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Geschrieben am

hat man mir übergezogen
als zweites Fell

 

frag den hier - den Zeugen
wer ist dies ungefragt geborene 
Geschöpf mit meinem Namen

 

er weiß es nicht

 

man hat ihn angeklagt
immer wieder beschuldigt 
zugesehen zu haben
wie Unrecht geschieht
viele Male
verurteilt ist er
Zeuge zu bleiben 
lebenslänglich 

 

frag den mal
was drin steckt 
im Fell

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Geschrieben

Hallo Lé ,

 

die Smileymöglichkeiten finde ich sehr begrenzt - ich bräuchte eines, das nicht "wow" sagt und nicht "weint", sondern eine entsetzliche Betroffenheit ausdrückt.

 

Soweit zu den Kurzreaktionen.

 

Zum Ausführlicheren vorläufig nur soviel,

dass Du ein geflügeltes Wort meiner Kindheit angetriggert hast....

das ich nun versuchen zusammenzusetzen,

denn da hieß es immer,

man:vater (in diesem Fall nicht genderfähig, da frau:mutter dies nie gesagt hat) werde mir:uns noch das Fell über die Ohren ziehen.

 

Gestaunt habe ich da ....und vermutlich erstarrt und tapfer gelächelt -

aber das ist eine anderes Gedicht von einem anderen LI -

und wird mich vermutlich (so wie es sich bereits jetzt eingefräst hat) den ganzen Tag nicht mehr verlassen.

 

Ansonsten verwirrt mich dies Gedicht, das mich auf der emotionalen Ebene kalt erwischt ....und schlimm ... wenn ich es mir rational auseinanderzuklamüsern versuche.

 

Mehr vllt. später.

 

Sternenherz

 

 

 

 

Geschrieben

Hallo @Sternenherz @Carlos @Oilenspiegel,

 

ich freue mich über eure Kommentare.

 

Unser Carlos denkt, er würde es "richtig" lesen, vielleicht so ähnlich wie ich selbst?

Ich kann es mir durchaus vorstellen.

 

Jedenfalls stelle ich erfreut fest, dass das "zweite Fell" ein Bild ist, zu dem fast jedem etwas einfällt, nicht immer das Gleiche. Ich finde, das gehört zum Gedicht, lieber Oilenspiegel, genau wie dein Erschrecken, liebe Sternenherz.

 

Ich grüße euch,

Lé.

Geschrieben

Hallo, Lè

also ich warte auch noch ein bisschen, habe auch so meine Gedanken dazu. Bin geneigt, auf der biblischen Seite zu suchen. Aber vielleicht denke ich auch völlig verkehrt.

Dein Text macht mich neugierig

es grüßt Pegasus

Geschrieben

Hi Lé,

 

das Bärenfell scheint hier ganz gut einzuheizen.

 

Mein innerer Beobachter (Zeuge) zeigt mir ein dickes Fell, mein Analysator zieht schon wieder alles in Zweifel, meine Gefühle, die bleiben dabei unberührt unterm Fell versteckt.

 

Bin ich schuld, weil ich nur analysiere,  meinen eigenen Zweifel in Zweifel ziehe, nicht mitfühle und ich mich hinter einem dicken Fell verstecke und nicht zur Tat schreite, nichts tun, vor lauter denken, steckt da im Fell auch jede Menge Feigheit, Bequemlichkeit, Ruhe haben wollen, sich blind stellen?

Der Sucher in mir sucht nach einem Ausweg bevor mein Zweifel verzweifelt. Angst und Hilflosigkeit machen mich starr und  lassen mich stumm bleiben. Meine Trägheit will sich nicht vom warmen Fell vor dem Kamin erheben, weil meine Sinnsucherei nichts findet was sich lohnt.

 

LG 

S.

 

 

Geschrieben

Liebe Sali,

 

bist du zu früh auf den Sendeknopf geraten, oder warst du heute so knapp, wie ich meistens? .

 

Den Zeugen würde ich auch so sehen. Der Zweifler kann ein Analytiker sei, oder auch nicht. 

 

Aber was ist mit den Gefühlen? 

 

Ich weiß nicht. :-).

 

LG Lé.

 

 

Geschrieben

.. und mit dem Mitfühlen, mit der Menschlichkeit... mein Beobachter meldet die stecken bei jedem in einer anderen Falte seines Fells, manche haben nur ein sehr dünnes, das nennen sie Haut, da geht leicht und schnell was unter diese.

