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Empfohlene Beiträge

im dunklen Fenster 
ist nur mein Spiegelbild zu sehen
ein blasses Gesicht 
darin dein hoffnungsloser Blick
dein Schweigen
geschlossene Fäuste wie deine 
am Ende meiner Arme

 

ich seh noch 
du knüllst und knitterst dich klein
und wickelst dich ein 
in dein Schweigen
du auf dem Sofa 
ein Käfer 
der auf dem Rücken liegt
und strampelt
oder doch ein unsichtbares Orchester dirigiert

 

ich schließe die Augen
will die Verachtung nicht spüren 
und dIe Resignation

 

die Bewegung des Zugs
auf Schienen rasend 

 

und da sitzt die Zeit 
wie eine ältere Dame
im Sitzplatz gegenüber
lächelt mich mitleidig an

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Hi Lé,

 

 

mir kommt das so bekannt vor ....

Hier sehe ich die Geschichte eines Abschieds, vielleicht hat LI Schluss gemacht mit LD, vielleicht hatten sie Streit (Wut symbolisiert durch die Fäuste), jedenfalls schien mir LD sehr verletzt und hilflos zurückgeblieben, LI, fragt sich ob es nur Show war (Orchseter dirigieren) oder doch echte Hilflosigkeit.

will die Verachtung nicht spüren: hier liegt eine vielfache Möglichkeit, will LI die Verachtung des LD nicht spüren oder seine Verachtung sich selbst gegenüber oder die Verachtung gegen das Gebaren von LD oder alles zusammen.

Die alte Dame Zeit, ja sie weiß, sie heilt alle Wunden und denkt sich, heul du nur, suhl dich nur im Leid, auch das werde ich dir mit Balsam bestreichen.

 

 

Im Gegensatz zu Perry gefällt mir gerade das Bild mit dem Käfer, denn das zeigt die Hilflosigkeit, das in einer schwierigen Lage sein, aus der man sich alleine und von selbst nicht befreien kann. Das ist ein echt stakes Bild. Es kann aber auch ein empfundenes Gleichnis sein, einer Person die tatsächlich wie ein Kind mit Armen und Beinen strampelt wie ein Kind das verzweifelt protestiert. Aber das erste als Deutung gefällt mir besser, nur darauf was dem Kommentator gefällt oder nicht, kommt es ja bei einer Textanalyse nicht an (deswegen schreibe ich keine  sondern immer nur meine Einddrücke)

Überhaupt gefällt mir der gesamte Absatz, wie das LD beschrieben ist, vom einknittern bis zum Ende alles gefällt mir in der Strophe. Und natürlich find ich die alte Dame Zeit auch großartig - ebenso wie den Beginn mit dem Zugfenster in der Nacht... Alles schön vollgepackt mit Symbolen, ja gesättigt mit Bildern, echt fett! So mag ich das!

 

Liebe Grüße

Sali

 

p.s. wo ist Ferdi hin verschwunden? Sitzt wohl in einem anderen Abteil jetzt ...

 

 

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Hallo Perry, hallo Sali,

 

freut mich, dass ihr eure beiden Leseeindrücke hinterlassen habt. Es liegt in der Natur der Sache, die wir gemeinsam betreiben, dass er verschieden ausfällt.

 

Der Käfer drückt eine gewisse Hilflosigkeit aus. Das gefällt mir. Und ganz praktisch erinnert unsere liebste westliche Entspannungshaltung - halb liegend auf dem Sofa, mich eben sehr an so einen Käfer.

 

LG Lé.

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Lieber Lé,

 

ein sehr stimmungsvolles Gedicht: eine Erinnerung im fahrenden Nachtzug, während das Leben weiter mit einem fortzieht und nur ein mildes mitleidiges und wissendes Lächeln für das LI übrig hat, das seinem Schicksal nicht entgehen wird (verfolgt von der unerfreulichen Erinnerung an jemanden, der ihm verbunden war und ihm ähnlich ist, wie es aus den einführenden Zeilen herauszulesen ist).

 

Das Bild mit dem Käfer auf dem Rücken: Jemand der nur hilflos scheint, es aber nicht ist.

 

"Am Ende" der Arme wäre nicht nötig, aber es ist hier wirkungsvoll. Überhaupt sind die Metaphern so gut gewählt, dass ich mich vollkommen in die beschriebene Situation versetzt fühle und das Missempfinden des LI spüre, als wäre es meins. Und doch ist da das Geheimnis um diese Person, die den Blick hat wie man selbst, das Schweigen, die geballten Fäuste. Am Ende bleibt ein fast schauerliches Geheimnis um das, was geschah und geschehen wird ...

