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Der Wiedergänger

 

 

Ich erwache mit einem dumpfen Gefühl im Kopf.

Mir ist weder warm noch kalt, aber ich spüre einen schalen, widerwärtigen Geschmack im Mund.

Meine geöffneten Augen vernehmen kein Licht und kein Geräusch.

Eine alles umfassende Stille hüllt mich ein.

Ich versuche mich daran zu erinnern, was gestern passiert ist.

Es fällt mir nicht mehr ein.

 

Bin ich einer Arbeit nachgegangen?

Stopfte ich Corn Flakes in meinen Mund?

Habe ich mit meiner Frau zu Abend gegessen?

Lachte ich über Witze unter der Gürtellinie?

 

Und, wer zum Teufel, bin ich eigentlich?

 

Es gibt keine Antworten auf diese Fragen.

 

Ich versuche meine Finger zu bewegen, aber auch das geht nicht.

 

Also liege ich einfach da, wo ich liege und denke an Gott.

Ist wohl das einzig vernünftige, das ich in einer Situation, wie dieser machen kann.

Überlege mir, wie es wäre mit Gott in einer Kneipe zu sitzen und solange zu trinken, bis er besoffen vom Stuhl rutscht.

Dann, wenn er da unten liegt, frage ich ihn, warum er so ein Langweiler ist und immer alles gleich persönlich nimmt.

Ach so, und weil ich grad dabei bin, würde ich ihn natürlich auch nach Jesus fragen, seinen Sohn, und wieso er ihn am Kreuz hat sterben lassen uuuuuuuuund warum er die Stadt Sodom dem Erdboden gleich gemacht hat, wo das doch der einzige Ort auf der Erde war, wo man Spaß haben konnte.

 

Ich denke nach, wie das so damals war:

 

Gott kam also eines Nachts, es war so gegen halb zwölf, auf die Erde, um Abraham zu besuchen und damit ihn keiner erkennt, hat er sich verkleidet.

Er tut so, als wäre er drei Engel.

Richtig Leute. Nicht ein Engel. Nein. Es mussten gleich drei sein.

 

Das fand ich schon ganz schön schräg und irgendwie auch sehr angeberisch.

Er eröffnet ihm das er Sodom und Gomorra wohl vernichten müsse, weil die Leute in der Stadt nicht mehr an ihn glaubten und allerlei liederliches Zeug trieben.

Abraham sagte darauf, das das ja jetzt doch ganz schön überzogen wäre und außerdem würde sein Neffe Lot in Sodom wohnen und ihm Geld schulden, das er dann wohl abschreiben könnte.

 

Naja, die Worte flogen hin und her und Gott meinte schließlich, das sie Lot und seine Familie da raus holen dürften und wenn sie weitere neun gottesfürchtige Männer dort finden würden, könnte er sich vorstellen die Stadt zu verschonen.

 

Aber Gott fand dann auf die Schnelle keine, holte aber Lot und seine Familie raus, aber weil die Frau von Lot eine von der nervigen, keifende Sorte war, sagte er:

 

„Jo, Honey. Du darfst auf keinen Fall zurückschauen, weil ich dich sonst in eine Salzsäule verwandle.“

 

Das war natürlich ganz schön schlau von ihm, weil, wenn du jemanden sagst, schau jetzt nicht dahin, es das erste ist , was die Person macht.

 

Lots Frau versteinerte und er musste sich mit seinen Töchtern allein durchschlagen und die kamen nach ihrer Mutter. Statt froh zu sein, mit dem Leben davon gekommen zu sein, jammerten sie die ganze Zeit. Das Leben sei öde und in der Höhle in der sie hausten gab es nicht mal fließend Wasser und keine Männer zum Heiraten.

 

Ich kann mich nicht mehr an das Ende erinnern, aber vielleicht war es mir ähnlich, wie Lot ergangen und ich war nun der einzige Überlebende einer fürchterlichen Katastrophe.

 

Wie sagte Jesus?

 

„Und es wird ebenso sein, wie es zur Zeit des Lot war: Sie aßen und tranken, kauften und verkauften, pflanzten und bauten. Aber an dem Tag, als Lot Sodom verließ, regnete es Feuer und Schwefel vom Himmel und alle kamen um. Ebenso wird es an dem Tag sein, an dem sich der Menschensohn offenbart.“

 

Kann doch sein. Jesus offenbarte sich und Bäng.

 

In diesem Moment höre ich das Knarrende öffnen einer Tür.

 

„Mann Alter, wie oft hab ich dir gesagt du sollst diese Scheiß Tür ölen?“ ,meckert eine dunkle Stimme.

„Nicht oft genug, denn sie quietscht immer noch.“ entgegnet eine andere nervende Stimme.

„Wie viel kalte Zugänge haben wir heute?“

„Nur einen. 36 Jahre alt. Mittlere Statur. Schöne Zähne. Blaue Augen. Sieht gut aus. Ist einfach umgekippt. Exitus.“

„Name.“

„Freeman. Angus Freeman.“

„Ernsthaft. Der Typ hat den gleichen Vornamen wie der Gitarrist von dieser Hardrock Band.“

„Genau. Highway to Hell. Alter.“

„Das ist witzig. Zieh ihn mal raus.“

 

Ich schließe vorsichtshalber die Augen.

 

„Mann, du hast recht. Der sieht gut aus. Könnte ein Model gewesen sein, oder Pornodarsteller.“

„Ja. Eine Schade das er tot ist.“

 

„Wie jetzt: Tot?“ ,denke ich.

 

Sie greifen an mein Gesicht und ziehen meine Kinnlade nach unten.

 

„Schau dir diese Zähne an.“

 

Um diese Vollhirnis auseinander zu halten, gebe ich ihnen Namen:

 

BEAVIS & BUTT-HEAD

 

BEAVIS: „Ja, Mann. Richtig schön. Und ganz gerade. Scheiße ich wünschte ich könnte sie rausnehmen und bei mir einsetzen.“

BUTT-HEAD: „Versuch`s doch einfach Alter. Und dann machen wir ihn fertig zum Verbrennen. Es wurden keine Angehörigen gefunden.“

BEAVIS: „Alter, Ich hab Bock auf was Kühles an meinen Lippen.

Wir gehen ins > Magic Hole < und sehen uns die Titten von Jackie an. Dann kommen wir zurück und schieben ihn in den Backofen. Merkt doch keiner.“

BUTT-HEAD: „Ne´ Mann. Ich weiß nicht.“

BEAVIS: „ Doch das wird geil. Ich lad dich ein.“

BUTT-HEAD: „Ok.“

 

Sie gehen hinaus. Ich höre ihre Schritte und die knarrende Tür.

 

BEAVIS: „Alter kannst du mir was leihen? Bin grad` knapp bei Kasse.“

BUTT-HEAD: „Du Penner. Ich denk` du lädst mich ein.“

BEAVIS: „Na klar Alter. Kriegst du doch wieder.“

 

Dann schließt sich die Tür und ich bin wieder allein.

Die Deppen haben mich nicht in die Kühlung zurückgeschoben.

Ich öffne die Augen und schaue mich um:

 

Ein kahler, weißer Raum. Direkt vor mir die Metalltür, mit großer Glasscheibe.

Auf den anderen drei Seiten sind Einschübe, die wie Aktenschränke für Riesen aussehen. Dahinter befinden sich die gekühlten Leichen.

 

Mein Blick geht zur Decke. Neonröhren geben dem Raum einen frostigen Anstrich.

 

Wie lange bleiben BEAVIS & BUTT-HEAD weg?

Was werden sie mit Jackie alles anstellen?

Warum gerade ich?

Ist das die Strafe Gottes für meine unreinen Gedanken?

 

„Was für eine Scheiße.“ krächze ich.

 

Reden geht also. Na gut.

 

Und jetzt?

 

Ein Rumpeln im Flur. Die beiden Hohlbirnen sind wieder da.

 

BUTT-HEAD: „Ich habe doch gesagt die Alte hat nicht alle Latten am Zaun.“

BEAVIS: „Woher sollte ich denn wissen, das sie bei der Polizei in der Rechtsmedizin arbeitet?“

BUTT-HEAD: „Alter, weil ich`s dir gesagt hab`. Ich hab`s dir gesagt. Mann.“

BEAVIS: „Ja, aber ich wusste nicht, das du es auch so meinst.“

 

Mittlerweile stehen sie wieder im Raum. Ich rolle mit den Augen und sage:

 

„Leute. Könntet ihr mal eure Fressen halten. Das nervt.“

 

Ihr Schrei hallt durch den Gang. Sie wollen flüchten, aber stolpern über ihre eigenen Füße.

 

„Freunde. Ich bin nicht tot.“ ,presse ich hervor.

 

Don Quijote und Sancho Panza rappeln sich auf. So viel Dummheit auf einen Haufen und selbst für den gutmütigsten Menschen schwer zu ertragen.

BEAVIS: „Alter!“

BUTT-HEAD: „Genau!“

 

„Helft mir mal auf.“ ,sage ich.

 

Die beiden Vollpfosten richten mich auf und brechen mir den kleinen Finger der rechten Hand. Ich spüre es nicht.

 

BEAVIS: „Oh Scheiße, Alter. Tut mir leid.“

BUTT-HEAD: „Hey Bruder. Du bist eiskalt.Und einen Puls merke ich auch nicht.“

BEAVIS: „Alter bleib bei ihm, ich hol Jackie.“

BUTT-HEAD: „Bist du bekloppt. Die ist total verrückt, die wollte uns hochnehmen, wegen ein paar Gramm Marihuana und hat sich dann kaputtgelacht als wir alles in unsere Nasenlöcher stopften, um keine Spuren zu hinterlassen.“

BEAVIS: „Ja, aber dann war es auch wieder nett, als sie uns die Handschellen abnahm und uns eine Line Koks anbot.“

BUTT-HEAD: „Ja stimmt. Ok, gehen wir.“

 

Sie lassen meinen Körper auf die Metallpritsche knallen und bevor ich auch nur:

 

Ut trudi in a frigus locus.

