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Der Friedhofsgärtner


Axel

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Der Friedhofsgärtner

 

 

Lieber Herr Unbekannt

 

 

Ich möchte diesen Brief an sie mit einer Enthüllung beginnen.

 

Ich beobachte sie seit einigen Wochen und schaue ihnen zu, wie sie die Blumenbeete auf den Gräbern pflegen. Betrachte die kleine Gartenschere, die in ihrer Hand, mit Bedacht geführt, die Rosen kürzt.

Ihre Finger, die zärtlich über die roten Blüten streichen.

Ihr Lächeln, das spitzbübisch über den Mund huscht, wenn sie, angesprochen auf das schlechte Wetter erklären, das der Regen nur die tausend durstigen Kehlen stillt, die zu unseren Füßen liegen und in uns den Wunsch zur eigenen Wiederkehr erwecken.

 

Oh, wie oft ich mir schon in diesen Momenten wünschte ihnen nah zu sein. Ich stelle mir dann vor, das sie wie das Rauschen, des Windes oder ein murmelnder Bach auf einer Lichtung des Waldes sind.

 

Ja, halten sie mich ruhig für töricht und dumm.

Ich bin eine romantische, empfindsame Seele und sehne mich nach Liebe. Nach Verständnis und Zuversicht.

 

Ihre Sorgfalt mit der sie all die vergessenen Namenssteine säubern.

Wie jeder Buchstabe, jeder Punkt von Staub und Moos befreit, wieder atmen kann.

Die zurückgelassenen Gedanken und gebrochenen Herzen, die noch immer da sind. Sie gedenken ihrer, indem sie die Erinnerung an sie nicht verblassen lassen.

 

Die Zeit, welche sie mit der Beschneidung der kleinen Hecken verwenden, um allem einen würdevollen Rahmen zu geben, macht mich

froh.

Und ihre stille Minute, die sie standhaft, mit gesengtem Kopf, zur Ehre der Toten verbringen. Wie sehr wünschte ich, neben ihnen zu stehen.

Mein Name ist Erika Blum. Ich bin 42 Jahre alt und arbeite bei der Firma Faltermeier und Co. Wir stellen Grabkränze her und richten Beerdigungen aus.

Mein Chef, der Herr Wintermeier, ein entfernter Verwandter des

Herrn Faltermeier, meint:

 

„Unser Job wird nie verschwinden, denn sterben tun die Leute immer.“

 

Da hat er recht.

 

So, wie mein Mann. Vor drei Monaten schenkte ich ihm zu seinem

50. Geburtstag einen Tandem Fallschirmsprung.

Das war zu jener Zeit groß in Mode und da mein Mann, der Gerhard, alles liebte, was mit Krieg und Luftlandedivisionsübungen zu tun hatte, freute er sich, wie der Dackel von Frau Sedelmeier und übte täglich diverse Sprünge von unserem Schrank auf seine Matratze. Das mag manchen sonderbar erscheinen, aber da er noch ganz andere Dinge tat, ist dies doch eher, als normal zu bezeichnen. Doch dazu später mehr.

 

Der Gerhard sagte immer:

 

„Was ist schon normal? Der Typ von gegenüber trägt Damenunterwäsche und stolziert damit, um Mitternacht, im Garten umher.“

„Nun ja, das ist auch nicht gerade einzigartig!“ meinte ich.

„Wie meinst du das?“

„Ich vermisse meinen roten Spitzenslip. Du weißt schon, den der in der Mitte offen ist und den ich für besondere Anlässe gekauft habe.“

„Für welche besonderen Anlässe? Tag der offenen Tür? Und überhaupt. Was willst du mir damit sagen? ,fragte Gerhard genervt.

„Nun ja. Ich sehe dich jeden Neumond im Monat, mit genau diesem Slip in unserer Garage vor dem Spiegel umher stolzieren.“

 

Da war Stille. Nix hat er gesagt. Nur puterrot ist er geworden und geschnaubt hat er. So Lokomotivenmäßig.

 

Na, das fand er wohl überhaupt nicht gut, das ich ihm das so einfach gesagt hab` .Sieben Wochen hat er nicht mehr mit mir geredet.

Hat immer nur jeden Tag seine blöden Sprünge geübt.

Auf den Schrank rauf und mit einem entschlossen, verbissenen Blick runter auf die gute Federkern Matratze.

Sieben Jahre verheiratet und jetzt redet er kein Wort mit mir, dachte ich.

Selbst beim Telefonieren nicht.

Geschnaubt und geatmet hat nur, wenn ich ihm eine Frage gestellt habe:

 

„Willst du Gulasch zum Abendessen?“

„Pffffffffffffffffft.“ ,war seine Antwort.

 

Ja, wie Pffffffffffffffffft. Das kann ja nun alles heißen:

 

Ja gerne. Danke Liebling.

Nein. Lieber Mohrrüben.

Heute bleibt die Küche kalt, mein Schatz. Wir gehen essen.

Ich esse alles. Denn du bist die beste Köchin der Welt.

Lass mich mit diesem Scheiß in Ruhe.

 

Viel geredet hat er eigentlich nie. Seiner einer, war eher von der schweigsamen Sorte. Für manche Frauen mag das richtig sein. Mich hat das immer mitgenommen. Regelrecht traurig hat es mich gemacht, weil ich halt daran geglaubt hab` :

 

Ich will sie immer lieben. In Guten, wie in schlechten Tagen.

 

Naja. Waren ja eigentlich auch nicht richtig schlechte Tage. War alles irgendwie so zwischendrin. Unser Alltag schien ein luftleerer Raum zu sein. So `ne Art Todesstreifen den jeder meidet, um nicht drauf zu gehen.

 

Eine Zeitlang dachte ich: „Ich halt`s einfach nicht aus. Ich werde meinen Kopf gegen die Wand schlagen, bis ich alles, was mich so quält, vergesse.“

Aber dann habe ich das vergessen und der Alltag schlich sich wieder in meinen.........also, wie sag ichs jetzt. Na halt in meinen..................Alltag.

 

Ich wollte mal den Penis von dem Gerhard in den Mund nehmen, aber mein Mann nahm das mit dem Duschen nicht so genau.

Also, der hat sich schon gewaschen, aber er dachte wohl wir würden noch im 16. Jahrhundert leben, wo Ludwig der 14. nur Puder und Parfüm benutzte und kein Wasser. Jedenfalls. Ich hätte es gern gemacht, weil man ja auch soviel davon hört und blasen seinerzeit ja auch total in Mode war. Weil nämlich, meine Freundin, die Helga, hat mir da so einiges erzählt und ….........also ich dachte ich probier es mal.

Die Helga hatte auch so Zeitschriften, wo man alles genau sehen konnte.

Ich hab mir nichts anmerken lassen, aber das war total aufregend.

Musste meine Beine auch immer wieder ganz eng zusammenpressen, weil das so ein erregendes Gefühl war.

Und die nackten Körper waren auch alle so schön. Die Frauen besaßen perfekte Brüste und einen flachen Bauch und die Männer lächelten, oder guckten animalisch. Ich war kurz davor einem Burschen meinen Mund auf den, sie wissen schon, was ich meine, zu drücken.

Ja. Wäre ja nur die Zeitschrift gewesen. Aber trotzdem. Aufregend.

 

Mein Gerhard, war meilenweit von dieser Ausstrahlung entfernt.