Manchmal müssen die Gefühle sich hinten anstellen, ebenso der Zweifel wenn die oberste Instanz meldet: Action.

Diese ganzen Schichten verschieben sich ständig wie Kontinentalplatten. Manchmal kommst auch zu einem Vulkanausbruch.

Und dann ist da noch das ständige Hintergrundrauschen. Interferenzen im Konglomerat.

 

Kann man denn dem trauen was man sieht, was man beobachtet?

Ist das was wir sehen und daraus schlussfolgern richtig oder nur ein magerer Rückschluss aus einer Wirklichkeit die wir uns so zurechtlegen, damit wir uns in ihr zurechtfinden ohne verloren zu gehen?

 

Ob aus Herrn Zweifel und Frau Vertrauen noch jemals ein Liebespaar wird?

 

Wo setzten sich Gedanken hin, nachdem sie ausgedacht sind  meine kreisen noch eine Weile in ihrem eigenen Kosmos ... so scheint es dem Beobachter in  mir .

 

... 

lG

S.

 

  • Schön 1
Geschrieben

Lieber Lé,

 

beim ersten Lesen dachte ich - ausgehend vom mittleren Teil - es sei etwas Politisches und wunderte mich über die Rubrik. Doch beim nochmaligen Lesen gehe ich eindeutig davon aus, dass das LI über sich selbst spricht und das, was ihm mit Wissen eines anderen angetan worden ist.

 

Das ohne bekannten Grund ihm übergestülpte Fell ist ihm zum befremdlichen Ich geworden. Ich lese eine Anklage heraus, doch die scheint zwecklos zu sein. Es heißt nur, dass man immer einen Weg aus einer Situation heraus finden kann, doch dem ist nicht so. Nur: Das Beste daraus machen? Manche richten sich sogar so gut in dem zweiten Ich / dem "Fell" ein, dass sie gar kein anderes Leben mehr haben wollen.

 

Der Zeuge hier ist vielleicht ein Erziehungsberechtigter - und er weiß auch nicht, was er angerichtet hat und warum - er weiß nicht, was jetzt in dem Fell steckt. Vielleicht möchte er, dass man ihm verzeiht.

 

Es ist schwer, hier den Gedankengang des Poeten zu finden, meine Fantasie geht ihre eigenen Wege, und ich denke an mein jüngstes Gedicht mit einem ähnlichen Thema, das zusammen mit seinen Kommentaren nach dem Wochenende nicht mehr aufgetaucht ist. (Ich werde es wieder einstellen.)

 

Gerne gelesen! Doch kann ich nicht ausschließen, dass ich mich mit meinen Gedanken verirrt habe.

 

Lieben Gruß

Nesselröschen

 

PS: Den Titel habe ich zu wenig mit einbezogen in meine Überlegungen; vielleicht hat das LI nur den Zweifel übergestülpt bekommen - den möchte es wieder los werden. Aber, vielleicht zweifelt es auch, was die Beurteilung des Zeugen anbelangt.

Geschrieben

Hi, 

liebe Sternenherz, auf deine Zeichnung bin ich gespannt, ich hoffe sie bald sehen zu können!

Eine super Idee, Gedichte zu zeichnen! Die gefällt mir außerordentlich!

 

Lieber Carlos, lass mich doch nicht so lange zappeln, ich bin so neugierig auf deine Lesart!

 

Lieber Lé,

ich freu mich, dass du dich zurückhältst und nicht gleich auflöst. So macht das gleich viel mehr Spaß auf dieser Spielwiese.

 

ich wage mich nochmal vor, diesmal nach altbewährtem Salischema:

 

Protagonisten:

LI - Zweifel - Zeuge - "ER" - 2 Felle -

 

zweifel

hat man mir übergezogen
als zweites Fell

 

Durch äußere Umstände wurden Zweifel gesägt und die Umstände waren so eindringlich, dass sie zur 2, Natur wurden quasi eine zweite Haut, nun stellt sich die Frage: welche Umstände waren das. Da gibt es mehrere Möglichleiten:

- Kindheit, denn die Ereignisse der Kindheit prägen am tiefsten.

