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Hier??? Doch nicht hier!!!

Was macht der nur mit ihr? Wo will er hin

- mit seinen viel zu großen, groben Schlachterhänden?

Er scheint wirklich wild entschlossen, sie flach legen

und sie sich zur Brust nehmen zu wollen,

um sie sich gefügig zun machen,

die Machtdemonstration eines perversen Psychopathen?

Er hat einen Stock mitgenommen,

es soll wohl eine  Lektion, vor aller Augen, in aller Öffentlichkeit werden,

genau hier, mitten auf dem Platz, zur Hauptgeschäftszeit.

Doch warum ausgerechnet vor meinem Eisstand?

Stumm und ausdrucklos hängt sie bereits in seinem Arm.

seine Pranke fasst um ihren schlanken Hals,

was einen oberen Wirbel deutlich knacken lässt.

Ich kann es hören und zucke erschrocken zusammen.

Schaulustige bleiben stehen. Zunächst noch sichtlich irritiert.

Was hat er mit ihr vor? Sie stieren ihn fassungslos an,

aber all das scheint ihn nicht im geringsten zu kümmern.

 

Alles ist selbstverständlich,

keiner begehrt auf, auch keine Empörung, als sein schmierig, feistes Doppelkinn

sich genüsslich auf ihren Bauch legen will, eine Geste der Überlegenheit.

Der Auftakt seines heftigen Spiels hat begonnen,

und sie hat nicht den Hauch einer Chance.

Warum hat so ein Mensch das nötig? Was treibt ihn dazu?

Sie jault bereits leise auf,  unüberhörbar, fast schon quikend,

er schmiegt sich weiter an sie heran, und die Menge raunt.

Schnell und geschickt packt er plötzlich fester zu.

Sein Gesicht wird starr, es wird ernst.

Sie wimmert. Sie ist seiner Übermacht und seiner Willkür völlig ausgeliefert.

Doch dem scheinen alle in diesem Moment ausgeliefert zu sein.

Ihr entfährt ein schriller, nahezu flehender Ton.

Zu spät, kein Entrinnen.

 

Als er ihr noch die Pferdepeitsche über den zerbrechlichen Körper zieht,

halten viele die Luft an. Man hält es nicht für möglich, es ist unfassbar.

Niemand von den Umherstehenden wagt es einzugreifen,

eine kollektive Handlungsunfähigkeit breitet sich aus.

Er wird von immer mehr Leuten umringt, staunend und ungläubig.

Keiner scheint den tieferen Ernst der Lage verstanden zu haben,

und keiner will sich diesen Moment  entgehen lassen.

Menschen können blitzschnell zu sensationslüsternen blöden Kreaturen mutieren.

Er hat sie alle längst verzaubert, er hat sie im Griff.

Selbst ich sitze wie ein geschundenes Kaninchen vor der Schlange,

frozen, umgeben von fünfzehn Eissorten.

 

Er ist gekommen, er ist tatsächlich gekommen!

Der Herrscher der Unterwelt ist heute über die Menschen gekommen,

um sie heimzusuchen. Mein Ende ist da.

Das Tor zur Hölle hat sich direkt vor meinem Eisstand geöffnet.

Ich halte mir vergeblich die Ohren zu.

Er, der große Zampano mit seinem Zauberstab

scheint diesen Auftritt zunehmend zu genießen,

für ihn ist es ein gewohntes grausiges Spiel,

er dirigiert und inszeniert ein wildes Spektakel.

 

Der Höllenmeister schließt die Augen und lauscht den Tönen

seiner eigenen Quälerei, die er ihr entlocken kann.

Kein Tier würde  derartig  lange gepeinigt werden,

man hätte ihm längst den Gnadenstoß verpasst.

Sie schreit, weil das Fingerspiel seiner wurstigen Pranken kein Ende finden will.

Er klemmt sie sich noch fester an sich und drischt weiter auf sie ein.

Kein Entkommen, ein sinnloses Opfer, ein unwürdiges Schauspiel.

Bin ich z.Zt. noch die einzig Normale auf der Erden

mit einem einigermaßen intaktem Bewusstsein.

Sie alle wollen sie tatsächlich nur jaulen hören.

Manche feuern ihn noch an, ja, sie stacheln ihn geradezu auf.

Fenster öffnen sich, die Leute starren verwundert hinaus,

werden Zeuge einer unwirklichen Szenerie

und sofort in seinen Bann gezogen.

 

Wo bin ich gelandet? Wo bin ich hier nur hineingeraten?

Ein spontanes okkultes Treffen von Verrückten?

Viele sind schon völlig paralysiert und geraten in tiefe Trance,

geradezu in dumpfe Verzückung.

Sie gehen mit, blind, sie gehen einem offensichtlichen Sadisten auf den Leim.

Was geht hier gerade ab? Was soll das?

Ich blicke nach oben. Lass es nur ein Albtraum sein, bitte!

Was habe ich denn nur verbrochen?

 

Einige sind vermutlich schon in einer anderen Welt angekommen.

Sie verschließen andächtig ihre Augen und summen vor sich hin,

während seine großen Pranken über den kreischenden wehrlosen Körper huschen,

über ihren Hals, er drückt zu, lässt los, peitscht, streichelt, dirigiert,

schamlos, hemmungslos, Seine Finger sind überall gleichzeitig,

und in mir entstehen Bilder von hemmungslosen Züchtigungen und Steinigungen auf Marktplätzen,

Lynchjustiz einer entfesselten Menge, gequälte Katzen,  kreiszersägte Jungfrauen.

In lustvoller Ekstase rupft, zerrt und würgt er an ihr herum.

doch er lässt sie nicht sterben.

 

Er hüpft nahezu und beginnt schon sichtlich innerlich zu vibrieren.

Der Tanz eines Wahnsinnigen! Die Eruption eines Vulkans steht kurz bevor.

Sie weint, mittlerweile ein herzzerreißendes Weinen, ein Jauern,

Er verbiegt sich und wankt,

ein wildes Tier tobt sich in ihm aus, will raus.

Zuckend beginnt er schon übermächtig zu schwitzen.

Manche klatschen, weil sie immer lauter und eindringlicher quitscht.

Ihr unerträglicher  Schrei hat sich raumfordernd in alle Köpfe gebohrt.

sie jault, sie japst...

- bis die Qual plötzlich ihr abruptes Ende findet,

bis sie schweigt.

Endlich ist sie still.

Erlösung.

Schlaff und reglos hängt sie in seinem Arm,

und er beugt sich breit grinsend vornüber.

 

Erleichterung auf allen Seiten.

Der Mob ist außer sich, entrückt, ist elektrisiert,

ein echter Flash Mob.

Noch sichtlich ergriffen, jedoch gut gelaunt

bestellt ein erleichteter älterer Herr bei mir Vanille im Hörnchen.

Er raunt mir verschwörerisch und bedeutungsvoll

„Paganini!“ zu, „Caprice! Nummer eins!

Dann brüllt er in die verzauberte Menschenmenge „Zuuugaaabeee!“.

und andere brüllen gleich mit.

Mir ist ganz egal, wie sie heißt, meinetwegen auch Caprice, Nummer eins.

doch ICH HASSE GEIGE !!!

 

 

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