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Geschrieben am

Er ist noch völlig überrascht, wie nachgiebig

diese monumentale Festung gerade vor ihm zum Einsturz gebracht wurde.  

Ihr kurzer Augenaufschlag hatte genügt.

Es ist sein erster Auftrag für sie.

Im Auftrag ihrer Majestät kennt ein erfahrener Kapitän seine Rute.

Aufschub wird in solchen Momenten nicht geduldet.

Dieser würde unter Umständern sogar mit lebenslanger Ächtung bestraft.

Unverzüglich, aber nicht überhastet bricht er auf.

Ihre Majestät sucht schließlich das Abenteuer.

 

Behende weiß er anzupacken, bevor sie in See stechen.

Jeder Handgriff sitzt, wohl dosiert und sicher.

Seine Körpersprache ist dabei elegant und sehr natürlich.

Unmissverständlich offenbart sie eine Erfahrung,

die bei seinen Navigationen schon oft Bewunderung hervorgerufen hatte.

Es lässt ihre Majestät für einen kurzen Augenblick stutzen.

Die Muskeln seines durchtrainierten Körpers scheinen dabei dem Takt einer Galeere

zu gehorchen.

 

Sie schwitzen. Tropische Gefühle flackern auf.

Er kniet nieder, legt sein Ohr an und lauscht.

Der schwere Boden unter ihm atmet.

Vorsichtig tastet  er sich durch dichtes Gestrüpp.

Tropfen funkeln wie Diamanten und perlen herab. Sie benetzen sein Gesicht.

Für einen kurzen Moment schließt er die Augen.

Er verharrt und genießt den Moment stiller Vollkommenheit.

Hier unten ist er alleine mit der Ruhe vor dem sich anbahnenden Sturm.

Letzte zweifelnde Gedanken werden aufgescheucht.

Sie verflüchtigen sich kleinlaut.

 

Auf einem sanften Hügel hält er inne.

Vor ihm eröffnet sich plötzlich das rote Meer.

Sie reicht ihm die Hand, und er trägt sie an Bord.

Von der steifen Brise erfasst und überrascht lässt er sich auf das Spiel ein.

Ein Handeln in Trance, wissend, ohne Umkehr.

Der Tanz auf den Wellen beginnt.

Der Impuls folgt jetzt nur noch dem Stöhnen und Keuchen des Windes.

Sofort setzt er die Segel, um durch die tobende Brandung in die See hinauszugleiten.

Das raschelnde und knarrende Geräusch des Rumpfes

ächzt zum rhythmischen Schlagen der Wellen.

 

Mit sicherem Instikt  folgt seine rote Nase einer unsichtbaren Spur

von unwiderstehlichen  Pheromondüften.

Er weiß es, nur eine handbreit unter dem Kiel  begegnen sich Feuer und Wasser.

Hier werden die süßen Früchte der Nacht serviert,

reifes Fruchtfleisch von Trauben, Mangos und Pfirsichen.

Eine gierige Seeschlange durchdringt den weichen Untergrund,

der hungrig auf alles wartet, was noch kommen wird.

 

Mittlerweile hat der Sturm zugelegt und weitet sich zu einem Orkan aus,

Stimmen wissen sich nur noch schreiend zu verständigen,

sie feuern sich gegenseitig an.

Flinke Hände rasen behende über das Deck, sie sind sich vertraut,

und jeder weiß, was zu tun ist.

 

Das Leinen kann der ungezügelten Kraft schließlich nicht mehr standhalten,

es zerreißt, Finger krallen sich in blutrote Fetzen.

Nach dem letzten Aufbäumen des Rumpfes droht nun auch noch der Mast zu brechen,

während sich schon die letzte Woge ankündigt -  ein Tzunami.

Unaufhaltsam mit ohrenbetäubendem Getöse donnert die Welle schließlich 

über beide hinweg.

Es geschieht, es ist geschehen, sie lassen geschehen, sie treiben.

 

 

Eine Feder sinkt lautlos zu Boden.

 

 

Auf einer kleinen Insel, bestehend  aus einem zerwühlten Matratzenlager, 

begegnen sich zwei überraschte Augenpaare.

Eine Palme wedelt von der Tapete,

und mit einem zufriedenen Lächeln spazieren zwei Finger über seinen Oberarm.

" Ich glaube, ich bin gerade in Oxytocin ertrunken! Wir müssen nochmal in See stechen."

Der Kapitän nickt, das war zu befürchten.

 

 

 

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Geschrieben

Gut geschrieben @Amadea

Ja es geht zu wie auf hoher See.

Man kann darin ertrinken oder darauf ,,treiben". Auch schön fand ich die Unwetter Beschreibung.

Die Krönung sind wirklich die letzten 3 Sätze

 

Echt herrlich. Hab mich köstlich amüsiert.  

 

LG Alex 

Geschrieben

Hi Alex,

danke für das herrlich köstliche Feedback,

Amadea.

 

 

Hi Dionysos.

deine hohe Blutaffinität ist durchaus nachvollziehbar. Nomen est omen. Die blutrünstige Raserei ist beim Dyonysoskult der Antike schließlich ein zentraler Begriff. Vermutlich steht bei dir auch eine 62'iger Blutorgel rum ( Hermann Nitsch & co),

LG Amadea

 

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