In seinem Job, als Buchhalter machte er sicher eine gute Figur, aber in diesen heißen Schmuddelheftchen würde er, wie ein Affe beim Kapitänsdinner wirken. Ja, er war Buchhalter und sah auch so aus.

 

Hellbraune Cordhosen. Hellbrauner, dünner Ledergürtel mit selbstgemachtem, zusätzlichen Loch, das völlig ausgefranst und ganz schrecklich aussah. Hellbraunes Jackett mit modischen Flicken an den Ellbogen. Karierte Hemden, mit roten Strickkrawatten und Krawattenklemmen mit dem eisernen Kreuz.

Braune Schuhe (Die Farbe glich einer Hundehinterlassenschaft nach einem Napf voll Chilli con carne) und gelbe Socken, die er noch aus seiner Kinderzeit besaß.

Manchmal trug er unter seiner Kleidung einen Latexanzug, aber er wusste nicht, das ich es wusste.

 

Sein moränenhaftes, schmales Gesicht versuchte er durch eine übergroße Hornbrille kräftiger erscheinen zu lassen. Er wirkte dadurch unbeholfen und unmännlich. Er schien immer irgendwie hilflos und verzweifelt zu sein. Jedenfalls sprach seine ganze Körperhaltung und Mimik genau das aus.

Die Helga meinte, bei einem Umtrunk im Januar, als sie bei vorgerückter Stunde beschwipst vom Stuhl rutschte:

 

„Dein Mann sieht aus, wie der letzte Vollhorst!“

„Aber er ist ein guter Mann.“ ,entgegnete ich brüskiert.

„Ein guter Mann? Nur, weil er dich noch nie geschlagen hat? Lachhaft!“

„Nein. Ich meine, weil.........Er ist doch für mich da....“

„Lachhaft!“

„Gar nicht Lachhaft.“

„Doch ! - Lachhaft ! Lachhaft ! Lachhaft !“ ,wiederholte sie.

„Du bist gemein.“

„Selber gemein.“

„Nein du.“

„Nein du.“

„Wir sind beide, die größten Idioten, die dieser Friedhof, den alle Neubausiedlung nennen, je gesehen hat. Weil wir zwei mit den größten Loosern zusammen sind, die es in dieser beschissenen Welt gibt.“ ,jammerte sie wütend.

 

Dann fingen wir beide zu weinen an und bemitleideten uns gegenseitig.

 

 

j

 

 

Die ersten 3 Jahre gingen auf rosa Zuckerwatte schreitend, wundervoll und lächelnd vorüber.

Der Gerhard war aufmerksam und liebevoll. Ein guter Zuhörer.

Das liebte ich an ihm. Und seine Segelohren. Und seine guten Manieren.

Wir haben oft Fern gesehen und dabei gefummelt . Er spielte gern an meinen Brüsten und nuckelte, wie ein Baby daran. Das erschien mir ein bisschen merkwürdig, aber hatte auch seine Reize.

Seine Finger spielten oft mit meinem gekräuselten Schamhaar und wäre es etwas länger gewesen, hätte er mit ihnen eine von diesen Frisuren, die damals in Mode waren, daraus geflochten.

Ich mochte diesen Disney Film: Dumbo.

Mein Gott, dieser kleine, niedliche Elefant, mit seinen riesigen Schlappohren hatte sooooooooo treue Augen. Genau wie mein Gerhard.

 

Am Abend fuhr er oft mit seinem Auto weg.

 

„Hab` noch was zu erledigen.“ ,sagte er dann immer.

 

Kam oft erst morgens wieder nach Hause und ging dann direkt zur Arbeit. - Nein - . Eine andere Frau hatte er nicht, dazu war mein Gerhard viel zu anständig.

Manchmal hätte ich mir gewünscht, das er weniger anständig wäre. Denn sein Verhalten grenzte schon an Langweiligkeit.

Seine Fantasielosigkeit zeigte sich auch in der Leidenschaftslosigkeit mit der wir uns 1 mal im Monat liebten. Immer am Sonntag nach dem Baden. Diese Überraschungslosigkeit nervte mich, also versuchte ich mir einzureden, das es normal sei. Ich hatte auch immer das Gefühl, das es ihm irgendwie unangenehm wäre mit mir zu schlafen.

Also unangenehm ist nicht das richtige Wort. Eher peinlich.

 

Anfangs dachte ich, das es irgendwie an mir läge und habe alles versucht es erfrischender zu gestalten. Doch da wurde es dann noch weniger.

Mein Gerhard war immer noch freundlich und zuvorkommend, aber die liebe vertrocknete einfach. Genau, wie ich und meine Muschi.

Irgendwann begann ich mich auf meine Teenager Jahre zu besinnen und entdeckte meinen Körper neu. Herrlich !

 

Aber das ist eine andere Geschichte.

 

Obwohl !? Also........Ich mag es nackt vor dem Spiegel zu stehen und mich zu betrachten. Ich stelle mir dann vor, wie es an der Tür klingelt und ein Hausierer mir anbietet die Messer und Scheren zu schleifen.

 

„Damit sie wieder scharf sind.“ ,sagt der Fremde.

„Sie sind mir ja einer.“ ,erwidere ich unruhig.

„Wir sind zu zweit.“,haucht er und sein Blick geht zwischen seine Beine.

„Dann bitte ich euch am Besten mal herein.“ ,lache ich nervös.

„Ja, ich würde gern hereinkommen.“ ,sagt er zweideutig.

„Machen sie oft Hausbesuche?“ ,frage ich mit zitternder Stimme.

„Nicht so oft, wie es nötig wäre.“

„Oh, bei mir ist es sehr nötig.“ ,flüstere ich mit erotischem Klang.

 

Ich stehe wieder vor dem Spiegel und spreize meine Beine. Der Fremde stellt sich direkt hinter mich und schaut mich an. Dann berühren mich seine starken Hände an den Schultern. Ich erschauere und..........

 

Oh Gott! Ich bin eine schreckliche Person. Bitte verurteilen sie mich nicht für meine lustvollen und begehrlichen Gedanken.

 

Ich bin einfach so..........so.......... Traurig.

 

Die Helga sagt immer: Traurigkeit ist die Abwesenheit von Frohsinn.

 

Ich weiß nicht. Weil, wenn ich nicht froh bin, könnte ich ja auch Hass erfüllt oder neidisch sein, aber nicht traurig.

 

Das Leben ist so schwierig. Als Kind wollte ich Sexualtherapeutin werden.

Der Bjarne und ich haben das immer im Wandschrank seiner Eltern gespielt. Erst fand er es komisch sich dabei auszuziehen, aber nach einer Weile war es ganz normal.

Ich mochte es, ihm Fragen zu stellen. Der Bjarne war gut gebaut. Es war so schön ihn anzuschauen und zu sehen wie er sich bewegte.

Im Grunde ist das auch meine schönste Kindheitserinnerung.

 

Das mit dem Heim und den blöden Kindern verdränge ich meistens.

 

Der Bjarne hatte blonde, lockige Haare und seine Brustwarzen waren hellrosa. Später ist er mit seinen Eltern zurück nach Uppsala gezogen.

 

Uppsala !? Hab` nie geglaubt, das es so einen Ort wirklich gibt. Ich dachte der Bjarne lügt mich an, weil er mich nicht mehr mag, aber dann hab ich nachgeschaut:

Uppsala ist eine Stadt in Schweden. 48.77 km ² groß. 177.074 Menschen leben dort. Uppsala ist bekannt für seine Universität. Der Bjarne hat dann auch tatsächlich studiert. Semantik. Das hat irgendwas mit Wörtern zu tun und was sie bedeuten.

