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Ein besonderer Ausflug

 

 

So grade ist das Echo noch zu hören … Auuuua, Auuua, Aua. Seltsam, es ist doch sonst eine wohltuende Ruhe in dem kleinen Wäldchen. Einzig der kleine Bach erzählt alte Weisen und der sanfte Windhauch, der die Waldgräser streift, lässt ein leises Rascheln hören. Sonst herrscht himmlische Ruhe in dem Autal des kleinen Tannenwaldes. Der Bach speist ein kleines Biotop, ain der Richtung, aus der das Echo zuhören war. Es ist alles sehr seltsam, fast schon mysteriös. Wie kann ein Echo ohne Felswände entstehen?! Berge sind hier weit und breit auch nicht. „Ob Jannis und Laya es auch gehört haben?“, überlegt Klaus, ihr Vater. Da kommen die Zwillinge wieder zurück, sie waren ein Stück vor gelaufen um einen schönen Picknickplatz zu finden.

 

„Papi dahinten ist ein toller Platz, dass Gras ist ganz hoch. Wenn wir liegen kann man uns nicht sehen!“, ruft Jannis ganz aufgeregt und fuchtelt mit beiden Händen um sich herum. Laya die neben ihm her läuft muss ständig den Kopf einziehen damit sie kein blaues Auge bekommt.Die Geschwister sind Zwillinge und sehen sich zum Verwechseln ähnlich.

„Hey ihr beiden, habt ihr das eben auch gehört?“ „Ja Papa, haben wir.“, keuchen beide wie aus einem Mund. Vom Herumrennen sind sie völlig aus der Puste. Erschöpft setzen sich die Geschwister auf den weich bemoosten Waldboden. Der Vater macht es ihnen gleich und nimmt ein Kind rechts und das andere links in den Arm, und drückt sie zärtlich an sich. Die Kinder sind sein ein und alles seit ihre Mutter tot ist. Karin ist an einer banalen Lungenentzündung gestorben, tragischer konnte es nicht sein. So langsam kehrt die Freude und das Lachen in die kleine Familie zurück.

 

„Hört mal, sollen wir nicht weiter gehen und nachschauen, was das war?“ „Okay, los komm Papa. Los geht´s mit der Suche.“, bestimmt Jannis. Er will immer der Anführer sein. Der Vater schmunzelt in sich hinein und folgt seinem Sohn mit Laya an der Hand bereitwillig. So irgendwie hat die Kleine keine Lust und wäre lieber noch sitzen geblieben. In dem Augenblick hören sie ein Rascheln und schauen sich alle drei verdutzt an und bücken sich gleichzeitig. Nun ist Laya Feuer und Flamme für das Abenteuer das sie grade erleben.

 

„So ein vermaledeiter Mist und Quatsch und Blödsinn zugleich!“, hören die drei eine ganz helle Stimme piepsend schimpfen. Sie können aber immer noch nicht sehen wer da spricht.

Und wieder: „Bockmist, Herrschaftszeiten ich komme einfach nicht los!“, wird nun gestöhnt.

 

Klaus hebt ein großes Farnblatt hoch und kann nicht glauben, was er dort inmitten der Halme sieht. Die Kinder und er schauen sich ungläubig an und reiben sich die Augen. „Kannst du mir mal helfen, Klaus? Guck nicht so blöd, komm lieber her!“

Durch die barsche Piepsestimme zuckt Klaus ein wenig zusammen. Vorsichtig biegt er die Farnhalme auseinander und sieht eine kleine Figur total verheddert dazwischen liegen. Sie ist grade mal so groß wie sein Mittelfinger.

 

„Wer bist du denn?“, fragt Klaus zaghaft. Ein wenig zweifelt er an seinem Verstand. Die Kinder hocken hinter ihm und kommen aus dem Staunen nicht heraus.

 

„Ich bin KarlPieterFranz und habe früher in deinem Garten gewohnt. Ich habe hier im Wald mit

OttoTheoLudwig verstecken gespielt und bin über einen Zweig mit Tannennadel gestolpert. Dann bin ich hingefallen und über den Boden hier runter in das Farn gehockelt. Wo mein Freund abgeblieben ist, weiß ich nicht. Den muss ich nun suchen. Ich bin ein Kobold und OttoTheoLudwig ist ein Troll. Eigentlich dürfen wir nicht zusammen spielen, aber hier sieht uns niemand.“, seufzt der Winzling.

