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Geschrieben am

Das steht 

mit schöner Schrift geschrieben 

mit einem Stern geschmückt 

auf dem grünen Geschenkpapier

 

Der dessen Hand 

das schrieb 

liegt seit 15 Jahren 

auf dem Hauptfriedhof

 

Er wurde nicht 

eingeäschert 

 

Voll war die Friedhofskapelle 

 

Seine zwei Frauen 

jede mit eigener Lobby 

waren da 

 

Ein guter

nur in kleinen Kreisen 

bekannter Künstler 

 

Freunde, Kollegen, Schüler 

waren da 

 

Nur ein Verwandter 

 

Kaum war er im Ruhestand

da überraschte ihn der Tod 

 

Er wollte nicht sterben 

nicht so früh 

 

Auch wenn die 

doppelte Beziehung 

in Rente 

sich schwieriger 

in Aussicht stellte 

 

Sein Geschenk 

das ich in meinem Briefkasten fand 

habe ich noch nicht 

aufgemacht 

 

werde ich wahrscheinlich 

nie tun

 

  • Gefällt mir 5
  • in Love 3
  • wow... 2
Geschrieben

Hi Carlos,

 

Deine Themen sind mir nah. Hier hast Du uns wieder eine facettenreiche Geschichte vorbereitet, die Du in Deinem eigenen Stil erzählst, der mir sehr gut gefällt ! Er hat etwas nüchternes, abgeklärtes und gleichzeitig sehr berührendes. 

 

Auch Dein Schreiben kommt mir nah.

 

Wunderbar ! 

 

mes compliments


Dio 

  • Gefällt mir 1
Geschrieben

Klasse Carlos 

auch wenn es eine traurige Geschichte ist (die auch noch wahr ist), ist sie schön. Ich frage mich ob es richtig ist das Geschenk nicht aufzumachen? Ich würde es öffnen, auch wenn es mir das Herz erstmal zerreißen würde. Warum? Weil die Person es mir dafür geschenkt hat. Aber da rede ich mich jetzt leicht, da ich nicht in dieser Situation bin. 

 

LG Alex 

  • Gefällt mir 1
Geschrieben

Herzlichen Dank für eure Rückmeldungen, für eure lieben Worte Oilen, Dionysos, Alex. 

Es ist ein schönes Gefühl zu wissen, dass, wenn auch nur aus der Distanz, Menschen sind da, die einem etwas mitteilen wollen. Vielen Dank.

Ich weiß, was für ein Geschenk das ist: Ein Buch, ein kurzer Roman von dem Mexikaner Juan Rulfo mit dem Titel "Pedro Páramo". 

Ich weiß nicht genau, warum ich das Geschenk nicht geöffnet habe, ein Spleen von mir.

Mit diesem kleinen Buch, aus den 1950er Jahren, wurde Juan Rulfo berühmt, beeinflusste maßgebend damals noch unbekannte Schriftsteller wie García Márquez und Vargas Llosa.

Alle Personen, die in der Novelle erscheinen, sind tot. Alles spielt sich in einem fantasmagorischen kleinen Dorf. 

Dieses Buch, von dem wir oft gesprochen hatten, warf mein Freund in meinen Briefkasten ein.

Vielen Dank auch für die Likes: I like them too! 

 

 

 

  • in Love 1
Geschrieben

Lieber Carlos,

 

ein Geschenk nicht auszupacken, bewahrt ein Geheimnis.

 

Sehr gern gelesen.

Grüße von gummibaum

 

 

An ein paar Stellen würde ich anders formulieren:

 

 

Der dessen Hand 

das schrieb 

...

Kaum war er im Ruhestand 

...

Auch wenn sich

die doppelte Beziehung 

im Alter 

als schwieriger 

herausstellte 

  • Danke 1
Geschrieben

Lieber Carlos,

 

Am 17.11.2021 um 13:23 schrieb Carlos:

Sein Geschenk 

das ich in meinem Briefkasten fand 

habe ich noch nicht 

aufgemacht 

 

werde ich wahrscheinlich 

nie tun

 

Wahrscheinlich aus Ehrfurcht. Es berühren, würde bedeuten, seine Aura zu zerstören, denke ich.

 

Gerne gelesen und auf das Ende gewartet!

 

Lieben Gruß

Nessi 

 

PS: Nicht falsch verstehen, Carlos! Ich meinte: auf die Auflösung oder die Überraschung am Ende hin gelesen.

  • Gefällt mir 1
Geschrieben

Tja, es war nicht einfach für meinen Freund, eine doppelte Beziehung zu haben.

Er war kein Casanova, kein Don Juan, kein gewöhnlicher Seitensprünger. 

Als wir uns kennenlernten, steckte er schon in dieser Situation.

Ein anderer Freund von ihm, ein alter Freund von ihm, sagte mir, dass er früher eine Beziehung mit dieser Frau hatte, und froh darüber war, als H. (der Verstorbene) sich in sie verliebte. Er hielt M. für eine blöde, eingebildete Tussi. Er war ( er ist auch gestorben) ein äußerst pragmatischer Mensch, während H. ein Romantiker war.

H. hatte eine eigene Wohnung, so konnte er sich mit beiden, an verschiedenen Tagen, treffen. Eigentlich war die Beziehung zu B. offizieller, M. war später in seinem Leben eingetreten. So musste er sich immer wieder was einfallen lassen, damit B. ihm keine Szenen machte. 