 

sagen kann, sind sie aus der Tür verschwunden. Was für Hornochsen!

 

Während ich eine ganze Zeit so sinnlos daliege, spüre ich, wie Signale von irgendwoher in meine Hand gesendet werden und ich meinen Mittelfinger bewegen kann. Gott hat mich also noch nicht ganz verlassen.

Vorsichtshalber schließe ich meinen Frieden mit ihm und bete 3 Ave Maria.

 

Gegrüßet seist du, Maria, voll der Gnade, der Herr ist mit dir. Du bist gebenedeit unter den Frauen, und gebenedeit ist die Frucht deines Leibes, Jesus.

 

So, das habe ich erledigt und sogleich kann ich meine komplette Hand bewegen.

Ich überlege kurz mir einen runter zu holen, um der alten Zeiten willen, lasse es aber, um zu sehen was Jackie für eine Schnalle ist.

 

Ein Song kommt mir in den Sinn:

 

„Nobody knows, the trouble I`ve seen. Nobody knows, but Jesus.

Nobody knows the trouble I`ve seen. Glory Halleluja.“

 

Ich singe ihn 20 mal hintereinander, um meine Stimme zu trainieren.

Nach langer, langer Zeit, ich kann mittlerweile beide Arme und Hände bewegen, kommen die beiden Spacko`s, mit Jackie im Schlepptau, wieder.

 

Und sie sieht tatsächlich Hammer aus. Meine Fresse. Platinblonde, kurze Haare. So ein modischer Bob-Schnitt. Ein kleiner brauner Leberfleck links oberhalb der vollen Oberlippe. Der Mund ist knallrot angemalt. Ihre Haut ist blass, aber das bringt ihre strahlenden, blauen Augen umso mehr zur Geltung.

Ihre kurvenreiche Figur ist, wie die Fahrt auf einer Achterbahn.

Der Magen rutscht nach oben und die Haare stehen zu Berge.

Ich spüre ein leichtes Kribbeln in bestimmten Regionen meines Körpers und kurz darauf kehrt die Vitalität in meine Glieder zurück und ich setze mich behäbig auf.

 

„Tja, Honey.“ ,sagt sie und setzt sich neben mich. „Dann lass uns mal schauen, was mit dir los ist. Also du bist reichlich verwirrt und du hast auch allen Grund dazu, denn, Sweety, du hast keinen Puls und dein Herz macht keinen einzigen Schlag.“

„Ach, du Scheiße.“ ,entfährt es mir.

„Genau Honey. So sehe ich das auch. Du bist das, was wir in Fachkreisen einen Wiedergänger nennen.“

„Einen Wiedergänger? Ach, du Scheiße.“ ,rufe ich aus und würde schwitzen, wenn ich es könnte.

 

BEAVIS: „Ich hab`s gleich gewußt, Alter. Der Mann ist ein Zombie.“

BUTT-HEAD: „Ne, Mann. Eindeutig ein Vampir.“

 

„Weder das eine noch das Andere. Er reißt den Lebenden nicht das Fleisch von den Knochen und er trinkt kein Blut.“ ,mischt sich Jacky ein. „Er ist gestorben und aus einem unbekannten Grund in seinen toten Körper zurückgekehrt.“

 

BEAVIS: „Aber dann hat er bestimmt eine Superkraft. Fliegen oder mit den Augen Stahl schmelzen.“

BUTT-HEAD: „Du bist so ein Spatzenhirn. Er ist tot. Der kann nur mit seinem Blick die Lebenskraft aus den Menschen saugen und sie so altern lassen.“

 

„Ihr seid die zwei größten Gonzo Knallchargen, die mir je untergekommen sind und ich habe eine Menge von euch Flietzpiepen in meinem Job bei der Polizei gesehen.“ ,bemerkt Jackie, während sie aus einem Glasröhrchen, das sie aus der super engen Jeans hervorzaubert, eine Line Koks auf dem Blech neben mir zieht und sich das ganze Zeug mit einem Ruck durch die Nase saugt.

 

Süß, wie die kleinen hellen Partikel an ihrer Nase kleben und ich sofort an

weiße Weihnachten denken muss.

Mir wird das Ganze ein bisschen zu skurril, also stehe ich auf und verabschiede mich mit einer eleganten Handbewegung in der ich so tue, als würde ich mir an die Hutkrempe tippen.

 

„Jo, Sweetheart. Wir sehen uns, aber bevor du gehst, solltest du dir etwas suchen, um deine Blässe zu bedecken.“ ,lächelt Jackie.

 

Erst da bemerke ich das ich vollkommen nackt bin.

 

BEAVIS: „Wir besorgen dir Klamotten, Alter. Was modisch extravagantes.“

BUTT-HEAD: „Aber, so was von.“

 

Und schon sind sie aus der Tür.

 

„Und wir zwei Hübschen checken mal, ob du dich an irgendetwas erinnern kannst.“ ,sagt sie.

„Mir fällt ein, das ich um Mitternacht an einem Bahnhof stand und immer zur Uhr geschaut habe. So, als würde ich auf jemanden warten.“

„Hattest du was dabei?“

„Ja, ein Päckchen. Nein. Eine kleine Holzkiste mit Schnitzereien. Verschlossen.“

„Was war drin?“

„Ich erinnere mich nicht.“

„Warst du verheiratet, oder in einer Beziehung.“

„Ich glaube ich war ein ziemlicher Sack. Frauen finde ich geil, eroberungs- und anbetungswürdig, aber ich war nie bereit sie an mich ran zulassen.“

„Nun ja, das gilt für die meisten Männer, also nichts was du extra erwähnen müsstest. Gab es eine Bestimmte die du unglücklich gemacht hast?“

„Mir fällt nur ein Name ein: Claudia.“

 

In diesem Moment kommen die beiden Schafsnasen zurück. In der Hand ein großes Paket.

 

BEAVIS: „Du wirst zufrieden sein.“

BUTT-HEAD: „Nicht nur zufrieden. Begeistert. Wir waren in diesem Laden.

Wie hieß der noch?“

BEAVIS: „The Grinch!“

BUTT-HEAD: „Richtig. The Grinch. Mann, die haben so coole Sachen!“

 

Sie reißen das Papier von dem Paket herunter und ein Clowns Kostüm kommt zum Vorschein.

 

BEAVIS: „Zieh`s an. Los zieh`s an.“

BUTT-HEAD: „Du wirst Hammer darin aussehen.“

„Ja, zieh es an. Das ist genau deine Größe. Damit kannst du dich wirklich überall sehen lassen.“ ,schmunzelt Jackie.

 

BUTT-HEAD gestikuliert wild mit dem linken Arm. So, als wolle er sich im Unterricht melden.

BUTT-HEAD: „Mach deine Hitler Parodie, BEAVIS. Darin bist du großartig.“

 

Dieser holt einen schwarzen Kamm aus seiner Tasche und hält ihn senkrecht unter die Nase. Dann schlägt er die Hacken zusammen und lässt den rechten Arm zum Hitlergruß nach oben schnellen. Während er das tut redet er wie der Führer.

 

„Kameraden! Wir sind hier zusammengekommen, um dem Einzigen und wahren Gott zu huldigen. MIR! Die Welt hat endlich erkannt, das es nur Erlösung erlangen kann, wenn Das Alte verbrannt wird.“

 

BUTT-HEAD klatscht begeistert Beifall. Jackie und ich schauen uns nur und rollen mit den Augen.

 

BEAVIS: „Das war super. Oder?“

„Ja. Super Scheiße.“ ,sage ich trocken.

BEAVIS: „Dann können wir ja auch gehen.“

„Reisende soll man nicht aufhalten.“ ,gebe ich weiter.

BEAVIS: „Dann such dir aber auch einen anderen der dich wäscht und in den Ofen schiebt.“

 

Sie gehen und knallen die Tür hinter sich zu.

 

„Dann schiebe ich mich eben selbst in den Ofen!!!“ ,schreie ich ihnen hinterher.

„Wir besuchen einen Freund. Zieh dich an.“ ,befiehlt Jackie.

 

Ich schlüpfe in das Clowns Kostüm, das die beiden anderen Clowns angeschleppt haben und ich sehe darin aus, wie ein Clown. Scheiße!

 

Wir gehen die Adenauer Allee entlang, die mir irgendwie bekannt vor kommt.

 

„Wie heißt der Typ?“ ,frage ich Jackie.

„Adenauer.“

„Echt jetzt?“

„Ja.“

 

Ich mag ja schräg drauf sein, aber diese Jackie kommt mir auch merkwürdig vor.

Da es kurz vor Mitternacht ist, sind nicht viele Menschen auf der Straße.

Der Vollmond knallt uns sein Licht genau ins Gesicht und ich entdecke, das sie unter der Zentimeter dicken Schminkschicht sicher recht hübsch ist.

Am liebsten würde ich das ganze Zeug mit einem Spachtel runter holen.

 

„Ich würde dich gern ohne den Lippenstift küssen.“ ,sage ich zärtlich zu ihr.

„Und ich würde gern mit Nils Holgersson zum Mond fliegen, aber das wird auch nie passieren.“ ,erklärt sie.

 

Wir latschen weiter durch die Nacht. Das Gehen ist schwierig, weil ich riesige rote Clownsschuhe an den Füßen habe. Immer wieder komme ich ins Straucheln.

Finde es immer noch merkwürdig tot zu sein.

Wir kommen an Hennes & Mauritz vorbei und im Schaufenster sehe ich das erste mal mein Gesicht.

Scheiße, sehe ich gut aus.

 

Jetzt noch coole Klamotten und ich bin nicht mehr zu halten.

Der nächste Laden heißt Dressman. Ich werfe die riesige Scheibe mit einem Stein ein und klaue die Schaufensterpuppe.

Instinktiv beginnen wir zu laufen. Immer die Adenauer runter, bis zur Ecke.

Dort stehen wir vor brüchigen Steintreppen, die nach oben zu einer grünen, alten Tür führen.

Wir klingeln. Sofort geht der Summer an und wir öffnen die Tür.

