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Geschrieben am

neue Version :

 

Ouldvorderen

 

Mein Handgelenk im Schraubstock

seiner Finger.

Ich -

     werde wohl gelacht haben.

Sie -

     deren Namen ich trage

     geckerte wie eine Hyäne.

Die Töne krallten sich in meine Bronchien.

 

"Ja, der passt auf die Spitzbuben auf!"

 

Später erklimme ich die Treppenhausstufen zum Dachboden

und lasse Murmeln über vier Etagen in den Keller knallen -

hart wie die Augen des Justizvollzugsbeamten.

 

Ihr Inneres blieb mir verschlossen.




Ursprüngliche Version:

 

Ouldvorderen

 

Mein Handgelenk im Schraubstock

seiner Finger.

Ich -

     werde wohl gelacht haben.

Sie -

     deren Namen ich trage

     geckerte wie eine Hyäne.

Die Töne krallten sich in meine Bronchien.

 

"Ja, der passt auf die Spitzbuben auf!"

 

Später erklimme ich die Stufen zum Dachboden

und lasse die Murmeln in den Keller knallen -

die starren Augen des Justizvollzugsbeamten im Nacken.

 

Nie offenbarten sie ihr Inneres

  • Gefällt mir 5
  • Traurig 1
Geschrieben

Hi Walter und Létranger,

 

hui. Ich dachte, das wäre doch recht klar - das LI und zwei weitere Personen.  Vllt. ist das irritierende Element "die Augen des JV-beamten im Nacken" .... das ist ein Gefühl, keine Realität.

Ich überleg mal, wie ich das anders formulier.

 

Bei "den Murmeln" habe ich jetzt den Artikel rausgenommen - die haben nämlich auch nur einen inneren Zusammenhang zu der andren Episode .... - keinen ursächlichen. Also das LI knallt Murmeln in den Keller, weil es ihr Inneres sehen möchte .

 

Vllt. mag noch eine andere was dazu schreiben

 

Danke für Euer Interesse und die Kritik.

 

Sternenherz

Geschrieben
vor 15 Minuten schrieb Walther:

 

was du weißt und was dir klar ist, hat nichts mit dem zu tun, was der empfänger deiner sendung versteht.

   Hi Walther,

 

das ist mir klar. Is ja bei jeglicher menschlicher Kommunikation so

 

Wie schaut es nun aus ?

 

Die Altvorderen

 

Mein Handgelenk im Schraubstock

seiner Finger.

Ich -

     werde wohl gelacht haben.....

Sie -

     deren Namen ich trage

     geckerte wie eine Hyäne.

Die Töne krallten sich in meine Bronchien:

        "Ja, der passt auf die Spitzbuben auf!"

 

Später erklimme ich die Stufen zum Dachboden

und lasse Murmeln in den Keller knallen -

Seine starren Augen immer noch im Blick

 

Nie offenbarten sie ihr Inneres


 

  • Gefällt mir 1
Geschrieben

Liebe Sternenherz, ich hatte hier ganz eigene, beängstigende und schreckliche Bilder vor Augen. Ein Kind, das von den Großeltern aufgezogen wird. Sie sind sehr streng und kalt zu diesem Kind. Opa hat vielleicht ein Glasauge, das macht seinen Blick noch strenger. Auf dem Dachboden gibt es eine Sammlung alter Teddys. Das Kind hat ihnen die Augen (Murmeln) ausgerissen und diese wütend weggeworfen, weil es Angst hatte vor ihnen. Genau wie vor ihren Großeltern. Dafür wurde das Kind bestraft und angeschrien...

 

Lieben Gruß, Letreo

  • Schön 1
Geschrieben

Hallo Sternenherz

 

Walter schreibt:

Zitat

„...poesie ist reine kommunikation in der form one to any. ohne dass normalerweise rückfragen möglich sind. also sorge dafür, dass du verstanden werden kannst.“

 

womit er völlig Recht hat. - Logisch gesehen.

 

Aber seine Antwort liest sich für mich fast wie ein Vorwurf oder eine Zurechtweisung. Was mich wiederrum Erstaunt. Verwechselt er das Veröffentlichen eines Gedichts im Forum (das ja eher einer Lehrwerkstatt gleicht) und in dem es darum geht sich auszuprobieren und zu voneinander zu lernen vielleicht mit der finalen Veröffentlichung in eine Buch? Einen klugen oder hilfreichen Rat zu diesem Gedicht lese ich aus seiner Antwort nicht heraus. Aber das nur vorab.


 

Zitat

Ouldvorderen

 

Mein Handgelenk im Schraubstock

seiner Finger.

Ich -

     werde wohl gelacht haben.