 

Naja. Ein paar Jahre später hab ich erfahren, das es die Universität gar nicht mehr gibt und das sie daraus ein Museum gemacht haben, das das Augsburger Kuriositätenkabinett beherbergt.

 

Also, der Bjarne hat es mit der Wahrheit nie so genau genommen.

Damals schon nicht.

Der hat mal behauptet seine Eltern wären Außerirdische vom Planeten Melmak. Ich wusste gleich, das das gelogen ist, weil das ja der Heimatplanet vom Alf war. Und der sah ja nicht wie wir aus.

Aber sonst war der Bjarne ein toller Mensch. Nie ein böses Wort. Naja.

Er war taubstumm und Atheist oder Antisemit oder so ähnlich.

Jedenfalls. Der Bjarne hatte so eine Entwicklungsstörung. Der war superklug, aber im Umgang mit anderen Menschen seltsam.

Seine blauen Augen schienen so unergründlich. Wie einer dieser indischen Schamanen, die sich lebendig begraben lassen.

 

Hab ich auch nie verstanden. Wieso lässt sich jemand lebendig begraben?

 

Mama hat gesagt, das ist wegen der Religion. Da wusste ich das Religion nichts für mich ist, weil, lebendig begraben werden, so gar nicht mein Ding ist.

 

Lustig, was man als Kind für Gedanken hat.

 

 

j

 

Am Tag des Sprungs erhielt ich eine geheime Botschaft, die in einem hohlen Baum im Garten hinterlegt war.

Angeblich sollte mein Gerhard einer kriminalistischen oder kriminellen Organisation angehören, die für Mord, Prostitution, Drogenhandel, Erpressung und Glücksspiel zuständig ist.

 

Was für eine Organisation ? Hatte keine Ahnung, was überhaupt damit gemeint sein sollte. Organisation ?

 

Vielleicht die Heils Armee. Man hört ja soviel. Also, das die sich um Prostituierte kümmern. Na, die haben es wohl auch nicht leicht. Also die Prostituierten. Aber die haben wenigstens Geschlechtsverkehr und bekommen auch noch Geld dafür.

Wenn ich Geld für meinen Geschlechtsverkehr bekommen hätte, wäre ich wohl schon längst verhungert.

 

Jedenfalls. Das, mit der Organisation, habe ich nicht weiter verfolgt, weil ich mich ja um den Tandem Sprung für den Gerhard kümmern musste.

 

Das Flugzeug kam aus Nord-Nord-West. Als Gerhard und Katrin, die

40 jährige Fallschirmspringerin aus dem Golfkrieg, herausfielen, hielt ich die Luft an.

 

Wie ein Paket, das niemand haben wollte, sah das aus. Der Gerhard wirkte unheimlich dick. Selbst aus dieser Entfernung. Klein und dick. Wie ein kleiner, dicker Hobbit.

Die Karin machte eine gute Figur. Schlank. Blonde, lange Haare.

So `ne Art Supermodel. Nur halt für Krisengebiete. Golfkrieg eben.

Aber wieso eigentlich Golfkrieg?

 

Hat man so was schon gehört? Ein Golfkrieg.

Das kann ja nicht so schwierig gewesen sein.

 

Erstens, ist dieser Sport mit den langen Schlägern und dem kleinen Ball total öde. Zweitens, was soll das eigentlich heißen: Golfkrieg? Sind da zwei Parteien die sich gegenseitig die Schläger um die Ohren hauen?

 

Das schien mir alles Kokolores zu sein!

Der Himmel, jedenfalls, schien das einzig Dauerhafte in dieser sich ständig verändernden Welt zu sein. Blau. Endlos. Wunderschön.

 

Ich konnte stundenlang in den Himmel schauen und die Wolken verfolgen. Sie bauschten sich zu Einhörnern, Rosen, Kutschen und Penissen. Merkwürdigerweise sah ich mehr Penisse, als Einhörner.

 

Wie dem auch sei.

 

Ich meinte, ein rotes Korsett zu sehen, das vor ihnen das Flugzeug verließ, aber vielleicht war es auch nur ein Trugbild.

Ihre Körper sausten der Erde entgegen. Erinnerte mich an Fallobst.

Reife Birnen, die das Gesetz der Schwerkraft in Anspruch nahmen.

Warum öffnete sich der Fallschirm nicht? Möglicherweise wollte Gerhard ein bisschen Nervenkitzel ins Spiel bringen, aber dann dachte ich, das dieses Verhalten für ihn sehr untypisch gewesen wäre.

Sein Nervenkitzel beschränkte sich aufs Boccia spielen mit unseren

60 jährigen Nachbarn. Seltsamerweise gab es in unserer Nachbarschaft nur ältere Männer, die alle in schwarzen Mohair Anzügen und dunklen Sonnenbrillen herumliefen.

Ihre Frauen waren mir im höchsten Maße unsympathisch und ich vermied es ihnen zu begegnen oder mit ihnen zu sprechen.

Ihre Haut sah verbraucht aus, obwohl die meisten nicht älter als 35 waren. Meistens bedeckte eine dicke Schicht Puder und Make up ihr Gesicht. Sah eher nach Karneval oder Fasching aus.

Die rochen auch immer so nach Raumspray. - Fichte - .

 

Halt so, schweißnasse Füße im Wald.

 

Die Frau Dings vom Thaddäus, las jeden Morgen ein Wochenblatt und meinte, dort würden die großen Wahrheiten stehen. Ich glaube ja, das die sich nur die Bilder angesehen hat. Die konnte gar nicht lesen.

So ungebildet, wie die war.

 

Und große Wahrheiten gab`s in dem Wochenblatt eh` nicht. Nur eine kleine Witz Ecke und die war auch nicht lustig.

Jedenfalls die Anouk Dings, was ja vom Thaddäus seine Frau ist, hat jeden Tag einen schlauen Spruch gehabt:

 

>Süßer schmeckt, was sauer verdient ist.<

 

Das ist, zum Beispiel, der Freitags Spruch.

 

Oder:

 

>Wer morgens länger schläft, bleibt abends länger wach.<

 

Da fand die sich unheimlich schlau. Ich fand´s überhaupt nicht schlau. Ich fand es sogar total dämlich, aber alle haben immer gesagt, wie klug die Anouk wäre, weil sie sich so intelligente Sachen merken konnte.

 

Die Anouk Dings hat auch immer unheimlich viel gestrickt, aber nur mit einer bestimmten Wolle. Die hieß - Virgin Woole - .

Das kann sich heute keiner mehr vorstellen, obwohl das erst drei Jahre her ist. Aber das war damals total in Mode. - Virgin Woole - . Da muss ich heute drüber lachen.

Die Anouk war ja sonst nicht sehr gescheit, aber stricken konnte die.

 

Handschuhe. Mützen. Hundejäckchen. Muff. Ohrenwärmer. Unterhosen.

Kondome. (Obwohl, die waren jetzt nicht so sicher). Westen. Tischdecken.

Überzüge für Klorollen. Babyschuhe. Hundeschuhe. Achseltrockner.

