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Spike und die Raketenmänner


Axel

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Spike und die Raketenmänner

 

 

Es war ein schöner, eiskalter Tag im Dezember. An den Zweigen hing der

Schnee, wie Zuckerwatte. Das Wasser lief mir im Maul zusammen und tropfte auf den steinhart, gefrorenen Boden.

 

Mein letztes Essen lag schon sehr, sehr lange zurück.

Hatte mich schon ein paar mal umgeschaut, um das Knurren zu lokalisieren, das mir folgte. Es dauerte ein bisschen, bis ich merkte, das das Grummeln von

meinem Magen kam.

 

Also, mal sehen. Wie spät war es denn?

Der Blick auf die Kirchturmuhr zeigte mir irgendetwas.

Da war ein großer Zeiger der auf einer Zahl stand und ein kleiner auf einer anderen Zahl. Böhmische Dörfer.

Leider sagte mir das alles gar nichts. Ich konnte die Uhr nicht lesen.

 

Fragezeichen tanzten vor meinen lieblichen, dunklen Augen.

 

Ein Eichhörnchen beäugte mich neugierig. Um genau zu sein: Es glotzte mich schon minutenlang unverschämt an.

Versuchte mir nichts anmerken zu lassen und schaute grimmig woanders hin.

Dieses winzige Felldings, war allerdings mega frech. Es warf eine Nuß nach mir.

 

Kann man das glauben? Eine Nuss. Wer war ich? Pinocchio?

 

Ich tat so, als hätte ich es nicht bemerkt, nahm mir aber vor, dieses Gesicht in meinem Gedächtnis abzuspeichern und das Pelz besetzte Geschöpf, später um den Baum zu jagen.

 

Im Winter waren diese Biester besonders nervig.

 

Ich stand bis zum Bauch im Pulverschnee, und meine kurzen Beine zitterten vor Kälte.

 

Mir fiel ein, das ich Fritz lange nicht gesehen hatte. Das war der schwarze Kater von unserem Nachbarn. Wir waren die besten Freunde, mußten aber natürlich immer so tun, als würden wir uns hassen. Image und so.

Ihr wißt schon was ich meine. Mit bestimmten Tieren durfte man sich einfach nicht sehen lassen.

 

Wieso war es mir eigentlich so wichtig, was die anderen dachten?

Timmy beobachtete das Eichhörnchen und machte ein fröhliches Gesicht.

 

„Das ist soooooo niedlich.“ ,flüsterte er.

 

„Meine Herren, Timmy, das ist ein Eichhörnchen. Welpen sind niedlich oder ein gemaltes Bild von Welpen. Eichhörnchen sind einfach nur nervig.“ ,flüsterte ich.

 

Timmy warf ein Stöckchen und erwartete tatsächlich, das ich es holte.

 

Echt jetzt, Timmy? Darüber waren wir doch wohl schon hinausgewachsen.

 

Mann, das war sooooo langweilig. Ich hatte keine Lust hinter einem Stück Holz herzulaufen. Oder Männchen zu machen. Oder so zu tun, als würde ich mich freuen, morgens, bei Regen eine halbe Stunde durch die Gegend zu laufen.

 

Und wieso sah er mir immer zu, wenn ich mein Geschäft erledigte?

Das war so entwürdigend.

Ich tat wenigstens so, als würde ich nicht zusehen, wenn er sein`s verrichtete.

 

Aber sonst war Timmy ein tolles Herrchen, auch wenn er erst elf Jahre alt war.

Er kannte tolle Spiele. Toter Mann zum Beispiel.

 

Timmy war ein Revolverheld und erschoß mich. Ich ließ mich fallen und machte auf sterbend. Meistens schlief ich dann eine Runde, während er versuchte mich zum Leben zu erwecken.

 

Mein Herrchen war immer glücklich, wenn er machen durfte, was ich von ihm wollte. Das Zusammensein mit ihm war herrlich.

 

Nur baden fand ich blöd.

 

Wer, zum Teufel, kam eigentlich auf die bekloppte Idee, zu glauben, Hunde würden ein Schaumbad brauchen?

 

Ich möchte ein für allemal feststellen: Hunde hassen es gewaschen zu werden.

 

Leute, ich roch danach, als hätte ich eine Freikarte bei Douglas gewonnen.