 

„Wie, du hast früher in unserem Garten gewohnt? Ich habe dich aber nie gesehen.“, fragt Klaus verständnislos. „Das wird ja immer kurioser.“, murmelt er vor sich hin. KarlPieterFranz hat es dennoch gehört. „Wir haben alle bei dir gewohnt. Mein Freund der Troll, die kleine Fee Swieti und dann noch Leana, das Elfchen. Herrn MorseFritz, der Specht, haben wir hier im Tannenwald kennengelernt. Bei KlopfHännes dem Biber, der unten an dem Bach wohnt, haben wir Unterschlupf gefunden.“, sagt der Kobold weinerlich. „Weil die liebe Karin gestorben ist und der Garten nun keine Seele mehr hat mussten wir uns ein neues Zuhause suchen.“ Nun kullern ihm stecknadelkopfgroße Tränen, die wie Perlmutt schimmern, über die kleinen Wangen.

 

Klaus streckt seine Hand aus und KarlPieterFranz klettert darauf. „Zusammen werden wir deinen Freund, den Troll schon finden.“, tröstet Klaus und seine beiden Kinder nicken heftig mit ihren Köpfen, die vor lauter Aufregung hochrot sind. Als ob es das Stichwort gewesen wäre kommt auch schon Herr Specht MorseFritz angeflogen. Sicherheitshalber bleibt er erst einmal in einer Tanne sitzen und schaut sich die Situation an. Als er erkennt wer KarlPieterFranz auf der Hand hat flattert er auf Klaus Schulter.

 

„Hallo Klaus, wie schön das wir uns wiedersehen!“, freut sich Herr Specht. Die kleine Familie wundert sich über nichts mehr und Klaus erklärt MorseFritz was passiert ist.

 

„Ach, wir finden Trollchen OttoTheoLudwig schon. Kein Problem für uns. Koboldchen war mal wieder ungestüm. Das kennen wir schon von ihm.“, krächzt MorseFritz. Seine Stimme hat ein wenig gelitten. Beim Bau seiner neuen Baumhöhle ist ein wenig Holzstaub in seinen Hals gekommen. „Ich schwirr mal eben los und gebe Elfe Leana und Fee Swieti Bescheid das die Kumpel Kobold und Troll später nach Hause kommen.“, erklärt er heiser und ist schon zwischen den Bäumen verschwunden. „Wir machen uns dann schon mal auf die Suche nach dem Troll.“, ruft Klaus noch schnell hinterher, doch MorseFritz hört es schon längst nicht mehr.

 

Der Vater dreht jedes Blatt herum, während KarlPieterFranz auf seiner Schulter hockt und sich an dem Hemd des Familienvaters festkrallt. Das ist gar nicht so einfach mit den winzigen Fingern. Die Kinder kommen mutlos und traurig zu ihrem Vater.

 

„Papi, könnten wir doch zaubern, dann müssten wir nicht so lange nach OttoTheoLudwig suchen!“ „Stimmt, dass machte alles einfacher.“, murmelt er nur halb zuhörend und sucht weiter.

Wie aufs Stichwort kommen die Elfe und die Fee angeflattert, um zu schauen wie lange es noch dauert. „Ihr müsst doch auf den kleinen Hügeln nachschauen, nicht auf dem Boden. Ihre Stimmen hören sich wie kleine Weihnachtsglöckchen an. Und schon schwirren sie mit einem lieblichen Rosenduft hinterlassend von dannen.

Folgsam achten sie auf die Maulwurfs – und Tannennadelhügel, immer bedacht sie nicht zu zertreten. Es könnte ja der Troll darauf sitzen. Doch immer noch keine Spur von OttoTheoLudwig.

 

Endlich lässt sich MorseFritz mal wieder blicken. Langsam und bedächtig kommt er herangeschwebt und landet vor Klaus Füßen. Die Kinder sehen es sofort und lachen und hüpfen vor lauter Freude zugleich. Herr Specht hatte den Troll gefunden und gleich mitgebracht.

Papa Klaus setzt den Troll OttoTheoLudwig ebenfalls auf seine Schultern und schärft dem kleinen Wicht ein sich gut festzuhalten. Natürlich, wie könnte es anders sein, werden die beiden kleinen Gestalten schnell übermütig. Sie lassen leichtsinnig die Füßchen baumeln und wippeln mit dem winzigen Po hin und her. Sie jauchzen und jubeln und piepsen dabei Klaus ständig in die Ohren. Doch für ihn ist ein lustiges Lied und lässt ihn den Kummer um seine verstorbene Frau vergessen.

 

Auch die Kinder sind fröhlich wie lange nicht und springen quer durch den Wald, immerzu dem Morsefritz hinterher, der den Weg zu Biber KlopfHännes Heim zeigt.

