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Geschrieben am

Hat ein Dichter 

Mitten beim Schaffen 

plötzlich inne gehalten 

und sein Instrument 

die Sprache 

in Frage gestellt?

 

Ist dieses Instrument 

politisch korrekt? 

 

Haben Goethe 

Schiller 

Hölderlin 

sich solche Frage gestellt? 

 

Rilke?

 

Benn? 

 

Annette von Droste-Hülshoff? 

Ingeborg Bachmann? 

 

Haben sie? 

 

Was glauben Sie 

Herr Müller?

  • Gefällt mir 7
Geschrieben

Ich meine, "mitten beim Schaffen", wenn der Dichter dabei ist ein Gedicht zu schreiben. Er oder sie hält nicht inne und fragt sich: Soll ich hier extra einen Doppelpunkt machen? Das meine ich, er stellt, während des Schaffens, sein Instrument, die Sprache, nicht, nicht so, infrage. 

Genauso wenig wie ein Musiker, ein Komponist, der im Begriff ist eine Symphonie zu kreieren, die Noten infrage stellt.

Das machen Sprachverwalter, das ist eine Sache von Beamten. Die kreieren eine Beamtensprache.

Geschrieben

Wie oft ein Dichter innehält, um über jeden einzelnen Doppelpunkt nachzudenken, die einzelnen Worte zu wägen, den Klang, die Silben, den Rythmus, ist sicher individuell, du kannst aber sicher sein, dass es unter den großen keinen gibt, der seine Gedichte umnachtet niederschreibt und nicht x-mal prüft (die Frühwerke mal ausgenommen).

 

Gottfried Benn beispielsweise war ein entschiedener Verfechter einer akribischen, artifiziellen Schreibweise. Der hätte nie etwas veröffentlicht, was er nicht x-mal verbessert hat. 

 

Gerade die Arbeit am Detail, und die Größe  des Papierkorbs, unterscheidet die Großen von den spontanen Laiendichtern.

Mit Beamtentum und Sprachverwaltung hat das nichts zu tun.

 

Lé.

Geschrieben

Hallo Carlos,
"Gendern" ist der hilflose Versuch Weibliches und Männliches in der Schreibweise gleichzustellen. Vielleicht sollte ich künftig neben der satzzeichenlosen Kleinschreibung auch noch die Artikel weglassen.
LG
Perry

  • Gefällt mir 2
  • Lustig 1
Geschrieben

Hallo Perry, 

wahrscheinlich liegt es an der deutschen Sprache, die es ermöglicht, dass solche Debatte überhaupt entstehen. 

Die Amis haben nicht solche Sprachprobleme. Die haben nicht einmal zwei Wörter für Freund und Freundin: Alles ist "friend".  Wenn man das Wort in einem Schreiben ließt muss man weiter lesen um zu wissen, was für ein Geschlecht dieses "friend" hat.

Anstatt "Liebe  Bürgerinnen und Bürger" sagen sie einfach "Dear citizens". 

Es gibt Sprachen, wo man ganz ohne Artikel auskommt: Latein und Russisch, zum Beispiel.

Die Russen kommen sogar ohne das Verb SEIN zurecht. Sie sagen, zum Beispiel, Ja Studient, Ich Student. Ti Doktar, du Doktor. Seltsamerweise benutzen sie das Verb sein in der Vergangenheit und in der Zukunft ...

Ich danke dir für deinen Kommentar. 

Liebe Grüße 

Carlos

  • Schön 1
Geschrieben

Hallo zusammen,

 

ich trau mich auch mal was: Piep! Na, ein bisschen mehr schon. :classic_laugh:

 

Ja, die Sache mit dem Gendern. Der Mensch - oder die Menschin? :biggrin: , okay, ich hör ja auf.

 

Nein, mal ernsthaft. Nichts wird so heiß gegessen, wie gekocht. Ich sehe es auch so - alles verändert sich. Kulturen, Gesellschaften und Menschen. Damit auch die Sprache. Hier und überall auf der Welt. Mal grob gesagt - da bildet nicht mal das Universum eine Ausnahme.

 

Wir Menschen sind nun mal Gewohnheitstiere. Biologisch gesagt: Sobald bei einem Menschen die Reifung des Gehirns abgeschlossen ist, dann geht's abwärts. Ist tatsächlich so. Je älter wir werden, desto schwerer fällt es uns, mit Veränderungen umzugehen und Neues anzunehmen. 

 

Hinzu kommt noch ein zweiter Faktor. Wir gewinnen unsere Gewohnheiten lieb. Und immer lieber, je länger wir sie haben und umso vertrauter wir mit ihnen werden.

 

Ich kann die Rechtschreibreform (und die Reform der Reform danach) als Beispiel anführen. Ich tat mich anfangs durchaus auch etwas schwer. Schifffahrt mit drei F zu schreiben. Oder Schlusssatz mit 3 S. Und kam anfangs manchmal durcheinander - ja, scharfes S oder nicht? Meine Tochter fiel altersgemäß genau in die Zeit der Umstellung. Aber als Kind fiel ihr das viel leichter. Sehr viel leichter. War für sie überhaupt kein Problem, nach dem Motto: Okay, dann schreibe ich's jetzt eben so. 

 

Es ist nur so irritierend und weckt auch durchaus mal 'Missfallen', solange es noch neu und damit ungewohnt und unvertraut ist. Mittlerweile habe ich mich doch so gut daran gewöhnt, dass ich irritiert bin, wenn ich Schiffahrt mit zwei F lese. Oder ein 'daß' mit scharfem S. Ich habe mich, ganz einfach, umgewöhnt.