Rauf in den 7. Stock. Kein Fahrstuhl. Kein Licht.

 

Oben erwartet uns ein kleiner hutzeliger Zwerg, der auf einen Stock gestützt, unverständliche Dinge vor sich hin brabbelt.

 

„Das ist Adenauer.“ ,sagt Jackie.

„Sieht gut aus.“ ,meint Adenauer.

„Danke.“ ,raune ich in die abgestandene Flurluft und bin gerührt über den guten Geschmack des Zwerges.

„Ich meine nicht dich, du hässliche Vogelscheuche, sondern die Puppe unter deinem Arm.“

„Sei friedlich Ad. Das ist ein Freund. Hab ihn bei den beiden Vollidioten in der Kühlbox gefunden.“ ,erklärt Jackie.

„Ahhhhhhhhh. Soso. Kommt rein. Entschuldigt meine Unordnung. Der Postmann hat noch nicht geklingelt.“

 

Alles klar, denke ich so bei mir. Wieder einer der nicht alle Latten am Zaun hat.

 

Ich tausche mit der Puppe die Sachen und fühle mich sehr wohl darin.

Ein schwarzer Anzug. Schwarzes Hemd. Manschettenknöpfe aus Perlmutt.

Weiße Seidenkrawatte. Schwarze Schuhe.

Vor dem Spiegel kämme ich meine Haare und endlich kommt ein Teil meiner Erinnerungen zurück:

 

„Ein Penthouse. Riesiges Wohnzimmer. Pool auf dem Balkon. Atemberaubender Blick über die Stadt. Seidentapeten, mit einem zeitlosen Muster an den Wänden.

Teure Weine in den Regalen, neben der Bar. Luxuriöses Mobiliar. Edelhölzer.

Aus Japan importiert. Wechselnde, wunderschöne Frauen. Meistens blond. Meistens dumm. Eine Schatulle auf dem Tisch neben dem großen Bett. Darin Kokain. Marihuana. Speed. Ecstasy. LSD. Crack. Ritalin. Herion. Opium. Chrystal. Mescalin und Apfelkorn. Dealer? Konsument? Beides?“ ,sage ich.

„Auf jeden Fall Arschloch!“ ,meint Adenauer, der sich am Hintern kratzt und ansonsten sehr uninteressiert klingt.

„Die letzte Erinnerung, mein Junge. Die Letzte.“ ,fährt Faltenjoe fort.

 

Diese Mumie mit ihrem Krückstock nervt mich total. Am liebsten würde ich ihm sein zahnloses Maul stopfen und ihn ein oder zwei Arme abreißen, stattdessen sagte ich:

 

„Ich stehe allein in der Küche und bereite meinen abendlichen Cocktail aus Aufputschmitteln und Kokain zu. Ich singe leise ein Lied von den Beatles:

Day after day alone on a hill. The man with the foolish grin is keeping perfectly still, but nobody wants to know him.... ------------ Ein Geräusch aus dem Wohnzimmer erregt meine Aufmerksamkeit. Zwei Stimmen unterhalten sich.

Erst ist es nur Gemurmel. Nein, eher ein Rauschen. Ich versuche die Situation zu verstehen, aber es gelingt mir nicht. Aus der Schublade nehme ich die vergoldete Smith & Wesson. Sie ist geladen. Ich schleiche mich zur Tür.

>Wir erledigen ihn gleich hier.< höre ich ganz entfernt. >Aber ich schleppe ihn nicht zur Truhe.< >Wer sonst? Du bist dran. Ich hab den Letzten in die Kiste gelegt.< Ich überlege, ob ich es mit der Party gestern übertrieben habe und das LSD in meinem Körper weiter ihr Unwesen reibt. Mit vorgehaltenem Revolver schleiche ich in das dunkle Wohnzimmer und sehe gerade noch, wie der Baseball Schläger, mit der Signatur von Babe Ruth auf meinen Schädel knallt. Dann gehen die Lichter aus.“

 

Mit einem mal spüre ich eine totale Erschöpfung. Die Müdigkeit zieht meinen Körper in ein tiefes schwarzes Loch. Noch wehre ich mich dagegen und versuche mit aller Gewalt wach zu bleiben.

 

Aber es ist sinnlos.

 

Meine Beine knicken weg und ich setze mich in meinen Kaschmir Sessel aus Afrika Komisch, das mir immer gleich das Herstellungsland in den Sinn kommt.

 

Der Whisky in meiner Hand hat die richtige Temperatur. Ich denke an den Strand. Fühle den weißen, warmen Sand unter meinen Füssen. Kleine rote Ameisen marschieren über meinen Arm. Elefanten schweben in kurzen Röcken über den Victoriasee. Dann gleite ich über einen schneebedeckten Hügel des Kilimandscharo ins Tal und schlafe ein.

 

ö

 

 

Ich erwache mit einem dumpfen Gefühl. Mir ist weder warm noch kalt, aber ich spürte einen schalen, widerwärtigen Geschmack im Mund.

 

Ich sitze noch immer in dem Sessel. Ein Rabe hockt auf dem Fenstersims und starrt mich an.

Meine Hand am Herzen spürt immer noch keinen Schlag. Schade.

 

Immer noch tot. Scheiße.

 

„Hi. Da bist du ja wieder. 12 Stunden warst du weg.“ ,flüstert Jackie.

„Er ist nicht zu gebrauchen!“ ,stellt Adenauer fest.

 

Mir platzen ein paar Äderchen an der Fußsohle und ich schreie:

 

„Du kleiner Pisser, hältst jetzt mal die Fresse. WAS SOLL ICH HIER?“

„Wir sind ein geheimer Orden: Kinder der Morgenröte.“ ,raunt Jackie mir zu.

 

Stille.

 

Sie schmerzt.

The Sound of Silence.

 

Ich fülle die Leere mit einem Lachen...

 

...und mein Lachen ist ein Stein, das den Berg hinunter rollt. Es nimmt kleine Kiesel und Felstrümmer mit. Es wächst. Wird zu einem Erdrutsch. Einer Lawine.

Einem Gipfel der sich auflöst. So, wie ich mich auflöse und wieder zusammen setze.

„Kinder der Morgenröte? Geheimer Orden? Adenauer? Ihr seid alle Wiedergänger? Ja, das macht schon irgendwie total Sinn.“ ,sage ich ganz ruhig, um sie dann anzuschreien:

 

„Wollt ihr mich verarschen, ihr blöden Wichser.“

„Ich kann verstehen, das das alles ein bisschen zu viel für dich ist.“

,säuselt Jackie, die ich jetzt gar nicht mehr so sexy finde.

„Als nächstes erzählst du mir wahrscheinlich, das es noch mehr von uns gibt und ihr die Weltherrschaft an euch reißen wollt.“

„Genau.“ ,mischt sich Adenauer in unser Gespräch ein.

 

Es reicht. Sämtliche Sicherungen fliegen aus meinem System. Ich springe auf, reiße der Schaufensterpuppe den rechten Arm aus Vollholz aus dem Gelenk und schlage ihm damit auf den Schädel. Die eine Seite vom Kopf platzt weg.

Es staubt und etwas vertrocknetes plumpst auf den Boden. Könnte sein Gehirn sein.

 

„Tja, Addi! Da staunst du aber! Wer hat jetzt das letzte Wort, Arschloch?“

„Scheiße. Schau dir an, was du gemacht hast. Wie soll ich das verdecken?“

stöhnt Adenauer genervt.

 

Der Sack ist nicht umzubringen. Mann. Logisch. Wie willst du jemanden umbringen, der schon tot ist?

 

„Also Jack. Jetzt lass doch diese Albernheiten.“ bittet mich Jackie.

 

Und mit einem Mal ist alles wieder da.

 

Ich bin Jack.

 

„Jetzt weiß ich wieder wer du bist? Wir trafen uns an meinem letzten Abend unter den Lebenden auf auf dem Balkon. Ich balancierte auf dem Geländer und du bist ohne Angst auch hinauf geklettert, um mir Gesellschaft zu leisten.

Es war das beste Gespräch das ich je hatte.

Wir sprachen über Gott und Liebe. Über die Sonne und den Wind und den Penner an der Bar, der in den Eiswürfeleimer gekotzt hatte.

Du sagtest der Tod ist nicht das Ende und ich lachte und meinte, wenn das so ist, sollte ich mir unbedingt einen neuen Anzug bei Dressman bestellen, denn dieser hätte reichlich Koksflecken.“

„Ja. Und dann bist du weggerutscht und auf den 6 Meter darunterliegenden Balkon geknallt und hast dir das Genick gebrochen und ich hab dich zurückgeholt, weil ich dich brauche.“ ,lächelt Jackie.

„Ach ja? Um kleine Untote mit mir zu zeugen?“

„Nein, weil ich dich liebe.“

„Liebe ist doch nur ein Wort. Lügen. Nichts als Lügen. Das ist doch noch so ein Schwindel. Genau, wie der Tod. Damit hast du mir das Einzige genommen, auf das ich mich verlassen konnte. Das nämlich dieser ganze Scheiß irgendwann vorbei ist.“

„Schatz. Es ist nichts vorbei. Es fängt doch grad` erst an.“ ,säuselt Jackie.

 

Mit der flachen Hand schlage ich ihr direkt ins Gesicht. Sie fliegt zur Seite und ich stürme aus Adenauers Einraumwohnungsklo ins Freie.

 

Na wenigstens bin ich gut angezogen und im Vollbesitz meiner Sinne.

 

Zuerst ins > Magic Hole < um BEAVIS & BUTT-HEAD, diese beiden bescheuerten Abdeckstiftbenutzer, so richtig was auf die Fresse zu geben.

 

Zum Strip Lokal führt ein roter Teppich und am Eingang steht ein breitschultriger Kerl in der Ausgehuniform der Navy-Seals.

 

„Guten Abend Sir. Mein Name ist William. Kann ich bitte ihre Einladung sehen?

Heute ist Clubtreffen.“ ,spricht er mich höflich an.

„Sicher.“ ,gebe ich ebenso verbindlich und zuvorkommend zurück und ramme ihm meine Faust in den Unterleib und das Knie genau zwischen die Augen.