Der Pfad dorthin ist mit den schönsten Pflanzen gesäumt, die in einem herrlichen Sonnenlicht erstrahlen. Eigentlich seltsam, sie sind doch mitten im Wald. Ebenso der Duft, den hier die drei Menschen bemerken, ist nicht der nach Tannen. Es duftet nach dem Garten zu Hause, dem Rosengarten, den Karin angelegt hatte. Fragend schauen Jannis und Laya ihren Vater an und kämpfen mit den Tränen.

MorseFritz schreckt die Drei aus ihren Erinnerungen auf.“Wir sind angekommen!“ Swieti und Leana stehen schon vor der Tür und erwarten den kleinen Trupp. Wegen dem Besuch haben sie ihre schönsten Kleider angezogen und sehen traumhaft aus. Sogar auf den Feenstaub und Sternenglitzer haben die zwei nicht verzichtet. Für sie ist heute ein Feiertag, der erwartete Besuch ist endlich da. Sie wussten ja alle das der Vater mit seinen Kindern hierher kommen würde – in den Zauberwald!

 

Dass das alles absichtlich geschieht, wissen Klaus und seine Kinder nicht. Noch nicht! Denn gerade als es ihnen sehr schlecht ging, in der Trauer um die verstorbene Mama, hatten die Fee Swieti und die Elfe Leana dafür gesorgt, das Klaus den Ausflug mit seinen Kindern hierher unternahm.

 

Trotz der prächtigen Laune erhalten OttoTheoLudwig und KarlPieterFranz eine ordentlich Standpauke. Ständig stellen sie in ihrem Übermut Dummheiten an, dass muss aufhören!

 

KlopfHännes Haus liegt an einem wunderschön gelegenen Bachufer inmitten einer blühenden vierblättrigen Kleeblattwiese. Gut behütet von riesigen Farnwedeln steht eine dunkelrote Rose ohne Dornen auf der Lichtung. Tautropfen, die niemals abtrocknen, umsäumen die Rosenblätter der nur leicht geöffneten Knospe. Fast sieht es aus, als ob die Rose weint.

 

Magisch angezogen betrachten Klaus und seine Kinder dieses Wunder im Wald.

 

Da trifft ein wunderschön golden strahlendes Licht auf die Rose und eine zarte Stimme erklingt: „Klaus, als ich gestorben bin, zog meine Seele hierher in den Zauberwald. Hier werde ich weiterleben, beschützt von den Waldbewohnern. Die Fabelwesen haben dich und die Kinder hierher geholt, damit ich dir dies sagen kann. Du wirst eine neue Frau und gute Mutter für unsere Kinder finden, auch wenn du es jetzt noch nicht glauben kannst. Es wird bald so weit sein. Sie wird den Garten zu neuem Leben erwecken und ihm eine Seele einhauchen, so dass alle wieder zurück kommen können. Nur ich nicht. Solange die Tautropfen hier im Schatten des Waldes nicht trocknen, werde ich in der Rose weiterleben und ihr könnt mich besuchen kommen. Doch eines Tages werde ich fort sein.“ Eine Wolke schiebt sich vor den Lichtstrahl und die schönste aller Blumen verstummt.

 

Klaus fasst seine Kinder tränenüberströmt bei der Hand und wird von all den Geschöpfen aus dem Wald heraus begleitet.

Er kann einfach nicht glauben, was Karin ihm gerade zugeflüstert hatte. Die Kinder konnten es nicht hören, sie waren durch das Herumtollen mit KarlPieterFranz und OttoTheoLudwig abgelenkt.

 

Nach einigen Wochen war es dann tatsächlich soweit. Beim Einkaufen stieß er mit seinem Einkaufswagen an den von Sabine. Der sprichwörtliche Blitz schlug ein und Karin's Prophezeiung bewahrheitete sich. Das Schönste ist, Sabine ist auch eine Gärtnerin aus Leidenschaft. Der Fortbestand des verwunschenen Gartens ist gesichert und Switie, Laya, OttoTheoLudwig und KarlPieterFranz konnten zurück in ihr altes Zuhause kommen. Ab und an machte MorseFritz Kontrolle und erzählte anschließend KlopfHännes von den Abenteuern, die alle in dem Garten zu bestehen hatten.

 

Nach einigen Monaten, an einem wunderbaren Herbsttag, geht die Familie zu der Lichtung in dem Zauberwald. Klaus wollte seiner neuen Liebe die Rose ohne Dornen zeigen, die mitten im Wald blüht. Sie war fort!

 

 

© Sternwanderer

 

 

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