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Geschrieben am

Kürzlich hat der Hexenmeister
einen Lehrling eingestellt,
dessen überheblich dreister
Ton uns Geistern nicht gefällt.

Heut ist er mit uns alleine,
denn mein Herr weilt außer Haus,
und schon packt er feixend seine
neu erlernten Sprüchlein aus.

Mir, dem alten Zauberbesen,
hext er Kopf und Beine an,
ächtet mich als Lumpenwesen,
das er schikanieren kann.

Möchte wie ein König baden,
spricht die Formel, und ich muss,
mit dem großen Topf beladen,
Wasser holen aus dem Fluss.

Magisch werde ich gezogen
hin zum Ufer, her zum Haus,
Guss um Guss. Die Wasserwogen
füllen bald sein Becken aus.

Jetzt will er sein Spiel beenden.
Doch mit scharfem Zornesblick
kann ich sein Gedächtnis blenden,
und kein Spruch hilft ihm zurück.

Hilflos wühlt er sich im Kopfe,
stottert Formeln, wirkungsleer.
Fröhlich eil ich mit dem Topfe
immer schneller hin und her.

Alle Becken, Wannen, Vasen
laufen über, Wasser fließt,
und der Tropf beginnt zu rasen,
was das Geisterreich genießt.

Wahnhaft glaubt er dennoch wieder,
er kann alles, packt das Beil,
schlägt es mir durch Stiel und Glieder
und verdoppelt mich derweil.

Und mit Töpfen und mit Kesseln
schleppen wir das Nass ins Haus,
Wasser spritzt aus allen Sesseln,
hui, das Bett schwimmt schon hinaus.

Bleich und mit verwirrten Haaren,
bis zum Kinn reicht ihm das Meer,
ruft er endlich nach des wahren
Hexenmeisters Wiederkehr.

Nun, mein Meister lässt sich sehen,
tritt ins Hausaquarium,
heilt mich zaubernd, heißt mich stehen
und bewundert mich dann stumm…

 

(aus dem Fundus)

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Geschrieben

Es wäre interessant zu versuchen, diese Variante von Goethes Gedicht aus seinem Standpunkt zu sehen. Ich meine, ob er überhaupt damit einverstanden wäre, dass sein Werk verändert werden darf, als ob es keinen Autorenschutz gäbe. 

Geschrieben

Lieber gummibaum,

 

deine Themen scheinen schier unerschöpflich zu sein und sie dann noch so wunderbar und so einmalig in Worte zu fassen, bringt dir meine uneingeschränkte Bewunderung ein.

Für mich gehörst du zu den genz Großen.

Das ist keine Schmeichelei, sondern meine feste Überzeugung.

Ich denke, ich darf dir das auch so sagen und du kennst mich, schreibenderweise lange genug , dass meine Worte ehrlich sind und von Herzen kommen.

Danke für all deine schönen Gedichte, die du für uns alle hier aufschreibst.

 

:heart: Herzliche Grüße

Carry

 

 

Geschrieben

Für eure Likes bedanke ich mich sehr.

 

Danke, lieber Oilenspiegel,

für deinen Vorschlag. Vielleicht ist einer der Kultusminister ja mal bei poeten.de.

 

Liebe Pegasus,

danke für dein Lob. Das tut gut.

 

Ja, lieber Carlos, das wäre interessant. Der Stoff stammt gar nicht von ihm.

 

Danke, lieber horstgrosse2.

Die Diesellok der Inspiration: was für kraftvolles Bild!

 

Liebe SalSeda,

schön, dass du dich so freust. 

 

Herzlichen Dank, liebe Carry,

für deine freundlichen und persönlichen Worte.   

 

Grüße von gummibaum

  • Gefällt mir 1
Geschrieben

Ich habe es jetzt erst gelesen, bin aber genauso erfreut, wie ich es wäre, hätte ich es eher lesen können.

 

Schluß jetzt mit dem Geschwafel!!! Nonplusultra: 1A!

 

Vieles haben ja schon meine Vor-"schreiber" geschrieben. Nur eines: Deine Art, altes wieder neu auferstehen zu lassen gefällt mir sehr gut. Die Werke der Klassiker zeichen sich shcließlich auch dadurch aus, daß gut gemachte Adaptionen immer auch einen kleinen Schatz in sich bedeuten. Will sagen, große Kunst gestattet, daß sich auch die "Kinder" und "Enkel" künstlerisch auszeichenen können. Und das ist dir hiermit meines Erachtens sehr gut gelungen. Zumal es meinem eigenen Lyrikgebrauch sehr nahe kommt.

Frei: "Hier darf ich sein - hier darf ich's lesen!"

 

LG Heiko

 

@gummibaum

 

Geschrieben

Ja, lieber Heiko,

die älteren Werke sind oft gehaltvoller als die neuen, und ein geänderter Blickwinkel gewinnt ihnen noch unbekannte Reize ab. Danke für deinen Kommentar.

 

Nein, lieber Carlos,

früher war das noch kein so heißes Thema. Geistiger Diebstahl galt als unfein oder deklassierte zum  Epigonen, wurde aber nicht strafrechtlich verfolgt.

Die Kommerzialisierung der Kunst und die Möglichkeit, Produkte ohne Gegenleistung nach dem Kopieren millionenfach zu verbreiten, gab es noch nicht. 

Der gerechtfertigte Anspruch auf Schadensersatz hat aber auch seine Schattenseite. Z.B. haben  Rechtsanwälte mit zweifelhafter Moral eine ergiebige Geldquelle entdeckt, wenn sie für unerlaubtes Anschauen niveauloser Filmen im Internet (häufig bei Jugendlichen, ohne dass die Eltern es mitbekommen) horrende Summen für ihre Auftraggeber verlangen.

 

Liebe Grüße von gummibaum

 

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