Alle Fliegen im Umkreis von 2 Kilometern stürzten sich auf den Geruch und piesackten mich so lange, bis ich mich in die nächste Pfütze stürzte und im Schlamm wälzte. Das hatte automatisch zur Folge das ich gebadet wurde und das Spiel von vorn begann. Eine never endig Story.

 

 

Mein Heim war sauber und gemütlich. Mein Schlafplatz kuschelig und mein Fressen üppig, was man an meinen Hüften sah.

 

Aber das war nicht schlimm, denn alle liebten Spike.

 

Das ist mein Name und ich bin ein Mops.

 

So nun ist es raus.

 

Der Papa von Timmy, hatte auch ein breites Becken, genauso wie seine Mama und seine Schwester. Ganz gemütliche Menschen.

Keiner von denen kam je darauf zu Joggen oder zu Turnen.

Die saßen meistens vor dem Fernseher und aßen Chips und tranken Cola.

 

Das waren voll die Schlaffis.

 

Nur Tim war so ein bisschen aus der Art geschlagen. Immer in Action.

Immer irgendeine Wahnsinns Idee die er umsetzen mußte.

Ich konnte mich meistens irgendwie raushalten, oder abseilen. Ein wunderbares Leben. Alles hätte so schön sein können. Bis in alle Ewigkeit.

 

Aber nein. Ich musste mir ja auf N 24 einen Bericht über den Weltraum anschauen.

 

Es ging um diesen Hund:

 

Am 03. November 1957 schickten die Russen Laika in den Weltraum.

 

Ja, Freunde. Ein Hund war das erste Lebewesen da draußen. Kein Mensch.

Oder `ne Kuh. Oder ein Wiesel.

 

Nein.

 

Ein Hund.

 

Das wollte ich auch. Ich wollte da hoch. Die Erde von oben betrachten. Schwerelos. Glücklich. Frei.

 

Diese Gedanken machten mich zum glücklichsten Hund der Welt.

Für genau 43 Sekunden.

 

Dann wurde mir bewusst, das es nie geschehen würde.

 

Das stieß mich in eine Depression, die dazu führte, das ich drei Stunden nichts essen konnte.

 

Dann gönnte ich mir ein Steak das Timmy`s Vater versehentlich auf dem Stuhl liegengelassen hatte.

Das Leben hatte mich wieder und sah großartig aus.

 

Es gab keinen Grund weshalb ich nicht der erste Mops im Weltall sein sollte.

 

Spike der Weltraum Abenteurer. Klang Super!

 

Ok. Erstmal zurück zum Fernseher. N 24.

Mist.

 

Jetzt gab es, Luxus Autos.

Interessierte mich nicht die Bohne. Und danach. Berühmte Skelette der Geschichte.

Schon besser. Für einen Knochen war ich immer zu haben. Lecker.

 

Nein Spiky. Lass dich nicht ablenken. Bleib auf dein Ziel fokussiert.

 

Also. Welches Datum hatten wir? 1. Dezember! Ok! 24 Tage bis Heiligabend.

 

Ist machbar.

 

Ich checkte erstmal meine Möglichkeiten.

 

Timmy baut ein Raumschiff und schießt mich nach oben.

Timmy kennt jemanden, der ein Raumschiff baut und der schießt mich nach oben.

Ich schleiche mich in das Nasa Camp und mache auf blinder Passagier.

Ich ändere meinen Namen in Neil und versuche mit Armstrong Kontakt aufzunehmen.

Ich gebe eine Anzeige in der berühmten Zeitschrift, Space Invader, auf.

 

Plötzlich fiel mir ein das ich Pfoten und keine Finger hatte. Also kein Internet.

Außerdem konnte ich weder lesen noch schreiben.

Mmh. Das ganze war schwieriger, als ich dachte.

Also, tat ich das einzig richtige in dieser Situation.

 

Ich ging schlafen.

 

Sofort ergriff mich ein Traum, der wundervoll und erschreckend zugleich war.

 

Ich bestieg ein selbstgebautes Raumschiff aus Knochen. Sehr schmackhaft und soooooo praktisch. Die Hebel und Pedale waren Hunde gerecht angebracht.

Alles in einem blasslila. Wunderschön.

Der Start war etwas holprig. Naja, war mein erster Flug.

Ich schaute so aus dem Fenster, der Sabber tropfte von meiner Schnauze und ich lächelte blöd vor mich hin.

 

Auf einmal ruckelte und zuckelte die Kabine. Hinter mir fing die Konsole mit den Instrumenten Feuer. Vor mir gab es einen lauten Knall mit Rauchentwicklung.