„Das nennen wir in unserer Heimat einen Doppelwhopper. Nachschlag nur auf Anfrage.“ ,presse ich zwischen den Lippen hervor.

 

Da William sich auf dem Boden windet steige ich mit einem großen Schritt über ihn hinweg.

 

Heute sind im Club wohl nur die Reichen und die Schönen. Die beiden Knalltüten wirken an der Bar dadurch natürlich noch mehr wie ein Furunkel am Arsch meines Vetters Mütterlicherseits.

 

Leichten Schrittes schlendere ich zu ihnen hinüber und bestelle einen Rob Roy.

 

„Geschüttelt oder gerührt?“ ,fragt mich der Barkeeper und schaut, als wenn er einen köstlichen Witz gemacht hat.

„Halt die Fresse.“ ,sage ich nur. Worauf er sich beleidigt verzieht.

 

Am Ende der Bar hockt eine 70 jährige mit schneeweißem Haar. Für einen kleinen Moment ergreift mich Schwindel, weil ich an den Killimanscharo denke und einen Flashback habe.

Ihre roten Ohrclips glitzern im Licht. Sie greift in ihre rote Handtasche, holt eine Schlange heraus und legt sie auf den Tresen.

Niemand scheint sich daran zu stören. Alle unterhalten sich weiter und schniefen Dope durch die Nase.

 

Ich überlege, wie schön jetzt ein Zug durch die Gemeinde wäre, komme aber wieder zu meinem eigentlichen Ziel zurück und belausche die beiden Intelligenzbestien neben mir.

 

BEAVIS: „Alter. Geil. Heute gibt es keinen mehr Job der erledigt werden muss.“

BUTT-HEAD: „Ja, denn den mit Jack hast du ja versaubeutelt.“

BEAVIS: „Was soll das heißen? Ist doch alles Spitze gelaufen. Erst mal was über den Schädel dann mit dem Impfstoff C/UDV12 impfen und später eintüten.“

BUTT-HEAD: „Ja! Aber, weil du so eine Dumpfnase bist, hast du ihm zuviel C/UDV12 gegeben und er ist nicht mehr aufgewacht.“

BEAVIS: „Doch ist er.“

BUTT-HEAD: „Aber viel zu spät. Deswegen sollten wir ihn ja verbrennen.

Und es wäre auch alles Sahne mäßig gelaufen, aber nein, du wolltest ja unbedingt Jackies Titten sehen. Du blöder Sack.“

 

Ich greife mir mit der linken Hand die Schlange, die sich gerade an meinem Glas vorbei schlängelt. Mit der rechten packe ich den Kopf von BEAVIS und knalle sie auf den Tresen. Dem anderen stopfe ich die Schlange in den Hals und schleife ihn zum Klo. Dort drücke ich auf spülen und verpasse BUTT-HEAD eine Dauerwelle erster Güte.

 

Nachdem er genug Klowasser gesoffen und die Schlange damit runter gespült hat gebe ich ihm mit der Faust eine auf die Stirn und frage:

 

„Du scheinst der Schlauere von euch zu sein. Ich stell die Frage nur einmal:

Wer ist der Oberfuzzie von euch Kanalratten?“

 

BUTT-HEAD: „Das ist der Großmeister.“

 

„Was soll das heißen? Ich bin hier nicht beim fröhlichen Kinderraten.“

 

Um das Gesagte zu unterstreichen hebe ich ihn hoch und will ihm seinen Kopf gerade auf das funkgesteuerte Gebläse des Handtrockners schlagen, als mich BEAVIS von hinten wie eine Beutelratte anspringt und mir ein Stück meines rechten Ohres abbeißt.

 

Mit einer schnellen Bewegung greife ich nach hinten und werfe ihn neben seinen Kompagnon.

 

Eine durchdringende Sirene ertönt.

BUTT-HEAD: „Wir müssen weg.“ ,ruft er panisch aus. „sonst sind wir am Arsch.

BEAVIS: „Wir zeigen dir den Weg hier raus. Schnell!“

 

Sie öffnen eine Geheimtür hinter dem Stehpissior und wir flüchten durch einen gut beleuchteten, mit weißen Kacheln ausgekleideten Gang in einen Nebenraum und von da ins Freie.

 

Gegenüber gibt es einen Erotikladen mit Zugang zu einer Peepshow.

So ruhig wie möglich, gehen wir hinein und tun so, als wären wir drei notgeile Böcke, auf der Suche nach Erleichterung. Die beiden Supertrottel brauchen sich in keiner Weise verstellen. Genauso wenig, wie ich. Halleluja.

Ich nähere mich immer weiter dem untersten Niveau.

 

Wir quetschen uns also zu dritt in diese kleine Kabine, umgeben von gebrauchten Papiertüchern und anderen Substanzen, die ich lieber nicht genauer erklären will.

 

„Also ihr zwei Hülsenfrüchte ohne Inhalt, aus welchen Grund seid IHR geflohen?“

,presse ich mühsam hervor, da BEAVIS mit seinen roten Hackenschuhen,die er der Oma am Tresen abgenommen hat, auf meinen Füssen steht.

 

BEAVIS: „Alter. Wir haben dir von dem Großmeister erzählt. Wir sind erledigt. Es sei denn wir fliehen nach Usbekistan zu meinem Schwager. Der betreibt dort eine Hühnerfarm.“

 

„Eine Hühnerfarm.“ ,wiederhole ich spöttisch.

 

BEAVIS: „Ja. Mit Gänsen.“

 

Über soviel Dummheit lässt sich nichts mehr sagen. Außerdem tritt jetzt die leicht bekleidete Dame auf und beginnt sich auf einer rotierenden Scheibe zu rekeln. Da es höchst unerotisch ist, versuche ich den Raum zu verlassen, aber wir sind so in einander verkeilt, das ich nicht weiß wie.

 

BUTT-HEAD: „Alter. Ist das steife Ding an meinem Knie dein Bein?“

BEAVIS: „ Also, mein Bein ist es nicht.“

BUTT-HEAD: „ Das ist ja ekelhaft.“

 

Endlich kommt Bewegung in die Kabine und wir drängen uns ins Freie.

 

„Also ihr Wichsnasen, wieso helft ihr mir auf einmal?“ ,frage ich genervt.

 

BEAVIS: „Alter. Wenn wir nicht sofort verschwinden, aber in questo Momento, werden wir umgelegt.Sie hacken uns in Stücke und heizen ihre Wohnungen damit.“

BUTT-HEAD: „Genau. Ihre Wohnungen und ihre Kamine.“

BEAVIS: „Und ihre Grills.“

BUTT-HEAD: „Nein die nicht. Das macht doch gar keinen Sinn nicht.“

BEAVIS: „Doppelte Verneinung.“

BUTT-HEAD: „Was?“

BEAVIS: „Das >nicht< hinter dem Sinn. Das macht keinen Sinn.“

 

Das wird mir langsam zu bunt und ich schlage BEAVIS mit der flachen Hand auf den Hinterkopf.

 

„Also ihr Gipsköpfe. So, wie ich das sehe haben wir zwei Optionen:

Erstens > Neue Identitäten und in einem schäbigen Fischerdorf in Kai Pan versauern. Oder Zweitens > Wir legen die Schweine alle um.“

 

BEAVIS: „Oooooooooooooder wir gehen zurück in den Pornoladen und schauen ob die Ilse heute Dienst hat. Also Peepshow mäßig.“

 

Innerlich werfe ich meine Arme gen Himmel und rufe alle Götter ,die da so rum schwirren, an und frage, warum gerade ich mit diesen hochgradig debilen Charakteren geschlagen bin?

 

„Auf geht’s! Wir suchen uns ein Versteck und beraten was zu tun ist.“

,befehle ich.

 

Wir gehen also runter zum Hafen, weil es da die schlimmsten Kaschemmen mit den zwielichtigsten Personen gibt. Auf dem Weg dorthin überfallen wir den dort ansässigen Dealer und klauen ihm einen Beutel Koks und seine ganze Kohle.

 

25.000.-

 

Dann kehren wir bei Harry`s Haifischbar ein und bestellen eine Cola.

 

Das ist uns dann, aber doch zu auffällig und wir bestellen drei Cola. So!

 

„Bist du Harry?“ ,frage ich so nebenbei, während ich mir eine Havanna anzünde.

„Wer will das wissen?“ ,fragt er zurück und wischt den Tisch mit einem Lappen.

„Der Mann mit 25.000 guten Gründen.“

„Was will der Mann dafür?“

„Einen Platz, um mit seinen Kumpels in aller Ruhe über das Ende der Welt nachdenken zu können.“ ,flüstere ich mit betont rauchiger Stimme.

„Dem Mann kann geholfen werden.“

 

Er legt seine blutige Schürze auf den Tisch und bedeutet uns, ihm zu folgen.

Hinter dem Tresen hat er ein kleines, dreckiges Büro mit einer Schlafcouch.

In der Ritze steckt immer noch ein roter Frauenslip und ein roter Damenschuh.

Sofort denke ich an die Oma aus dem Club und würde mich gern übergeben, wenn ich nur könnte.

 

In dem, mit dutzenden vergilbten Ordnern, maskierten Raum befindet sich eine Luke. Er öffnet sie und wir steigen hinab.

 

Die eiserne Treppe ist lang. 20 Meter führt sie nach unten und dort eröffnet sich uns eine geräumige Bunkeranlage. Sehr gemütlich. Sehr sauber.

 

Er greift sich den Koffer mit den 25.000 und verzieht sich.

 

Die beiden Gehirn amputierten Volksnarren greifen sich erst mal ein Bier aus dem Kühlschrank und sind bester Laune.

So, als wäre nichts geschehen und so als ständen sie nicht auf der Todesliste quasseln sie irgendetwas von Geheimdiensten und das James Bond eine real existierende Person sei. So wie Superman und Abraham Lincoln.

Und ich überlege, wieder ein mal, ob Geburtenkontrolle doch eine gute Idee ist.

