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Showtime

 

 

Ich kann gar nicht in Worte fassen, wie sehr ich ihn hasse.

 

Schon sein schleichender Gang, der mich an ein Wiesel aus Slowenien erinnert, bringt mich zur Weißglut. Auf leisen, leisen Sohlen versucht er sich in meine Nähe zu bringen. Ich weiß, was sein Ziel ist. Doch ich lasse es nicht zu.

 

Seine einzige Bestimmung ist meine Vernichtung!

 

Es gibt also nur eine Möglichkeit, dies zu verhindern. Ich muss ihm zuvor kommen.

 

Ich muss ihn umbringen.

 

Er kann sich nicht vor mir verstecken. Ich weiß genau, wie er aussieht. Dafür habe ich ein Gespür. Meine Intuition ist, wie ein Radar das ein genaues Bild seiner Person in 3D vor meinem geistigen Auge auferstehen lässt.

 

Mittelgroß. Schlank. Feingliedrig. Hellhäutig. Breitfüßig. Fingernägeldolchenspitz.

 

So, wie man sich Monstren vorstellt, die sich in Menschenkörpern verstecken.

 

Und dann seine Augen. So wasserblau. So Tränen überflutet. So, als hätte jemand, der Blue Curacao gesoffen hat, rein uriniert.

 

Dieser Wichser ist mir immer einen Schritt voraus. Nie lässt er sich erwischen, damit ich ihm mal so richtig die Fresse polieren kann.

Würde ihm gern das Knie in seine dreckige Visage donnern, um ihm meine Abscheu gegenüber seinem abnorm, wohlgestalteten Körper deutlich zu machen.

 

Seine gerade, aufrechte Statur und sein Getue finde ich zum Kotzen. Und sein zur Schau getragenes, freundliches Wesen, das abartig nach Lüge stinkt, ist im höchsten Maße krankhaft und widerspricht jeder Regel menschlichen Verhaltens und menschlichen zusammen Lebens.

 

Sicher, ich stand ihm noch nie gegenüber und eigentlich weiß ich nicht mit Sicherheit, wer er ist und wie er aussieht.

Doch er versteht es auf eine abseitige, anormale Art mich zum Wahnsinn zu treiben, ohne sich zu zeigen.

 

Dieser Feigling verfolgt mich.

 

Manchmal ist er Wochenlang nicht zu sehen. Dann wieder, ist er mir jeden Tag auf den Fersen und verunreinigt mein Gedachtes.

Dieses schöne Tau bewehrte Denken.

Mit dem Sonnenaufgang um die Wette laufend und verzweifelnd nach Atem ringende, zerbrechliche Dasein.

Mein Lachen, das ich so nötig brauche ist mir von ihm gestohlen wurden.

Er ist der Dieb, den ich am Galgen baumeln sehen will.

 

 

 

z

 

Wie jeden Abend stehe ich also auf der Bühne. Der Vorhang ist geschlossen, doch ich höre das erwartungsvolle Publikum.

Auch heute freut sich der Pöbel wieder von mir beleidigt und bespuckt zu werden.

 

Oh, wie ich diese Bagage hasse. Diese Ignoranten. Die weder meine geliebten Maikäfer, noch mein Programm verstehen.

Die immer noch denken, ich würde Witze und lustige Geschichten erzählen.

Dabei ist mir jedes Wort das ich über sie ergieße, bitterernst.

 

Naja. Scheiß drauf. Its:

 

Showtime!

 

 

 

Der Vorhang hebt sich. Applaus und erste Lacher rollen zu mir herüber.

 

„Boah. Haltet doch einfach eure Fressen!“ rufe ich in die geifernde Meute.

 

Gelächter.

 

„Ihr geht mir so was von auf den Sack. Wie mein Freund Walther. Der ging auf dem Deich spazieren und zieht ein Seil hinter sich her. Ich frag ihn Alter, was soll der Scheiß? Wieso ziehst du ein Seil hinter dir her? Sagt er: Ja, ziehen geht nich`, hab` ich schon versucht.“

 

Das Lachen hallt von den rotverputzten Wänden wieder.

Gelangweilt kratze ich mich am Sack und brummle etwas Unverständliches in meinen drei Tage Bart, das so ähnlich wie:

 

Der kleine rothaarige Pisser in der ersten Reihe ist auch wieder da. - klingt.

 

Der lacht immer besonders laut. Ein Fan. Ich hasse Fans. Die gehen mir extrem auf die Nüsse. Genau, wie Autogrammjäger. Hab` ich nie verstanden. Warum will man die Unterschrift von einem anderen Typen haben, wenn man kein Versicherungsvertreter ist. Kommt irgendwie voll schwul rüber.

 

Manchmal wollen sie es an die merkwürdigsten Stellen.

Einer wollte, das ich es ihm innen auf die Unterlippe schreibe.

Hab ich gemacht.

 

Da stand dann:

 

Ich bin Scheiße!

 

 

Manche sollten einfach wieder unter den Stein kriechen, unter dem sie hervorgekommen sind.

 

Die meisten, leben das Leben eines anderen. Ihr Dasein besteht nur aus Wünschen und Vorstellungen. Wie es sein könnte. Die Jahre vergehen und versickern irgendwie.

Ihr Mut reicht gerade für die Geisterbahn, aber nicht für neue, spannende und unbekannte Abenteuer.

 

Habe mich oft gefragt, warum das Leben so ist und nicht anders?

 

Eins ist klar.

 

Es liegt immer an den Anderen, wenn man sein eigenes versemmelt.

 

Wenn ich noch mal neu geboren werde, dann nur als Vibrator. Den ganzen Tag surren und mich an meinen Lieblingsstellen aufhalten. Ein Traum.

 

Naja. Wird eh` nicht passieren.

 

Ich erzähle ein paar Witze, die ich entweder von meinen Kollegen geklaut habe oder in einer Alkohol vernebelten Nacht aufs Klopapier geschrieben hatte, während ich in meinem Hotel auf den Escort Service wartete.

 

Die Flasche Champagner auf der Bühne ist obligatorisch.

Lasse den Korken knallen und schieße ihn einem 60 jährigen Typen mit Hornbrille und Halbglatze auf die Stirn.

 

Wieherndes Gelächter.

 

 

Gieße mir eine große Portion von dem teuren Gesöff in meine Kehle und rülpse so laut, das man es noch in Tokyo hört. Dann setze ich mich auf den Schoß einer heißen 40 jährigen. Große Augen. Große Titten. Ihr Mann lacht, während ich obszöne Witze mache und ihre Nippel steif werden.

 

Ich spule mein Programm ab, knalle kurz vor dem Nachhause gehen die Blondine hinter der Bar und bin froh, als die Tür meiner Wohnung hinter mir ins Schloss fällt.

 

Erstmal die Glotze an. Dann duschen. Dann einen runter holen auf die Blondine, die so geil hinter der Bar stand und mich mit ihrer rauchigen Stimme verzaubert hat.

Nein!

 

Erst einen runter holen und zwar nicht auf die Blondine, sondern die dünne Nachbarin, die ist zwar auch blond, aber ziemlich schlau. Und das turnt mich an.

Ich stelle mir vor, das sie unterwürfig ist. Und einsam. Das ihr Mann ein Arschloch ist und sie nicht mehr liebt. Das sie einfach so nebeneinander her leben.

Sie geht zur Arbeit. Er geht zur Arbeit und knallt die Sekretärin, die ebenfalls verheiratet und einsam ist.

 

In meiner Welt sind die meisten einsam. Die Anderen tun nur so, als wären sie es nicht. Das ist irgendwie beruhigend, weil ich dann nicht der einzige Trottel bin, der sein Leben nicht auf die Reihe kriegt.

 

Letztendlich entscheide ich mich dafür mir keinen runter zu holen, sondern gehe duschen und esse danach ein Eis. Vanille. Das ist unkompliziert.

Ich halte mein Leben einfach. Kein Auto. Keine feste Frau. Keine zu engen Kontakte zu Außenstehenden. Keine Freunde. Nur Bekannte. Und die gehen mir auch am Arsch vorbei.