 

Voller Angst, begann ich laut zu bellen und zu strampeln.

Es ging mit 1523 Stundenkilometern abwärts.

 

Ich machte mich bereit für den Hundehimmel und schickte schnell noch ein Gebet zum Heiligen Knochen.

 

Da wurde ich wachgerüttelt und Timmy nahm mich in den Arm . Er streichelte mich und sprach leise und beruhigend auf mich ein.

 

Guter, lieber Timmy. Er war ein wunderbares Herrchen.

Der Beste, den man sich wünschen konnte.

Ich holte die Leine und wir gingen eine Runde um den Block.

Es war ja schließlich schon 3:00 morgens.

Wir spielten Fangen. Mann war ich schnell. Ich war der rote Blitz unter den Möpsen. Mein Versteck unter der Eiche, war großartig. Als er mich 2 Stunden später fand, war er überglücklich.

 

Tim mußte dann zur Schule und gähnte die ganze Zeit. Das machte mich ganz schön müde, also haute ich mich noch ein paar Stunden aufs Ohr.

 

Ja, so ein Alptraum konnte echt anstrengend sein.

 

Nach meinem Erwachen zerrte ich ein paar gemütliche Kissen vor den Fernseher und endlich kam die gewünschte Sendung.

 

Das Weltall. Unendliche Weiten.

 

Es ging um einen Captain Kirk und eine Typen mit spitzen Ohren. Spock.

Hat man schon mal so einen bekloppten Namen gehört?

 

Erinnerte mich an meinen besten Kumpel Norbert. Ein bißchen unterbelichtet.

Schäferhund. Hatte so einen treudoofen Blick.

Aber ich konnte mich immer auf ihn verlassen. Und er sich auf mich.

Ich nannte ihn immer Robert, weil er mich irgendwie an Bob Dylan erinnerte.

Das nervte ihn und er bekam dann immer grüne Pickel um seine graue Schnauze.

 

Mein Besuch bei ihm kam unerwartet. Er erschreckte sich, wie ein Nasenbär vor seinem Spiegelbild und pieselte sich ein bißchen ein.

Kam in den besten Familien vor.

 

Meine Idee mit dem Raumschiff, kam jetzt nicht so gut bei ihm an.

Er würde sich um mich sorgen, meinte er.

Ich erklärte ihm, das ich alles über die Raumfahrt wußte.

Die Enterprise stünde zwar im Moment nicht zur Verfügung, weil ein anderer Typ damit unterwegs wär und auch die medizinische Versorgung, war noch nicht geklärt, weil Pille woanders unterschrieben hatte, aber ich war sowieso nie krank.

 

„Ach ja? Und was war letzte Woche als du den Splitter in deiner Pfote hattest. Wer konnte stundenlang rumlaufen und einen Spatz suchen, der in dir wieder rauszog?“ ,ließ er vom Stapel.

„Du.“ ,sagte ich.

„Und wer besorgt dir einen Underberg, wenn du Verstopfung hast?“

„Du.“

„Und wer schleckt dich trocken, damit du dich nicht erkältest?“

„Du.“

„Genau. Du fliegst auf keinen Fall allein. Ich komm mit.“

„Meine Güte. Du benimmst dich wie meine Mutter.“

„Du kanntest deine Mutter garnicht.“

„Ja. Aber genauso nervig stelle ich sie mir vor.“

„Red` nicht so schlecht über deine Mutter.“

„Ok.“

„Wie jetzt ok?“

„Du kannst mitkommen.“

 

Norbert freute sich wie ein Schneekönig.

Was hatte ich mir nur wieder aufgehalst?

 

Er ging schon mal seine Sachen packen. Ich wußte nicht was er meinte. Er hatte keine Sachen. Er war ein Streuner und lebte auf der Straße.

Nun ja, des Hundes Glaube ist sein Himmelreich. Ich wußte nicht genau was das bedeuten sollte. Hatte es mal im Zusammenhang mit Nietsche im Fernsehen gehört. Sehr spannend und lehrreich.

 

Aber. Wer zum Teufel war Nietsche?

 

Als ich noch so darüber nachdachte fiel der erste Schnee. Dicke weiße Flocken.

Sah super aus. Stellte mir vor, das es auf dem Mond auch schneien würde.

 

Mmh. Da gab es nicht mal Wasser. Auch keine Bäume. Oh, Mann.

Wie sollte ich dann Pipi machen. Ich mußte unbedingt trainieren, so lange wie möglich anzuhalten.