 

Das wird mit Sicherheit auch mit dieser neuen Veränderung der Fall sein. Momentan ist das ja auch noch zusätzlich irritierend und fällt schwerer, weil es nicht einheitlich ist. Hier mit Sternchen, da mit Doppelpunkt und dort mit Schrägstrich, gefolgt von Bindestrich. Ja, wie denn nun? Welches Genderl hättens gern? 

 

Das wirkt eben wie 'Kraut- und Rübensalat' und damit kann man sich nun mal nicht so recht anfreunden. Sobald es da mal endlich eine definitive, einheitliche Regelung gibt, dann wird es schon besser werden.

 

Und Oilenspiegel, du hast recht. Politische Korrektheit, wenn sie so unlogisch und zwangsverkrampft daherkommt, ist viel ärgerlicher. Ich erinnere an den Sarotti-Mohr. Der wurde zu einem goldenen Magier. Gut, goldener Magier ist an sich nett. Völlig okay. Nur - war das wirklich notwendig? Ich, als Kind, fand ihn toll. Warum? Nun, ganz einfach - er sah eben so exotisch aus. Und ich dachte mir damals überhaupt nichts Schlechtes oder Negatives dabei, ganz im Gegenteil. Ich stellte mir vor, dass in dem Land, aus dem die Schokolade kommt, alle Menschen so bunte Kleider und schwarze Haut hatten. Und dass das Land ganz toll sein musste, denn da kam ja so etwas Tolles wie Schokolade her. Also mussten diese Menschen dort auch ganz toll sein und ich wäre da mal gerne hingereist. Meine Vorstellung war also durchweg positiv - noch unterstützt durch den 'Mohrenkopf', denn der war ja auch ganz toll und lecker. Für mich war damals das 'Land, aus dem die Schokolade kommt' eine Art 'Wunderland'.

 

Das ist eben der Unterschied. Zwischen Kinder und Erwachsenen. Ja, Rassismus ist falsch. Klar, da braucht es keine Diskussion. Aber: In Onkel Toms Hütte, da wird eine Geschichte aus der Sklavenzeit erzählt. Und diese Geschichte soll vermitteln, dass es falsch ist, Sklaven zu halten. Und wie passt dann diese Änderung dazu? Wenn darin von Niggern die Rede ist, dann ist doch gerade das wichtig, um Kindern vermitteln zu können, wie falsch die Menschen, die Sklaven hielten, dachten und mit anderen Menschen umgingen. Wie sie sie nannten, das zeigt ja, wie damals gedacht wurde. Wenn da jetzt weichgespült wird - dann stimmt doch das ganze 'Bild' nicht mehr. Was soll das denn für ein Bild sein, dieses neue? Hey, die haben damals  Menschen mit dunklerer Hautfarbe zwar ausgebeutet, ausgepeitscht, misshandelt und umgebracht - aber sie haben ihnen eine politisch korrekte Bezeichnung gegeben! :pinch:

 

Man sollte die Kirche im Dorf lassen. Weil man eben alles, auch wenn es noch so gut gemeint sein mag, auch wirklich übertreiben kann.

 

LG,

 

Anonyma

Geschrieben

Hallo Carlos,

 

 

nur nebenbei: dein Vergleich mit der Musik hinkt aber schon etwas. 

 

 

Bei Schreibenden (sprachlich gäbe es bei der Verwendung des substantivierten Partizip "Schreibenden", das hier die geschlechterspezifische Bezeichnung umgeht, etwas zu beanstanden, da ja "Schreibenden" den Umstand eines Menschen bezeichnet, der gerade am Schreiben ist, was er ja nicht ausschließlich tut, aber so ist das eben, wenn der Gebrauch von Sprache grammatikalisch beleuchtet und erforscht werden will) darf das diskursive Denken natürlich die Klappe halten, muss es aber nicht, von daher gibt da keine eindeutige Regel.

 

 

 

Wie auch immer man das nun hand haben möchte, bin ich  dafür, in Bezug auf das Gendern nicht dogmatisch zu werden.

 

 

Das machen Sprachverwalter, das ist eine Sache von Beamten. Die kreieren eine Beamtensprache.

 

 

Ja, für einen offiziellen Gebrauch der Sprache, für Gedichten nicht. Das lässt sich wie alles nicht immer sauber trennen, wie du ja im Laufe meiner Antwort sehen kannst. Da ich keine generalisierte, frei fließende Ärgerbereitschaft in Bezug auf das Gendern entwickelt haben, verwende ich  in manchen Kontexten (die eher sehr selten sind) das große Gender - I . Natürlich entstehen bei Veränderungen von Gewohnheiten und Regeln auch gerne die merkwürdigsten Blüten. Das ist aber, wie bereits erwähnt wurde, nicht Neues.

 

Wie auch immer:

 

Kein Mensch kann dich davon abhalten, am Ende deines konkreten Textes nur  "Herr Müller" zu benennen. Das ist deine künstlerische Freiheit.

 

Ich hätte ja die  seltene Möglichkeit  am Schopf gepackt und den "Müller"  selbstironisch gegendert.

 

"Was meinen sie Herr / Frau Müllerlnn" 

 

 

Aber das ist natürlich eine Sache  des Geschmacks und entspräche  nicht deiner Intention.

 

 

 

 

LG,

Mi

 

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