 

Eigentlich ist mein Dasein ganz schön. Minimale Verantwortung. Schöner gerader Schwanz. Halleluja.

 

Nach dem Duschen schaue ich mir - Fear the walking dead an - .

 

Endlich mal eine Serie, die das Leben zeigt, wie es wirklich ist. Jeder denkt nur an sich und versucht zu überleben. Dazwischen die Untoten. Deren einziger Sinn ist, dir ein Stück raus zu beißen und Asthma mäßig zu atmen.

Die schlafen auch nie, oder kümmern sich um offene Rechnungen.

 

Die machen einfach ihr Ding. Also Berufszombie könnte ich auch gut.

 

Für die ist jeder Tag. Jede Stunde. Jede einzelne Minute Showtime.

 

Ich strecke mich und freue mich, weil ich viel schlauer als die Anderen bin und weiß, wie der Hase läuft.

 

Ich habe natürlich auch Dinge die mir wichtig sind:

 

Ein sauberes gepflegtes Erscheinungsbild.

Geputzte Schuhe

Manikürte Fingernägel

Schneeweiße, gerade Zähne.

Frischer Atem.

Eine klinisch saubere Wohnung.

 

Ich esse mein Eis ganz langsam. Ich genieße es. Hin und wieder schaue ich zu meinem Terrarium mit den Maikäfern hinüber und ein Lächeln huscht über mein zufriedenes, makelloses Gesicht.

Ich mag diese gelben Insekten mit den großen Fühlern und dem dicken Panzer.

 

Maikäfer.

 

Das klingt für mich nach Sommer. Jugend. Unverdorbenheit. Nach Liebe. Sorglosigkeit. Erfahrung sammeln.

 

Scheiße. Mann. Ich war gern jung.

Alles neu. Alles Geil. Das erste mal Musik. Bier. Strand. Die erste Frau.

 

Wie dachten, das wir die Größten wären, aber in Wirklichkeit waren wir genauso arme Würstchen, wie unsere Eltern. Wir wussten es nur nicht.

Wir dachten, die Alten haben keine Ahnung und reden nur Scheiße.

Bis wir merkten, das wir alle fremdgesteuert waren.

 

Egal. Lassen wir diesen Schwachsinn, sonst bekomme ich gleich meine Depression.

 

Zurück zu den Maikäfer. Die gefielen mir auch, weil die mich an Wilhelm Busch und Onkel Fritz erinnerten. Natürlich sind die eigentlich ziemlich schrecklich. Diese Käfer. Aber von allem schrecklichen Getier, das ich kenne sind es die am wenigsten schrecklichen.

Und es sind auch die Einzigen die ich ständig in meiner Nähe dulde. Sie beruhigen mich in einer sich immer schneller verändernden Welt.

 

Alle drei Monate ein neues Handy auf dem Markt. Neue Krankheiten die uns heimsuchen. Corona. Grippe. Beulenbest.

Und meine Mutter, die mich nervt und bei jedem Anruf den ich tätige mir mitteilt, das sie dachte ich wäre tot, weil ich mich so lange nicht gemeldet habe.

Worauf ich dann immer sage. Das, wenn ich sterbe, sie auf jeden Fall die Erste ist die ich anrufe und darüber informiere.

Das findet sie überhaupt nicht lustig und steht somit meilenweit über meinem zahlenden Publikum.

 

Ich glotze aus dem Fenster und denke über weitere Gemeinheiten für meine beknackten Zuschauer nach.

 

Ein bunter Papagei sitzt auf dem Ast vor meinem Fenster und schaut mich an.

Ich starre zurück. Mit meinem Bogart Blick will ich ihm signalisieren, das es nur

einen Macker in dieser Stadt geben kann.

Daraufhin krächzt er:

 

„Geh kacken du Pisser.“

„1:0 für dich Johnny.“ ,rufe ich ihm zu, während er auf Geier Sturzflug macht.

 

Ich hole mein Luftgewehr, Marke Eigenbau aus dem Schlafzimmerschrank.

Doch bevor ich diesem Viech eine verpassen kann, ist es im fallenden Schnee verschwunden und hinterlässt nicht mal eine Nachricht über das Ende der Welt.

Naja, was solls. Die Visage habe ich mir auf jeden Fall gemerkt.

Die blonde Nachbarin von gegenüber geht an meinem Fenster vorbei.

Der schwarze Hosenanzug liegt eng an ihrem zarten Körper und ich kann jede noch so kleine Erhebung darauf erkennen. Er ist tief ausgeschnitten und ich versuche einen Blick auf ihren Bauchnabel zu erhaschen.

Sieht einfach nur geil aus.

Vielleicht nicht die richtige Bekleidung im Januar, aber sehr effektvoll, wenn man es liebt, das neugierige und geile Blicke einen auf Schritt und Tritt verfolgen sollen.

 

Also: Ziel erreicht! It`s:

 

Showtime!

 

 

Sie winkt und lächelt. Dabei entblößt sie eine ganze Reihe makelloser, weißer Zähne, die sich gut in ihr niedliches und süßes Gesicht fügen. Die Grübchen in ihrer Wange vermute ich auch auf ihren Pobacken. Herrlich!

Da ich grade so gut drauf bin, winke ich auch und mache eine obszöne Geste.

Sie lacht und geht weiter, während sie ihren Hintern dabei raus streckt.

 

Ein paar Zombies stolpern immer noch über den Bildschirm und die Hauptdarstellerin treibt es ausgiebig mit einem jungen Burschen.

Mir wird klar, das ich schon lange keinen Pornofilm mehr gesehen und auch gar keine Lust darauf habe, weil das, was in meinem Schädel spukt immer besser als ein Film oder die Wirklichkeit ist.

 

Ich denke zwangsläufig an Weihnachten und die Vorstellung an die Geschenke, von meiner Mutter.

Je mehr Zeit verstrich, umso größer und fantastischer wurden sie und konnten natürlich mit der Realität nicht mithalten. Aber ganz ehrlich wer freut sich mit 13 über einen kratzigen Wollpullover mit einem Rentier drauf?

 

Die Nachbarin verdrängt das Bild und nimmt Platz in meinem Kopf.

 

Ich schalte die Serie aus und lege mich nackt ins Bett. Atme tief ein und aus.

 

Stelle mir vor, wie sie bei mir klingelt. Ein bisschen angeschickert und bester Laune. Ich ziehe sie herein und nehme sie in den Arm. „Fester.“ sagt sie. Ich schließe meine Arme, wie eine Schraubzwinge. „Noch fester.“ Okay, denke ich. Also noch fester.

„Das reicht nicht.“ Quetscht sie aus ihren Lungen heraus und bekommt kaum noch Luft. Ich lockere den Griff und knalle meine Hände auf ihre Pobacken. Dann ziehe ich sie nach oben und sie schlingt ihre Beine um meinen Hüfte. Sie reibt sich an mir. Ich werde ganz schön geil dabei, also setze ich sie ab.

 

„Zieh die Hose aus.“ ,befehle ich ihr.

 

Sie zieht sie aus, während ich meinen Schwanz heraus hole. Sie springt mich an und ich rutschte in sie hinein. Drücke sie an die Wand und nagele sie richtig durch.

Sie läuft aus. Ihr Saft tropft an meinem Schaft herunter und bildet einen kleinen Fleck.

 

Ich spritze in sie hinein und schicke sie zurück zu ihrem Mann.

 

In diesem Moment spritze ich meinen Samen direkt auf meinen Bauch, also gehe ich noch mal duschen.

Dann zurück zu meinen Zombies und statt des Samens liegt nun ein Teller mit einer Salami Pizza auf meinem Bauch. Lecker.

 

So ein kleiner Gedankensplitter nistet sich bei mir ein:

 

Jeder Tag ist geil, wenn du es zulässt.

 

Bamm!!!!!!!!!!!

 

 

Das Telefon klingelt. Es ist Herbert. Er erzählt mir, das seine Mutter gestorben ist.

Ich heuchle Mitleid, obwohl ich seine 80 jährige Mutter überhaupt nicht kenne.