Das können, wiederholte Glaubenssätze sein, wie etwa, nur als Beispiel: wer nicht s weiß muss alles glauben

:oder dass Eltern etwas bestimmtes sagen wie auch nur als Beispiel: ehrlich währt am längsten dabei aber gegenteilig handeln z.B. indem sie lügen oder auch andere Diskrepanzen zwischen Schein und Sein.

:oder noch schlimmer: die Zweifel an der Liebe der Eltern durch für das LI empfundene Lieblosigkeit (was Eltern vielleicht ganz anders gesehen haben)

 

- eine Beziehung

: in der durch bestimmte Verdachtsmomente das was vermeintlich ist zweifelhaft wird

- eine Freundschaft

: auch da wie in Beziehung

 

Gefühlsmäßig tendiere ich hier zu 1.3.

weil das die Gefühle am nachhaltigsten prägt und der Zweifel tatsächlich zu einer 2. Haut wird.

-  Sanktionierte Ausdrucksform

aber sind wir aus einer bestimmten Generation nicht alle (fast) so erzogen worden, dass man nach außen hin etwas anderes zeigt als das was man im Inneren trägt, also nicht zeigt wie man wirklich denkt oder fühlt, ist der Zeifel hier eine "legitimierte und anerkannte " Ausdrucksform, also Familienkonform, weil das eben die Art ist wie man in der Familie sich nach außen hin gibt. Frei nach dem alten Motto: aber wies drinnen aussieht geht niemand was an.

 

 

 

frag den hier - den Zeugen

 

tja, hmm

wer ist der Zeuge?

- Fotos, Narben, ein anderer der zugegen war, oder LI selbst?


wer ist dies ungefragt geborene 
Geschöpf mit meinem Namen

 

hier glaube ich, dass es um die eigene Person geht: denn wir sind alle ungefragt geboren. Und fragen uns wer bin ich? Ein Produkt aus zufällig zusammengewürfelten Genen mit dem Gewürz der Erfahrung und Erziehung verfeinert?

Dass es besonders erwähnt wird hier, ist ja nicht ohne Bedeutung, also sehe ich hier eine echte Sinnsuche: Wer bin ich. WEr bin ich unter meinem 2. Fell dem Zweifel der mir übergestülpt wurde?

 

er weiß es nicht

 

nächste Frage: wer ist "er"

zunächst dachte ich: der Zweifel Es kann sich aber tatsächlich um eine reale männliche Person handeln und die wiederum wird erst klar wenn man weiß wer die Zweifel gesät hat

- es passt zum Zweifel selbst, denn wüsste es der Zweifel würde er nicht mehr existieren

- eine reale männliche Person: Vater, Großvater, Lehrer, Onkel, Bruder, Liebhaber der Mutter

man darf dem Autor gerne sein Geheimnis lassen in diesem Fall

- oder ist "er" das LI

 

 

man hat ihn angeklagt
immer wieder beschuldigt 
zugesehen zu haben
wie Unrecht geschieht
viele Male
verurteilt ist er
Zeuge zu bleiben 
lebenslänglich 

 

- also gut, der erste Abschnitt würde auch zu einer realen Person passen, selbst der Schluss, denn diese Person muss nun für den Rest seines Lebens dem Ergebnis dessen was er angerichtet hat, zusehen, bezeugen dass er verantwortlich dafür ist.

- ist mit "er" der Zweifel gemeint

: solange man zweifelt kommt man zu keinem endgültigen Ergebnis also auch nicht zum handeln. Deshalb kann man den Zweifel durchaus anklagen zuzusehen.

Was ist das Unrecht hier das geschehen ist? Nun auch dieses Geheimnis dar bewahrt werden. Oder macht man sich immer schuldig, wenn man nicht eingreift, nur zusieht? Mach man sich schuldig nicht zu leben?

: und so lange man zweifelt, solange ist man nur Zeuge und nicht Handelnder

- LI selbst schafft es LI nicht sich von seinen Zweifeln zu befreien? 

 

 

frag den mal
was drin steckt 
im Fell

 

Auch hier, wer ist "er" also " den"

- männliche Person: da stellt sich Li wohl die Frage ob dieser Jemand überhaupt weiß wer er wirklich ist, ob er jemals erkannt worden ist unter dem übergestülpten Fell des Zweifels

: quasi als Gegenpol zu der sich selbst gestellten Frage wer bin ich wird diese nun dem Überstülper gestellt.