Einmal war ich in Bayreuth und mein Handy klingelte: Es war H., er hatte B. erzählt, er wäre bei mir gewesen, ich sollte für alle Fälle im Bilde sein.

Eigentlich wusste ich nicht viel über sein privates Leben, wir haben uns nur bei der Arbeit getroffen, aber mit der Zeit habe ich gesehen, was für einen Stress er hatte.

Dabei wussten beide Frauen von der jeweiligen Existenz der anderen. 

All diese Details kann man natürlich nicht in einem Gedicht erwähnen.

Mein Hauptanliegen war, über das ungeöffnete Geschenk zu sprechen. 

Ich halte es in der Hand, stelle mir vor, wie er es genauso in seiner Hand hielt und in meinen Briefkasten einwarf.

Ja, ich werde es nie öffnen.

 

Geschrieben

  

Guten Morgen Carlos,

 

dein Gedicht hat bei mir in den letzten Tagen ein paar Kreise gezogen...

 

...der erste Kreis war die Frage, welch buntes Volk sich wohl an meinem Grab tummeln würde. Wer käme wohl? Wer nicht? Und falls doch - dann wann? Denn ich denke, es gibt auch bei mir Menschen, die sich bei der öffentlichen Verbuddelung eher meiden wollen würden. Aber wer weiß das schon...

 

…der zweite Kreis ist mit einem weiteren Schmunzeln verwoben. Auch ich kenne jemanden – der sich jedoch (zu seinem und meinem Glück) noch seines verzwickten Lebens erfreut. Und auch er hat kürzlich mit dem Ausscheiden aus dem Berufsleben seine „Überstunden- und/oder Reiseausreden“ verloren. Mir ist klar, dass er sich als bunter Hund nicht zu einer Farbe bekennen kann. Um so interessanter wird es werden, ihm bei der Erschwindelung einer neuen Welt über die Schulter zu blicken. Ich wusste schon bei der ersten Begegnung, mit welcher Art Mensch ich es da zu tun hatte. Und seit dem frage ich mich, ob er mit seiner Schwindelei der Welt und den beiden Mädels was vormacht, oder ob sich die Welt und die beiden Mädels was vormachen. Er ist davon überzeugt, dass ihm bisher fast niemand auf die Schliche gekommen ist. Und ich kann das wiederum fast nicht glauben. Aber ich bin ja generell auch kein gläubiger Mensch...

 

...der dritte Kreis ist ein Gedanke. Ich habe in vielen Jahren viele Bücher verschenkt. Alle verpackt. Drei davon trugen eine Widmung auf der Vakatseite. Natürlich waren diese persönlichen Gedanken ein wesentlicher Teil des Geschenkes. Und nun musst du mit der Frage leben, ob du wirklich weißt, was du da nicht auspackst. Und ob du in dieser Angelegenheit lieber wissen oder glauben willst.

 

Ja mein lieber Lyrik kann gefährlich sein.

 

Ich wünsche dir eine feine Wochenmitte

 

LG v. G

 

PS   Es war mir wieder, wie schon so oft, eine Freude, dir bei einem deiner Streifzügen über die Schulter zu blicken.

  • Gefällt mir 2
Geschrieben

Hallo Gaukelwort, 

du bist ein guter Menschenkenner. 

Bei José Ortega y Gasset, mein Lieblingsphilosoph, habe ich gelernt, dass die Menschen sich hinter ihren Worten verstecken, dass sie die Sprache wie einen künstlichen Nebel benutzen, um ihr wahres Sein zu verstecken.

Jemand, zum Beispiel, der dich vor Mobbing warnt, ist wahrscheinlich die Person, die dich mobbt ... 

Und wer übermäßig lobt. Darüber gibt es eine Fabel. Mit einem Raben, der einen Käse im Schnabel hält, und einem Fuchs.

Ich weiß, welches Buch unter der Verpackung liegt, es ist ein Exemplar auf Deutsch von "Pedro Páramo", einem kurzen Roman von dem Mexikaner Juan Rulfo. 

Henner, so hieß mein Freund, und ich hatten wir uns darüber unterhalten und er wollte mich damit anlässlich meines Geburtstags mit dem Exemplar überraschen.

Der Tod hatte eine größere Überraschung für ihn. 

Henner war einer der besten Menschen, die ich in meinem Leben gekannt habe. Großzügig, höflich, zuvorkommend.

Deswegen waren soviele Menschen bei seiner Beerdigung. 

Ich weiß nicht, ob du "Readers Digest" kennst. Da ist bei jeder Auflage ein Beitrag mit dem Titel "Mine unforgettable Character". Da schreibt jedesmal jemand über eine Person, die ihn (oder sie) stark beeindruckt hat. 

Diese monatlich erscheinende Zeitschrift habe ich, auf Spanisch, schon in den 1950er Jahren in Ecuador gelesen. Aus Spanisch heißt sie "Selecciones del Reader's Digest", was eigentlich eine Doppelmoppelung ist, aber das wusste ich damals nicht. Geschweige denn Deutsch ... 

Deutsch habe ich zu lernen angefangen auf der "Donizetti", dem Schiff, mit dem ich nach Europa kam. Mit einem Büchlein das den Titel trug "El alemán en diez días" (Deutsch in zehn Tagen).

Ich danke dir für dein Interesse für meine Zeilen.

Liebe Grüße

Carlos

 

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