Selbst Herbert kenne ich nicht. Bin ihn ein paar mal im Supermarkt begegnet und nachdem er ein Autogramm von mir bekommen hatte und ich ihm 20 Euro aus dem Kreuz geleiert habe. Weil mir noch ein paar Cent an der Kasse fehlten, glaubt er jetzt, wir wären Freunde.

Und da ich ungern mein Publikum enttäusche, lasse ich ihm in dem Glauben.

 

Manchmal vergesse ich meine Abneigung, die ich anderen gegenüber empfinde und liebe ALLE Menschen, aber da bin ich dann total stoned und kotze mir am nächsten Tag die Seele aus dem Leib.

 

Ich nehme mir zweimal im Monat vor, Herbert die 20 Tacken zurück zu geben, aber sobald ich aus der Tür bin, habe ich auch das vergessen.

 

Ich nenne es: Die kalkulierte Demenz.

 

Da ich genug für diesen Tag erlebt habe, schlafe ich einfach ein und träume was richtig Geiles, das ich leider auch sofort wieder vergesse. Schade.

 

Mein Erwachen ist von großem Durst und Erregung geprägt und da ist auch wieder dieser Drang nach einer Zigarette, dem ich nicht nachgebe, weil ich die absolute Kontrolle über meinen Geist und meinen Körper habe.

Also quäle ich mich aus dem Bett und wanke ins Bad.

Es fällt mir schwer meine Blase zu entleeren, da mein Penis Pfeilgerade nach oben zeigt. Sieht gut aus, ist aber bei der Erledigung meines, bereits schmerzenden Drucks, doch eher hinderlich.

Ich also, direkt vor der Toilette, in den Handstand und lasse es laufen.

Naja, die Idee war dann doch nicht so gut. Also erst mal duschen.

Nehme mir vor es für mein Programm - Showtime - zu verwenden.

 

Ich bin bester Laune. Sogar noch besserer Laune, als am 12.03.1993, denn da hatte ich das erste mal die Spitze im Mund meiner Freundin und durfte direkt in ihr kommen.

 

Auf dem Weg ins Pfandhaus fängt es an zu schneien. Richtig dicke Flocken. Ich sehe wie eine Omma mit rotem Kopftuch ihre Zunge raus streckt um sie aufzufangen.

Ihr zahnloser Mund ist klein, aber die belegte Zunge ist unglaublich lang.

Das ist abstoßend und ich stelle mir lieber vor, wie meine Nachbarin das tut.

 

Diese ständige Erregung ist Segen und Fluch zugleich.

 

Ich schließe für einen Moment die Augen und denke an ein Blockhaus in Alaska.

An Einsamkeit und eine warme Stube. An Wölfe die gemeinsam jagen.

An Ziele, die wir nur zusammen erreichen.

 

Boah! Viel zu sentimental. Würde mir gern selbst ins Bein schießen. Oder Herbert.

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Im Pfandhaus steppt mal wieder der Bär und stelle mich einfach hinten an.

Ich bin gern da, aber nicht, weil ich es nötig hätte, sondern, weil ich das Ambiente liebe. Die ganzen armen Schlucker, die sich kein Brot mehr kaufen können.

Die Neureichen die ihre Rolex versetzen, um bei ihren Nachbarn die Illusion von Reichtum aufrecht zu erhalten. Die Omma, die sich einen schönen Abend mit einem Pfeifchen Shit machen will und dafür den Familienschmuck versetzt.

 

Naja, und ich. Mit einer wertvollen Kristallvase, die ich bei einer Tussie auf der Kommode gefunden habe.

 

Bringt immerhin 2 blaue Scheinchen.

 

Ich gebe sie einer Familie in schrecklichen Klamotten aus den 80ern, die einen Videorecorder versetzen wollen, den keiner haben will.

 

Sie sind so glücklich, das sie mir versprechen, ihr 8. Kind meinen Namen zu geben.

Ich lächle und bete das sie es nicht tun.

 

Wer will schon Klaus-Dieter heißen. ---- Ich verarsch` euch. ----

 

Mein Name ist John Schmied. Ich selbst nenne mich gern - Long John Silver -

Geboren in Hamburg. Aufgewachsen in einer Neubausiedlung am Rande der Stadt.

 

Die wurde von allen nur der Papageien Zoo genannt. Wegen der bunten Häuser.

Das sollte wohl bewirken, das wir alle fröhlich umherhüpften und uns lieb hatten.

 

Das war nicht der Fall.

Wir waren so was, wie die Leprastation. Die,mit denen keiner was zu tun haben wollte.

In der Schule wurden wir gemieden und gab es Stunk, oder einen Diebstahl, oder jemand hatte auch nur laut gehustet, hieß es sofort:

 

Das waren die Papageien!

 

Irgendwann gewöhnte ich mich daran und entschied, wenn schon Scheiße, dann aber richtig. Besorgte mir einen Schlagring und eine schwarze Lederjacke.

Den Schlagring verlor ich zwei Tage später, weil ich in der Badeanstalt auf Macker machen wollte und er mir beim Sprung vom 10 Meter Brett aus der Badehose fiel und ich ihn danach nicht wiederfand.

 

Bald war ich in der Schule dafür bekannt, das ich mir nichts gefallen ließ. Das führte dazu das die Kinder aus der Siedlung mich mieden und so durchstreifte ich nach dem Unterricht, wenn ich mal da war, den nahen Wald und machte auf Einzelkämpfer in einer feindlichen Umgebung.

 

Viel lieber, aber hätte ich einen Freund gehabt. Jemanden mit dem ich reden und Spaß haben konnte. Der mit mir Cowboy und Indianer spielte. Der über meine Witze lachte und gern mit mir zusammen war. Natürlich gab ich das nicht zu.

 

Später wünschte ich mir eine Freundin.

 

Ich schnitt aus dem Otto Versandkatalog Arme, Beine, Köpfe und Körper heraus und klebte mir mein Traummädchen zusammen.

Dachte mir kleine Geschichten aus, wie ich sie kennenlernte und sie vor dem Drachen rettete. In diesen Story`s, war ich immer der Held.

Immer zur rechten Zeit am richtigen Ort.

 

Mit 13 erwachte die Neugier und das Verlangen nach echten Girls.

 

Die Irmgard, war ein Jahr älter und ein bisschen pummelig. Das machte nichts.

Im Gegenteil, sie hatte die richtigen Polsterungen an der richtigen Stelle.

Wir knutschten oft hinter der Turnhalle. Zuerst, war das immer eine feuchte Angelegenheit und reichlich nass. Niagara Falls. Ihr wisst schon, was ich meine.

Bis sie mir zeigte, wie das richtig ging. Ja, bei ihr habe ich wirklich was fürs Leben gelernt.

Manchmal schlichen wir uns auch in die Turnhalle und versteckten uns zwischen den Matten. Das war ganz schön klug von uns, weil wir uns da hinlegen konnten.

Da bekam ich auch meinen ersten Orgasmus, als sie für 2 Sekunden ihre Hand zwischen meine Beine legte. Peinlich, aber auch geil.

Als ich das erste mal in sie eindrang, hatte ich das Gefühl im Himmel zu sein.

Wir verstanden uns gut, viel geredet haben wir aber nicht.

Sie interessierte sich nicht für Raumfahrer und Blockhütten und ihr Gerede über Mode und Heirat langweilte mich.

Aber mit ihr zu schlafen, machte das alles wieder wett.

 

Stellte mir vor das es in einer Ehe wohl genauso ist.

Meine Eltern ließen sich scheiden, als ich 12 war. In meiner Erinnerung gab es keinen Tag, an dem sie nicht gestritten, geschrien und sich Teller und Tassen an den Kopf geworfen haben.

Meine Mutter, eine zierliche, hübsche, blonde Frau, gab mir immer Schokolade und Geld für das Kino. Mein Dad, das Arschloch in unserer Familie, sorgte für Gewalt und Alkohol. Manchmal schlug er mich und meine Mutter, dann hasste ich ihn besonders und hätte ihn am liebsten umgebracht.