Morgen wollte ich damit anfangen. Jetzt erst mal zum nächsten Baum.

 

Mit der Zunge fing ich noch ein bißchen Schnee und schlenderte dann zu meinem Katerkumpel Fritz.

 

Mein Körper zwängte sich durch die enge Katzenklappe, was mich völlig außer Atem brachte. Hatte ich zugenommen?

 

Mein Spiegelbild sagte: „Ja!“

 

Mann, mir blieb wirklich nichts erspart.

 

Fritz hatte sich vor der Heizung eingerollt und gähnte herzhaft, als er mich sah.

 

„Jo, Digger. Alles klar?“ ,fragte ich völlig relaxed und versuchte zu verbergen das ich mir einen Happen aus seinem Napf genehmigt hatte.

„Ja. Doch. Sicher. Ist schon Weihnachten?“

„Nein. Ich hab ein Geheimnis.“ ,flüsterte ich so geheimnisvoll wie möglich.

„Ich liebe Geheimnisse.“ ,posaunte Fritz heraus und war mit einem Mal hellwach.

„Also. Es ist so.“

 

Ich blickte mich nach allen Seiten um, ob auch keiner in der Nähe war.

 

„Ich werde zu Weihnachten ins Weltall fliegen.“ ,stellte ich fest.

„Zum Heiligen Knochen?“ ,schrie er voller Begeisterung.

 

Mann dieser Kater war ja noch dämlicher als Norbert.

 

Ich schüttelte den Kopf und rollte genervt mit den Augen.

 

„Jeder Hund und Jede Katze weiß ja wohl, das der Heilige Knochen nicht im Himmel wohnt, sondern in Florida.“

„Wieso.“

„Na weil`s da warm ist! Muss ich denn wirklich alles erklären?“

 

Natürlich wollte Fritz auch mit. Was sollte ich machen?

Ich konnte ihn schlecht zu Hause lassen, wenn ich Norbert mitnahm.

 

Zu Hause in meinem Körbchen arbeitete ich dann auch gleich ein Trainingsprogramm für uns aus:

 

Jeden Morgen drei zusätzliche Runden um das Haus laufen.

Auf dem Kinderkarussel, vor dem Haus, 10 x den Flieger machen.

Kopfüber an der Reckstange hängen und versuchen aus einem Strohhalm zu trinken. (Hoffentlich schlossen sich meine Lippen, sonst könnte ich`s vergessen.)

10 Stunden die Luft anhalten. Auf dem Mond gibt`s schließlich keinen Sauerstoff. Das weiß doch jeder.

Herausfinden, wie lang 10 Stunden sind.

 

Zufrieden schlief ich ein.

 

Ein paar Tage später hatte Timmy von seinem Kumpel, Schrappnel, Besuch.

Eigentlich hieß er Torsten Schrappmeier, aber der Name war total behämmert, deswegen legte er sich was Cooleres zu.

 

Das hatte ich nicht nötig. Ich hatte den coolsten Namen in der ganzen Straße.

 

Spike. Total der Macker Name. So Dobermann mäßig.

 

Da fiel mir ein, das ich da mal eine Pudel Dame kannte. So ein ganz niedliches, kesses Ding. Schneeweiß. Mit einem Hang zum Extravaganten.

Die war auch mega beeindruckt von meinem Namen.

Ich lud sie zum Reste Essen ein, aber als es zur Sache gehen sollte, machte sie auf Parfum und verduftete.

 

Mann. Ich war unglaublich genervt, also erstmal zum Italiener, Amore und so.

 

Vielleicht hing da ja Rita, die süße Cockerspaniel Hündin, rum.

So ein schnuggeliges, entzückendes Ding. Ich liebte diese langen, puscheligen Schlappohren. War nicht ganz meine Liga, aber vielleicht...?

 

Ist dann doch nichts gelaufen. Ich hatte den Blues.

 

Aber kommen wir zurück zu den beiden Jungs. Sie tuschelten die ganze Zeit von Obi, Han Solo, Luke, R2-D2, C3-PO und der Matsch sei mit dir, oder so ähnlich.

 

Hatte keine Ahnung, um was es ging, aber ich mußte dringend an einen Baum.

Das war ein sicheres Zeichen, für was ganz Großes.

Also nicht das mit dem Baum, sondern das Tuscheln.

 

Ich war sooooo aufgeregt.