 

„Das ganze kommt mir spanisch vor.“ ,spreche ich nachdenklich vor mich hin.

 

BEAVIS: „Spanisch find` ich gut. Die Bärbel aus dem Bistro kommt aus Bangladesch. Die ist voll nett.“

BUTT-HEAD: „Mann Alter. Die spricht doch nicht spanisch, sondern Bangladesisch.“ ,meint er stolz und zwinkert mir zu, als wüsste er Bescheid.

 

Ich finde mich damit ab, mit zwei Intelligenzverweigerern den Bunker zu teilen und überlege für mich allein:

 

Der Wirt hat schnell zugegriffen, obwohl er uns gar nicht kannte. Untypisch!

Oder kannte er uns doch? Hat er schon vorab Informationen erhalten?

Wieso überlässt er uns den Luxus Bunker mit dieser extravaganten Ausstattung?

 

Auf all diese Fragen gibt es nur eine Antwort:

 

Das ist eine Falle!!!

 

Ich nehme den beiden Schwachmaten das Bier aus der Hand.

Wir müssen hier raus. Sofort!

Ich zerre und schiebe sie zum Ausgang, doch gerade, als wir am Fuß der Leiter sind, öffnet sich die Luke und wir hören die Stimme von Jackie.

„Jeder Bunker hat einen zweiten Ausgang. Zurück!!!“ ,flüstere ich.

 

Der Bunker ist riesig und wir suchen den Notausstieg und finden eine

Kalaschnikow ak 47. Nagelneu.

 

Besondere Verwendung fand sie im 2. Weltkrieg und wurde hauptsächlich von den Russen verwendet. Es wurden 80 bis 100 Millionen Exemplare davon hergestellt.

Eine großartige und robuste Waffe, die selbst unter schwierigen Umständen und widrigen Wetterverhältnissen einwandfrei funktioniert.

 

Genau das, was ich brauche. Ich reiße sie von der Wand und entdecke weitere Knaller die ich in eine schwarze Adidas Tasche, im Vorbeilaufen, stopfe.

 

Handgranaten. Zahlreiche Magazine. Handfeuerwaffen. Blendgranaten. Panzerfäuste. Ein Musketierheft aus dem Jahr 1970 und einen Feuerwerfer.

 

„Junge.“ ,höre ich eine dunkle Stimme mit starkem Akzent. Sie kommt aus dem hinteren Teil des Bunkers von einem Mann der im Campingsessel sitzt.

Er steht auf und sagt:

 

„Hier entlang.“ Er öffnet eine Luke, die in einen Gang mündet. Wir schlüpfen hinein und verschließen die Luke von außen.

 

10 Minuten später befinden wir uns an der Autobahn Richtung Rammelsbach.

 

„Ich bin Michail Timofejewitsch Kalaschnikow und um alle dämlichen Fragen gleich am Anfang zu erledigen. Ja, ich bin der Erfinder der ak 47 und tot und werde seit Jahrzehnten im Bunker gefangen gehalten, um neue Waffen zu entwickeln.“

 

Das ich tatsächlich einmal meinem Helden aus den Kindertagen begegnen werde, habe ich nie auch nur zu träumen gewagt.

 

Natürlich melden sich auch gleich die beiden Heiopeis zu Wort und ruinieren mir diesen großartigen Augenblick.

 

BEAVIS: „Michail wer?“

BUTT-HEAD: „Kaschmir Alter. Tschuldigung für die Unwissenheit meines Freundes.“

 

Michail und ich schauen uns nur an. Ja. Blicke sagen manchmal mehr als tausend Worte.

 

Da stehen wir nun. Mitten auf der Johanns Allee. Es ist Nacht.

Der Vollmond sieht unecht aus. Wie eine riesige Scheibe aus gelben Papier. Mühsam zurechtgeschnitten und an den Himmel gepappt.

Als Gott die Erde schuf hat er bestimmt zu seinen Engeln gesagt:

 

„Jungs. Die Nacht ist finster auf der Erde, wir brauchen etwas Helligkeit. Hat jemand eine Idee?“

„Ich. Ich. Ich.“ ,drängt Gabriel sich in den Vordergrund.

„Ja.“ ,spricht Gott mit seiner dunklen Ehrerbietung zollenden Stimme.

„Wieso darf Gabriel immer als erster? Das ist doof.“ ,meckert Raphael der Engel mit den längsten Haaren, der sich für einen großen Maler hält.

„Warum schneiden wir ihn nicht aus diesem gelben Papier. Das liegt zuhauf noch im Lager?“ ,mischt sich jetzt auch noch Uriel ein.

„Bitte, wenn ihr alle so schlau seid, mach ich nicht mehr mit. Offensichtlich will hier niemand meine tolle Idee hören. Aber eins sage ich euch, ab sofort spiele ich meine Harfe allein auf Wolke 7.“ ,mault Gabriel die Anderen an.

 

Gott stöhnt genervt, atmet hörbar aus und sagt:

 

„Also. Uriel. Papier aus Lager holen zurechtschneiden und anbringen.“

„Jawohl, Chef.“

 

Also eins ist klar. Es spielt keine Rolle, ob du bei der Nasa oder im Himmel bist.

Überall gibt es einen Chef. Einen Trottel. Einen Besserwisser und ein Arschloch.

 

Aber zurück zu unserem Elend. Ich hatte sogar zwei Trottel. Vielleicht war ich gar nicht der Chef, sondern auch ein Trottel. Wie, sonst lässt sich diese verfahrene Situation erklären?

 

Rechts ist ein Denkmal vom alten Fritz. Noch so ein Vernichter von Leben und Ressourcen. Spielt keine Rolle, wie sie alle heißen:

 

Alexander der Große. Cäsar. Stalin. Napoleon. Mao. Attila. Dschingis Khan. Xerxes. Obelix. Ach nein, das war was anderes.

 

Es geht immer, um noch mehr Land. Noch mehr Reichtum. Noch mehr Macht.

Und natürlich um die folgerichtige Unterdrückung, der zu besiegenden Völker.

 

Also Friedrich jedenfalls, war eigentlich eine arme Sau.

Sein Dad, Wilhelm der Erste, hat dafür gesorgt das der Freund von Friedrich hingerichtet wurde. Denn, schwul sein ging leider gar nicht.

Da waren Könige und Bettler sich einig.

 

Es sei denn, man war selber vom anderen Ufer. Dann war`s ok.

Jedenfalls quälte Wilhelm seinen Sohn wo es nur ging und zwang in in das enge Korsett des Militärs.

 

Friedrich spielte mit und wurde 1740 König. Er schaffte die Folter und die Zensur ab. Das war eine gute Sache, aber dann dachte er sich zu Hause ist es auch langweilig. Immer nur Kartoffeln essen macht auch keinen Spaß und führte zahlreiche Kriege und verheerte das Land.

 

Aus irgendeinem Grund wird er der Große genannt. An seiner Länge kann es nicht gelegen haben Fünf Fuß, zwei Zoll. Also 1,62.

An seinem Verhalten auch nicht. Denn er war ein Griesgram erster Güte.

 

Ich glaube die Leute stehen einfach auf erfolgreiche Typen. Egal, wie sie es erreichen.

 

Ich fürchte, das es uns mit den Kinder der Morgenröte auch so ergeht.

 

Plötzlich höre ich eine Stimme aus der Seitenstraße:

 

„Hi Süßer. Wie wär`s?“

„Maggie? Maggie Mae?“ ,frage ich erfreut.

„Genau.“ ,lacht sie.

 

Sie nimmt uns mit auf ihr Zimmer. Eine billige Absteige, in einem heruntergekommenen Viertel.

 

Da sitzen wir dann. Es riecht nach Blumen und sie lacht.

Bevor sie als Hure gearbeitet hat, war sie Managerin bei Mc Donald.

 

Sie sagt, all das tote Fleisch hätte sie zu sehr deprimiert.

 

Wenn sie wüsste was für Zeiten auf uns zu kommen, würde sie sich wahrscheinlich gleich die Pulsadern aufschneiden.

 

Vorsichtshalber gehe ich zu ihr rüber und küsse sie. Warme Lippen. Ich greife unter ihre linke Brust und spüre den Herzschlag. Alles klar. Sie lebt.

 

Ein leichtes Zittern geht durch ihren Körper. Sie löst sich aus meiner Umarmung und geht zu ihrem Plattenspieler.

So ein ganz billiges Ding. Rot. Portabel.

Die Boxen lassen über dem Plattenteller befestigen.

 

Sie Legt Summerwind von Sinatra auf.

Damit macht sie alles richtig. Sie ist einfach eine liebenswerte Person. Sie wirft mir diesen Blick zu, der mir sagt, das sie mich braucht. Meine Zuneigung.

Mein Vertrauen. Meine Liebe.

 

Ich kann ihr nichts von all dem geben. Konnte ich nie. Auch nicht, als ich noch unter den Lebenden weilte.

Die Anderen gingen mir echt am Arsch vorbei. Besonders die Frauen.

 

Wenn ich was von ihnen wollte, kamen sie in den Genuss einen Schauspieler vor sich zu haben.

Und ich war verdammt gut, wie die meisten Arschlöcher liebte ich nur mich selbst, aber das von ganzem Herzen.

Frauen waren für mich nur Mittel zum Zweck. Die meisten konnten mir ohnehin nie das Wasser reichen.

 

Oder war es vielleicht genau umgekehrt?

 

„Erinnerst du dich?“ ,fragt Maggie mit dieser zärtlichen Stimme.

„Ja.“ ,lüge ich, um sie nicht zu verletzen.

„Du warst der Einzige, der mich nie wie eine Hure oder Heilige behandelt hat.“

,flüstert sie.

 

Sie setzt sich neben mich und streichelt meinen Nacken.

 

BEAVIS „Alter. Geht`s vielleicht noch schmalziger?“

BUTT-HEAD: „Alter. Das ist Liebe.“

 

„Ihr seid wirklich die dümmsten Schrottköpfe, die ich je in meinem Leben kennengelernt habe.“ beschwert sich Michail Kalaschnikow.