 

An einem Freitag, es war der 13., und die Sonne schien durch unser Fenster und man konnte genau die durcheinander wirbelnden Staubpartikel sehen, war es fast soweit. Der Sack schlug meine Mutter so heftig das sie zu Boden ging und sich den Kiefer ausrenkte. Daraufhin griff ich mir das spitze Messer aus der Spüle und stach es ihm, mitsamt der Marmelade und der Butter die noch daran klebten, in den Arm.

Als ich aus dem Krankenhaus entlassen wurde, kam ich in ein Kinderheim für schwer Erziehbare. Da hätte wohl eigentlich mein Dad rein gehört.

 

Fühlte mich reichlich unverstanden und gefrustet.

 

Meine Mama ist dann ein paar Jahr später gestorben. Ich stelle mir immer vor, dass sie an einem gebrochenen Herzen in eine schönere Welt glitt, aber eigentlich war es mein Dad. Versehentlich.

Beim rückwärts Einparken .

Ein ganzes Jahr lang vermied ich es in ein Auto zu steigen, weil ich immer befürchtete darin zu sterben.

 

Mit 18 arbeitete ich auf dem Bau und mietete eine Einzimmerwohnung.

Die war so winzig, das ich grad mein Bett und einen Tisch hineinbekam.

Leichter Schimmelbefall an den Wänden, machte mich ein bisschen nachdenklich und das Wasser aus dem Hahn hatte meistens eine bräunliche Färbung.

Die Nachbarn feierten immer, bis in die Morgenstunden und randalierten, bis die Polizei kam. Im Treppenhaus stank es nach Pisse. Spinnen und Kakerlaken sangen sich gegenseitig Schlaflieder vor, aber ich konnte die Tür hinter mir zumachen und das machte mich stolz.

Alle anderen hingen noch an Mama`s Rockzipfel.

 

Schätze das ich schneller erwachsen wurde, als die anderen Kinder.

Eigentlich verwunderlich, das ich dann doch nicht die Laufbahn eines Berufsverbrechers einschlug.

Irgendwie schade, weil ich in 10 Sekunden jedes Auto knacken und es kurzschließen konnte. Einbrüche habe ich auch gern gemacht, aber nur bei Reichen.

Fühlte mich immer ein bisschen wie Robin Hood.

Habe immer 10% meiner Beute unter die Matte besonders armer Leute gelegt und dann solange in einem Versteck gewartet, bis sie es entdeckt haben.

 

Ja. Ich hatte da richtig Bock drauf. Wollte der Pate von Hamburg werden, doch dann bin ich eines Morgens wach geworden und hab` meine beschissene Zukunft gesehen.

 

Das hing sicherlich mit Franzi zusammen.

Die lernte ich auf einem Konzert von Green Day kennen. Die hatte ein Kind und wusste eine ganze Menge über das Leben. Also, worauf es eigentlich ankommt. Möglich, dass das, so was wie Liebe war.

Die war unglaublich erfahren und ich habe viel gelernt, aber ich habe immer gewusst das sie eigentlich eine Nummer zu groß für mich ist.

Konnte ihr nie das Wasser reichen. Hat `ne Zeit gedauert, bis ich das erkannt habe.

 

Ist halt wichtig, ehrlich zu sich selbst zu sein. Alles andere bringt einen nicht weiter.

 

Irgendwann ist sie mit ihrer großen Liebe nach Amerika ausgewandert.

 

Da waren wir schon längst nicht mehr zusammen, aber es war trotzdem der traurigste Tag in meinem Leben. Abschied ist halt nichts für Weicheier.

 

 

 

z

 

 

 

Meine Nachbarin, die mit dem geilen Body, heißt Bärbel. Den Namen finde ich Oberscheiße, deswegen nenne ich sie Laura.

 

Es klingelt an der Tür. Laura steht da, mit offener Jacke und ihrem Hund an der Leine. Irgendeine Promenaden Mischung, bei der keiner weiß, wo vorne und hinten ist. Er schaut zu mir rauf, mit einem Blick, der sagt:

 

„Alter. Fick sie endlich. Ich muss pissen!“

 

Ich nehm` das mal als Kompliment und bitte den Hund und Laura hinein.

 

Als erstes, also bevor ich auch nur piep sagen oder denken kann, hebt der Köter sein Bein und pinkelt an die Kommode im Flur.

 

Laura entschuldigt sich tausendmal, läuft in die Küche, holt einen Lappen und wischt damit den Boden auf.

 

Es ist der, mit dem ich immer mein Geschirr abwasche. Scheiß drauf. Benutz` ich halt kein Geschirr mehr.

 

„Böser Hund. Böser, böser Hund.“ ,sagt sie immer wieder, während sich Mr. Rabbit einen weglacht und ins Wohnzimmer läuft, um es sich auf meiner weißen Designer Couch für 12196.- Euro bequem zu machen.

 

Laura wischt und feudelt. Ich beobachte sie, wie sie, auf Knien, in ihrem schwarzen, langen Mantel, ihre Hüfte hin und her bewegt.

Ich stelle sie mir nackt vor und brenne darauf ihr die Klamotten runter zu reißen.

Nach endloser Zeit, in der in Japan wieder zwei Leute gefoltert und Trump sich einen runtergeholt hat, ist sie endlich fertig.

Sie steht auf, verschwitzt, nach Alkohol riechend und kichernd. Unsere Körper sind gerade mal 16 cm voneinander entfernt. Ihre Hitze verbrennt mir die Haut.

Sie ist die Sonne und ich der bleiche Typ am Strand von Acapulco . Das Gehirn wird in meinem Schädel auf 300 Grad erhitzt und schwappt, als klare Flüssigkeit, hin und her.

 

Ich vergesse meinen Namen und wo ich wohne und denke an ihren Scheiß Köter.

Der hat meinen Namen nicht vergessen:

 

„Ey. Long John Silver. Du blöder Penner. Reich mal ein Schnitzel rüber. Das scheint hier `ne längere Session zu werden.“ ,ruft Mr. Rabbit.

 

Sie sagt, das es ihr leid tut, das meine Frau gestorben ist. Ein Thema das ich aus meinem Leben ausgeklammert habe, weil ich lieber fern von bestimmten Realitäten lebe. Trotzdem sage ich höflich danke, weil ich ihr unbedingt an die Wäsche will.

 

„Halt mich. Ganz fest.“ ,sagt sie.

 

Also nehme ich sie in den Arm und drücke sie so fest es geht an mich.

Gut das ich das in meiner Fantasie schon durchgegangen bin und somit genau weiß, was zu tun ist und wie ich sie zu halten habe.

Ich schiebe ihr vorsichtshalber mein Knie zwischen die Beine. Sie lässt es zu.

 

Meine Fresse. Ich platze gleich.

 

Im Spiegel sehe ich Mr. Rabbit auf meiner Couch, der herzhaft gähnt.

 

„Ich habe ein Alkohol Problem.“ ,sagt sie plötzlich.

 

Ich weiß nicht genau, was ich mit dieser Information anfangen soll.

 

„Darf ich dich küssen? Ich hab kein Corona.“ ,haucht sie mir ins Ohr.

„Sicher.“ ,antworte ich ohne nachzudenken.

„Aber nicht auf den Mund.“ ,flüstert sie

„Nein, natürlich nicht.“ ,hauche ich zurück.

 

Sie küsst mich immer wieder, abwechselnd, auf meine Wangen. Dann bin ich dran.

Fühlt sich gut an. Ihre Haut ist weich. Wie warmes Latex.

Ein leichter Schweißfilm liegt darauf und ich schmecke das Salz. Meine Zungenspitze tastet die Konturen ihres Gesichts ab. Scheiße. Habe nie etwas erregenderes gemacht.

Ich würde gern ein Stück herausbeißen, zügel mich aber und versuche meinen Steifen nicht an ihr Bein zu drücken.

 

Plötzlich funkt mir so ein blödes Gefühl dazwischen. Ich bekomme die volle Breitseite von ihrer Einsamkeit. Das macht mich traurig und mischt sich mit meiner Geilheit.

 

„Fang mich.“ ,ruft sie plötzlich und reißt sich von mir los.

Ganz schön sprunghaft die Schnecke. Unberechenbar. Ich sollte es hier und jetzt beenden und sie wegschicken. So auf die Vernünftige.