 

Die Anouk war auch eine total Nette. Immer ein Lächeln. Immer ein Liedchen auf den Lippen. Nur schade, das die jetzt nicht so musikalisch war. Ihre Stimme klang immer, wie das Kratzen der Fingernägel an der Tafel. Und mit Texten hatte sie es auch nicht so. Also die Lieder hab ich erst erkannt, wenn sie mir gesagt hat, wie die hießen.

Und wenn die nicht gesungen hat, die Dings, dann hat die geredet.

In einer Tour. Aber immer interessant. Also, wenn man nach Informationen über Fußpilz und Gonorrhoe hungert.

 

Irgendwann fing sie an über ihren Mann, dem Thaddäus zu hetzen. Da haben wir versucht wegzuhören, denn das war wirklich unangenehm.

Es fielen Worte wie Auftragsmord. Drogen. Prostitution. Mafia.

 

Naja. Irgendwann kam die Anouk nicht mehr. Mein Mann sagte, das sie nach Island ausgewandert sei, wegen dem Wetter und ihren Bronchien.

Da fing ich an mir Gedanken über das Leben und insbesondere, das meines Mannes zu machen. Und über den Zettel im hohlen Baum.

 

Die Katrin, war auch eine merkwürdige Person. Woher kannte er die eigentlich?

 

Katrin Koslowski aus dem Sudan. Wer kommt denn aus dem Sudan?

 

 

Auch das, schien mir alles Kokolores zu sein!

 

 

Die trug ja nicht mal einen Turban. Die war auch ganz anders, als die Anouk. Die Katrin hat nicht viel geredet, aber viel geguckt.

Meine Herren konnte die gucken. Das volle Programm:

 

Gleichgültig. Böse. Gelangweilt. Angeödet. Bedrohlich. Gemein. Missbilligend. Super Gemein. Abfällig. Manchmal sogar hasserfüllt.

 

Aber sonst war die total lieb. Also so............Sie wissen schon.

Ach mir fällt der Ausdruck jetzt nicht ein.

Na, so wie eine Schlange, die auf eine Maus wartet.

 

Nun ja. Ich kann es wohl nicht verbergen. Ich mochte die Katrin nicht. Und jetzt wo sie meinen Gerhard mit in den Tod genommen hat, noch weniger. Bei dem Sprung hat sie sich regelrecht an ihn geklammert.

Das musste ja nun auch nicht sein. Und wieso überhaupt Tandem ?

 

Ich meine: Wer springt denn aus einem Flugzeug, das 1263 Meter, mit einer Geschwindigkeit von 289 Kmh, über dem Boden fliegt.

 

Also ich nicht und meine Freundin die Helga auch nicht. Die war ja an dem Tag dabei und die hat auch gesagt:

„Erika, das war `ne Schnapsidee. Tandem Sprung. Wenn der Gerd da nicht mal was am laufen hat mit der Katrin.“

„Gerhard.“ ,hab ich da gesagt.

„Was?“

„Mein Mann hieß Gerhard.“

„Ja. Sicher. Also der Gerd hatte bestimmt was mit der.............“

„Nein Helga. Das glaub ich nicht. Dazu war der doch viel zu gemütlich und zu dösig. Der hat ja sogar manchmal die Pantofelln auf dem Weg ins Büro noch angehabt.“ ,erklärte ich bestimmend.

„Ach, das war doch alles nur Show. Der hatte es faustdick hinter den Ohren. Ich könnte dir Sachen erzählen.“ ,meinte Helga geheimnisvoll.

„Was denn für Sachen?“

„Na zum Beispiel. Dieses späte Weggehen. Wo ist der wohl hingegangen?“

„Zur Katrin?“ ,flüstere ich neugierig.

„Quatsch!“

„Du weißt wohl wirklich nicht, was dein Mann so getrieben hat. Oder?“

 

Ich hab` geschwiegen. Wusste gar nicht was ich darauf sagen sollte.

 

„Mensch Erika. Der hat für die Mafia gearbeitet.“

„Für wen?“ ,frage ich völlig von den Socken.“

„Die Mafia. Erika. Die Mafia.“ ,blies sie raus und rollte dabei mit den Augen. „Ja, was glaubst du denn, wie ihr euch so ein ein dickes Auto und den Schmuck und den Chauffeur leisten konntet?“

„Ja, ich dachte der Gerhard hätte eine Erbschaft gemacht. Seine Tante aus Uppsala, die ist doch bei einem Erdbeben umgekommen.“

„Wirklich? Das hast du geglaubt? Eine Tante? Warum nicht gleich der Papst und Jesus der ihm im Traum mit den richtigen Lottozahlen erschienen ist.“

„Du meinst der lotto Gewinn, war auch erfunden?“

„Erika !!!!!!!!!!!!!!!!!!“

„Ich war so dumm!“ ,sprach ich leise.

 

Ein leichter Wind wehte von Norden heran. Leicht und süß, mit einem Hauch Koriander.

Mir fiel ein, das ich lange keinen Kuchen gebacken hatte und mir fiel auch alles andere wieder ein.

Meine ganze Kindheit und mein ganzes Leben, das für lange Zeit unter einem großen Haufen Kuchenteig verschüttet war.

 

Lieber Unbekannter. Ich bin dumm, so dumm.

In all den Jahren ist mir nie auch nur in den Sinn gekommen, mein Mann wäre etwas anderes, als ein Buchhalter.

 

Wenigstens hatte er einen guten Posten bei der Mafia.

Als so eine Art Reinigungskraft.

Sie nannten ihn nur den > Flüsterer < , weil er immer ganz leise sprach und man ihn kaum verstehen konnte.

Wenn jemand umgebracht wurde, riefen sie ihn, um den Tatort sauber zu machen. Das war wohl manchmal eine richtige Sauerei. Das ganze Chaos. Gehirnmasse. Knochensplitter. Na, für mich wäre das nichts.

Mir wird ja schon schlecht, wenn ich in der Praxis, am Bülowbogen sitze mir der Arzt Blut abnehmen soll.

 

Ja. Also die Helga hat mir da von einem gruseligen Vorfall berichtet:

 

„Sie nannten es das Försterpuzzle. Der Gerhard musste in einem Holzhaus im Wald, das Boudoir putzen, weil sie den ortsansässigen Förster in ganz kleine Teile zersägt hatten. Also so, Marmeladenglas Größe. Und den Förster, nannten alle nur > Stalin <.“

„Das war doch dieser russische Diktator.“ ,warf ich ein.

„Ja, aber nicht der Echte.“ ,erklärt sie.

„Ja, ne` . Weiß ich. Der ist ja schon tot.“

„Genau. Wie der Förster. Die zerhackten Teile waren ganz schön winzig.“

„Aber wieso? Der Arme. Das hat der doch sicher nicht verdient.“

„Ach. Wer hat schon was verdient. Ich steh` gestern im Supermarkt, in einer ganz langen Schlange, und es geht einfach nicht voran. Also, das hab ` ich auch nicht verdient. Und das nur, weil der Sönke unbedingt in die Schule musste.“ ,erklärte Katrin genervt.

„Ich dachte der Sönke hat die Schule geschmissen? ,frage ich.

„Ja, eigentlich schon, aber, als er gehört hat, das er stattdessen in der Schlachterei arbeiten soll, hat er sich bei der Uni für Semantik eingeschrieben. Semantik! Das braucht doch kein Mensch.“

„Wie der Bjarne.“

„Der Bjarne? Ja. Den braucht auch kein Mensch. Der hatte doch auch nicht alle Latten am Zaun.“

„Nein, der war doch Antifa........ne´.........ach........wie heißt das denn jetzt?“

„Astronaut? Artist ?“

„Nein. Ist ja auch egal. Der hat jedenfalls auch Semantik studiert.“

„Und? Brauchte er das?“ ,fragte die Helga und begann mich zu nerven.

