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Geschrieben am

Wunschbrunnen

 

Wenn ich so könnte,

  wie ich wollte,

  zauberte ich einen Brunnen

  auf dessen Grund ein Vers ruht oder zwei,

  viele gar? güldene?

 

Mit einem hölzernen Trog

  könnte ich ein Gedicht bergen

  und es im Altweibersommer

  auf die Burgmauer legen.

 

Gen Winter dann

  trüge es die Schwalbe fort

  bis in den tiefsten Süden.

 

Jeden Frühling fortan

  kehrte Freude heim zu mir.

 

 

 

ursprünglich:

 

Wenn ich so wollte

  wie ich könnte

  .....

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  • wow... 1
  • Schön 6
Geschrieben

Das ist sehr schön, Sternenherz. 

 

"Wenn ich so wollte, wie ich könnte..." 

Wenn man das liest, erwartet man eine Fortsetzung dieses Umdrehens, es kommt aber ganz anders.

Ich lese es in der neuen Stimmung wieder und frage mich, ob jene Umdrehung notwendig ist? 

Ich würde meinen nein, es mindert eher den Wert deines wundervollen Gedichts. 

 

 

 

  • Danke 1
Geschrieben

Liebe @Sternenherz,

 

auch mir fiel sofort die umgedrehte Redewendung auf, und ich frage mich, ob es ein Versehen ist und, wenn nicht, auf was sie hinweisen soll.

 

Heißt es, dass das LI vieles kann, sich aber nicht traut und deshalb nicht will?

 

Aber, die geschaffenen Bilder gefallen mir: Sie erinnern an Zeiten, die mancherorts vergangen sind: Brunnen, hölzerner Trog, Schwalben, Burgmauer - und das gefällt mir sehr, sehr gut! Auch der "Altweibersommer" gerät immer mehr in Vergessenheit.

 

Das LI träumt  (Wachträume)! Wie schön! Was es in zarten, doch mutigen, Bildern erschaffen hat - die Verse -, kehrt gerechterweise als Belohnung in jedem Frühjahr wieder zu ihm zurück.

 

Es bleibt die Frage, warum die Verkehrung - und sie scheint mir wichtig zu sein!

 

LG Nesselröschen

  • Danke 1
Geschrieben

Liebe Nesselrose

 

auch Dir Danke für Dein Beinandersitzen mit meinen Versen über das Bergen von Versen.

 

Ich habe vorhin , als ich das Gedicht tw. neu schrieb, gemerkt,

was ich für eine Liebe zu den Dingen:Worten:Redewendungen habe, die sich allmählich verabschieden. 

Ein ganz stark traditionsbewusster Teil in mir .... manchmal auch sentimental.

Das Tempo mit dem tw. erneuert : aufgepfropft und upgedatet wird ist entsetzlich .... . Ich verfalle in einen langsameren Trott, wo irgend es möglich ist.

 

Hmmm ja -- das mit dem umgekehrten Anfang .... ich kann es nicht wirklich mehr "erwischen" . Dies Gedicht ist so , aktuell, ein eher frohes.

 

Als ich es geschrieben habe, war es eine der sehr wenigen Möglichkeiten, einen Schmerz zu erreichen.

 

Durch Carlos' Bemerkung merkte ich erst, dass da ein Widerspruch ist.

 

Für mich möchte ich es nun so sein lassen, wie es aktuell oben steht.

 

lieben Dank

 

Sternenherz

  • Gefällt mir 1
Geschrieben

Hallo Carlos , sehe gerade, dass mein Kommentar an Dich verschwunden ist ...

 

Ich schrieb, dass dies Gedicht ursprünglich anders gemeint gewesen ist .... anscheinend auch daher die Verwirrung.

 

Danke für Deine Aufmerksamkeit; beim nochmaligen Nachdenken habe ich es umgestellt.

 

liebe Grüße

 

Sternenherz

  • Gefällt mir 1
Geschrieben

Ich hoffe, Ihr bezichtigt mich nicht des Spamens, wenn ich hier nochmals mein Gedicht vorstelle -

diesmal mit einem wundervollen Foto dazu.

Es ist sozusagen ein Gesamtkunstwerk .

 

vielen Dank für das Bild

von der Bilderdatenbank piqs.de
Fotograf: Till Krech
Titel: Beauty thinking about getting older

Verwendung des Bildes unter folgenden Bedingungen:

https://creativecommons.org/licenses/by/2.0/de/deed.de

 

Wunschbrunnen

 

Wenn ich so könnte,

  wie ich wollte,

  zauberte ich einen Brunnen

  auf dessen Grund ein Vers ruht oder zwei,

  viele gar? güldene?

 

Mit einem hölzernen Trog

  könnte ich ein Gedicht bergen

  und es im Altweibersommer

  auf die Burgmauer legen.

 

Gen Winter dann

  trüge es die Schwalbe fort

  bis in den tiefsten Süden.

