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Geschrieben am

Ihr Schoßlicht war noch warm,  als man sie wegtrug

Das kussmundrote, lichtdurchbohrte Gamma-Strahlen-Lamm

in NICHTS dem Unlicht gleich, das sie erschlug

als sie am Muttermund ein Leichentüchlein sponn

 

Und ausgeworfen ist das Tüchlein nun ins Abendrot

Und SIE ? Beschmunzeln es auf ihres  Lämmchens Steiß

Zu einem Nachtwolf steigt sie -aufgerissen- in das Todboot

Und SIE ? Durchwühln ihr Bauchgeschmeiß...

 

 

 

 

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Geschrieben

Hallo, Dionysos,

 

ich gebe zu, der Klang der "Leichenhalle" passt französisch besser zum Thema.

 

Dein Gedicht zieht mich an - die Metaphern haben eine starke Wirkung, vermitteln ein Gefühl - obwohl ich es nicht ganz verstehe und nur Ahnungen habe: Eine Frau wurde ermordet (der rote Kussmund ist evtl. der Stich ins Sonnengeflecht?)

 

vor 5 Stunden schrieb Dionysos von Enno:

in NICHTS dem Unlicht gleich, das sie erschlug

Sie war schön!

 

vor 5 Stunden schrieb Dionysos von Enno:

als sie am Muttermund ein Leichentüchlein sponn

Hört sich an, als hätte sie ihr Neugeborenes umgebracht.

 

vor 5 Stunden schrieb Dionysos von Enno:

Und ausgeworfen ist das Tüchlein nun ins Abendrot

 

vor 5 Stunden schrieb Dionysos von Enno:

Zu einem Nachtwolf steigt sie -aufgerissen- in das Todboot

Schöne Stellen! Umso mehr trifft einen das Ende und das "Bauchgeschmeiß". Die "SIE" in dieser Form werden angeklagt: Sie zerstören das feine Netz voller Geheimnis, das die Tote umgibt.

 

vor 5 Stunden schrieb Dionysos von Enno:

Beschmunzeln es auf ihres  Lämmchens Steiß

Hier kann ich mir überhaupt nichts vorstellen.

 

Sehr gerne und mit Spannung gelesen!

 

LG Nesselröschen

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Geschrieben

Hallo Dionysos, hier lese ich eine Abtreibung heraus und die Frau ist dann selbst auch gestorben oder hat sich das Leben genommen? "Durchwühlen ihr Bauchgeschmeiß"-gruselig. Auch das Bild ist beeindruckend. 

 

Lieben Gruß Darkjuls

 

 

  • Danke 1
Geschrieben

@Nesselröschen @Darkjuls @loop @Managarm

 

Vielen Dank für eure Kommentare. Ich bin beeindruckt von der Schärfe eurer Blicke... 

 

Dieses Gedicht entstand in Reaktion auf einen längeren Austausch, den ich mit Christian Mengele dem Enkel des KZ Arztes Josef Mengele hatte. Mengele ist Künstler und malt in der Art von Basqiuat. Ich lernte ihn in diesem Kunstsammlungskontext kennen und hatte keine Ahnung von seinem Hintergrund. Mengele hatte sich zu dieser Zeit gerade einer Magenverkleinerungs-OP unterzogen, da er mit furchtbarem Übergewicht zu kämpfen hatte. Das Gedicht greift die "Experimentiefreudigkeit" des Todesengels von Auschwitz und seiner Paladine (genannt seien hier der Infektologe Hans Münch aber auch  Franz v. Bodmann, Friedrich Entress und Johann Paul Kremer) auf. 

 

Eine junge Mutter wird für "Experimente" selektiert. In Vorbereitung dessen führt sie bei sich selber eine Abtreibung durch, die sie nicht mehr vollenden kann. Das einzige, das sie ihrer kleinen ungeborenen Tochter mitgeben kann sind ihre verzweifelten Gebete.  Münch (der immer wieder bestritt etwas "damit" zu tun gehabt zu haben) und Entress waren nicht in den Obduktionstechniken geschult. Sie verwühlen und verirren sich in der jungen Frau, finden den Fötus und sind unangenehm überrascht. Die Grundstimmung lassen sie sich aber nicht verderben. Sie beschmunzeln den kleinen Leichnam und beenden ihre aus reiner Neugier begonnene Kramerei... 

 

Ich schreibe angelehnt an Gottfried Benn. Er war selber Arzt.  Gottfried Benn war nicht Mitglied der NSDAP, unterschrieb aber das Gelöbnis treuester Gefolgschaft, einen Treueeid, den er mit 87 anderen Dichtern und Schriftstellern am 26. Oktober 1933 gegenüber Adolf Hitler ablegte. Dort hieß es unter anderem:

 

„Friede, Arbeit, Ehre und Freiheit sind die heiligsten Güter jeder Nation und die Voraussetzung eines aufrichtigen Zusammenlebens der Völker untereinander. Das Bewußtsein der Kraft und der wiedergewonnenen Einigkeit, unser aufrichtiger Wille, dem inneren und äußeren Frieden vorbehaltlos zu dienen, die tiefe Überzeugung von unseren Aufgaben zum Wiederaufbau des Reiches und unsere Entschlossenheit, nichts zu tun, was nicht mit unserer und des Vaterlandes Ehre vereinbar ist, veranlassen uns, in dieser ernsten Stunde vor Ihnen, Herr Reichskanzler [Adolf Hitler], das Gelöbnis treuester Gefolgschaft feierlichst abzulegen.“

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