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Der Alte

 

noch einmal die Sonne in Händen halten, 

 wenn er Atem auch kaum noch zu geben hat.

Die faltigen Hände, die langsam erkalten.

Das mit Kreuzreimrätseln bekritzelte Blatt.

 

Die Bibel auf dem Schoß, Hosianna gehustet.

Gekeucht in die eiskalten Hände, die frieren.

Erinnerungen, die lieb in die Augen gepustet

ihm den Sonntagskaffee mit Tränen anrühren

 

Der Alte

 

lehnt sich stöhnend zurück.

An der Wand auf die Balken von Raum und Zeit

gekreuzigt, als Jesus, Das Selbst mit Blick

in des Alten nicht alternde Kindlichkeit

 

Der Alte

 

Fast taub und doch klingt seine Stimme

zu dem Selbst, das am Kreuze hängt an der Wand. 

Er weiß, er verlässt die Welt durch die Sinne. 

Doch fühlt er sie noch, die zitternde Hand

 

Der Alte

 

Hinhumpelt zum Kreuze,  zu ihm, 

zum ans Kreuz geschlagenen alten Mann.

Fast blind ist der Alte und doch sieht er hin

was ihn mit dem Kreuze verband.

 

Da packt er jubelnd den gekreuzigten Herrn

und reißt ihn vom Kreuze herunter.

Die zitternden Hände streicheln die Stirn

und es fährt in die Sinne des Alten ein Wunder

 

Der Alte

 

Spürt wie die Hände sich wärmen.

Wie ein Licht strahlt, das immer schon in ihm war.

Und die Sinne, die von der Welt sich entfernen, 

dafür dem inneren Leuchten ganz nah. 

 

Der Alte

 

Braucht weder Kreuz noch Figur. 

In ihm ists hell und die Sonne scheint. 

Das von der Raumzeit befreite Selbst ist (hier) nur

 

Der

Alte

    der      jetzt      Worte

auf

 Liebe

reimt

 

 

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Geschrieben
Am 2.10.2021 um 12:43 schrieb Diana Tauhwetter:

Hallo Dionysos, 

Ein sehr schönes Gedicht. Vor allem der Neologismus "Kreuzreimrätsel" passt sehr gut zum Gedicht. Einerseits wegen dem gewählten Reimschema und andererseits wegen dem Kruzifix. Tolle Idee.

 

Liebe Grüße, Diana 

 

Hi @Diana Tauhwetter, danke ! Schön, dass es Dir aufgefallen ist und es Dir gefällt

 

@Darkjuls vielen Dank

 

@Fan danke für Deine ergebenste Introspektion. Mögen Deine Windeln immer Deine Rache und Vergeltung halten, wenn Du der Alte bist, aber auch ganz generell unter Alten. 

 

@Amadea  hi, dieser "BungeeZus" ist von Mark Bryan, einem kalifornischen Künstler. Oben dargestellt ist seine zweite Version, die meiner Meinung nach noch deutlich besser ist als die erste. 

 

Mir selber ging es  nicht um Religion. Auch habe ich nicht das Gefühl, dass sich "Der Alte" durch Blasphemie, also eine verhöhnende, verletzende Äußerung über etwas Göttliches, "emanzipiert hat".  Ich habe versucht, das hierin mitzugeben: 

 

"Das von der Raumzeit befreite Selbst ist (hier) nur der Alte der jetzt  Worte auf  Liebe reimt"

 

Ich hoffe, eine gewisse Zärtlichkeit, mit der hier "die Bilder" auf  "auf die Schippe genommen wurde ", ist hinreichend erkennbar. 

 

Im Grunde ist in meiner Lesart die ganze Szene nur eine Allegorie. Es gibt m.M.n. hier weder "den Alten" als Mensch, noch "den Jeus" am Kreuz an der Wand. 

 

@Managarm vielen Dank mein Lieber. Freue mich, wenn es gefallen hat

 

@Melda-Sabine Fischer vielen lieben Dank. Schön, dass es Dir gefallen hat 

 

Geschrieben

Hi Dionysos,

Blasphemie als Befreiungsakt vom kalten Joch des Kreuzes? Für eine religiös unterdrückte Generation sicherlich ein überfälliger Befreiungsschlag, für den anderen ein Gag durch Karrikatur. Wenn Religionen auf die Schippe genommen werden können, ohne dass Gefühle verletzt werden, und ohne dass es im Widerspruch zu tiefer Religiösität steht,  hat sie mEa. einen hohen Reifegrad erreicht. 