Und, weil ich wirklich schlau bin höre ich nicht auf mich, sondern laufe hinter ihr her.

 

Wir balgen uns auf dem Boden. Sie zappelt und wehrt sich mit aller Kraft. Dann wieder zieht sie mich an sich und hält mich fest. Mir bleibt die Luft weg, da meine Lunge sich nicht mehr ausdehnen kann. Sie ist die Boa Constrictor Imperator.

Ein Reptil. Gnadenlos. Stark.

Ihre Arme sind wie ein Schraubstock. Sie hat mich im Würgegriff. Kurz bevor ich das Bewusstsein verliere, steht sie auf und geht ans Fenster.

 

Sie schaut hinaus.

 

Ich stelle mich hinter sie und blicke auf den schmelzenden Schnee.

 

In Japan werden sie wohl bald das Kirschblütenfest feiern. Ich wünschte ich wäre dort und säße in einem weißen Liegestuhl mit einer Kalaschnikow im Arm.

Neben mir, an meinem großen Pool, drei scharfe Weiber mit riesen Titten und einem großen, runden Arsch. Strohdumm. Jedenfalls tun sie so, aber in Wirklichkeit sind sie viel schlauer, als die gesamte Elite der USA. Sie wissen, wie der Hase läuft. Sie wissen, das es nur auf drei Dinge ankommt:

 

 

Sex. Macht. Geld.

 

 

Neben dem Pool ist ein großes Terrarium mit 2651 gelben Maikäfern und zwölf

weißen Hasen. Meine Leibwächter heißen: Conejo und Abejorro. Sie gehören zur örtlichen Mafia und wiegen zusammen 365 Kilo.

Da sie so fett sind, stoße ich sie manchmal in das Becken, wenn ich genervt bin und obwohl sie nicht schwimmen können treiben sie, wie gestrandete Wale, auf dem Wasser. Denn Fett schwimmt ja bekanntlich oben.

Ich räkle mich also auf meinem Liegestuhl und ein neuer Klient sitzt neben mir und ich höre seinem Angebot zu. Er will mir für zwei Millionen Schuss, 16 Panzer,

8 Hubschrauber, 10.000 Handfeuerwaffen und 10.000 Gewehre 50 Millionen zahlen.

Ich sage ihm er soll sich ins Knie ficken. Unter 60 würde ich nicht mal zum kacken aufstehen.

Er gibt mir die 60 und ich gebe ihm die Schwarzhaarige an der Bar und 2 Düsenjets dazu. Alle sind glücklich und holen sich einen runter.

 

 

z

 

 

„Das Leben ist Scheiße. Nur in unseren Träumen leben wir.“ ,flüstert sie und holt mich aus meinen Gedanken.

Ich ziehe ihren Mantel aus.Ihr kleiner, süßer Arsch macht eine gute Figur in der Jeans.

 

„Wie viel wiegst du? Bestimmt nicht mehr als 62 Kilo. Ich wiege 50.“ ,sagt sie, während sie mich anspringt und mit beiden Beinen umklammert.

 

Fühle mich, wie in einer sich selbst erfüllenden Prophezeiung. Um sicher zu sein, das ich nicht träume kneife ich sie in den Po.

 

„Auh.“ ,zwitschert sie.

„Genau.“ ,sage ich lachend. „Showtime.“

 

Sie lacht und ich greife mir ihre Pobacken. Das fühlt sich herrlich an. Ich denke an den Fujiyama und Wanda Jackson. Und während ich ihren Arsch massiere und an diesen schneebedeckten Berg in Japan und den Song von Wanda denke, rutsche ich immer wieder mit den Fingern zwischen ihre Beine. Geil!

 

Ich will einfach nur in sie rein. Ficken! Spritzen!

 

Doch sie reißt sich los und geht.

 

Ich stehe da und denke an Onkel Albert.

 

Es klingelt.

 

„Ich habe Mr. Rabbit vergessen.“ ,flüstert sie.

„Ja. Und deinen Mantel.“

„Ja. Der Mantel.“

„Ich bin geil auf dich.“ ,erklärt sie.

„Natürlich.“ ,erwidere ich.

 

Dann geht sie.

 

Kommen wir zurück zu Onkel Albert, diesem Schweinehund.

Er war so, wie wir alle sein wollten, aber es aufgrund unserer Erziehung und Moralvorstellungen nicht konnten.

Onkel Albert, war das alles Scheiß egal. Der pöbelte und fickte sich durch die Weltgeschichte, wie es ihm gefiel.

 

Halbglatze. Glubschaugen. Bierbauch. Zwei Meter zehn groß. Und ein Selbstvertrauen mit dem man das Empire State Building einreißen konnte.

 

Er versuchte es buchstäblich bei jeder Frau. Jede 13. biss an. Gar nicht schlecht.

Ne` Zeit lang lebte er mit einer Marcie zusammen. Die war heiß. Hätte jeden haben können, aber sie entschied sich für meinen Onkel. Er ließ sich von ihr aushalten.

Nebenher hatte er noch andere Frauen am Start.

 

Genau genommen, war er doch nichts weiter als ein Arschloch. Aber wenigstens hat er sich nicht verstellt.

Ich überlege, noch mal duschen zu gehen, entscheide mich aber dagegen, um den Geruch von Laura, der an mir haftet nicht abzuwaschen.

Ich hole mir auch keinen runter. Das käme mir jetzt irgendwie schäbig vor.

Das würde den ganzen Glanz dieses Augenblicks ins All schießen, um dort elendig zu ersticken.

 

Stattdessen werfe ich die Glotze wieder an und ziehe mir Fear the walking dead rein.

 

 

 

Showtime!

 

 

 

Irgendwann nicke ich einfach auf dem Sofa ein und lasse mich in meinen Träumen von den Zombies zerfleischen. Ein Stück aus der Schulter. Zwei aus der Wange.

Drei aus dem Oberschenkel.

Da mein Adrenalin durch den Körper rauscht, spüre ich keinen Schmerz.

Nur wahnsinnige, panische Angst.

 

Schweißgebadet erwache ich und überprüfe meinen Körper auf Bisswunden, aber

bis auf einen fetten roten Pickel unter dem Knie ist nichts zu entdecken.

 

 

Schwein gehabt.

 

 

Es ist ein Uhr morgens. Schlafen kann ich eh` nicht mehr. Gehe also doch duschen, um die Untoten in meinem Kopf zu vertreiben, bevor ich mir selbst den Schädel wegschieße.

 

Dann, ab in meinen schwarzen Armani Anzug. Schwarzes Hemd. Schwarze Krawatte. Schwarze Seele. - Scherz - . Ich habe keine schwarze Krawatte. Sie ist blau.

Genau die gleiche Farbe, wie meine Augen.

 

Ich schaue mich im Spiegel an. Hammer. Meine Fresse, sehe ich geil aus.

 

Als ich so durch die Straßen wandere, ist er wieder da. Er geht, wenn ich gehe und er bleibt stehen, wenn ich stehen bleibe.

 

So ein Schweinepriester. Er glaubt wohl ich bemerke es nicht. Da hat er sich aber geschnitten. Ganz langsam, so zeitlupenmäßig, nur noch viiiiiiiiiiiiiiiiiiiiel langsamer, drehe ich meinen Kopf. Er wird es nicht merken, denn ich bin der Houdini des

Slow Motion. Ein Zauberkünstler der Illusion. Er wird denken, ich schaue gerade aus, doch in Wirklichkeit, blicke ich in seine fiesen Schweinsaugen und gebe ihm richtig was auf seine blöde Fresse.

Dann ist endlich Schluss mit dem Auflauern und diesem verdammten Nervenkrieg.

Ich spüre schon seinen Atem im Nacken, doch als ich mich umdrehe ist da niemand.

 

Verdammt!

 

Was soll ich bloß tun? Muss mich beruhigen. Erst mal weiter. Nur weiter.

 

Da alle Geschäfte und Kneipen dicht haben, bleibt mir nur eine Chance.

 

Ich gehe zu Herbert. Der hat sich in seiner Wohnung eine Flüsterkneipe eingerichtet. Die nutzt er aber nur allein und nur alle sechs Wochen.