„Weiß ich nicht.“

„Siehste.“ ,gab sie triumphierend von sich.

 

Ja. Mit der Helga konnte ich gut reden. Wir haben auch immer alles geklärt. Nicht, wie mit meinem Gerhard.

Zu unserem 2. Hochzeitstag wollte ich ihm den Hasentanz schenken.

Hab ich mir selbst ausgedacht.

Denn ich hab` unterm Bett einen Playboy gefunden. Die Seiten klebten zusammen, aber ich hab diesen nackten Bunny gesehen und mir ein Kostüm genäht mit einem Puschel am Po. Ich sah wirklich sexy damit aus. Wirklich !

Dem Gerhard hats jetzt nicht so gefallen.

Gemeckert hat der mit mir, ob ich irgendwie pervers wäre ?

 

„Nö.“ ,hab ich gesagt. „Aber ich finde es unnormal das Eheleute keinen Spaß mehr haben und sich für ihre Neigungen schämen müssen und das der Ehemann in dem Nakedei Heft alle Seiten verklebt ist auch nicht so optimal.“

 

Da hat er nichts mehr gesagt und ist einfach weggegangen.

 

Und das einen Tag vor seinem Tandem Sprung.

Ich muss auch oft an den Unfall denken:

 

Wie der Gerhard und die Katrin auf den Boden zu stürzen und der Fallschirm sich nicht öffnet. Ne, das ist kein schöner Tod. DAS wünscht man keinem. Dann doch lieber im Bett, mit einer guten Flasche Wein oder zwei. Mein Vater hat immer gesagt:

 

„Besoffen einschlafen und nicht mehr aufwachen, das wäre das Beste.“

„Aber noch besser, wäre doch nicht zu sterben !?“ ,meinte ich darauf.

„Ja und nein. Also das Leben, so im Allgemeinen, ist meistens schon Scheiße. Also wie, wenn du Kinder hast. Erst denkst du, ja alle reden davon wie toll es ist Kinder zu haben und dann merkst du, das du kaum Schlaf bekommst und Baby A A wegmachen musst. Dann das ganze Geschrei und die Undankbarkeit, wenn sie älter werden Das ist schon ganz schön Scheiße. Und am Ende musst du dir vorwerfen lassen, das deine Erziehung lieblos und ungerecht war. Ne` . Also manchmal sind 2 Flaschen Wein auch eine gute Idee. Besoffen wegdämmern und Tschüß.“

„Aber Papa. Was wird dann aus uns?“ ,hab` ich da gefragt.

„Ach. Das wird schon. Die Mama ist ja auch noch da.“

„Ja, aber die ist doch jetzt in der Klapse, wegen den Stimmen und der Mülltrennung.“

„Ja, aber die kommt ja auch wieder. Solange warte ich ja noch. Ich lass euch doch nicht allein.“ ,hat der Papa gesagt.

 

Tja, und am nächsten Morgen lag er tot im Bett, mit seiner Flasche Wein im Arm. Herzinfarkt. Ich war sauer, weil der Papa mich dann doch ganz allein zurück gelassen hat.

 

Um 10:00 kam ich dann ins Heim und das war blöd, weil die Erzieher auch nicht alle Latten am Zaun hatten, genau wie meine Mama.

Die meinten nämlich, das wir alle Gottes Geschenk wären und deshalb alle in den Himmel kämen. Außer Selbstmörder und Zweifler. Das sind die Verworfenen und die kommen in die äußerste Finsternis und da wird sein, Heulen und Zähneklappern.

Ich dachte, das wäre ja blöd, denn mein Papa wüsste bestimmt nicht wo er hin sollte und bis der sich durchgefragt hätte, wäre bestimmt das Abendmahl oder die Apokalypse schon vorbei und dann nachträglich einen guten Platz im Reich Gottes zu ergattern ist äußerst schwierig.

Ich stellte mir vor, das das ein ziemliches Gedränge wäre und mein Papa sich bestimmt den ganzen Fragwürdigen und Ausgesonderten anschließen würde, denn bei denen fühlte er sich sicher und aufgehoben.

 

Ich saß also traurig und allein vor der Tür des Heims und spielte mit den roten Ameisen, die es da zu Hauf gab.

Aber am zweiten Tag, nachdem ich gerade mein Müsli herunter geschlungen hatte und kurz davor war mich kräftig zu übergeben, wurde ich adoptiert und kam in die Familie.

 

So nannten die im Heim das, wenn man Glück hatte in eine zwielichtige Gemeinschaft aufgenommen und behütet zu werden.

Und das stimmte, denn ab da lief es wunderbar für mich.

 

Das Oberhaupt der Familie hieß Corleone und sein leib war dicker, als der von Pater Noster. Die Freundlichkeit von Corleone wurde nur von seiner Großzügigkeit übertroffen und von seinen riesigen Hawaii Hemden in Übergröße. Ich glaube das dieser Christo, dieser verrückte Künstler, der riesige Objekte verpackte, für ihn ein buntes Hemd schneiderte, nachdem er das Reichstagsgebäude in Cellophan einhüllte. Naja. Entweder hatte der echt viel Freizeit oder nicht alle Latten am Zaun. Oder beides.

 

 

Ist doch alles Kokolores !

 

 

Die Firma von Corleone nannten alle nur:

 

> Den Clan < .

 

Die waren alle in der Müllentsorgung tätig.

 

Ich hab` dann auch viel über Mülltrennung gelernt, denn das war damals groß in Mode. Meine Mama hätte sich sicher sehr darüber gefreut.

 

Der lazarus, zum Beispiel, hat mir eine ganze Menge darüber erzählt:

 

„Also Erika mit dem Müll ist das so : Müll ist nicht gleich Müll.

Da gibt es große Unterschiede. Als erstes musst du wissen, das wir alle aus dem Müll kommen und auch wieder dazu werden. Das steht auch in der Bibel. Nur da nennen sie es Dreck. Wir müssen halt alle darauf achten, das wir uns nicht wie Müll verhalten.

Weil, das kann echt nach hinten los gehen.

Manchmal enden wir dann in Marmelade Gläsern und da ist echt wenig Platz drin. Wir müssen auch manchmal so tun, als wären wir eine wohlriechende Seife, obwohl wir wie verlauste Affen stinken, um unser Ziel zu erreichen.“

„Bin ich eine wohlriechende Seife?“ ,fragte ich.

„Ja, mein Kind, das bist du. Und du wirst immer meine süße, kleine Erika bleiben. Ich beschütze dich.“

 

Er drückte mich ganz fest an sich und schluchzte ein bisschen.

 

Ich dachte an einen Lakritz Lolli. Den ganz Großen am Kiosk.

Den für 3 Euro. Und daran, das ich den von allen Lollis auf der ganzen Welt am liebsten mochte. Genau, wie den Lazarus.

Und ich glaube, der Lazarus schluchzte, weil ich SEIN Lakritz Lolli war.

 

Lazarus ging in die Hocke und schaute mich an. So wie ein Bernhardiner, wenn sie Leute aus dem Eis retten wollen. Mit so ganz großen Augen. Ich fühlte mich richtig wichtig.

