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Leider muß man es bekunden,
daß im Leben manches schief.
Nach so manchen schönen Stunden
gibt’s auch mal ein Stimmungstief.

Das allein könnt man ertragen.
Anderes ist mehr als schwer.
Nach Gesundheit läßt sich fragen,
selbst wenn Hosenbeine leer.

Mal geschieht ’s, wenn man geboren.
Öfter jedoch durch Unfall.
Hat wer beide Bein verloren,
ist es hart stets, überall.

Dennoch muß man überwinden
seinen Schmerz bei Tag und Nacht.
Muß auch so den Ausweg finden,
weil nach Regen Sonne lacht.

Jenes dachte sich Herr Meier,
als er saß im Rollstuhl drin.
Griff zur Zitter, griff zur Leier.
Sang dazu mit frohem Sinn.

Seinen Hut hat er verwendet,
daß man rein gibt etwas Geld.
Daß man ein paar Groschen spendet,
weil ’s für ’n Künstler doppelt zählt.

Jüngst indes kam geck gegangen
ein Herr Kunz mit stolzer Brust.
Warf hinein ohne Verlangen
fünfzig Mark mit falscher Lust.

„Hier, du Fiedler! Aus der Truhe,
die bei mir im Zimmer steht,
schenk ich’s dir. Kauf dir nun Schuhe!“
Eilt dann fort; vom Wind verweht.

Ihn so gröblich zu verhöhnen
raubt Herrn Meier die Geduld.
Nichts tät wohl ihn je versöhnen.
Lebenslang trägt Kunz nun Schuld.

Derweil ist hinzugetreten
Schmidt, der junge Polizist.
Fragt, weshalb er sich aufregen
mag und was geschehen ist.

Als nun Meier dieses Wehen
aussagt, hat Schmidt nur gelacht.
„Warum hast du nicht versehen
jenen mit ’nem Tritt unsacht?“

Dieses ist zu viel des Guten.
Schluß jetzt für den ganzen Tag.
Und als ob er muß sich sputen,
räumt er ’zamm mit einem Schlag.

Als er dann nach Haus gekommen,
trifft er seine gute Frau.
Sie ihn in den Arm genommen.
„Sprich dich aus und mach mich schlau.“

Dieser ehelichen Bitte
kam er nach und sprach empört,
daß deswegen er sehr litte,
weil sich so was nicht gehört.

Einen Schnaps gab ihm Isolde,
damit er zur Ruhe kam
und daß er vergessen sollte,
was ihm seine Ehre nahm.

Doch er konnt es nicht verschmerzen.
Zu tief saß in ihm das Leid.
So versucht sie es mit Scherzen.
Zog ihn zu sich, aus ihr Kleid.

„Reg dich ab, mein lieber Gatte.
Laß erzürnet dich nicht geh’n.
Gieß was hinter die Krawatte.
Auf ein'm Bein kannst du nicht steh’n.“

 

 

[2020]

 

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