Auch hier wieder die Suche nach dem Kern des Ich

: aber ich lese da auch einen Vorwurf durch die fast freche Formulierung " frag den mal" so ausgesprochen wir ja impliziert: der weiß das so wieso nicht.

- und das wiederum passt auch zum Zweifel, denn wie schon gesagt: hätte der Zweifel das Wissen, also die Antwort würde er aufhören zu existieren

- LI selbst: fragt sich wieder was oder wer er ist.

 

Fazit

eine Möbiusschleife:

Innen / Außen ohne Anfang / ohne Ende / ein ewiger Kreislauf.

Weil der Zweifel einfach das ist was er ist oder Li einfach nicht aus seiner 2. Haut herauskann.

 

So lese ich nun dieses Gedicht mit 2 Interpretationen: einer sehr persönlichen und einer die den Zweifel beschreibt.

Für mich darf, wenn es das überhaupt ist, das persönliche gern unter der Decke des allgemeinen als 2. darunterliegende Haut schlummern.

Als Leser bin ich völlig zufrieden mit dem offensichtlichen und nehme die Überschrift als das worum es geht.

Zweifel frisst Vertrauen. Was drin steckt im Fell ist nicht das was nach außen gezeigt wird, so meine frühere Interpretation, hinter Zweifel kann man sich gut verstecken, verbergen. Jede Haut ist auch ein Schutzmantel womit ich wieder beim dicken Fell angelangt bin. Somit schließt sich der Kreis.

 

 

Danke Lé,  für den Raum  mich gedanklich äußern zu dürfen.

 

Liebe Grüße

Sali

 

Geschrieben

Also, ich glaube, Sali hat das Gedicht treffend interpretiert.

Sie fragt sich, wer dieses ER sein könnte ... Ich glaube, das ist das lyrische Ich selbst. 

COGITO ERGO SUM sagte Descartes.

DUBITO ERGO SUM, sagt Lé.

 

Geschrieben

Hallo zusammen,

 

den Zeugungsakt nehme ich mal wieder zurück .... also vllt. ist eer es im übergeordneten Sinne.

 

Hier meine Zeichnung - ganz die meine ...und nicht wohlfeil.

 

Ich interpretiere jetzt einfach meine Zeichnung , wie ich ein fremdes Bild interpretieren würde:

 

:: Das LI trägt diese zwei Felle. Es ist - im Gg.satz zum Zeugen , rundlich und hat eher einen Körper, der dem Kindchenschema entspricht. Mitten drinnen das Herz . Wird geschützt von einer Haut. In diesem Falle ist es ein Fell  - das mit den Borsten / Stacheln / Haaren.

Dies wäre ja nun schon genug des Schutzes für ein Herz - jedoch hier wurde sich noch ein zweites Fell zugelegt .... die dicke Fettschicht aus Zweifel , die dies ganze junge Herzwesen unförmig und konturlos erscheinen lässt.

 

:: Die Stimme aus dem OFF (oben rechts ) fragt : Wer ist dies Geschöpf -- kein Wunder bei soviel Konturlosigkeit . Dies Geschöpf ist unkenntlich ....verwabert .... verwässert

 

:: Der Zeuge nun -- als Vermittler zwischen dem LD / dem Off / der Umwelt .... sagt: Ich weiß es auch nicht. Bezeichnenderweise trägt dieser Zeuge eine Schiebermütze und eine Feder am Hut. Er ist also ein Angehöriger der Schreibenden Zunft.

 

Er hat zugesehen bei dem, was zu dieser Speckschicht aus Unkenntlichkeit geführt hat. Muss er deshalb Zeuge bleiben ?

 

Er hat -- im Gg.satz zum LI einen großen Kopf ....und sieht sehr starr aus.

 

Auch für mich stellt es sich so dar , dass LI und Zeuge eins sind.

Die Stimme aus dem OFF ist die Umwelt jedweder Art.

 

Lieber Lè, ich hoffe meine unkonventionelle Art der Interpretation, die nur die meinige ist (ich habe ja auch das Bild gemalt mit exakt meinen Ingredienzien) ist für Dich okay so. Falls nicht, lösche ich es sofort wieder aus.

 

Da mich Dein Gedicht gestern so extrem geflasht hat .... konnte ich nicht umhin. Ich habe ja noch nie ein Gedicht gezeichnet , um an die Interpretation heranzukommen.

 

Viele Grüße

 

Sternenherz

Zweifel_illu.jpg

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