Der Herbert ist nämlich Quartalssäufer und Berufsdemonstrant.

 

Er ist grundsätzlich gegen alles und setzt sich lautstark dafür ein.

 

Natürlich glaubt er auch, das Corona ein großer Schwindel ist.

Genauso eine Lüge, wie die erste Mondlandung und das die Erde eine Kugel ist.

Als ich ihm sage, das man vom Küssen schwanger wird, stimmt er mir gleich zu.

 

Endlich jemanden getroffen, der den totalen Durchblick hat.

Und das Rätsel, um die Schwangerschaft der Jungfrau Maria, ist auch gelöst.

Das war nicht Gott, sondern Aliens von ganz, ganz, ganz weit her. Amen.

 

Das Leben könnte so einfach sein, wären da nicht die Schwindeleien.

 

Lügen und Wahrheiten sind manchmal schwer auseinander zu halten.

 

Ging mir beim Gottesdienst immer so.

 

Sonntag Morgen. Sonnenschein. Normale Menschen, die sich schick angezogen haben.

 

Ich in meinem Kinder – Ich seh` Scheiße damit aus – Anzug in der zweiten Reihe der viel zu harten Holzbänke. Die Glocken läuten, wie verrückt und bringen meine Gedanken völlig durcheinander.

Eine freche Fliege dreht ihre mörderischen Kreise, um die fettigen Haare des Pastors und erwartet ihren Segen.

Der bleiche Gottesanbeter fängt sie aus der Luft und zerquetscht sie zwischen Zeigefinger und Daumen.

Nun hat auch er Blut an seinen Fingern.

 

Na egal.

 

Alle sitzen also da und beten und murmeln vor sich hin.

 

Ich auch. Aber darum, das der Rock von der Frau Mutzenbacher doch bitte noch etwas höher rutschen soll, damit ich den Schlüpfer sehen kann.

 

Ist aber nicht passiert. Da hab ich gewusst das die Sache mit Gott ein großer Schwindel ist und von da an fand ich die ganze Show immer irgendwie lächerlich.

Und als ich erfuhr das Pastor Sorgenfrei in seiner Freizeit gern mit kleinen Jungs spielte, hab ich ihm die Scheiben eingeworfen und in einem Vodoo Zauber eine Puppe mit seinem Gesicht verbrannt.

 

Hat leider auch nichts geholfen. Durch einen Formfehler bei Gericht wurde er frei gesprochen.

 

Also auch das eine große Lüge. Deshalb und aus zwanzig anderen Gründen nahm ich mir vor, nichts mehr ernst zu nehmen, um irgendwie da draußen klar zu kommen.

 

Tja, es ist wie in diesen Zombie Filmen. Ein paar Menschen überleben die Apokalypse, aber sie müssen jeden Tag um das bisschen Leben kämpfen und das ist doch eigentlich auch alles für`n Arsch, weil es nichts mehr gibt wofür es sich zu leben lohnt.

Nicht mal gelbe Maikäfer, oder Vanille Eis.

 

Kein Wunder, das man irgendwann durchdreht.

 

Herbert, jedenfalls, ist gut drauf. Er erzählt mir das er eine Frau kennengelernt hat.

 

„Wie lange brauchst du zum Aufblasen, Alter?“ ,frage ich und lache mich checkig.

„Sie ist wunderschön.“ ,sagt er nur.

„Ja, am Anfang sind sie alle schön, bis sie ihr wahres Gesicht zeigen.“

„Du hast nur noch nicht die Richtige gefunden.“

„Ich glaub` schon, das ein paar Richtige dabei waren, hab`s nur nicht bemerkt.“

„Kenn ich. Meistens, war ich viel zu besoffen, um überhaupt was zu merken.“

„Was macht sie so besonders?“

„Ihre Ausstrahlung hat mich umgehauen und ihr freundliches Wesen.“

„Wo hast du sie kennengelernt?“

„Im Club – Strange Things - . Das ist ein Fetisch Treffpunkt.“

„Und da hast du gleich gemerkt das sie so ein freundliches Wesen hat?

„Genau.“

„Tja. Das ist............also............da freu` ich mich für...........also.“

„Danke.“

 

Ich weiß nicht genau, ob ich ihm gleich die Wahrheit sagen soll, oder ihn ins offene Messer laufen lassen soll. Auf der anderen Seite. Wer bin ich das ich glaube im Besitz der absoluten Wahrheit zu sein?

 

„Wie heißt sie?“ ,frage ich.

„Weiß ich nicht.“

„Wo wohnt sie?“

„Weiß ich nicht.“

„Wie willst du sie wiederfinden?“

„Das regelt sich schon.“

„Alter. Das wird nichts. Hamburg hat 1.847.986 Einwohner.“

„Ja, ich weiß und davon sind 326.392 Ausländer. Na und?“

„Wer hilft dir dabei? Gott?“

„Das Schicksal.“

„Das Schicksal?“

„Genau. Denn jetzt bin ich mal an der Reihe. Ich hab` genug Scheiße durchgemacht. Jetzt bin ich mal dran `ne Glückssträhne zu haben. Ich will endlich alles vergessen.

Den Brand. Die Toten. Meine zerstörte Seele.“

 

Wir legen eine Schweigeminute ein, die zwanzig Minuten dauert.

 

In der Zeit durchstöbere ich Herberts Plattensammlung und lege für ihn die ganzen schmalzigen Songs auf, die man halt hört, wenn man verknallt ist.

 

Er nutzt sie auch und beginnt sich einen anzusaufen.

 

„Weißt du.“ ,sagt er. „Im Grunde sind wir doch alle am Arsch. Auf die eine oder andere Art haben wir alle einen weg. Schau mal, für mich bist du der größte Entertainer den die Welt je gesehen hat. Aber ich spüre das da tief in dir was ist, das dich fertig macht. Und das macht mich traurig.“

 

Da merke ich plötzlich, das dieser blöde Kerl verdammt viel Gefühl für andere hat und mir tut´s echt leid, das ich ihn trotzdem öde finde.

 

Mann ich bin total verkorkst, aber damit muss ich wohl leben.

 

Wenn nur dieser andere Typ nicht wäre, der mir nachsetzt.

Wieso verfolgt mich dieser Sack? Hab ich ihm mal eine rein gewürgt und dann einfach vergessen mich zu entschuldigen?

Könnte auch so ein bekloppter Fan sein, der mich irgendwann mit einem Reisebus aus Griechenland überfährt.

 

Überlege, ob ich zur Polizei gehen sollte, aber was soll ich denen sagen?

 

Da ist jemand der mich verfolgt?! Ich hab ihn, aber noch nie so richtig gesehen?!

 

Bleierne Müdigkeit überfällt meinen Körper. Ich lege mich hinter den Tresen und denke an Dean Martin, der immer unter einer Bar beerdigt werden wollte.

 

Die Idee gefällt mir.

 

Das einzige was Herbert sagt, ist:

 

„Diese verrückten Künstler.“ ,und kichert in sich hinein.

 

 

4

 

 

 

Morgens um acht erwache ich, richte meine Krawatte und schlendere nach Hause.

Es beginnt zu schneien.

 

Ein Mantel wäre jetzt gut, oder ein Flachmann, oder eine Prise Schnee, die ich mir durch die Nase ziehen kann.

Ich lache über den Witz und stolpere über ein paar Beine die leblos auf der Straße drapiert sind. Die schwarzen, halterlosen Strümpfe schmiegen sich an ihre weißen Waden und sehen unglaublich heiß an ihr aus.

Eine Frau in einem roten Kleid liegt, wie ausgegossenes Blut, auf dem Gehweg.

Ihre schwarzen Haare fließen malerisch, neben ihr, über den Asphalt.

 

So, als hätte Edvard Munch sie extra da postiert.

 

„Es wird Zeit für eine gute Tat.“ rufe ich laut. „Zeit ein Leben zu retten.“

 

Jetzt sieht mich natürlich keiner. Scheiße. Ich könnte es mit meinem Handy aufnehmen und sofort posten.

 

Der wichtigste Comedian Deutschlands rettet, ohne Rücksicht auf sein Eigenes, ein Leben.