 

Dann hörte ich wie Schrappnel die erlösenden Worte Rakete und Weltraum aussprach.

Dem Heilige Knochen sei Dank. Wir waren im Geschäft. Die Sache lief.

 

Jetzt aber schnell raus, das Revier mußte unbedingt markiert werden.

 

Ich tippelte von links nach rechts und von rechts nach links.

 

Timmy merkte mal wieder gar nichts. Auch wieder typisch Mensch.

 

„Ich muß an meinen Baum!“ ,bellte ich Timmy verzweifelt an.

 

( Das menschliche Gehirn ist einfach zu klein für die komplexe Hundesprache:-)

Endlich verstanden mich die beiden Hohlbirnen.

Die hatten wirklich nur ihre Raumfahrt im Kopf.

 

Gut, das Ich ein bisschen weiter dachte.

 

Das war ein spitzen Tag für mich und alle Tiere auf der Welt.

 

Ein großer Schritt für einen Hund und ein kleiner für die beiden Weicheier.

 

Die Tage und Nächte rasten dahin. Sie waren angefüllt mit Training, Hunger und Essen. Es war sehr erfüllend auf ein großes Ziel hin zu arbeiten.

 

Aber es war echt schwer, der Boss zu sein. Ich musste mich wirklich um alles kümmern. Timmy bei Laune halten. Schrappnel nicht aus den Augen lassen.

Für geregelte Mahlzeiten sorgen.

 

Und Norbert und Fritz. Meine Herren. Da konnte ich reden und reden.

Die waren unglaublich untalentiert.

Die konnten nicht mal Reis essen. Ok. Ich geb ja zu, das mit den Stäbchen war schwierig, aber muss man deshalb gleich jaulend zu seiner Tussi rennen und sich ausheulen.

 

Fritz meinte, ich würde das alles viel zu eng sehen.

Ich sagte, wenn ich`s eng sehen würde, käme er in die Waschmaschine. Schleudergang. 1000 Umdrehungen in der Minute.

 

Wir sind dann alle wütend nach Hause gegangen.

2 Stunden später hab ich mich bei entschuldigt und wir sind wieder auf den Übungsplatz gespurtet.

 

Also ich bin gespurtet und die beiden sind geschlurft. Voll die Schlaffis.

 

Am Abend hab` ich mich mit Esmeralda auf ein Blind-Date getroffen.

Das blöde Eichhörnchen hatte mir eine Walnuß auf beide Augen geworfen.

Ich also halbblind vor Esmeralda gesessen und mit ihr über die Erde, die Sterne und das, was dazwischen lag, geredet.

 

War eine schöne Nacht. Wir sprachen über Dante und den Weltuntergang und das sie an Verstopfung leiden würde. Leider hatte ich keinen Underberg dabei.

 

Irgendwann rutschte ich dann ganz nah an sie heran, schnupperte ein bißchen an ihrem Fell und wurde ganz wuschig.

Unsere Nasen berührten sich für einen kurzen Augenblick mein Herz rutschte mir in die Pfoten und es fing wieder an zu schneien.

 

Sie tat natürlich so ,als würde sie das Ganze kalt lassen.

 

 

Noch 4 Tage bis Weihnachten.

 

Tag

 

Morgens:

 

Es schneite. Die Mama von Timmy hatte mir einen Hundepelz gekauft.

Ich sah aus wie George, der Bulldoggentrottel zwei Straßen weiter.

Das Training lief gut, auch wenn Norbert mit Esmeralda shakerte und ich ihn wohl zu einem Duell fordern mußte.

 

Das Jucken zwischen meinen Beinen wurde immer schlimmer. Versuchte mir nichts anmerken zu lassen, da der Hundearzt ein Quacksalber erster Güte war.

Hatte von Norbert gehört, das es im Basement, beim Italiener, einen Basset geben sollte, der sich auskannte. Das ganze Programm.

Pflanzenheilkunde. Schamanismus. Akupunktur. Kneippen. Humangenetik und Bobfahren.

 

Alle kannten nur seinen Künstlernamen:

 

Doktor Fantastic.

 

 

So im nachhinein, hätte mich das stutzig machen sollen!

 

Um die Mittagszeit wollte ich einen Knochen aus der Erde holen, den ich vor ein paar Monaten, als Notration, vergraben hatte.

Der Boden war steinhart gefroren, also mußte ich Heino den Bernhardiner um Hilfe bitten.

Die waren ja bekanntlich alle in den Alpen großgeworden.