 

„Weißt du eigentlich, warum die Menschen mich Lazarus nennen?“

„Nein.“

„Weil Ich gestorben bin und wiedererweckt wurde.“

„Von wem denn?“

„Jesus.“

„Wirklich?“

„Ja, der Hector, ein böser Mann von einer Konkurrenz Müllentsorgung, hat mich totgeschossen und ich lag im Rinnstein vor dem Wettbüro, als Jesus erschien und seine Hände auf meine Wunden legte.“

„Hast du das Paradies gesehen?“

„Ja. Also, nicht direkt das Paradies, aber einen weißen Hengst, der als Erster durchs Ziel kam und mir einen Batzen Geld eingebracht hat.“

„Wow. Das ist ja so ähnlich, wie das Paradies.“

„Genau.“ ,sagte er nur.

 

Das war eine tolle Geschichte. Ab da wollte ich nicht mehr Königin, sondern Jesus werden. Lazarus lachte, weil das ja nur Männer vergönnt ist. Aber wenn ich wollte könnte ich Wilfried und Wilbert werden.

Das sind große Zauberer und die haben immer so schicke Kostüme und würden am laufenden Band Menschen verschwinden lassen.

 

Aber das fand ich doof und weinte. Da sagte Lazarus er würde sich an oberster Stelle für mich einsetzen und dann könnte ich doch Jesus werden.

 

Da wusste ich, das der Lazarus mein bester Freund auf der ganzen Welt ist und ich alles über Müll erfahren wollte.

 

 

j

 

 

Aber kommen wir zurück zu meinem Mann Gerhard. Die Erde kam für die Beiden also immer näher.

 

5 Sekunden später klatschten ihre Körper ungebremst auf die saftigen, grünen Grashalme. Der Boden war weich und sie hinterließen einen kräftigen Abdruck.

Mir fiel ein das Gerhard sagte: Er fühle sich eigentlich zu schwer für diesen Sprung. Jetzt wusste ich was er meinte.

 

Die Trauerfeier war schön. Die Frau Sedelmeier hatte ihren Dackel mitgebracht, der ließ es sich nicht nehmen auf den Hügel zu pinkeln.

Das fanden alle lustig, bis auf Gerhard, denn der lag ja unter dem Hügel.

 

Die Frau Sedelmeier wollte unbedingt ihre, überall beliebten, Schnittchen machen. Die mit Schnittlauch und Eiern.

 

„Das spart ja auch Geld, Frau Blum.“ ,flüsterte sie mir, heftig nickend, ins linke Ohr.

„Ja. Danke.“ ,gab ich zurück und dachte an die 5000 Euro die sie mir immer noch schuldete, weil sie angeblich ihren Onkel in Paraguay unterstützen musste.

Aber, jeder in der Straße wusste, das es ihr afrikanischer Lover in Mosambik war, dem sie das Geld überwies, weil der angeblich eine Herztransplantation machen musste und da fehlten ihm noch ein paar Werkzeuge. Also Skalpell und so und in Afrika waren solche Sachen halt teurer, als beim Kiosk um die Ecke.

Mosambik !? Hat man so was schon gehört?

 

Da gibt’s doch nicht mal Straßen oder Müllbeseitigung.

Ne. Die Flaschen landen alle im Straßengraben. Erst gestern hab ich wieder eine Dokumentation über dritt bzw. viert Länder gesehen.

Die machen braune Baby`s am laufenden Band und beschweren sich dann über zu wenig Windeln.

Mein Mann, der Gerhard, hat auch immer gesagt:

 

„Das mit den Windeln stinkt zum Himmel. Gut das wir in Hamburg leben. Das ist, wie Juli 1943, der Feuersturm in Hamburg. Da hat es auch gestunken, wie Sau.“

 

Ja. Der Gerhard wusste halt Geschichtlich gut Bescheid. Aber mit den Schwarzen hat das ja eigentlich nichts zu tun.

 

Der Mogambe aus dem dritten Stock in der Papageiensiedlung ist ein total Netter. Grüßt immer freundlich und zeigt seine weißen, blank polierten Zähne. Der ist auch immer schick angezogen. Saubere Schuhe. Immer eine Blume im Knopfloch.

 

Ich hab schon oft gedacht, das die Frau Sedelmeier ja nicht extra hätte nach Afrika fahren müssen, wo doch der Mogambe in unserer Nachbarschaft wohnt.

 

Naja. Also, ich kann das auf der anderen Seite schon gut verstehen, mit dem Lover aus Afrika. Man hört ja wahre Wunderdinge in Sachen Liebe.

 

Mein Gerhard, war ein guter Mann, aber in der Erotik gab es nur 08/15.

Das war schade, denn in meinem Kopf schwirrten viele sexy Gedanken herum, die ich gerne ausprobiert hätte.

Aber, wenn er in seinem gelb - grünen Anzug nachts nach Hause kam, puzzelte er noch in seiner Werkstatt und hockte sich dann vor den Fernseher, während ich so tat, als würde ich das Bad putzen, aber mir lieber mit einem Spiegel zwischen die Beine schaute.

 

Eines Tages, war er sehr überrascht, weil ich mir die Haare unten abrasiert hatte. Ja. Ich fand das richtig, weil das nämlich grad total in Mode war. Alle wollten es blank unten rum. Und man muss ja auch mal mit der Zeit gehen und sich was gönnen.

Für ihn war das alles neumodischer Kram, mit dem er nicht klar kam. Für ihn musste alles seinen üblichen Gang gehen. Nichts Aufregendes. Keine neuen Frisuren. Keine Veränderungen.

 

Ich glaube, wenn alles beim Alten blieb, gab ihm das Sicherheit.

 

Er sagte an einem Donnerstag:

 

„Ich liebe die Wochentage. Da weiß man immer genau was als nächstes Kommt. Morgen ist Freitag. Das wird auch in 1000 Jahren noch so sein.“

„Aber wäre es nicht schön, wenn auf einen Donnerstag mal ein Sonntag kommen würde.“ ,erklärte ich nachdenklich.

„Erika. Das würde ja alles durcheinander bringen. Und warum sollte man das machen? Da würde ja alles im Chaos versinken“

„Naja. Weil, dann könnten wir uns schick anziehen und zum Picknick raus fahren und ich würde zufällig mein Höschen vergessen.“

„Hast du dich wieder an dem Sliwowitz vergriffen? In letzter Zeit hast du so merkwürdige Ideen. Oder ist es, weil die Frau Sedelmeier mit einem Lächeln aus Afrika gekommen ist? Wieso überhaupt Afrika? Da wohnen doch nur Neger. Da ist es unerträglich heiß und die Müllabfuhr kommt nur alle Jubel Jahre.“ ,schwadronierte er.

„Aber schöne, weiße Zähne haben die.“ ,meinte ich.

„Weiße Zähne bezahlen auch keine Windeln.“

 

Kokolores !

 

Damit, war auch dieses Gespräch zu Ende. Ich gewöhnte mich langsam daran und dieses gewöhnen, war noch schlimmer, als der Ärger darüber.

Ich dachte an einen weißen Strand. An Sonne und Palmen.

An kräftige Hände, die mich überall eincremen. Im Nacken.

Auf dem Rücken. Wirbel für Wirbel. Und dann verschwinden die Finger in meinem Höschen und suchen nach den Feuchtgebieten. Na, da würde der Kerl, aber nicht lange suchen müssen.

