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Geschrieben am

Ich will es wagen 

 

Ich will nach nie Erzähltem fragen
Entschlossen in den Himmel ragen

Die dunkelblauen Sommernächte
Gleich dir als Seidenkleider tragen

Ich will, wenn blind die Stürme wüten
Mich biegsam neigen ohne Zagen

An frostig kurzen Wintertagen
Die Nacktheit mit Grandezza tragen

Ich will den Jahresringen lauschen
Geborgen unter zarten Lagen

Von Raureif deine Träume teilen
Gelassen aller Welt entsagen

Geduldig, bis die Knospen springen
Ich will den steten Wandel wagen

 

 

 

 

 

 

 

  • Gefällt mir 7
  • Schön 2
Geschrieben
vor 33 Minuten schrieb Alexander:

Hi loop 

könntest du mir die zweite Strophe erläutern? Verstehe ich nicht ganz. 

LG Alex 

 

Kann mich auch nicht mehr erinnern, das ist aus dem Fundus. Vielleicht hat jemand anderes eine Idee.

 

Danke für deinen Eintrag!

 

Und danke auch für die Likes!

 

loop

 

P.S. Es geht (ev. symbolisch) um einen Baum.

  • Danke 1
Geschrieben

Hallo Loop, 

zur Abwechslung will ich nicht bloß loben, sondern das Reimen überhaupt in F

Eben habe ich, versehentlich, einen unfertigen Kommentar abgeschickt ...

Also, ein neuer Versuch: 

Manchmal hat der Dichter eine konkrete Idee und will diese in Versen mitteilen.

Manchmal ist es nur ein Gefühl, das man versucht, mit Worten zu bekleiden. 

Ok, wenn man das alles in Reimen halten will, kann es sein, dass der Reimzwang die Oberhand gewinnt und, unter Umständen, man das Gegenteil von dem sagt, was man sagen wollte, weil es so schön klingt ...

Deswegen wirken die meisten Sonetten so leer, weil man in erster Linie eine Form füllen will. 

In deinem Fall jetzt habe ich nur das Gefühl, dass du dich von den melodischen Wörtern hast leiten lassen. Ich kann mich ja irren. 

Errare humanum est. 

Liebe Grüße

Carlos

Geschrieben

Lieber loop,

 

Gustav Pfizer schreibt über das Ghazel:

 

"Ergötzlich ist solch bunte Reimerei,

Ob auch des Lebens markiger Kern ihr fehle;

Die Wandrung selbst bereichert schon den Geist,

Ob er auch nirgends plündre oder stehle.

Hier lernt, wie tönender Musik zulieb

Die Sprache sich in mancher Krümmung quäle

Und, von des Gleichklangs strenger Schrift beherrscht,

Seltsame Bilder halb gezwungen wähle."

 

Das fand ich, als ich mir den Inhalt und die Form der "rührenden" Gedichtform in seiner ursprünglichen Bedeutung vornahm.

 

Mir gefällt dein Gedicht, und ich meine nicht, wie es hier heißt, dass ihm des Lebens Kern fehlt oder sich die Sprache quält! Es gibt viele Sprüche über die Lebensweisheit eines Baumes - und darüber sprichst du in dem Gedicht: Sei neugierig, sei schön, sei biegsam in den Stürmen, die dich heimsuchen, trage deine Nacktheit "mit Grandezza" (deine Verletzlichkeit, deine Armut), gehe weise mit dem Alter um, träume, doch sei genügsam, sei geduldig und stark im Wandel der Zeiten.

 

vor 13 Stunden schrieb loop:

Die dunkelblauen Sommernächte
Gleich dir als Seidenkleider tragen

 

Diese Strophe kann ich auch nicht eindeutig ergründen. Das Dunkelblau der Sommernächte hängt stolz in den Zweigen, der Baum schmückt sich mit dem schönen Kleid der Nacht - darunter kann ich mir etwas vorstellen, und man kann es in vielerlei Hinsicht auf den Menschen übertragen.

 

Ich habe dein Gedicht sehr gerne gelesen, und Form und Inhalt gefallen mir!

 

LG Nesselröschen

 

 

 

  • in Love 1
Geschrieben
Am 4.11.2021 um 19:40 schrieb Carlos:

In deinem Fall jetzt habe ich nur das Gefühl, dass du dich von den melodischen Wörtern hast leiten lassen. Ich kann mich ja irren. 

 

Hallo Carlos!

 

Danke für deine Eindruck! Auf deine Worte oben kann ich kaum etwas Sinnvollem antworten. Es ist  dein Eindruck. Ich beäuge solche Reim-Form-Zirkusnummern auch immer sehr skeptisch. 

 

Ich kann nur auf Nesselröschens Kommentar verweisen, insbesondere ihre Interpretation, dem ich eigentlich nicht hinzufügen kann. Und ich musste über die zitierten  Verse zum Ghasel von Gustav Pfizer schmunzeln.  Aber: Hätten wir nicht ein gewisses Faible für solche Zirkusnummern, würden wir uns kaum hier in einem Lyrikforum begegnen; somit bleibt Lyrik zu schreiben,  vor allem in bestimmten Formen und sicher jedes Reimgedicht ("Ergötzlich ist solch bunte Reimerei", weiß auch Pfizer), immer eine gewisse Gratwanderung. 

 

Also von der Absicht her, war es als Zusammenspiel von Form und Inhalt und nicht als   "leer, weil man in erster Linie eine Form füllen will", gedacht. 

 

Hallo Nesselröschen!

 

Danke für deine einfühlsame und treffende Interpretation und deine Mühe auch zum Form-Thema "Ghasele" ! 

 

Auch diese Verse hast du richtig entschlüsselt:
 

Zitat

 

Die dunkelblauen Sommernächte
Gleich dir als Seidenkleider tragen

 

 

 

 

 

Aber vielleicht müsste grammatikalisch richtig ein "wie" statt dem "als" stehen. Also in Normdeutsch: 

(Ich will) die dunkelblauen Sommernächte [...] wie Seidenkleider tragen. Es geht hier natürlich neben dem Aspekt des Edlen und Schönen auch um das Gefühl von Seide auf der Haut (was man in lauen Tropennächten schon einmal so empfinden kann)  

 

Herzlichen Dank! 

 

loop

 

 

 

 

 

Vielen Dank auf für die Likes!

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