War voll der Reinfall. Hat nicht mal was zu Trinken mitgebracht.

So waren wir alle nüchtern ins Bett gegangen.

In der Nacht einen wundervollen Traum gehabt. Ich saß mit Esmeralda auf einem Stern und wir haben Return to me von Dean Martin gesungen.

Sole tu Sole tu Sole tu me amore.

 

 

Tag

 

In der Nacht hatte es geregnet. Alle Plätze und Straßen waren vereist.

Das war gut. Ich weitete das Training auf Katastrophenschutz aus und band allen Hühnerknochen an die Pfoten, um das Bergen von, im Eis eingebrochenen Vierbeinern, zu üben.

Norbert fragte, ob sie Isabell auch retten dürften, denn die hätte ja eigentlich nur drei Beine.

Für diese blöde Frage, gab ich ihm `ne Schelle. Er gab mir eine zurück, das mir der Schädel brummte.

Forderte ihn doch nicht zum Duell, sondern lud ihn zum Eis ein.

Am Nachmittag lachten wir uns schlapp, weil Schrappnell tatsächlich in den See fiel, aber bevor wir die Hühnerknochen anhatten, war die Feuerwehr schon da und rettete ihn.

Am Abend schneite es wieder. Wir versuchten eine Schneeballschlacht zu machen, bekamen aber keine Schneebälle hin. Stattdessen ärgerten wir Hugo.

Der Dackel aus dem dritten Stock war ein Angeber, Sportler und Frauenliebling.

Drei Dinge, die wir haßten. Besonders an Hugo.

Ich hatte eine gute Idee und nannte sie: Finde den Yeti.

Fritz machte den Köder und als Hugo hinter ihm herlief versteckten wir sein Lieblingsspielzeug im Schnee.

Heino hatte es nach 3 Minuten gefunden. Na toll.

Jetzt haßten wir auch Heino.

 

 

Tag

 

Tauwetter. Gute Möglichkeit meinen Knochen zu finden. War leider nicht an vermuteter Stelle. Dachte über Hundedemenz nach und war darüber eingeschlafen. Als ich erwachte konnte ich mich an nichts mehr erinnern.

Meine Idee einen Seenotrettungsdienst für Möpse ins Leben zu rufen,

fanden alle blöd.

Ignoranten.

In der Nacht schaute ich in den klaren Himmel und gab jedem Stern einen Namen:

Esmeralda. Jeanny. Baby. Rita. Ricarda. Babette. Dolores...

 

Ich erwachte mit meiner Kuscheldecke auf der Zunge und brauchte 20 Minuten, um alle Haare aus meinem Maul zu entfernen.

Ich heulte den Mond an und weckte so die ganze Nachbarschaft.

 

Das war ein erfolgreicher Tag.

 

Morgen war Weihnachten!

 

 

Tag

 

Endlich. Der große Augenblick. Hatte extra lange Zeit für meine Fellpflege aufgewendet.

Ich glänzte, wie das Pomadenhaar von Luigi im italienischen Restaurant in der Bananengasse. Das gehörte einem Mafia Boss. Don Alfredo. Er war ein rabenschwarzer Dobermann und Luigi war sein Bodyguard. Ein cooler Jack Russel. Der schleifte seine Zähne an einem Bleistiftanspitzer, zu messerscharfen Verteidigungswaffen. Krasser Typ. Machte auf Russel Crow.

Wenn das nicht passte, wusste ich es auch nicht.

Am Abend sangen alle Weihnachtslieder. Hab` mich unter dem Schrank verkrochen. Hatte noch nie so ein Gejaule gehört.

Nach dem Fressen konnte ich mich kaum noch rühren. Ein Happen mehr und ich hätte gekotzt. Upps. Ich meinte natürlich übergeben.

Timmy schenkte seinen Eltern selbstgestrickte Handschuhe.

Selbstgestrickte Handschuhe? Echt jetzt? Timmy!

Ich verzieh ihm diese Entgleisung, als ich den Riesenknochen sah, den er mir schenkte. Guter Timmy.

 

Dann der große Augenblick.

 

Trommelwirbel.

 

Mann war ich aufgeregt. Hätte mich fast eingepieselt.

Wo war der nächste Baum?

 

Er riß, sehr unprofessionell, das Geschenkpapier herunter.

 

Auf diesem riesigen Karton stand:

 

Der Home Katalysator zum selber bauen.

 

Wie jetzt? Welten brachen für Timmy und mich zusammen.

