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Geschrieben am

Sie holen uns ein


 

Wild wuchsen deine Zähne

wie unsere achtlos fallengelassenen Worte

ohne Bedeutung

in den Armen eines Wüstlings

in denen du deine Jungfräulichkeit verlorst.

Nichts die Blindheit von Messer und Gabel

Zinken ohne Zahl

gegenüber den Vorwürfen und Tränen

in deinen Augen mit den tausend Gesichtern.


Direkt und zielsicher

ohne Nachhilfe

hinterließt du Abdrücke

mit der Regelmäßigkeit von Zahnspangen

so als hättest du welche besessen

in den Handrücken jener

die sich schuldig gemacht haben.


Die gestohlene Nähe

ohne Reue

haben wir längst vergolten

mit tausend und abertausend Gedanken

hinter leeren Augen in den stummen Gesichtern.

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Geschrieben

Liebe Nesselrose,

 

hier ist also das Gedicht und die Kommentare in einer Sicherungslücke verschwunden.

 

Ich versuche mal kurz meinen alten Kommentar in den Grundzügen wiederherzustellen.

 

Die erste Strophe weist auf eine Untat an einer jungfräulichen weiblichen Person. Der Wüstling, der sie raubt, könnte jedermann sein, an vielen Orten dieses Planeten sogar ein Ehemann, der sich sein "Recht" nimmt, ein Familienangehöriger oder ein Geschäftsmann, der Mädchen einkauft und ihre Jungfräulichkeit verkauft, ein zahlungskräftiger Freier schließlich.

Nicht ihre Wut (wildgewachsene Zähne!) und nicht ihre Vorwürfe  und Tränen vermochten etwas zu ändern.

 

In Strophe 2 bestätigt sich die Vermutung, dass es sich um eine sehr junge weibliche Person handelt, die Opfer geworden ist, durch die Zahnspangen. 

Die Abdrücke, die sie bei allen hinterlassen hat, die sich schuldig gemacht haben, sehe ich als ein Bild für die kollektive Schuld an solchen Taten, die immer Mitwisser hat, und Menschen, die wegsehen oder untätig zusehen.

 

Strophe 3 ist für mich die schwierigste. Wie können tausend und abertausend Gedanken das Geschehene vergelten? Ich sehe darin die Hoffnung, dass durch die Solidarität der Gesellschaft mit den Opfern Heilung möglich ist.

 

ich danke für die Möglichkeit, meinen eigenen Text daraus zu weben.

 

Wiedermal ein sehr interessantes Gedicht mit unverbrauchten Bildern. Es gibt zwei kurze Passagen, die ich einsparen würde. Das sind:

"mit den tausend Gesichtern" und "in den stummen Gesichtern".

 

Liebe Grüße 

Lé.

 

 

 

 

Geschrieben
vor 4 Minuten schrieb Létranger:

Passagen, die ich einsparen würde. Das sind:

"mit den tausend Gesichtern" und "in den stummen Gesichtern".

 

Hi Nesselröschen,

 

Sehe ich auch so. Ansonsten ein spannender Text, den ich noch öfter lesen werde.

 

loop

Geschrieben

Liebe @janosch, danke für das Lob - das freut mich sehr!

 

Lieber @Létranger, danke auch dir für das:

Am 12.8.2021 um 17:58 schrieb Létranger:

Wiedermal ein sehr interessantes Gedicht mit unverbrauchten Bildern.

 

Im Prinzip hat dich dein Gefühl nicht getäuscht, was die Befindlichkeiten des jungen Mädchens anbelangt, doch ist die Ursache eine andere. Genauso könnte die Geschichte sich aber zugetragen haben, wie du sie schilderst, doch ich habe versucht, einfach nur den ganz normalen "Wahnsinn" in der Familie mit einer Pubertierenden zu schildern; dabei handelt es sich hier nicht um Missbrauch, so wie wir ihn verstehen, nur vielleicht um das Unvermögen, es besser zu machen, und um die Folgen.

 

Das Wir - die die büßen müssen - sind die Eltern, die angesichts der Argumente und Vorwürfe, die im Nachhinein nicht ganz von der Hand zu weisen sind, dem am Ende nur ein Schweigen entgegenzusetzen haben und tausende von Gedanken ...

 

Lieber @loop, das freut mich sehr! Auch, dass du es nicht nur einmal lesen willst! 

 

Die angeführten Stellen - v.a. die mit den "tausend Gesichtern" sind mir sehr wichtig - sie sind sozusagen die Voraussetzung für das Wie des Geschehens und all des in den Zeilen Vorkommenden, stehen still im Hintergrund oder bilden sogar das Gerüst des Gedichtes. Näher möchte ich nicht darauf eingehen (ich denke, dass einige von den Lesern etwas damit anfangen können). Ansonsten - wenn ich nicht wüsste, um was es geht - kann ich verstehen, dass diese Stellen im Gedicht überflüssig sind, so wie auch Lé es sagt. Da ließe sich überlegen, in wie weit man für die Leser schreibt oder doch eher für sich ...

 

Lieber @Dionysos von Enno

Am 12.8.2021 um 18:54 schrieb Dionysos von Enno:

spannend und ein bisschen wie ein Kriminalfall..

 

Da fühle ich mich geehrt, danke! . Weil ich es nicht im Detail aufklären möchte, hoffe ich, dass es nicht schadet, wenn die Täter nicht in allen Punkten überführt werden, und weiterhin einige Geheimnisse bleiben ...

 

Liebe @Darkjuls,

Am 13.8.2021 um 14:35 schrieb Darkjuls:

Es bleibt ein beklemmendes Gefühl bei mir zurück. 

 

Ich danke dir für das Mitfühlen! Auch wenn die beschriebenen Ereignisse weniger dramatisch sind, als sie sich anhören, freut es mich, dass ich das bittere Gefühl wecken konnte, das auch mich (nach Jahren) immer noch beschleicht. Wenn ich mich richtig erinnere, kannst du das von Berufs wegen alles gut verstehen.

 

Danke auch @Alexander für das Like, sowie @Carlos für den Kommentar, der leider mit dem vorigen Post des Gedichtes verloren gegangen ist!

 

Freue mich sehr, dass ihr alle da wart!☺️

 

Liebe Grüße! 

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