 

In diesem Moment wird die Tür aufgebrochen und eine Blendgranate setzt uns für einen Moment außer Gefecht. Dann kommt das Schreien und das Chaos.

Michail wird der Kopf mit einer Pumpgun weg geschossen.

 

BEAVIS UND BUTTHEAD bilden eine menschliche Mauer um uns zu retten. Vielleicht ist es auch nur Zufall. Sie werden verbrannt.

 

Ich nutze die Sekunden, greife Maggie und stürze mich durch das geschlossene Fenster. Wir fallen aus dem dritten Stock und knallen auf den Asphalt.

Sie liegt noch immer benommen in meinem Arm, als ich aufstehe und sie in den Müllcontainer werfe. Im letzten Moment springe ich hinterher.

 

„WO SIND SIE? WOOOOOOOOOOOOOOOOO SIND SIE?“ ,schreit Jackie.

In ihrem Tobsuchtsanfall hinein hält ein Wagen. Es ist der Oberfuzzie.

Ich überlege, mit einem großartigen Auftritt heraus zuspringen und ihm den Kopf abzureißen. Lasse es dann aber doch, weil ich erstens nicht Godzilla bin und zweitens Maggie sicher danach getötet oder schlimmer noch, infiziert wird.

 

Durch einen Spalt kann ich die Szene genau beobachten:

 

Der Großmeister, ein Kerl mit langem grünen Lodenmantel und schwarzem Biberfell Hut steht breitbeinig, wie eine Giraffe kurz vor dem Pissen, direkt vor Jackie und schaut sie gleichgültig an. Dann greift er mit einer schnellen Bewegung unter seinen Mantel und holt ein Bowie Messer hervor.

Damit schneidet er ihr in einer zügigen Bewegung den Kopf ab.

 

Tja, Schlampe. So kann`s gehen.

 

Sie stopfen den Körper in einen Plastiksack. Ist einfach. Kein Blut.

Keine Sauerei. Nur ein bisschen Staub.

 

Kurz darauf verlässt der Konvoi die Seitenstraße und bis auf eine Ratte, die mühsam einen toten Vogel hinter sich her zieht, sind wir allein.

 

Maggie kommt zu sich und wir steigen aus dem Müll heraus. Da wir, wie tausend nackte Hyänen stinken folgen, uns 20 Ratten und fletschen ihre Zähne.

 

Nach einem Bad in dem nahen Fluss sind wir sie los.

 

Ich besorge uns richtig geile Klamotten in Bärbels Boutique und lasse ihr den toten Vogel dafür da. Sorry Mr. Rat, aber Eigentum wird überbewertet.

 

In der Nähe gibt es eine Kneipe. The Barber Shop. Dort trifft sich das ganze Gesindel.

 

Hausmütter die sich mit gelegentlichem Beischlaf über Wasser halten.

Kleine Dealer, die dem Penner von nebenan die Schuhe für ein paar Cent klauen.

Teenager, auf die schiefe Bahn gekommen, im Drogenrausch.

Granny`s. Einsam. Abenteuerlustig. Grausam. Immer zu einem Blowjob bereit.

Straßenhuren, ohne Träume. Ohne Hoffnung.

In einem Leben von Nacht zu Nacht.

 

An der Bar werden zwei Plätze frei. Wir sind weiße Blutkörperchen in einem Meer voller Viren. Schöne Metapher. Ich grinse und freue mich.

Eine Nebelmaschine sorgt für die richtige Stimmung, als ein, als Vampir verkleideter Gnom auf dem Tresen tanzt und Blut trinkt.

Hoffe das es tatsächlich nur eine Verkleidung ist, da sonst der Glanz aller Vampirfilme hinüber wäre, denn der Zwerg ist im höchsten Maße hässlich und liefert eine jämmerliche Vorstellung ab.

 

„Na Alter. Du siehst aus, als bräuchtest du ´ne richtige Dröhnung.“

,meint der Wirt.

„Nur wenn es das richtige ist.“ ,erkläre ich.

„Ich kann dir alles besorgen.“

„C/UDV12.“ ,sage ich.

„Alter. Das ist nur für die ganz Beknackten. Das willst du nicht. Es gibt kein zurück. Wenn du das genommen hast, bist du am Arsch. Für immer.“ ,spricht er.

„Bin sowieso am Arsch.“

„Das kostet aber.“

„In einer Stunde bringe ich dir 25.000.“

 

Er nickt.

 

Also ziehen wir wieder los. Ich bringe Maggie nach Hause und küsse sie zum Abschied.

 

„Unser letztes Rendezvous habe ich mir anders vorgestellt.“ ,sagt sie und schaut mir in die Augen.

„Es gibt kein letztes Mal für uns. Nur einen neuen Anfang.“ ,flüstere ich ihr zu.

„Ist das so?“

 

Ich nicke. Ganz leicht. Ich gehe ohne mich umzudrehen. Wir werden uns nicht wieder sehen.

 

In Harry`s Haifischbar suche ich nach dem Verräter.

Er steht, mit dem Rücken zu mir an einem Tisch mit zwielichtigen Gestalten.

Ich glaube den Polizeipräsidenten, nebst Geliebten zu erkennen.

 

Mittlerweile bin ich höchst verunsichert, wer tot und wer lebendig ist und welchen Unterschied es macht.

Regierungen kommen und gehen. Der Pöbel feiert und nörgelt.

Die Drogen dürfen nicht versiegen und ein Blowjob ist immer noch ein Blowjob.

 

Spiele und Brot. Das war schon im alten Rom ein Grundsatz, um die Bürger bei Laune zu halten. Daran hat sich nichts geändert.

 

Harry geht in sein Büro und ich folge ihm.

Von hinten werfe ich ihm eine Drahtschlinge um den Hals und flöte ihm ins abgekaute Ohr:

„Na, mein Süßer. Eine falsche Bewegung, ein kleiner Muckser und ich trenne deinen Schädel vom Rest des Körpers. Wo ist die Kohle?“

 

Er deutet unter den Schreibtisch.

 

Mit einem Ruck ziehe ich die Schlinge zu und schon rollt der Kopf zur Tasche unter den Tisch.

 

Schnell zurück in den anderen Schuppen.

 

Als ich vor der Tür stehe, sehe ich die Karawane des Großmeisters vor der Tür stehen.

 

„Schlechtes Timing. Ganz schlechtes Timing.“ ,raune ich, wie die sieben Zwerge in den kühlen Abendwind, bevor sie das kalte Schneewittchen in den gläsernen Sarg packen.

 

Ich lege mich auf die Lauer. Vom nahen Park gibt es einen grandiosen Blick auf den Dreck und die Traurigkeit vor dem Laden:

 

Zwei abgewrackte Crack Nutten mit verfilzten, schlecht blondierten Haaren schlendern auf und ab und sind auf Kundenfang. Ihre, mit schwarzen Zahnstümpfen, besetzten Münder wirken wie offene Garagentore, die in einen stinkenden Abgrund führen. Abstoßend mit einem Hauch ins Ekelhafte.

 

Im Hintergrund treiben es zwei Straßenhunde, die ihre besten Zeiten auch schon hinter sich haben. Unterernährt und geil rammeln sie, als gäbe es kein Morgen.

 

An der Ecke steht ein Typ mit Trenchcoat, der auf den richtigen Moment wartet sein schlaffes Ding der Welt zu präsentieren.

 

Ihr Leben ist kein Geheimnis. Sie sind die Ausgestoßenen.

Ihnen ist der Eintritt verwehrt.

 

So ist es wohl. Es gibt zwei Abteilungen. Die, die im Kreis sind und die Anderen.

Und die draußen sind, wollen rein und wenn sie drin sind vergessen sie das Draußen.

 

 

 

 

Wie Eltern, die vergessen, das sie Kinder waren.

Vergessen die Unsicherheiten und das Lachen. Die Freude und den Schmerz.

 

Das Leben ist, wie eine billige Kopie von........von........Wallmart.

 

Alles ist verfügbar, aber niemals, als Original.

 

Scheiße. Ich dachte, das mit den Gefühlen hätte sich erledigt.

 

Ich bin deprimiert. Fuck.

 

Nach einer halben Stunde kommen der Großmeister und sein Gefolge aus dem Barber Shop. Der Letzte von seinen Schleimern zieht einen schwarzen Sack hinter sich her. Das war`s dann wohl für Larry.

 

Eigentlich kein Verlust, aber wo bekomme ich jetzt das C/UDV12 her?

 

Nachdem die Hackfressen abgedüst sind, gehe ich in den Laden und durchsuche ihn. Keiner von den Gästen nimmt Notiz davon. Die sind offensichtlich Kummer gewohnt, deshalb gibt es Freigetränke bis zum Kotzen, aber auch dazu sagt niemand was. Egal.

 

Nach einer halben Stunde finde ich ein kleines Tütchen mit einem lila Pulver.

Bingo.

 

Mein Plan ist einfach.

 

Analyse

Gegenmittel

Die Toten bekommen keinen “Nachwuchs“ und können Schritt für Schritt erledigt werden.

 

 

Jetzt schnell zu Dr. Friedrich Heisenberg. Wo wohnt der doch gleich. Wintergasse? Straße des dritten Frühlings? Herbstallee?

 

Ich schaue im Telefonbuch nach. Wintergasse! Okay!

 

Eine Villa am Stadtrand. Schön. Unwillkürlich bringe ich meine Kleidung in Ordnung und klingele. Ein Butler öffnet die Tür.

 

„Wen darf ich melden.“

„Pinkman.“ ,sage ich lachend.

„Sehr wohl.“

„Nein halt. Scherz. Mein Name ist Jack.“

 

Naserümpfend dreht er sich auf dem Absatz um und überbringt seinem Herr

die frohe Botschaft.

 

Während ich im Vestibül warte und mir ein Bild über die Schöpfung der Erde ansehe, überlege ich, ob Gott tatsächlich so ausgesehen hat.

Stechender Blick. Weißer Rauschebart. Wilde Mähne.

