so hell und ungeheuer

stob vom Flammenschwerterschein

 

Der Regenbogenbrückenwächter

der auf Bifrösts Höhen wacht

Heimdall, der hohe Riesenschlächter

hat jetzt das Gjallahorn entfacht

 

(Und laut steigen die Töne

Ragnarök ruft seine Söhne !)

 

Asgard brennt, selbst Ygdrassil

Surtung verbrennt den Weltenbaum

Und Odin gürtet sich zum Ziel

denn wahr wird nun sein dunkler Traum

 

Er ruft mit einem Wort der Macht

Einerherjar und Walküren

und stürzt mit ihnen in die Schlacht

die Götter anzuführen

 

(und kein Gott hält mehr Wache

Odin trägt die Runen der Rache!)

 

Bitter kämpfen sie so als

ein Schrei die Heere spaltet

Denn Surtung spaltet Freyrs Hals

im Schrei der Gott erkaltet

 

Und Garm der schlimme Höllenhund

springt Odin voller Wucht entgegen

Doch Tyr schlägt in des Hundes Schlund

Und Garm stirbt in den Schlägen

 

Freyra rächte den toten Bruder

Sie spaltete Surtung mit dem Schwert

Der Riese seufzte, hernieder fuhr er

verbrannt im eigenen Flammenherd

 

In Asgard steht nun Frigg zur Wand

als Fenrir höhnisch sie umwirbt

Sie dolcht sich selbst mit starker Hand

und bleibt so unbefleckt und stirbt

 

(und Fenrir sträubt die schwarze Mähne

Und bleckt die geifernden Zähne

Sie hat sich ihm gestohlen

nun wird er Odin holen)

 

Im Lärmen auf dem Wigridfeld

verläßt das Glück die Götterschar

Gott um Gott nun stirbt und fällt

nur Nacht, wo einst ihr Leuchten war

 

Dann endlich bohrt sich Heimdalls Speer 

durch Lokis Brust ganz im Verrat

Denn Ungesehen flog er her

hatte sich niemand offenbart

 

In Seehunde verwandeln sich

die beiden Kämpfenden sofort

Der eine lässt vom anderen nicht

so trägt der Tod sie beide fort

 

Thor nun erwartet Jörmungand

Er schleudert Mjölnir voller Wut

doch beißt die Schlange ihm die Hand

ihr Gift dringt in sein heißes Blut

 

Zertrümmert liegt die Schlange bald

dem Donnergott zur Zier

Der lächelt noch, dann wird ihm kalt

fällt selbst tot auf das tote Tier

 

(voller Schmerz erschlägt Odin Riesen und Zwerge

Spaltet den Himmel und sprengt Schluchten und Berge)

 

Dann aber steht ihm sein Schicksal bevor

und der Fenriswolf reißt auf den Schlund

Da nickt still der Alte und reckt sich empor

und fährt in des Wolfrachens Grund

 

Und so endet die Welt des Alten

Doch aus der Asche wächst ein neuer Baum

und eine neue Welt wird sich sicher entfalten

und neue Menschen werden sie schauen

 

Denn das Leben selbst steht über uns allen

über Menschen und Göttern und allem Getier

Doch wir, wir sollen es selber gestalten !

Und wir gestalten es: jetzt und hier !

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