 

Jeden Frühling fortan

  kehrte Freude heim zu mir.


 

Brunnen_piqs_beauty thinking about getting older_Till Krech.jpg

  • Gefällt mir 2
  • Schön 3
Geschrieben

Das ist es, ein Gesamtkunstwerk! ein fantastisches Foto!!! Das Bild ist ein Gedicht und dein Gedicht ein Bild. Was will man mehr... ich höre das Wasser, es klingt wie ein Regenlied. 

 

Sie ruht so still, in sich gekehrt

der Blick träumt in die Ferne.

Dich Schönheit, alt doch unversehrt

betrachte ich sehr gerne!

 

Und ich sehe wie die Schwalben beides gen Süden tragen und die Freude im Frühling zu dir und uns zurückkehrt. 

Beides gefällt mir ausnehmend gut.

Danke, für das Freude teilen!

Sali

  • in Love 1
Geschrieben

Liebe Sali

 

vielen Dank für Deine Würdigung.

 

Ja - dieses Bild ist ein Glücksfall. Das Motiv ist wundervoll und dann eben auch in einem guten Moment "erwischt".

 

Den Regen höre ich auch ...

und wie gut Du die Freude aufgenommen hast -- ja, ich freu mich nämlich sehr . Auch über die Idee, die die Frau hier im Altweibersommer sieht ...

 

Vllt. tu ich das Gedicht noch ins Bild hinein -

weiß aber gar nicht, ob das erlaubt ist bei diesen common rights.

 

liebe Grüße und Danke auch Miserabelle und Nesselröschen für Eure likes.

 

Sternenherz

Geschrieben

Hallo Sternenherz,


 

dein Gedicht und die damit verbunden Bilder, Gefühle (fließende Freude und eine tiefe Ruhe) widersprechen im ersten Moment dem einleitenden Konjunktiv. Wenn ich könnte, dann… 

 

Denn das, von dem das LI träumt, realisiert sich ja bereits in der zweiten Strophe. Obwohl die Worte weiter durch den Konjunktiv eingerahmt bleiben, beginnen die Bilder zu wirken. Durch diese Ambivalenz  entsteht eine Spannung, die dem Gedicht gut tut, finde ich. Zumindestens regt mich das dazu an, den Verzweigungen des Fassenswollen zu folgen und  ich versuche das mal zu versprachlichen: 

 

Die Ausgangslage des Li's führt, ohne dass dies explizit gemacht wird,  durch das "wenn"  in einen dunklen Brunnenschacht. (Gegenstück zum Wunschbrunnen.) Bei mir klopft in dem Zusammenhang auch kurz ein Zitat von Nietzsche an:  „Wenn du lange in einen Abgrund blickst, blickt der Abgrund auch in dich hinein.“


 

Die versonnene Stimmung und die entstehende Öffnung in ein größeren Zusammenhang entfaltet sich nun schön innerhalb des Gedichtes  und  das gelassene Bad im Moment, das vorher nicht präsent und möglich war und nur als Wunsch existierte konnte, kommt in  diesem Spannungsfeld schließlich  durch die Hintertür. 

 

Auch das Bild, finde ich, passt sehr schön und wirkt verstärkend.

 

Ich möchte aber davon abraten den Text in das Bild zu integrieren. Mir ginge da zuviel Klarheit verloren. 


 

LG,

Mi

  • Gefällt mir 1
  • in Love 1
Geschrieben

Hi Miserabella

 

und lieben Dank für Dein Beinandersitzen mit meinen Zeilen.

 

Ja, das ist wohl wahr -- den Text ins Bild zu integrieren hätte keinen Taug.

 

Und auch Deine Interpretation ist sehr schön.

 

Denn, wie Du sagst: Das ganze Gedicht ist im Konjunktiv und dies ist ja "nur" die Möglichkeitsform. Und dennoch ist zum Schluß eigentlich klar, dass es sich realisiert hat.

 

Am Anfang noch ist dieser Brunnenschacht da und das Hineinschauen, genau. Mir fiel im Schreiben auch das Märchen von Andersen ein "Das blaue Licht".

Und zum Schluß ist es doch so, dass dem LI und - anscheinend auch den Lesern (wenn ich Dich stellvertretend nehme) - klar ist, dass sich der Wunsch dennoch erfüllt hat. Wie auch immer ...

 

Vielen Dank für Deine feinfühlige Interpretation

 

und liebe Grüße

 

Sternenherz

 

 

Geschrieben

Danke Joshua Coan und Danke auch Dir Fietje,

für Euer Lob

Dass die Schwalben Muttergottesvögel sind, wußte ich nicht.

Vermutlich gibt es dann, wenn sie die warme Jahreszeit "einfliegen" bzw. ausklingen lassen, auch etliche Bauernregeln,

in denen sie herumschwirren.

 

liebe Grüße

 

Sternenherz

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