Sieht eher, wie mein Direktor aus der Oberprima aus. Seine Gattin, war ein Drachen erster Güte und immer, wenn es zu Hause Stunk gab, mussten die Schüler das ausbaden.

Ich habe beide gehasst. Direktor Schweighöfer und seine Frau Auguste.

Ihre gewaltigen Brüste dominierten bei ihrem täglichen Besuch den kompletten Pausenhof und alle klebten mit ihrer Nase am Fenster.

 

In einer lauen Nacht im Mai fotografierte ich sie und verkaufte die Bildchen an meine geifernden Schulkameraden.

 

Der Direktor machte mich, als Drahtzieher ausfindig und ich musste die Bibelstelle über den Turmbau zu Babel auswendig lernen.

 

DER TURMBAU ZU BABEL

 

111Es hatte aber alle Welt einerlei Zunge und Sprache. 2Als sie nun von Osten aufbrachen, fanden sie eine Ebene im Lande Schinar und wohnten daselbst. 3Und sie sprachen untereinander: Wohlauf, lasst uns Ziegel streichen und brennen! – und nahmen Ziegel als Stein und Erdharz als Mörtel 4und sprachen: Wohlauf, lasst uns eine Stadt und einen Turm bauen, dessen Spitze bis an den Himmel reiche, dass wir uns einen Namen machen; denn wir werden sonst zerstreut über die ganze Erde.

5Da fuhr der HERR hernieder, dass er sähe die Stadt und den Turm, die die Menschenkinder bauten. 6

Und der HERR sprach: Siehe, es ist einerlei Volk und einerlei Sprache unter ihnen allen und dies ist der Anfang ihres Tuns; nun wird ihnen nichts mehr verweh“rt werden können von allem, was sie sich vorgenommen haben zu tun. 7Wohlauf, lasst uns herniederfahren und dort ihre Sprache verwirren, dass keiner des andern Sprache verstehe!

 

 

Ich hab ihm dann später den Benz Motor mit einer Zuckerlösung betankt und so einen Haufen Schrott aus seiner Limousine gemacht.

 

Nach einer Weile. So ca. eine halbe Stunde, kommt Heisenberg in seinem

Brokat Morgenmantel und sieht sehr geschäftig und aus.

Doch als er mich erkennt umarmt er mich herzlich und meint:

 

„Wir haben uns ja seit Jahren nicht gesehen. Seit Jahren.“

 

Da haben wir auch gleich einen seiner Spleens. Er wiederholt bestimmte Stellen im Satz, um ihnen noch mehr Bedeutung zu geben. Außerdem zieht er seine Augenbrauen beim Sprechen, so weit es geht, nach oben. Wohl, um einen Ausdruck des grundsätzlichen Erstaunens kundzutun. Er blinzelt nie, was mich reichlich verwirrt und ich ihn deshalb zeitweilig für einen Androiden hielt.

Also ein menschenähnliches Maschinenwesen. Doch wahrscheinlich besteht er aus Fleisch und Blut.

 

„Wie geht es ihnen, mein Lieber? Wie geht es ihnen?“ ,fragt er mit gestelzter Höflichkeit.

„Oh, also es geht mir gut. Und ihnen, Dr. Heisenberg?“

„Leidlich. Leidlich. Lieber Freund. In letzter Zeit habe ich das Gefühl verfolgt zu werden, aber ich denke das ist nur ein kleiner Anflug von Wahnsinn. Wahnsinn. Nichts Besorgnis erregendes.“ spricht er langsam vor sich hin.

„Sie müssen mir helfen Professor.“

„Dr. Heisenberg reicht, mein Junge. Mein Junge.“

„Also, Dr.“

„Dr. Heisenberg. Mein ungebildeter Freund. So viel Zeit muss sein. So viel Zeit.“

,fährt er mich ärgerlich an.

 

Sollte ich ihm prophylaktisch, was auf die Glocke hauen? Nein. Ich brauche ihn.

 

„Sicher. Dr. Heisenberg. Ich habe hier die Probe eines äußerst gefährlichen Stoffes. ES heißt C/UDV12 . Es verwandelt Tote in lebende Leichen.“

„So so.“ ,sagte er nur und ist in keiner Weise erstaunt.

„Ich benötige ein Gegenmittel.“

„Sicher. Das ist kein Problem. Geben sie mir ein bis zwei Jahre. Ein bis zwei Jahre.“ ,sagt er.

„Soviel Zeit haben wir nicht. Eine Woche.“

„Mein Lieber. Wie stellen sie sich das vor. Eine Woche. Warum nicht gleich

24 Stunden? 24 Stunden.“ ,gibt er entrüstet von sich und überprüft im Spiegel seine zerzauste, sturmerprobte Frisur.

„Dr. Heisenberg. Es geht um das Wohl der Menschheit. Um Leben und Tod.“

„Ach Jack. Jack. Jack. Jack. Geht es das nicht immer? Und die Welt dreht sich trotzdem weiter. Trotz aller Kriege und Seuchen. Trotz der menschlichen Verrücktheit. Ich bin der beste Wissenschaftler, des Kontinents, aber ich bin kein Zauberer. Kein Zauberer. Wussten sie übrings das Houdini, der große Entfesslungskünstler mit Arthur Conan Doyle, dem Verfasser der

Sherlock Holmes Geschichten befreundet war?“

Er wartet die Antwort nicht ab, sondern geht in einen kleinen Raum unter der großen Treppe. Ich vermute. Es ist die Abstellkammer.

Der Butler bringt mich freundlich, aber energisch zur Tür.

 

Draußen setze ich mich auf die Marmor Stufen und sehe einem Mann mit blauen Shirt zu. Es ist übersäht mit schwarzen Kreuzen in verschiedenen Größen.

Auf seinem Rücken befindet sich die Aufschrift:

 

> Betet! Das Ende ist nah <

 

Aufgeregt geht er in der Straße auf und ab und versucht jedem eine Bibel anzudrehen, aber keiner will sie.

Mit jeder Ablehnung steigert er sich mehr in seine Wut hinein. Er rauft sich die Haare und reißt an seinem T-Shirt herum. So, das die aufgedruckten Kreuze in die Länge gezogen werden.

 

Dann beginnt er die Passanten anzuschreien:

 

„Ihr blöden Säcke. Jetzt nehmt doch diese Scheiß Bibel. Ihr habt es verdammt nötig, Gott näher zu kommen. Armageddon steht vor der Tür und ihr tut so, als wäre alles in Ordnung. Aber eins kann ich euch sagen, Arschlöcher kommen nicht in den Himmel und wenn ihr klopft, werd` ich nich` aufmachen.

So sieht`s nämlich aus. Gott und ich - wir sind so.“

 

Er schaut wild in die Gegend und kreuzt Mittel- und Zeigefinger.

 

„Wir brauchen keinen Priester in dieser gottlosen Welt.“ ,rufe ich ihm zu.

„Da täuscht du dich. Nur einer kann die Dunkelheit durchbrechen.“

,antwortet er.

„Alles kann die Dunkelheit vertreiben. Sieh her.“ ,entgegne ich.

 

Ich ziehe aus meiner Tasche ein Sturmfeuerzeug und entzünde es.

 

„Die Flamme wird alles reinigen.“ ,sagt er. „Nach dem Ende beginnt es von vorn.“

„Du bist also nicht nur Priester, sondern auch Prophet.“ ,sage ich ironisch.

 

Er nimmt seinen kleinen Karren mit den Bibeln, und macht sich auf den Weg.

 

Nach ein paar Metern dreht er sich um:

 

„In der Welt, mein Freund, ist es Nacht und sie ist bereits tot.“

 

Dann verschwindet er.

Eine Bibel liegt aufgeschlagen auf der Straße.

 

„Denn ich habe kein Gefallen am Tod dessen, der sterben müsste, spricht Gott der HERR. Darum bekehrt euch, so werdet ihr leben.“

 

Hesekiel

 

„Ach du Scheiße! Echt jetzt?“ ,rufe ich aus. „Die Untoten sind wohl nicht

unser einziges Problem. Offenbar greift hier sogar die Bekloppheit

der Minderbemittelten über.“

 

Und wie geht`s jetzt weiter?

 

„Ich muss zum Schlachter. Eine superkrasse Option, aber die Einzige, die bleibt.“

 

Ich also zur nächsten Telefonzelle und 13 Blicke ins Telefonbuch reichen, um die Adresse herauszufinden:

 

 

Benno Schlachter

Hasenpfoten Gasse 12

21396 Bumsdorf

 

Telefon: 137125849

 

Ich rufe ein Taxi:

 

„Ey Taxi !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!“

 

Und fahre zur Hasenpfoten Gasse.

 

Was ist das überhaupt für eine Straße? Hasenpfoten Gasse. Wohnen da die Wichtel in kleinen Pilzhäusern? Ach ne. Das waren ja die Schlümpfe.

 

Der Benno ist ein echter Schlachter, aber hat natürlich einen zweiten Job.

Er ist Killer für das Syndikat, das auf der ganzen Welt Aufträge erledigt.

Ich habe seine Fähigkeiten nie in Anspruch genommen, obwohl mich mein Nachbar eine Zeit lang so genervt hat, das ich ihn am liebsten umgebracht hätte.

Damals hielt ich das für moralisch nicht vertretbar.

 

Benno, glatzköpfig und pockennarbig, öffnet mir in seiner blutverschmierten Schürze die Tür und reicht mir seinen Ellbogen, da auch von seinen Händen der rote Lebenssaft tropft und eine kleine Pfütze, unter uns, entstehen lässt.

Würde auch gern wieder meine Leitungen damit gefüllt sehen, aber der Zug ist wohl abgefahren.

 

„Bin grad` bei der Arbeit.“ zwinkert er mir zu.

„Klienten?“ ,frage ich.

„Eine Rinderhälfte für den Boss.“ ,lacht er.

„Don Vito Corleone?“ ,frage ich.

„Du guckst zu viele Filme, Jack.“

 

Ich lache. Es hat auch seine guten Seiten tot zu sein. Man braucht sich keine Sorgen darüber machen, das einem jemand was antut.

 

„Rotwein?“ ,fragt Benno der Schlachter.