 

Verzeihen sie mir meine Offenheit, lieber Unbekannter. Ich habe heute wieder Sissy im Fernsehen geschaut. Mit der Romy Schneider. Und dachte im Privaten war die auch unglücklich. Diese ganzen Filme erzählen uns immer, das es irgendwo das gelobte Land gibt. Alles Lüge.

 

Ich glaube, wenn wir das Paradies finden wollen, kann das nur in uns selbst sein, aber ich weiß nicht, ob ich das allein schaffen kann ?

 

Wir sind von so viel Unwahrheiten umgeben. Manchmal glaube ich, das die ganze Welt auf Lügen aufgebaut ist.

 

Genau, wie das Leben von meinem Mann !

 

Mafia ! Ich kann es immer noch nicht glauben.

 

Tatortreiniger ! Das Klingt so nach :

 

Entschuldigung, ich hab da versehentlich was fallen lassen, können sie das mal eben wegräumen.

Also die Menschen, die da zerhackstückelt liegen, haben ja alle mal gelebt und dann kommt der Lazarus und macht das Atmen weg. Und dann komm Wilfried und Wilbert und lassen den Menschen verschwinden und dann kommt der Gerhard und räumt auf.

 

Warum wurden die ums Eck gebracht? Konnte man die nicht einfach ordentlich ins Gebet nehmen und ihnen das Versprechen abnehmen es nicht wieder zu tun ?

Nein, das ging wohl nicht. Wäre wohl auch wieder nur eine Lüge.

 

Der Corleone war eine imposante Erscheiung, so wie Wilhelm der 2.

Der damals den 1. Weltkrieg gemacht hat. Oder Petrus. Oder Supermann.

Der Corleone kam manchmal zu Besuch. Das waren die einzigen Momente wo der Gerhard aus seiner Winterstarre aufgewacht ist.

Da wurde der lebendig. Am Tag zuvor hat er dann den Garten auf Vordermann gebracht und das Haus gewienert. Die Hennen und die Kaninchen ausgelagert und die Kuh im Nachbarort untergestellt.

Bei Bauer Harms. Der gehörte auch irgendwie zur Organisation.

Ich glaube er trieb Schulden ein. So eine Mafia ist ja ein unglaublich komplexer Organismus. Jedenfalls, sagt das die Gerda immer und die muss es wissen, denn das ist die Frau vom Corleone.

IHRE Leibesfülle sprengt alles Mögliche. Das ist keine Beleidigung, weil der Corleone das immer sagt und dabei lacht.

Er sagt auch, wenn Österreich wieder zu Deutschland gehört, würden sie dort eine Badewanne bauen. Nur für die Gerda. Dann lachen immer alle. Naja. Außer die Gerda. Und Wilbert und Wilfried achten darauf, das sie keine spitzen Gegenstände in der Hand hat.

 

Die Gerda hat das auch nicht leicht. Ihre Füße schwellen jeden Abend an und in den Beinen hat sie Wasser. Der Corleone sagt immer. Wenn wir, aufgrund der Klimaveränderung in Zukunft Wüste in Hamburg hätten, müssten wir uns keine Sorgen machen, weil die Gerda Wasser für alle in ihren Beinen hat.

Da hab ich gesagt, das wir alle nur froh sein können, das der Corleone so gut Bescheid weiß, weil wir ohne ihn wohl nicht mal das Klo fänden.

Da hat dann keiner mehr was gesagt. Alle haben nur noch geguckt. Und mein Gerhard wurde plötzlich ganz hektisch und rot im Kopf.

5 Minuten später waren alle aus dem Haus.

 

„Das kannst du nicht machen Erika.“ ,sagte der Gerhard.

„Was denn? Wenn jemand so gemein ist, muss man doch mal was sagen können.“ ,erwiderte ich.

„Eben nicht.“ ,meinte mein Mann.

„Eben doch. Die Gerda tut mir leid.“

„Die Gerda ist die schlimmste von allen. Die arbeitet in der Schlachterei. Die zerhackstückelt alles, wenn es sein muss.“

„In der Schlachterei? Ich dachte, die ist in der Heils Armee.“

„Ach Erika. Du weißt gar nicht was ich alles schon gesehen habe und erdulden musste.“ ,seufzte er.

„Wie meinst du das?“

„Ach nichts. Ist noch Blumenkohl da ?“

 

Damit war das Gespräch zu Ende und er ließ mich einfach an der Tür stehen und ging in den Keller, um irgendetwas zu bauen, zu dem er eine kleine Uhr und ein Stahlrohr brauchte.

 

Corleone hatte immer seine zwei Bodygards dabei. Den Wilfried und den Wilbert. Die waren ja eigentlich Zauberer, aber wenn der Corleone sie brauchte kamen sie sofort.

Wilbert schien immer traurig zu sein. Ein Eineiiger Zwilling in einem zweireihigen Anzug, deshalb entschied er sich für eine Gesichtsoperation. Danach war alles irgendwie anderes. Also nicht nur sah der Wilbert anders aus, sondern er verhielt sich auch anders.

Vorher hatte er ein freundliches, ausgeglichenes Wesen, aber danach schrie er sofort die Leute an, wenn sie auch nur blöd guckten oder laut atmeten. Dann schlug er ihnen oft mit seinem Totschläger kleine Löcher in die Schädeldecke. Da wars dann schnell aus mit dem Atmen.

Ja, ich glaub, der Wilbert war immer total unglücklich.

Manchmal weinte er, wie ein Kind, dann hab ich ihn getröstet.

An einem Samstag, beim ersten Schneefall, fanden wir ihn auf einem Parkplatz. Nicht nur, das er nicht mehr wie Wilbert aussah. Jetzt fehlten auch noch allerlei Teile an ihm.

Die Augen. Die Nase. Die Ohren und die Zunge.

Naja. Das Geld für die Gesichts Op hätte er sich wohl sparen können.

 

Man hat nie herausgefunden, wer die ganzen Sachen von seinem Gesicht mitgenommen hat.

 

Am nächsten Tag war Kirmes. Mein Mann wollte da nicht hin. Natürlich. Er meinte Jahrmärkte seien nur etwas für Werwölfe und Gauner. Er sei keins von beiden.

Ich versuchte ihn umzustimmen, indem ich mein neues schwarzes, durchsichtiges Negligé für ihn anzog.

Er fragte, ob schon wieder Karneval sei und welches beknackte Kostüm er denn tragen müsste. Ich sagte keins, denn seins würde er ja ohnehin jeden Tag tragen. Er meinte noch, ich wäre eine peinliche, dumme Gans.

Da hätte ich ihn am liebsten umgebracht!

 

Um ihm mal zu zeigen, was ich von seinem Verhalten hielt, buchte ich eine Reise am Strand. Allein.

Da würde er mal sehen, wie es wäre, so ganz allein. Ohne mich.

 

Vom Hotel aus rief ich ihn an. Er war erfreut von mir zu hören und gab mir eine kleine Liste von Ersatzteilen, die ich für ihn besorgen sollte.

 

Ich legte sofort auf und fragte den Rezeptionisten nach einer Bar in der Nähe, weil ich beschlossen hatte mir richtig einen anzutrinken und den erstbesten Insulaner abzuschleppen, der mir über den Weg lief.

 

Das war, aufgrund meiner Schüchternheit, schwerer, als ich dachte.

