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Geschrieben am

die Zeitung legst du gelangweilt zur Seite
der Küchentisch schweigt
dein Kühlschrank will nichts wissen

 

wozu worüber reden 

 

den Körper ausziehn
endlich 
nicht mal Erinnerung 

 

doch dein hungriges Herz 
wird weiter schlagen
und dein Schatten
 
sitzt nachts am Küchentisch
und schweigt

 

lange nach dir
 

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Geschrieben

Hi Lé

wenn ich deinen Text richtig verstehe, dreht es sich um ein Loslassen, eine strikte Trennung vom alltäglichen Leben, mal aus seiner Hülle zu steigen und einfach ehrlich zu sich selbst zu sein. Den Schatten sitzen lassen, um am Morgen wieder in ihn zu schlüpfen. Auch das mit der Zeitung am Anfang finde ich stark. So sehr mit seinem eigenem, inneren und äußeren Stress beschäftigt zu sein, dass man von der Umwelt nichts wissen will. Kein Hunger, kein Redebedarf, weil alles schon gesagt ist und auf den Magen schlägt. Zumindest verstehe ich es so. 

Gerne gelesen 

 

LG Alex 

Geschrieben

Lieber Alexander, lieber Carlos,

 

ihr habt das Gedicht zu einem sehr passenden Zeitpunkt gelesen. Jedenfalls hatte ich mir die Szene so vorgestellt, dass das LI nachts am Küchentisch sitzt, und mit sich oder einem imaginierten Leser spricht.

 

Bis man die letzte Zeile liest "lange nach dir", könnte man den Titel und den Text zum Beispiel so deuten wie du @Alexander , als eine Antwort auf die Frage "Was bleibt, wenn man sich innerlich ganz vom Leben zurückzieht und abkoppelt?", oder auch als eine Antwort auf die Frage "Was bleibt, wenn man einsam und lebensmüde wird (z.B. im Alter)?".

 

Die letzte Zeile ändert die Richtung des ganzen Textes, und spricht das Thema und die Frage an, die sich das LI hier stellt "Was bleibt von mir (lange) nach meinem Tod?", die sich das LI stellt, als es einsam und lebensmüde am Küchentisch sitzt.

Mit dieser Zeile erst versteht man die Strophe "den Körper ausziehn / endlich / nicht mal Erinnerung" richtig, und auch das "hungrige Herz" und "der Schatten am Küchentisch" erfahren jetzt eine neue, wenn auch nicht "klare und einfache" Bedeutung. 

 

Deshalb, @Carlos", verstehe ich deine "Anregung" so, dass du die Frage als Frage vor dem Tod verstanden hattest;  dann wäre mit der Antwort "doch dein hungriges Herz wird weiter schlagen" genug Antwort gegeben.

 

Vielleicht verstehst du jetzt, weshalb ich sie nicht aufgreife. Du sprachst von einem anderen Gedicht, das nur bis zur letzten Zeile Bestand hatte.

 

 

LG Lé.
 

 

 

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Geschrieben

Vielen Dank Le dafür, dass du so ausführlich und geduldig die Intention deines Gedichts erklärst.

Ich habe es ein paar mal gelesen, versuchend, zu verstehen.

Jetzt weiß ich, was mich stört.

Mich stört das Wort "und" vor "dein Schatten" 

 

Für mich würde sich es besser anhören, wenn nach der Aussage über das Herz eine neue Strophe (ohne "und") anfangen würde.

 

Dein Schatten 

sitzt nachts am Küchentisch 

und schweigt 

 

lange nach dir

 

Geschrieben

Lieber Lé,

 

ob ich deshalb gleich an den Tod dachte, weil ich auch ein Foto von einer verstorbenen Person - am Küchentisch sitzend - auf dem Schreibtisch stehen habe?

 

Es ist auch tröstlich, sie so zu sehen: im Alltag, wie immer, als ob nichts geschehen wäre!

 

Hammer ist die Stelle mit dem hungrigen Herzen und "den Körper ausziehn" mit dem "endlich" als Apokoinu! Ein Perpetuum an Bildern aus der Erinnerung heraus und die Frage, was bleibt nach dir. -

 

Hier ist dir etwas ganz Besonderes gelungen! Das liest man gerne!

 

LG N.

 

 

  • Danke 1
Geschrieben
vor 3 Minuten schrieb Nesselröschen:

Hammer ist die Stelle mit dem hungrigen Herzen und "den Körper ausziehn" mit dem "endlich" als Apokoinu! Ein Perpetuum an Bildern aus der Erinnerung heraus und die Frage, was bleibt nach dir. -

 

 

sind ja auch zwei schöne Stellen.

 

ich freue mich über deine Beschäftigung mit demText und über dein Gefallen.

 

LG Lé.

Geschrieben

Lieber Lé,

auch ich hatte es dahingehend gedeutet, dass es sich um eine 'verflossene Beziehung' handelte.
An eine Situation, an die man sich, vielleicht schmerzvoll oder in Wehmut erinnert.
Bilder die in einem aufsteigen, wenn man sich des Alleingelassenseins  traurig bewusst wird.

Mit lieben Grüßen

Uschi

Geschrieben

Das könnte ja auch etwas sein, das bleibt - die Erinnerung  an Beziehungen.

 

Ich hatte natürlich meine eigenen Ideen dazu, die sich im Text andeutungsweise zeigen, aber es ist gut in meinen Augen, wenn hier dem Leser etwas Freiraum bleibt für seine eigenen Assoziationen.

 

LG Lé.

Geschrieben

Jetzt machst du noch mehr neugierig! Auch wenn ich mit meinen Fragen allein bleibe - es ist gut so!  - spinne ich weiter:

 

vor 15 Stunden schrieb Létranger:

den Körper ausziehn
endlich 
nicht mal Erinnerung 

 

Diese Zeilen könnten auch etwas anderes sein als Todeswunsch: z.B. der Wunsch auf einen Neuanfang (Erinnerungen zurücklassen), sich bis auf die Seele entblößen, wahrhaftig sein ...

 

Weiter mit der hungrigen Seele: Sie könnte zu hungrig sein bzw. gewesen sein.

 

Der Schatten, der nachts am Küchentisch sitzt und schweigt: Hier spüre ich ein tiefes Bedauern, dass das LI nie mehr Antworten auf seine brennenden Fragen erhalten wird.

 

Wirklich, hier steckt alles drin! Darum finde ich, dass es sehr gelungen ist. Soll Poesie etwas vermitteln, eine Richtung vorgeben oder so sein, dass sich jeder darin wiederfindet und sich die Zeilen zu eigen macht? Bei deinem Gedicht kann ich in die Tiefe gehen und komm nie am Boden an. Ich habe schon bei vielen Gedichten den Eindruck, dass ich an der Hand genommen werde ... (wobei auch das schön sein kann). Wie auch immer - dieses habe ich sehr gerne gelesen!

 

Nochmal einen lieben Gruß 

N.

 

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