 

Katalysator? Das konnte doch nicht war sein. Unser Training. Unsere Träume.

Alles für die Katz.

 

Und was zum Teufel war ein Katalysator?

 

Plötzlich lachten sich Mum und Dad checkig. Sie prusteten und schrien vor lachen. Sie kugelten sich auf dem Boden.

Ich fragte mich, ob sie wieder am Luft Erfrischer genascht hatten.

 

Dann holte Dad ein noch größeres Geschenk aus dem Schrank. Dort, wo sonst seine Magazine und die Lackhöschen lagen.

 

Ein Raketen Bausatz XXL. Halleluja.

 

Das Leben war so aufregend. Auf leisen Pfoten stratzte ich zu Norbert und Fritz

Und platzte in ihre Weihnachtsfeier.

 

Beim Erzählen der frohen Botschaft verhaspelte ich mich immer wieder.

Am Ende dachten sie, ein Meteoriteneinschlag stünde bevor und sie würden zum Heiligen Knochen auffahren.

Ich brauchte 20 Minuten, um sie vom Gegenteil zu überzeugen. Und noch mal 20 bis sie geschnallt hatten, das Timmy eine Rakete zu Weihnachten bekommen hatte.

Wir feierten bis in die Morgenstunden.

Wir sangen und hielten unser Hinterteil aus dem Fenster.

 

Nur so, um Aufmerksamkeit zu erregen.

 

Wir schrien: „Hugo ist ein Dugo! Hugo ist ein Dugo!“

 

Als er am Fenster erschien, versteckten wir uns schnell und lachten uns checkig.

 

Fritz wurde tatsächlich checkig. Vom Lachen, bekam er immer Ausschlag.

 

Achso. Für alle Unwissenden. Dugo kommt aus dem ungarischen und heißt Stöpsel.

 

Am frühen Morgen pupste Norbert und alle gingen nach Hause.

 

Das war wirklich die schönste Weihnachtsfeier ever.

 

 

Der 25. Dezember.

 

Timmy und Schrappnel waren dabei die Rakete zusammenzusetzen, als sie plötzlich die Arbeit niederlegten und ganz feierlich wurden.

 

„Wir müssen einen Namen haben.“ , sagte Timmy.

„Ja. Genau. Wie wäre es mit Die Flying Saucers.“

 

Ging für mich gar nicht. Saucers? Saucers? Um was ging es dabei. Ein Nudelgericht?

 

„Ne` ich dachte mehr an was Weltraummäßiges.“ ,sinnierte Timmy.

 

„Genau Digger. Weltraum. Nicht Imbiß.“ ,dachte ich so bei mir.

 

„Wie wär es mit Spike und die Raketenmänner!“

 

Das war mein Timmy. Genau so.

 

„Was hat Spike damit zu tun?“ , meinte Schrappnell

 

Wie jetzt? Wer hatte diesen Dummkopf überhaupt eingeladen?

„Spike und du, seid nun mal meine besten Freunde.“

 

Ich mußte einen großen Kloß der Rührung hinunterschlucken.

 

Das war mein Timmy.

 

Und so bauten wir den ganzen Tag an unserer Rakete, mit dem ich und Norbert und Fritz das Universum erobern sollten und neue Welten und unbekannte Wesen entdecken würden.

 

Nach 5 Stunden war mir allerdings so langweilig, das ich anfing meinen eigenen Schwanz zu jagen.

Erst da bemerkte ich, das ich gar keinen hatte.

Das deprimierte mich nicht wenig und ich unternahm einen Streifzug durch mein Revier.

 

An der Ecke zur Kirschkoppel traf ich Esmeralda. Sie machte ein auf Zuneigung und ich ließ mich darauf ein.

So nahm der Tag eine weitere Wendung.

Ich will nicht ins Detail gehen, aber das Jucken war weg.

 

 

Der 26. Dezember

 

Meine Jungs bauten immer noch an der Rakete. Es war kein Ende abzusehen.

Sie gaben sich alle Mühe, obwohl Schrappnel mehr Pause machte, als ihm zustand.

Unter Oppenheimer hätten sie ihn, bei dieser Arbeitseinstellung, längst in der Wüste ausgesetzt.

 

 

Der 27. Dezember

 

Wir waren gut voran gekommen. Die Rakete machte einen fast fertigen Eindruck. Ich hatte einen weißen Belag auf der Zunge der ekelhaft war. Hoffentlich bekam ich keine Erkältung.