 

Das Einzige an das ich mich noch ganz klar von diesem schrecklichen, wundervollen Abend erinnere, waren sie, lieber Unbekannter.

Es schien mir ein Gottes Geschenk. Sie saßen auf der Terrasse, mit ihrem schwarzen Anzug und der schwarzen Krawatte. Sie tranken Tequila.

Wie gern hätte ich mich einfach zu ihnen gesetzt. Einfach nur mit ihnen da zu sitzen und zu atmen, wäre für mich das Wundervollste auf der ganzen Welt gewesen.

 

Ich weiß, wie sehr ich ihnen damit auf die Nerven gehe und wie sehr sie es verabscheuen müssen diesen abscheulichen Brief lesen zu müssen.

Aber, glauben sie mir, sie retten mir mit ihrer Anwesenheit das Leben, denn mein Eigenes ist ein einziger Trümmerhaufen.

 

Jahrelang glaubte ich mein Mann wäre Buchhalter und Corleone nur mein Adoptivvater. Wie konnte ich auch nur ahnen, das es sich um die Mafia handelte. Um Mord und Totschlag. Um Blut und abgetrennte Hände. Um Kolumbianische Krawatten.

 

Wussten sie, das man den Hals aufschneiden und die Zunge nach unten raus ziehen muss, um eine kolumbianische Krawatte zu erhalten.

 

Gut das das damals nicht in Mode kam !

Das ist alles so schrecklich, das ich kaum darüber nachdenken kann.

 

Aber am schlimmsten ist, zu erkennen, das mein Mann mich nie geliebt hat, das ich immer nur Mittel zum Zweck war.

 

j

 

Ich besuche täglich den Gerhard auf dem Friedhof, nur um ihnen nah zu sein. Ja, ich gebe zu, es ist erregend ihnen bei der Arbeit zu

zusehen. Ihre fleißigen Hände bei der täglichen Verrichtung der ganz normalen Dinge zu beobachten.

 

Manchmal erwische ich mich bei einem Tagtraum:

 

Ich bin an einem Strand, gesäumt von Palmen. Eine Lady mit großer Sonnenbrille und einem weißen Wagenrad Hut. Ich bin ganz und gar Frau. Über meinem schwarzen Badeanzug trage ich eine leichte Sommerjacke, in der Farbe des Himmels. Wenn Sommer ist und keine Wolke den Blick zur Seele versperrt, spüre ich die Liebe, wie das Streicheln des Windes auf den winzigen Härchen meiner Haut.

Und ich spüre den Ort zwischen meinen Beinen. Die Lippen, die liebkost werden wollen. Das Sickern der Feuchtigkeit. Meine Scham, die geöffnet werden will. Ihre Augen, die mich begehren und verzehren. Ihre Blicke, die mir Stück für die Stück die Kleidung vom Körper schälen. Ihre Hände auf meinen Brüsten.

Meine Knospen, die wie Kieselsteine in ihrem Mund von der Zunge hin und her geworfen werden. Meine Hüfte , von ihnen Kräftig umfasst.

Ihre Komplimente , die mich ganz schwindelig machen.

 

Und ich hoffe, ich gehe nicht zu weit in meiner Vorstellung, mir die Erregung vorzustellen, wie mich alle sehen können.

 

Meine roten Haare und die langen Wimpern. Meinen vollen, alles in sich aufnehmenden Mund und meine zitternden Beine.

Meine Finger, die selbst die intimsten Stellen präsentieren möchten.

Durch eine Drehung schaffe ich es meinen runden Po und meine vollen Brüste ins rechte Licht zu rücken und spüre die erwartungsvollen, geilen Blicke auf meinem brennenden Körper.

 

 

j

 

 

Am Tag des großen Sprungs, waren wir alle sehr aufgeregt:

 

Meine Freundin Helga Friedrichsen nahm mich zur Seite und zeigte mit ihrem knochigen Zeigefinger in den Himmel.

 

„Manchmal trügt der schöne Schein, meine Liebe.“

„Welcher schöne Schein.“

„Na dieses ganze Ding mit der Liebe und dem Vertrauen und der Leidenschaft.“,erklärte sie tonlos.

„Ich versteh` nur Bahnhof.“

„Dein Mann, der Gerhard fickt die Katrin jeden Mittwoch bis zur Besinnungslosigkeit.“

„Quatsch! Dazu ist der doch viel zu uninteressiert.“

„Bei dir vielleicht, aber nich` bei der Frau Koslowski, denn die hat auch meinen Mann gefickt. Aber das ist kein Problem. Jetzt ficken wir die beiden.“

„Helga. Du hast doch jetzt nichts unüberlegtes getan.“

„Nein. Das ist alles genau geplant. Nichts unüberlegtes, meine Liebe.“

„Na, dann ist ja gut.“

 

Zwei Sekunden später klatschten die zwei Körper aus 2500 Metern Höhe ungebremst auf die Wiese.

 

Nun ja, jetzt hat sich das Puzzle wohl gelöst. Wie beim Förster Stalin.

 

Die Helga lächelte und ich starrte nur fassungslos auf die aufgeplatzten, nicht mehr so ganz in Form gebliebenen Körper.

Mir fiel ein, das der Gerhard immer sagte, das wir alle unsere Rolle zu spielen hätten und das das Leben wie so`n Theaterstück wäre.

Also mit Texten, die man sagt, weil man weiß, das es das ist was die Anderen hören wollen.

Ich meinte, das ich mich manchmal wie ein Kanarienvogel fühlen würde. So richtig gelb und bescheuert. Den ganzen Tag im Käfig und immer trällern und immer so tun, als wäre alles in Ordnung.

Es ist aber nichts in Ordnung !

Ich werde gar nicht gesehen. Von niemandem. Ich funktioniere nur.

Wie so ein blödes Spielzeug, das irgendjemand aufzieht und das eine bestimmte Zeit läuft und dann wieder in der Ecke liegt.

 

Unbeachtet. Ungeliebt.

 

Lieber Unbekannter, das ist für mich das Schlimmste. Nicht mehr gesehen zu werden. Ein Gegenstand zu sein. Ein Stuhl. Oder ein Tisch.

 

Als wir uns kennenlernten, war ich seine Königin. Später hat er wohl gemerkt das meine Krone nur aus Katzengold bestand. Wertlos.

 

Ich hasse mein Leben ! Ich hasse, hasse, hasse es !

 

Ich glaube ich muss erst mal lernen mit mir selbst klar zu kommen.

 

Lieber Unbekannter, morgen werde ich sie wieder beobachten. Ich kann nicht anders und irgendwann, werde ich genug Mut aufbringen sie anzusprechen.

 

Ihre Erika Blum

xxxxxxxxxxxxxxxx

 

 

P.S. Die Kreuze bedeuten Küsse ! Das wird wohl ewig in Mode bleiben.

 

 

 

April 2021 von Axel Bruss

 

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hallo axel

 

da hast du eine wunderbare geachichte geschrieben.es ist ja nicht gerade eine kurze geschichte, aber ich konnte nicht aufhören bis ich ans ende kam. stellenweise habe ich herzhaft gelacht.so anschaulich zu schreiben ist eine kunst. ich fand die geschichte so spannend, das ich sogar vergessen hatte, das ja etwas auf dem herd stand. ich wurde dann von einem  weniger gutem geruch daran erinnert.

ich habe deine geschichte sehr gerne gelesen.

 

liebe grüsse von  margarete

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