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Geschrieben am

Ein neues Ich

 

Du fängst ein neues Leben an,
mit viel Elan und Schwung.
Weil besser es nur werden kann,
du warst noch viel zu jung.

Nur Fehler hast du da gemacht,
gefallen bist du tief.
Nun siehst du wie der Teufel lacht,
der damals nach dir rief.

Ein neuer Mensch willst du nun sein,
nicht der, der du noch bist.
Und doch fühlst du dich ganz allein,
weil alles anders ist.

Ein neuer Ort, ein Neubeginn,
mit neuem Namen dort.
Es ist so wie ein Hauptgewinn,
du willst nie wieder fort.

Die Welt dreht sich mit neuem Klang,
das alte Ich ist weg.
Und doch hat man ein Leben lang
sich selber im Gepäck.


© Kerstin Mayer 2021

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Geschrieben

Ich muss an die Menschen denken, die der Fremden Legion beitreten. Sieben bis acht Tausend bewerben sich jedes Jahr. Die Altersgrenze ist 39. Nur ein Bruchteil davon wird angenommen und nur wenige bestehen die Probezeit, drei Monate.

Warum ich an sie denke? Weil sie alle kriegen einen ganz neuen Namen, quasi eine neue Identität, und nach fünf Jahren die französische Staatsangehörigkeit.

Ich wage die Theorie zu glauben, dass diese Menschen, nach, sagen wir mal, 20 Jahren eines solchen Lebens, wo niemand seine Vergangenheit verrät und von niemandem danach gefragt wird, ich glaube also, solche Menschen sind neue Menschen, die, anders als du, liebe Kerstin, in deinem Gedicht am Schluss sagst, sich von ihrem alten Ich entledigt haben, sie haben sich nicht mehr im Gepäck.

Geschrieben

Hallo Carlos,

es ist interessant, was du in das Gedicht hinein interpretierst.

 

Ich meinte jedoch eher uns alle damit, die gerne mal ihr altes Ich

hinter sich lassen möchten und einen Neuanfang wagen,

und dann feststellen, dass man sich selber niemals los wird,

egal wohin man geht.

Geschrieben

Hallo Kerstin, ich denke auch, dass wir unser altes Ich immer dabei haben und es nie ganz abschütteln können. Vielleicht ist das gut so? So macht jeder seine Erfahrungen und verändert sich. 

 

Ein gelungenes Gedicht, welches zum Nachdenken anregt. 

 

Lieben Gruß Darkjuls

Geschrieben

Ach Kerstin, wenn du wüsstest, wie gut es mir tut, zu sehen, dass du, als Frau, nicht "Autorin" schreibst, was eigentlich ganz normal ist, sondern "Autor". Das zeigt mir, dass du ein selbstbewusster Mensch bist und musst nicht deine Feminität betonen.

Du schreibst auch "Leser" und nicht "Leser:in" ...

Eigentlich solche Differenzierungen sind eher ein Zeichen von Diskriminierung oder Selbstdiskriminierung. 

So empfinde ich das auf Russisch, allerdings bei den Verben. Ein Mann sagt: "Ja ustal", ich bin müde. Eine Frau muss sagen: "Ja ustala", mit einem A am Ende. 

Wie dem auch sei, ich bedanke mich im Namen deiner wunderbaren Sprache.

 

 Bei den Prädikaten, nicht bei den Verben.

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