 

 

Der 28. Dezember

 

Die Jungs machten eine Pause und spielten den ganzen Tag mit der Eisenbahn.

Hätte Armstrong das auch gemacht?

 

War doch keine Erkältung, sondern ein Käsebelag, den ich am Tag zuvor gefressen hatte.

 

 

 

Der 29. Dezember

 

Noch ein Tag der nutzlos verstrich. Die Jungs spionierten den ganzen Tag das neueingezogene, blondbezopfte Mädchen von nebenan aus.

Ehrlich Jungs. So geht das nicht. Ich würde mich das nie getraut haben.

Mein alter Herr, hätte mir aber die Levieten gelesen.

Ohne Knochen ins Bett, hätte er gesagt.

Bei Menschen ist das wohl nicht so. Na, die könnten aber eine Menge von uns Hunden lernen.

Am Abend waren wir wieder alle an Bord.

Meine Jungs knieten sich voll rein und ihr Feuereifer setzte mein Herz in Flammen. Es stand kurz vor der Vollendung.

Esmeralda zeigte mir die kalte Schulter. Ich war mir keiner Schuld bewußt.

Pöh. Die konnte mir mal das Fell kratzen.

Das große Ziel war in Sicht. Wo war eigentlich meine Brille?

 

Wir Wissenschaftler und Kosmonauten mußten auf das Ziel fokussiert bleiben.

 

 

Der 30. Dezember

 

Würden wir es noch im alten Jahr schaffen? Die Raketenmänner gaben alles.

Keine Pausen. Keine Kekse. Keine blondbezopften Mädchen.

Ich war sehr stolz auf mein Team.

Norbert und Fritz meckerten, wann es denn endlich losgehen würde.

Sie hätten schließlich noch mehr Verpflichtungen.

Was Für Verpflichtungen? Am Hintern kratzen und die Flöhe zählen?

Beide rümpften nur die Nase und ließen mich im eisigen Wind stehen.

 

 

Der 31. Dezember

 

Der große Tag.

 

Es war vollbracht.

 

Die Rakete war fertig.

Alle hatten sich schick gemacht.

 

Timmy, Schrappnel, Norbert, Fritz und ich standen ergriffen vor unserer Rakete.

 

Wir hatten eine Mission.

Wir wollten die Erde zu einem besseren Ort für Hunde und Katzen machen.

 

Morgen würden wir starten.

 

Heute war aber erst mal feiern, bis zum Abwinken angesagt.

 

Den Prosecco mußte ich diesmal aber weglassen, obwohl der Akttanz auf dem Tisch alle begeistert hatte.

 

Esmeralda ließ immer noch nichts von sich hören, aber das würde sie schon,

wenn ich als strahlender Sieger vom Mond zurückkäme.

 

Ich war der glücklichste Hund der Welt.

 

 

 

Aber jetzt mußte ich unbedingt pieseln.

 

 

 

Also. Wo, zum Teufel, war der nächste Baum?

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Oktober 2018 von Axel Bruss

 

 

 

 

 

 

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Lieber Alex,

wieder mal eine herzerfrischende Geschichte, hat Spaß gemacht zu lesen und Spike ist tatsächlich der beste Name der Welt!!

Eine echt goldige Idee diese Geschichte und sie schreit nach einer Fortsetzung. Witzig, nett und wieder super geschrieben.

 

Glückwunsch!

 

Liebe Grüße

Sali

 

 

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Hallo Axel,

 

als ich deine Geschichte zu lesen begann, musste ich an den Nahbarshund denken. Es war ein hinkender Rauhaardackel, dersich auch im Winter sich den schneebedeckten Abhang runter traute, in Erwartung eines gefüllten Fressnapfes, der allerdings für meine Freigängerkatze bestimmt war. Nicht selten guckte meine Katze dumm aus der Wäsche, die sich dann ein Mäuschen suchen musste um ihren knurrenden Magen zu füllen. Irgendwann schlossen die Nachbarn dann das Schlupfloch -

 

 

vor 8 Stunden schrieb SalSeda:

wieder mal eine herzerfrischende Geschichte, hat Spaß gemacht zu lesen und Spike ist tatsächlich der beste Name der Welt!!

Eine echt goldige Idee diese Geschichte und sie schreit nach einer Fortsetzung. Witzig, nett und wieder super geschrieben.

 

- dem kann ic h nur zustimmen.

 

 

LG Sternwanderer

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