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Geschrieben am

 

Das Bild im Spiegel

 

 

Dreitagebart im zerklüfteten Gesicht und eine Kippe, die im Mundwinkel klemmt.

Zigarettenqualm vernebelt mir die Sicht, auf den Spiegel, der mir Klarheiten zeigen würde.

Jene Klarheiten,

die ich mir nicht zeigen lassen will, müsste ich sie sonst ertragen. Den Mut dazu ertränke ich, mit einem Glas voll Schön.

 

Und schön ist es jedesmal

das verschwommene Bild der flirrenden Phantasien, die anmutig tanzen wie eine Fatamorgana in sengender Hitze.

Ich feier den Zustand der Sinnlosigkeit!

„Du hast genug“, sagt der Barkeeper, als er meinen auffordernden Blick sah.

 

Ohne ein weiteres Wort drehte er sich um und poliert Gläser auf Hochglanz, in denen sich das Licht der Thekenbeleuchtung bricht.

 

Den Tanz des bunten Lichts bemerkte ich nur wage, die Lider kaum noch offen haltend.

 

Unbeachtet von der Bedienung und irgendwelche zusammhangslose Worte stammelnd schwanke ich dem grünen Exitlicht entgegen.

Ich erinnere mich noch an meinen letzten Gedanken, bevor das Licht ausging:  ICH MUSS VON VORNE ANFANGEN - VON GANZ VORNE.


Was zwischen Dunkel und Hell geschah, weiß ich nicht und schaue dem Mann hinter der Theke beim Gläser polieren zu, mit einem vollen Glas in der Hand.

 

Schweigend stelle ich es ab, mit einem letzten Blick in den klaren Spiegel und gehe dem grünen Exitlicht entgegen.

 

 

© Sternwanderer

  • Gefällt mir 2
  • wow... 3
Geschrieben

Hallo Sternwanderer,

ja ganz exquisit geschrieben!

ich lese da einen kleinen black out heraus.

Den Wunsch nach Veränderung nicht mehr festzuhängen am Schönglas, es auszutrinken bis zur Bewusstlosigkeit der Sinne und Gefühle und einem finalen Ruck in die neue Richtung..

Spannend

 

Liebe Grüße

Sali

  • Gefällt mir 1
  • 3 Wochen später...
Geschrieben

 

 

Hallo @Carry

 

vielen Dank.

 

Viele Menschen, die mit sich selbst nichts anfangen können, in ihrem Sein den Sinn suchen und lediglich die vermeindliche Sinnlosigkeit zu erkennen glauben, suchen in ihrer Einsamkeit eine Bar auf, in der der Barkeeper eine zentrale Rolle spielt, nicht nur um sagen zu müssen wann der Alkoholpegel hoch genug ist. Nein, er ist viel mehr – die Thekenbedienung ist der Kummerkasten, der Beichtvater und der Weise, der auf so manchen Weg zur Erkenntnis aufmerksam macht.

 

 

LG Sternwanderer

 

 

 

Hallo @Carlos

 

wow, was für ein Lob. Ganz herzlichen Dank dafür.

 

 

LG Sternwanderer

 

 

 

 

Hallo @SalSeda  Sali

 

 

ganz lieben Dank für das Lob.

 

Sich in ein alkoholisches Delirium zu trinken erzeugt fast immer Mal einen Black Out und das nicht nur im Gehirn. Wenn, so wie hier bei meinem Protagonisten, noch ein paar Gehirnzellen überlebt haben und die ihm sagen: „Es wird höchste Zeit dein Handeln zu überdenken!“, kann man Hoffnung haben, dass das neue Leben, mit klarer Sicht auf den Spiegel der Erkenntnis, in positive Bahnen gelenkt wird.

 

 

LG Sternwanderer

 

 

 

 

Hallo @Létranger

 

In die Rubrik wollte ich es zuerst auch einfügen, doch erfahrungsgemäß werden Kurzgeschichten eher seltener gelesen.

Vielleicht wage ich es zu gegebender Zeit mal wieder.

 

 

LG Sternwanderer

 

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