Aber ich höre schon die Presse:

 

Alternder Komiker versucht Comeback. Sein skrupelloses Verhalten spiegelt die Moral Deutschlands wider. Die Schöne und das Biest. Seine Texte sind sexistisch und Frauen verachtend, genauso wie seine angebliche Rettung.

 

Also lasse ich es und tue so, als würde ich mir eine Zippe anzünden und sie rauchen, dann beuge ich mich zu ihr herunter. Sie ist kalt.

Hebe sie hoch. Ganz schön schwer die Schlampe. Überlege kurz, ob ich sie liegen lassen sollte. Bringe sie dann, aber doch nach Hause.

 

Ich schneide ihr die nassen Klamotten vom Leib. Sie trägt keine Unterwäsche und die Intimrasur ist nachlässig. Sollte ICH das mal eben machen? Also, wo sie doch ohnehin schon nackt ist.

Gerade, als ich mein Rasierzeug hole wird sie wach.

 

„Wo bin ich?“ ,lallt sie.

„Du bist im Himmel. Ich bin Petrus.“ ,antworte ich mich dunkler Stimme.

„Wirklich?“

„Nein. Schön wär`s. Ich hab dich auf der Straße gefunden. Du warst kurz davor zu erfrieren.“

„Warum bin ich nackt?“

„Dein Kleid war durchnässt. Ich will nicht das du dir eine Lungenentzündung holst.“

„Danke.“

 

Ich nicke und hoffe, das sie die Sprache auf ihre unrasierte Muschi bringt.

Aber sie macht einfach die Augen zu und pennt weiter.

Weil ich sie nicht so nackt daliegen lassen will, bedecke ich sie mit meinem Mund und wünsche mir sofort, sie doch vorher rasiert zu haben.

Naja, seis drum. Ich fummle ein paar Härchen aus den Zwischenräumen meiner Zähne und tänzle, wie eine von diesen niedlichen Elfen aus Lummerland oder Disneyworld, fast schwebend zur Kommode im Wohnzimmer und greife mir eine Decke. Die Graue mit den weißen Sternen. Die ist kuschelig und warm.

Ich lege sie über ihren wundervollen, drallen Körper und drehe sie auf die Seite.

Packe dreizehn kleine Kissen in ihren Rücken. Logisch. Denn falls sie kotzen muss, wird sie nicht ersticken.

Ich setze mich in einen Sessel und passe auf sie auf.

 

Eine Zigarette wäre jetzt gut, aber das Rauchen habe ich schon vor dreißig Jahren aufgegeben. Würde mir sowieso nicht schmecken, aber die Vorstellung ist schon geil.

Ich und eine Zigarette und die scharfe nackte Braut unter der Decke.

 

Gute Geschichte eigentlich. Überlege, ob ich eine Story darüber schreiben sollte?

Hätte auch schon den richtigen Titel:

 

 

 

Showtime!

 

 

 

Dann finde ich die Idee doch bescheuert und lasse es.

 

Die unrasierte Muschi geht mir nicht mehr aus dem Kopf.

Vielleicht sollte ich noch mal einen Blick riskieren. Mmmmmmmh. Nö.

 

Ich bin ein Gentleman und lasse es.

 

Um das zu feiern klingele ich bei Laura, die mir völlig verkatert öffnet und schnorre eine Zigarette, die scheiße schmeckt. Jetzt bin ICH kurz davor zu kotzen.

 

Laura bittet mich herein, ihr Mann ist nicht da.

 

Da ich gerade auf einem Selbstfindungstrip bin und jeden Tag Selbstmordgedanken habe, willige ich sofort ein.

 

Sie trägt einen weißen Bademantel und ein leichter Whiskyschleier begleitet jeden ihrer Schritte, gepaart mit einem schweren, süßen Geruch den ich von stundenlangem Sex mit mir selbst kenne.

 

Ein Witz den ich auch gerne auf der Bühne erzähle und auch eine Geschichte, bei der alle glauben das sie nur erfunden wäre.

 

Wie zufällig rutscht der Bademantel über ihre Schulter. Sie sieht zum Anbeißen auf.

Meine Fresse. Ich glaub` ich dreh gleich durch.

 

Diese weiße, zarte Schulter ist der Hammer und sooooooooooooo sexy.

Mit meinen feingliedrigen, kräftigen Musiker Händen packe ich sie von hinten am Hals und bringe sie zum Stehen.

Dann küsse ich die freie Stelle und beschließe, das dies ab sofort mein neuer Fetisch ist.

 

Geil.

 

Ihr leises, leichtes Stöhnen hört man auch in Japan und einige kleine Schlitzaugen verengen sich noch mehr und da ich dabei an diese winzigen Japanerinnen denke, die immer so spitze Schreie in gaaaaaaaaaaaaaaaanz hohen Tönen, bei ihrem Orgasmus ausstoßen, greife ich Laura an ihre süßen Pobacken. Herrlich.

 

Und während Mr. Rabbit um unsere Füße wuselt, genieße ich die Konsistenz ihrer Hinterseite.

 

In diesem Moment wird die Tür aufgeschlossen und ich verschwinde aus dem Fenster.

 

Ich denke wieder mal an Gott und frage mich, wie er es ohne Sex aushält. ?

 

Auf dem Weg nach Hause begegne ich Herbert der total besoffen unter einer Laterne sitzt und O Sole Mio singt. Gar nicht mal schlecht.

 

Er sieht aus, wie der letzte Penner. Total verwarzt und vollgekotzt. Er muss schon eine ganze Zeit da hocken, denn der fallende Schnee schmilzt nicht auf seiner Haut.

 

Ich nehme ihn mit zu mir, schneide ihm die nassen Klamotten vom Leib und lege ihn zu der Braut auf mein Bett. Scheiße.

 

Hätte ich Freunde, würde ich mir über so viel Großmut Sorgen machen, aber da ich keine habe, lasse ich es.

 

Nun sind wir also zu dritt in meiner Designer Wohnung. Ich frage mich, ob es schon für eine Orgie reicht?

 

Es klingelt an der Tür. Es ist Laura. Langsam wird die Sache etwas unübersichtlich.

 

„Mein Mann musste noch mal los. Ich will dich.“ ,raunt sie mir,wie in einem Porno, zu.

 

Jo. Jetzt sind wir zu viert. Nun reicht es aber für eine Orgie!

 

„Im Moment ist es etwas ungünstig. Ich habe Besuch.“ ,bedaure ich.

 

Sie hebt ihr kurzes Röckchen. Ihre süße Spalte lächelt mich schelmisch, haarlos an.

Ich grinse zurück. Sie nimmt meine Hand und drückt einen Finger zwischen ihre nassen Schamlippen. Ich wurde schon schlimmer begrüßt und gerade, als ich loslegen will meldet sich die gefundene Frau von meinem Doppelbett.

 

„Wo bin ich?“ ,ruft sie verschlafen.

 

Laura schaut zum Schlafzimmer. Dann zu mir. Dann wieder zum Schlafzimmer.

Sie schlägt mir mit der flachen Hand ins Gesicht. Das hat ganz schön Wumms.

 

Knallt wie ein Pistolenschuss.

 

Wutentbrannt verlässt sie mich mit ihrer willigen, feuchten Muschi. Am liebsten würde ich mir jetzt selbst was in die Fresse hauen. Scheiße.

Stattdessen rufe ich in hoher, sarkastischer Stimme:

 

„Ja. Schatz ich bin gleich daha. Kaffee und Törtchen? Wie immer?“

„Häh.“ ,kommt Herberts verdrehte Stimme aus dem Schlafzimmer.

„Törtchen?“ ,wiederhole ich mich.

„Sind sie der Zimmerservice?“

„Jaha.“

„Hier liegt eine Frau.“ ,krächzt er verschlafen.

„Ich habe sie draußen gefunden. Sie waren kurz vor dem Erfrieren.“ ,rufe ich.

 

Ich bringe ihnen ein exzellentes Frühstück. Sie schauen schüchtern an die Decke.

 

„Ich war auf dieser Party. Eine Fetisch Party und ich habe diesen netten Mann getroffen. Der passte überhaupt nicht dazu. Cordhose. Kariertes Hemd. Seitenscheitel.