 

Sehr gerne gelesen! LG Nesselröschen

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vor 54 Minuten schrieb Nesselröschen:

"Am Ende" der Arme wäre nicht nötig, aber es ist hier wirkungsvoll. Überhaupt sind die Metaphern so gut gewählt, dass ich mich vollkommen in die beschriebene Situation versetzt fühle und das Missempfinden des LI spüre, als wäre es meins. Und doch ist da das Geheimnis um diese Person, die den Blick hat wie man selbst, das Schweigen, die geballten Fäuste. Am Ende bleibt ein fast schauerliches Geheimnis um das, was geschah und geschehen wird ...

 

Liebe Nesselrose,

 

ich freue mich über dein aufmerksames Lesen. 

Dieses "am Ende der Arme" schien mir gut den Ausdruck der Distanz und Fremdheit auszudrücken, das "Befremden", das einen bei mancher Selbstwahrnehmung überkommt.

 

In meiner Art Gedichte zu lesen.und zu schreiben, sind Geheimnisse gerne gesehen, und der Leser mit dem, was er darin sehen mag. Aber wem sage ich das ;-).

 

LG Lé.

 

  • Schön 1
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Am 31.7.2021 um 07:50 schrieb Nesselröschen:

berhaupt sind die Metaphern so gut gewählt, dass ich mich vollkommen in die beschriebene Situation versetzt fühle und das Missempfinden des LI spüre, als wäre es meins. Und doch ist da das Geheimnis um diese Person, die den Blick hat wie man selbst, das Schweigen, die geballten Fäuste. Am Ende bleibt ein fast schauerliches Geheimnis um das, was geschah und geschehen wird ...

 

Nesselröschen du sprichst hier aus was ich empfinde (bis auf das schauerlich, aber das kann ich leicht in mein Empfinden mit einbauen, liegt also auf keinen Fall daneben und passt auch gut in das Gedicht, finde ich.

 

Auf jeden Fall eine spannende Sache.

 

Soderle, 

dann lös ich das große Geheimnis mal auf

Nein! War Scherz!

Aber Lé,

das was du über die Käferstellung und das zappeln geschrieben hast, hat meine Fantasie wieder beflügelt.

 

Und ich habe zu einer ganz neuen  Vorstellung gefunden:

 

Also: LI war bei einer Prostituierten und nun schämt er sich dafür. Die geballten Fäuste von ihr :  enthielten die Entlohnung. Und die des LI drücken die Scham und die Wut über sich selbst aus. So könnte es gewesen sein, meint Sherlock.

Jetzt warte ich noch auf einen Hinweis von dir und wer weiß in welchem Theaterstück ich dann lande

 

Mir würde das gefallen, wenn ein Mann über etwas so intim und wahrscheinlich auch nie ausgesprochenes männliches Empfinden schreibt. In einer Weise wie ein Mann es sich bei einem anderen vorstellen kann, oder eben seine Fantasie angeregt hat, was in einem vorgehen könnte. Als Leser geht man meist vorschnell davon aus, dass im Gedicht eigene Gedanken und Gefühle be- um- und geschrieben werden. Ich seh das eigentlich meist nicht so, weil ich selbst gerne über Vorstellungen wie es für andere sein könnte schreibe.

 

Liebe Grüße

Sali

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Hi Sali,

 

was du hier siehst, ist auf jeden Fall eine spannende Deutung und Geschichte. Das Käferbild lädt freilich zu exotischen Deutungen ein.

 

Mein eigener Gedankenweg war ein wenig einfacher. Das ganze Gedicht über beschrieb ich die Reaktion eines LI, das die Beziehung zu einer nahestehenden Person reflektiert, die es unangenehmerweise im eigenen Spiegelbild erkennen muss.

 

An anderer Stelle schrieb  eine Leser*In: "Es Ist erstaunlich, wie schmerzhaft es ist, wenn man im eigenen Spiegelbild ein Elternteil erkennt, ganz besonders, wenn man nie so werden, beziehungsweise nie so enden wollte - aber es ist unbestreitbar: Die stecken - im Guten, wie im Schlechten - in jedem von uns. Wir weigern uns nur oft, sie zu sehen."

Damit hat diese Leser*In den Nagel auf den Kopf getroffen, an dem ich auch herumgehämmert hatte beim Schreiben ;-).

 

Liebe Grüße,

Lé.

  • Schön 1
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