 

Ich nicke und mir kommt der Song Put your Hand in the Hand von Ocean in den Sinn. Ich erwische mich dabei, wie ich ihn leise vor mich hinsumme, während ich den teuren Wein schlürfe.

 

„Hab` mich immer gefragt, warum so ein reicher Fatzke wie du keine Manieren hat?“ ,sagt er.

„Ich nicht.“ ,grinse ich.

„Warum kommst du zu mir?“ ,fragt Benno mich direkt und schaut mir durchdringend in die Augen.

 

Ich versuche durchdringend zurück zu blicken, aber es gelingt mir nicht.

 

„Ich war bei Heisenberg.“

„Ach du Scheiße. Der ist hinüber. Hat zu viel Klebstoff geschnüffelt.“

„Hätte seine Hilfe bei einem Problem gebraucht.“

„Was Größeres?“

„Sagt dir C/UDV12 was?“

„Allerdings. Schlimme Sache. Macht mich auf lange Sicht arbeitslos. Wenn es in Zukunft nur noch Wiedergänger gibt, wer will dann noch den Schlachter buchen?“

 

Er geht zu seinem Fleisch und drischt mit den Fäusten darauf ein. Das Blut spritzt zu allen Seiten.

 

Nach einer langen Zeit, in der ich versuche mir das Rauchen wieder anzugewöhnen, geht er zum Waschbecken und wäscht sich akribisch die Hände.

 

„Komm mit.“ ,sagt Benno.

 

Er führt mich in den Kühlraum und schiebt drei Schweinehälften zur Seite.

Unten am Boden ist ein versteckter Knopf.

 

Die Wand schiebt sich automatisch zur Seite. Dahinter befindet sich ein großer Raum in dem alles zu finden ist, was das Killer Herz begehrt.

 

Handfeuerwaffen. Panzerfäuste. Maschinengewehre. Handgranaten.

Bengalisches Feuer und so weiter. Kommt mir alles sehr bekannt vor.

 

In der Mitte steht ein Granit Block mit einem Glas Kubus. In ihm ist eine Liste.

 

„Auf der befinden sich alle Namen der Wiedergänger. Es ist Zeit Jack.

Wir ziehen in den Krieg.“

 

So soll es sein.

 

Ein Wiedergänger und ein Schlachter, mit der Berufsbezeichnung Killer, treten gegen eine Armee von Wahnsinnigen an.

 

Oder sind wir die Verrückten?

 

Ich schaue mir die Liste genau an. 168 Namen. Geht eigentlich.

Stehen sogar Adressen drauf. Halleluja.

 

168!

 

Eigentlich doch scheiße viel.

 

„Am 23. findet ein großes Fest statt. Alle werden da sein und wir löschen sie aus. Ich habe den Spielmacher schon eingeschleust.“

„Das nervt. Schon wieder ein Neuer. Wieder jemand der den ganzen Plan zunichte machen kann.“

„Wir brauchen ihn, sonst kommen wir nicht auf die Gästeliste.“

„Können wir nicht einfach eine Bombe werfen?“

„Könnten wir, aber dann ist nicht gesichert, das alle draufgehen.“

„Und wie wissen wir das niemand entkommt?“

„Der Spielmacher täuscht einen Angriff von außen vor. Sofort werden alle Türen automatisch verriegelt und etliche Stahlgitter lösen sich in Zehntel Sekunden aus der Arretierung und machen den Saal zu einer uneinnehmbaren Festung, die sich nur durch einen speziellen Code wieder öffnen lässt. Es kommt niemand rein und niemand raus.“

„Und genau da kommen wir ins Spiel.“ ,sage ich.

„Richtig.“

„Wie kommen die Waffen hinein?“

„Dafür sorgt auch der Spielmacher.“

„Allright! Let`s go!“

 

Am Eingang der Veranstaltung werden unsere Einladungen gescannt.

 

Alles Chico.

 

Der Schlachter hat einen Frack an und trägt einen Zylinder.

 

Echt jetzt?

 

Sein dicker Bauch droht die Knöpfe des Hemdes zu sprengen.

Aufgrund des Wortwitzes lache ich mich innerlich schlapp.

 

Auf die Bemerkung der Sicherheitskraft, >Dies ist keine Kostümparty<, antwortet Benno selbstsicher, der Großmeister wäre sein Onkel und, wenn er seinen Kopf weiter auf seinen Scheiß Schultern tragen wolle, sollte er jetzt besser die Fresse halten.

 

Das funktioniert und wir werden wir im Laufe des Abends nicht mehr behelligt.

 

Ich checke auf die Schnelle, die Bräute, finde aber keine die interessant genug für eine schnelle Nummer wäre.

 

Eigentlich auch gut so, denn wir sind ja zum großen SCHLACHTEN gekommen.

 

„Wo ist der Spielmacher.“ ,frage ich flüsternd.

„Der ist nicht da. Wir brauchen ihn auch nicht. Niemand hat ihn je gesehen.

Man erzählt sich, er habe Klauen statt Händen und Hufe anstelle seiner Füße. Seine glühenden Augen können dich in Stein verwandeln und Hörner wachsen direkt aus seiner Stirn.“

„Witze erzählen kannst du gar nicht.“ ,murmle ich so vor mich hin.

„Sollte auch keiner sein.“ ,murmelt er zurück.

 

Nur Verrückte, denke ich so bei mir und nehme mir vor in meinem nächsten Leben eine Giraffe zu werden. Da hat man jedenfalls den besten Überblick.

 

In einem Abstellraum finden wir alles was wir brauchen.

 

Jeder schnallt sich einen Flammenwerfer auf den Rücken und legt den Gürtel mit den Handgranaten um.

 

Wir stehen auf dem Umlauf im ersten Stock. Jeder auf einer Seite.

Unter uns sehen wir die tanzenden, fröhlichen Gäste. Ich grinse.

 

Benno der Schlachter lacht.

 

Der Heulton der Alarmanlage setzt ein. Die Türen werden verriegelt.

 

Die Show kann beginnen.

 

Zur Einleitung werfen wir ein paar Granaten. Panik bricht aus.

Die ersten Leiber werden auseinander gerissen. Gedärme klatschen gegen die Wand. Köpfe explodieren und die Reste, werden durch die Druckwellen

hin und her geworfen.

 

Einsatz des Flammenwerfers.

 

Jetzt geht es richtig zur Sache.

 

Mann ist das heiß. Manche Körper sind so alt, das sie einfach zerbröseln.

Andere gehen mit einem Knall, in einer Feuerfontäne, an die Decke.

 

„Jo. Da kommt mir wieder diese Geschichte in den Sinn, als Moses so durch die Wüste wandert und auf einmal dieser Busch brennt. Alter Schwede. Der hat sich ganz schön gewundert.“ ,schreie ich.

„Nur das es diesmal keine Büsche, sondern Untote sind die den Geist aufgeben.“

,brüllt Benno zurück und lacht.

 

„Da erschien ihm der Engel des HERRN in einer Feuerflamme mitten aus einem Dornbusch; und er sah: Und siehe, der Dornbusch brannte im Feuer, und der Dornbusch wurde nicht verzehrt. 3 Und Mose sprach: Ich will doch hinzutreten und dieses große Gesicht sehen, warum der Dornbusch nicht verbrennt.“

 

Es ist die donnernde Stimme, des Großmeisters, der plötzlich neben mir steht.

Er trägt ein langes, schwarzes Gewand und eine Gesichtsmaske.

So aller Ku Klux Klan.

 

„Du siehst Scheiße aus.“ ,rufe ich ihm zu.

 

Er versucht mir mit seinem Holzstab den Schädel einzuschlagen. Gerade rechtzeitig drehe ich mich zur Seite und er schlägt eine Schneise in das Holzgeländer. Ein kurzer Blick nach unten zeigt mir das unser Werk fast vollbracht ist.

Die Springleranlage verhindert, durch einen Regenschauer, das das Feuer übergreift.

Während Benno die restlichen Wiedergänger durch einen Kopfschuss erledigt, kämpfe ich mit dem Großmeister.

Ich ziehe mein Katana aus der Scheide. Dieses japanische Schwert habe ich im Bunker mit gehen lassen. Jetzt erscheint es mir gerade richtig, um dem Großmeister den Kopf damit vom Rumpf zu trennen.

 

Es ist ein sauberer Schnitt. Der Schädel rollt, samt Maske, die Treppe hinunter. Ich springe hinter her und halte ihn auf. Handgranate zwischen die Zähne. Kapuze ab. Ganz schön hässlicher Vogel, denke ich noch, während ich ihn in die Mitte des kleiner werdenden Feuers werfe.

 

Wir ducken uns und mit einem letzten Rumms ist der Spuk zu Ende.

 

 

m

 

 

Die Sonne geht auf und wir stehen wir auf der Dachterrasse des Hochhauses im 36. Stock. Ich fühle mich frei, wie ein Vogel.

 

„Bist du auch einer?“ fragt der Schlachter.

„Ja.“ ,meine ich.

 

Wir blicken über die Stadt.

 

„Tja.“ ,sagt er.

„Tja.“ ,sage ich.

 

Es ist nur ein Schritt.

 

Die Stockwerke ziehen an mir vorüber.

 

Es geht schnell, dann knalle ich auf den Asphalt und mein Kopf platzt, wie eine reife Melone, auseinander.

 

 

k

 

Ein paar Kilometer entfernt, in einer kleinen Straße, steht Maggie am Fenster und wünscht sich ein besseres Leben:

 

 

Einen liebevollen Mann.

 

Ein kleines Häuschen.

 

Ein Baby.

 

Einen Hund.

 

Eine Katze.

 

 

Und sie wünscht sich das Lachen zurück.

 

 

Ihr leerer Blick geht hinaus auf die Straße.

 

 

Der nächste Freier steht schon vor der Tür.

 

 

Sie öffnet das Fenster und flüstert:

 

 

 

 

„Nur noch den Einen und dann ist Schluss. Für immer.“

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Oktober 2020 von Axel Bruss

 

 

 

 

 

 

 

 

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