Wir haben uns unterhalten. Ich habe in ihm etwas längst verloren geglaubtes gesehen.“ ,erzählt sie.

„Was denn?“ ,frage ich.

„Vertrauen. Fühlte sich gut an. Wir haben nur geredet. Er hat mich nur mit seinen Worten berührt. Das war schön. Dann verloren wir uns aus den Augen. Ich habe etwas getrunken und dann weiß ich nichts mehr.“

 

Herbert sitzt einfach bedröbbelt und verkatert da und stiert Löcher in die Luft.

 

Ich gieße ihr Kaffee ein. Sie schenkt mir einen dankbaren Blick.

 

In meinem Kopf gibt es verschiedene Schubladen:

Hass. Liebe. Respekt. Eifersucht. Neid und das Höllenfeuer.

 

Ihren Blick lege ich in eine Lade die Schönheit heißt.

 

„Ich heiße Enigma.“ ,sagt sie plötzlich.

„Wie diese Nachrichtenmaschine der Nazis?“

„Ja.“

„Echt?“

„Ja. Mein Bruder heißt Adolf und unser Hund Dagmar.“

„Dagmar?“

„Ja. Ein Schäferhund Rüde. Ist leider schwul.“

„Echt?“

„Ja.“

„Ah. Und deine Eltern heißen Hermann und Carin.“

„Ne. Das sind meine Urgroßeltern. Meine Alten heißen Flamme und Erdloch.“

„Okaaaaaaaaaaaaaay. Also ich weiß nicht genau, was du dir reingepfiffen hast, aber das war wohl `ne Nummer zu groß für dich.“

 

Uuuuuuuuuuund genau in diesem Moment fängt sie an zu kotzen und reihert mir das ganze französische Bett mit der Seidenbettwäsche voll.

 

Während sie duschen geht ziehe ich das Bett ab, öffne das Fenster und werfe die Bettwäsche hinaus. Da es schneit wird es erst wieder im Frühling zum Problem.

 

Danach gebe ich ihr einen schwarzen Anzug von mir. Sieht Bombe aus.

 

Herbert versucht nett und nach Verständnis suchend zu gucken, während er kotzt und mir das Bett erneut versaut.

 

Also das gleiche nochmal. Scheiße.

 

Überlege, ob ich ihm was in die Fresse hauen soll. Würde er wahrscheinlich sowieso nicht merken und nehme mir vor damit zu warten, bis er vom Duschen wieder kommt.

 

Dann sitzen wir zusammen und trinken Kaffee.

 

„Tja.“ ,sagt er.

„Tja.“ ,sage ich.

„Das ist sie. Die Frau die ich liebe“ ,sagt er.

„Echt? ,erwidere ich.

„Dein Freund hat jetzt schon 30 mal echt gesagt.“ ,erklärt sie.

„Echt?“ ,fragt Herbert und lacht.

„Ja. Echt.“ ,meint sie lachend.

 

Herbert beugt sich zu ihr hinüber und wirft die Kaffeekanne um. Was soll`s.

War ja nur eine Original Tischdecke von Ludwig dem 14.

 

Das könnte ein wunderbares Ende sein.

 

Könnte.

 

Ist es aber nicht.

 

Laura wirft mit einer Gehwegplatte mein Fenster ein.

Mein Gott. Was ist sie? Satans Braut, oder Schwarzeneggers kleines Helferlein?

 

Ich bin ein bisschen besorgt, was als nächstes kommt und greife mir vorsichtshalber einen Stift und die Klorolle, um meinen letzten Willen aufzuschreiben.

 

Sie steht da und rauft sich die Haare. Ihre Augen glühen, wie zwei brennende Wagenräder und ich bereue das ich das Exorzisten Seminar abgebrochen habe.

 

„Willst du mich jetzt ficken oder nicht, du blöde Sau!!!!“ ,schreit sie hysterisch.

In einer spontanen Entscheidung erwidere ich:

 

„Ähhhh. Nö. Lass ma.......“

 

 

z

 

 

 

Als Herbert, seine Schnecke und ich die Polizeisirenen hören sind wir schon zwei Straßen weiter.

Überlege, ob ich ihnen einen Dreier vorschlagen sollte, nur ohne Herbert.

Lasse es aber, weil mir Herbert irgendwie ans Herz gewachsen ist.

 

Das mit Laura hat sich wohl erledigt. Ich versuche es zu vergessen, denn in 3 Stunden habe ich meinen nächsten Auftritt, dann ist wieder:

 

 

 

Showtime!

 

 

 

Ein riesiger Mond begleitet uns. Wir stapfen durch die Welt und erwarten so etwas wie Glück oder wenigstens kein Unglück.

Es beginnt wieder zu schneien. Jetzt `ne Kippe. Oder Alkohol.

Habe alles vor 30 Jahren aufgegeben. War `ne schlimme, geile Zeit damals.

Halt irgendwie Oberscheiße.

 

Ich frage mich, ob es mir jetzt besser geht? Wenigstens ist das morgendliche Zittern weg. Das war schon nervig. Und das Kotzen. Ich glaube es gab noch nie jemanden der so viel gekotzt hat.

 

Naja, was soll`s. Schnee von gestern.

 

Zum Abschied umarmen mich die beiden und ich fasse ihr an die Pobacken. Das macht mich glücklich.

 

Dann bin ich allein.

 

Vor mir steht die Bronzefigur von Hans Albers.

 

„Komm doch liebe Kleine, sei die Meine, sag nicht nein lass uns bis morgen früh um Neune ein Liebespärchen sein.............“ ,singe ich leise vor mich hin.

 

Mich fröstelt. Ich spüre seine Gegenwart. Er ist da. Will er mich jetzt zu sich holen?

Sein Atem ist warm in meinem Nacken.

 

„Gelbe Maikäfer. Gelbe Maikäfer. Gelbe Maikäfer.“ ,sage ich immer wieder.

 

Doch es ist keine Beruhigung.

 

Ist da nicht der Schatten seiner Hand? Ganz nah an meinem Hals. Durchdringen seine Blicke nicht meinen Körper? Direkt hinter mir.

 

Ich werde nicht kampflos gehen.

 

Schreiend, mit geballten Fäusten, wirble ich herum und schaue in ein riesiges Schaufenster. Ich sehe mich. Den Wahnsinn. Die ganze Verrücktheit.

 

Es gibt nur mich.

 

 

z

 

 

 

Gehe direkt zum Theater, obwohl ich davon heute mehr als genug hatte.

 

Der Vorhang öffnet sich und die ganzen Idioten sitzen wieder auf ihren Plätzen und betteln um Schläge. Ich gähne und Lachen brandet durch die Ränge.

 

Ich frage die dralle Schnecke in der ersten Reihe, ob sie Nacktfotos von sich hat.

Sie sagt nein. Ich frage sie, ob sie gerne welche hätte. Lachen.

 

So geht das eine ganze Zeit, bis es mir zu langweilig wird, also lasse ich mein Mikro fallen und verlasse das Gebäude...........im Weggehen höre ich Gejohle und lautes Trampeln.

 

 

Auf dem Weg zu Laura besorge ich noch zwanzig Rosen und eine Flasche Bourbon,

ihr Mann ist ja heute nicht da.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Januar 2021 von Axel Bruss

 

 

 

 

 

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Geschrieben

Superintensiv … und sehr gut geschrieben ! Mir gefällt dass Du da wo es wichtig wird nie ins Klischee abdriftest sondern originell und stimmig mit der Zeichnung der Figuren bleibst und da wo du Klischees benutzt, dies so WIRKT, als geschähe das vorsätzlich  .. mit einem wunderbar  feinen Humor garniert.

 

Der Job Deines Protagonisten ist richtig gut ausgearbeitet. Erinnert mich an eine Mischung aus Andy Kaufmann und  Mickey Sabbath. 

 

ich meine auch Anklänge von American Psycho gelesen zu haben 

 

Showtime hat mit wieder unglaublich gut gefallen doch jetzt muss ich weiter denn es ist 

 

SHOWTIME 

 

mes compliments 

 

Dio

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