Wer ist der Künstler?

 

L.G. Amadea

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Geschrieben
vor 12 Stunden schrieb Dionysos von Enno:

 

 "BungeeZus" ist von Mark Bryan, einem kalifornischen Künstler. Oben dargestellt ist seine zweite Version, die meiner Meinung nach noch deutlich besser ist als die erste. 

 

Mir selber ging es  nicht um Religion. Auch habe ich nicht das Gefühl, dass sich "Der Alte" durch Blasphemie, also eine verhöhnende, verletzende Äußerung über etwas Göttliches, "emanzipiert hat".  Ich habe versucht, das hierin mitzugeben: 

 

"Das von der Raumzeit befreite Selbst ist (hier) nur der Alte der jetzt  Worte auf  Liebe reimt"

 

Ich hoffe, eine gewisse Zärtlichkeit, mit der hier "die Bilder" auf  "auf die Schippe genommen wurde ", ist hinreichend erkennbar. 

 

Im Grunde ist in meiner Lesart die ganze Szene nur eine Allegorie. Es gibt m.M.n. hier weder "den Alten" als Mensch, noch "den Jeus" am Kreuz an der Wand.

Das Göttliche ist mEa. unverletzbar, sonst wär es nicht göttlich. Verletzt fühlt sich immer der Mensch. Auch als wohlgemeinte Allegorie mit einem Alten, der sich zum Schluss seine reinherzigen Reime auf Liebe macht,  wäre es naiv zu glauben, dass hier zarte Bilder von Unschuld transportiert werden, vielleicht in Dios Wohnzimmer. Es kommt immer auf den Gott an, mit welchem der Mensch erzogen wurde. Für mich ist es witzig. Du wärest aber mindestens von zwei meiner Tanten mit der blanken Haarnadel erstochen worden, wenn du ihnen Marc Bryans BungeeZus zum Geburtstag präsentiert hättest. Vor Gericht hätten sie den provokanten Inhalt angegeben. Und spätestens als Deko- Kunst in einer Abtreibungspraxis hätte deine allegorische Liebesbotschaft ihre Liebeskraft verloren. Wenn du den Schmetterling und das Blümchen als unschuldige Liebesallegorie wählst, wirds auch für meine Tanten verständlicher, und Fan hätte keine Windelsorgen.

L.G.Amadea

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Geschrieben

Ja ist doch klar, dass es polrisiert @Amadea. Ich beschwere mich nicht, dass Ihr (Deine Tanten !) euch in eurem Religionismus verletzt fühlt. Das ist doch euer gutes Recht ! Damit muss man doch rechnen, wenn man seine Liebesbotschaften so provokant verpackt. Kunst muss ja auch weh tun, wenn Sie bessern will.  Die Medizin muss tiefer gehen, als die Krankheit womit ich nicht der Meinung bin, dass Deine haarnadelmordenden Tanten an etwas "erkrankt" sind. Möglicherweise ist das bei  haarnadelmordenden Christen ein normales Verhalten, mit denen sie ihre Christusfiguren an der Wand verteidigen möchten. Bezüglich der Abtreibungspraxis kann ich Dir jetzt auch nicht helfen. Ich denke, da können die Antworten ohnehin nur von innen kommen.. oder eben keine.. 

 

mes compliments

 

Dio 

 

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Geschrieben
vor 1 Minute schrieb Dionysos von Enno:

 Die Medizin muss tiefer gehen, als die Krankheit womit ich nicht der Meinung bin, dass Deine Haarnadelmordenden Tanten an etwas "erkrankt" sind.

Doch, das sind sie, leider.

Wobei sie deine Antwort nicht hätten gelten lassen, weil sich diese in ihren Augen mit dem Freibrief der Kunstfreiheit ein blasphemisches Feigenblatt vorhält.

Meinen ganzen Segen hast du, weil ich mit deinem Kunstverständnis d`accord bin. Nur würde ich es nicht Allegorie, sondern gezielte Provokation oder künstlerische Medikamentation nennen.

L.G.Amadea

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