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Geschrieben am

 

 

 

Maus und vorbei

 

Das Magermäuschen, das ich fraß,
derweil es blass im Beichtstuhl saß,
war mehr nicht als ein Hungerhauch
aus Kerzenlicht und kaltem Rauch.

 

Ich fraß auch eine Friedhofsmaus.
Welch Gramgenuss. Welch Gruselschmaus.
Sie schmeckte nach ersehntem Tod,
nach Siechtum, Leid und Gnadenbrot.

 

Die frische Würzmaus, die ich fing,
roch ganz verführerisch und ging
im Kräutergarten ringsumher.
Von denen fräß ich gerne mehr.

 

Was ist? Tun dir die Wusel leid?
Dann nutze deine knappe Zeit.
Auch du wirst mir ein Leibgericht -
mehr als ein Mäuschen wiegst du nicht.

 

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Geschrieben

Im Mittelalter herrschte ein ähnlicher Humor. Da war der Tod jederzeit präsent, allgegenwärtig.

Die Kindersterblichkeit war immens. Die Wenigsten erreichten das 40te Lebensjahr.

Unabhängig davon, es herrschte der Allgemeinglauben, dass Leben sei nur ein Tränental, der Tod der Anfang des ewigen Lebens.

Dein Gedicht ist ein Meisterwerk.

  • Danke 1
Geschrieben

HeyHo Carlos,

 

ja, da liegst du ganz richtig. Bei meiner märchenhaften Verwandlung in Tiergestalt hatte ich als Kulisse ein Mittelalterliches Kloster vor Augen. Vielleicht ein wenig so, wie man es von „Der Name der Rose“ von Umberto Eco her kennt. Und die Mäuse glichen ein wenig den Mönchen, die irgendwo im Hintergrund ihr von Ora et Labora (und Selbstgebrautem) bestimmtes Leben fristeten.

 

Es waren düstere Zeiten. Und wenn der Hunger kam konnte es selbst dem Mauser passieren, dass er vom Küchenmeister mittels schwarzer Magie vom Kater in einen falschen Hasen verwandel und im Refektorium serviert wurde.

 

Zum Glück hätten wir heute viel bessere Voraussetzungen und Freiheiten dafür, mit unserem Leben etwas sinnvolles und erfüllendes anzufangen. Nur so für den Fall, dass wir uns doch noch dazu entscheiden keine Maus zu sein.

 

Vielen Dank für deinen Besuch und dein Lob Carlos.

 

Ich lese deine Gedanken und Kommentare immer wieder gerne.

 

Liebe Grüße

 

vom Gaukel

  • Danke 1
Geschrieben

Lieber Gaukel,

 

Von Mönchen und Mäusen also

 

Es war ein Schnitter namens Tod.... verspeist die Maus zum Abendbrot....

da weht schon ein Hauch von Pest und Verderbnis mit...

 

Großartig!

 

Liebe Grüße

Sali

  • Danke 1
Geschrieben

Hallo Lé,

 

zum Glück schreibst du „gewohnt sicher in Form und Sprache"...

 

Beim Mausen selbst sollte es erfahrungsgemäß eher ungewohnt aufregend und zugleich abenteuerlich zugehen   ;o)...

 

Danke für dein Lob und deinen Besuch

 

Liebe Grüße

 

vom Gaukel

 

 

 

Hallo Sali,

 

ja, dieses morbide Gedicht ist mir recht gruftig in die Tastatur geflossen. Vielleicht sollte ich mir – passend zu Halloween ein entsprechendes Gericht zaubern lassen? Ein Gericht das optisch zu diesem Gedicht passt... Du, ich werde den Wunsch mal an geeigneter Stelle platzieren. Vielleicht kann ich ja die Küche entsprechend inspirieren. :o)))

 

Auch dir vielen Dank und liebe Grüße

 

Gaukel

 

 

P S Ich freue mich auch über die vielen Emojis. Dankeschön

  • Gefällt mir 1
Geschrieben

Schwarze Schaummäuse mit Vampirzähnen? Mäuseschwänzchen in Aspik? Gruftgekühlten Mäusespeck?

 

Die weißen Schaummäuse wären an Halloween dann die Geister der Mäuse.

 

Meine Katze neben mir schleckt sich ihr Maul, sie findet an deinem Gedicht S4 zum fressen schön!

 

LG

S

(wartend auf den Küchenbericht) 

  • 1 Monat später...
Geschrieben

Hi Sali,

 

Halloween kam und ging vorüber, ohne das mir mein Wunsch bisher erfüllt wurde. Ich frage mich nun, ob ich ihm hinterher laufen oder ihn einfach ziehen lassen soll. Kairos lässt sich nun mal nicht mehr beim Schopfe packen, wenn er bereits vorüber geeilt ist.

 

Andererseits, was hält mich davon ab die Idee vom Mäusemahl nochmal aufzugreifen, und sie auf meine Carpe-Diem-Liste zu schreiben? Nichts treibt mich zu Eile. Und manche Maus erjagt sich leichter, wenn man geduldig lauert bis sie sich von sich aus ihr Mauseloch verlässt...


 

Hi Gummibaum,

 

ja, mein LI hat sich offensichtlich im Kostümfundus meins Kopftheaters ausgetobt und sich für diesen Auftritt als gestiefelter Kater mit Kutte und Sense ausgestattet, um die Sterblichkeit anzumahnen.

 

Bei mir hat das Gedicht seinerzeit dazu geführt, dass ich mir inzwischen eine kleine Carpe-Diem-Liste erstelle. Sie enthält eine Hand voll Unternehmungen für faule unverplante Tage – und manchmal auch einen Zauberspruch, um einen solchen Tag mit Energie zu füllen und vor dem ereignislosen Verblassen zu bewahren. (Mein innerer Schweinehund hasst diese Liste, weil sie mich und ihn bisweilen gnadenlos vor die Tür treibt.)

 

Dankeschön für euren Besuch und euer Feedback

 

und Liebe Grüße vom novembrigen Gaukel


 

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