Sie -

     deren Namen ich trage

     geckerte wie eine Hyäne.

Die Töne krallten sich in meine Bronchien.

 

"Ja, der passt auf die Spitzbuben auf!"

 

Bis hierher ist mir alles recht klar.

 

(Stief?)Vater Mutter Kind...


Er hat, wenn er will, dass Kind in der Hand. Das Kind ist dann hilflos gefangen und kann sich nicht selbst aus dem Schraubstock befreien. Seine einzige „Waffe“ ist ein unechtes!, verlegenes? oder strategisches Lachen. Vielleicht in der Hoffnung die tatsächliche und/oder die möglicherweise folgende Gewalt zu mindern.

 

Die Mutter ist kein Schutz. Sie hat ebenfalls nicht mehr als ein hilfloses „geckern“ beizutragen. Und einen Satz der dem Kind die Situation erklären? – schön färben? – erträglich machen? soll. Er sagt so viel wie: "So ist er eben, und wir müssen damit zurechtkommen." Unausgesprochen bleibt, WIE er wirklich ist und wie weit er gehen darf – ja ob es überhaupt eine Grenze für sein Handeln und oder eine Gegenwehr der Mutter gibt/geben wird. Das ist viel Raum, um den schwarzen Mann aus dem Schrank oder unter dem Bett ins alltägliche Leben zu rufen.

 

Zitat

Später erklimme ich die Stufen zum Dachboden

und lasse die Murmeln in den Keller knallen -

die starren Augen des Justizvollzugsbeamten im Nacken.

 

Nie offenbarten sie ihr Inneres


 

Ab hier wird es für mich schwierig.

 

Ich hatte zuerst den Dachboden meiner Großeltern vor Augen. Frau musste erst mit einem Hakenstab eine Dachlukenklappe öffnen und eine Leiter herab ziehen, um dort hinauf zu gelangen. Murmel hätte ich von dort nur in den ersten Stock werfen können. Von dort wären sie über eine mit Teppich ausgelegte Treppe ins Erdgeschoss gekugelt und hätten spätestens hier nicht mehr die Kurve zur Kellertreppe bekommen. Erst dein Hinweis, dass die Murmeln aufplatzen sollten führt mich zu eine anderen Bild. Die Mietskaserne meiner Jugend. Der Dachboden dort war reichlich unspektakulär und verschlossen. Darum liegt er in meiner Erinnerung so vergraben. Aber von dort oben hätte man Murmeln zwischen den Geländern der Treppe über 6 Stockwerke hinab fallen lassen können. Ich denke sie hätten es wohl möglich nicht heil überlebt. Wenn du dieses Bild meinst, dann wäre hier noch „Spiel“raum etwas deutlicher zu werden.

 

Und hmmm, ich hatte zu meinen Glasmurmeln scheinbar eine andere „Beziehung“. Ich empfand sie keinesfalls soweit verschlossen, dass ich ihr inneres nicht als mir unbekannt oder vor mir versteckt betrachtet habe. (Ich hatte sogar ein Kaleidoskop in das man sie einspannen und ihre „Musterschlieren“ vervielfältigt betrachten konnte.) Ihr Inneres war unberührbar - ja, unantastbar ja, unerreichbar (weil ich mich gerade daran erinnere, dass ich mir als Junge gewünscht hatte es gäbe solch verschlungene Rutschbahnen) ebenfalls ja... Das macht sie für mich im inneren Unnahbar. Aber „offenbar“, war die Murmeln für mich schon.

 

Der letzte Satz bräuchte für mich eine kleine Veränderung. Ich weiß nur noch nicht welche. Aber sobald die Murmel bei mir gefallen ist melde ich mich nochmal.

 

Es ist ein Starkes Gedicht, dass ein starkes Kind zeigt, dass aufbegehrt. Ein Kind, dass sich nicht fraglos in eine Welt einfügen lassen will die es weder versteht - noch verstehen soll. Ein Kind, das eigene Wege findet um sichtbar zu werden. Sollche Wege kosten fast immer viel Kraft. Aber es sind die guten Wege.

 

Liebe Grüße in einen Tag der mich heute ausnahmsweise mal mit etwas Sonne begrüß.

 

Vom Gaukel

  • Schön 1
Geschrieben

Liebe Letreo und lieber Gaukelwort,

 

Danke für Euer Annähern an meinen Text.

 

Letreo, heute früh schrieb ich vom handy und nur kurz,

daher nun ein wenig ausführlicher:

Ja, mit den Großeltern liegst Du richtig. Sie sind hier gemeint.

Ich habe das Gedicht auch zuerst mit einem sehr alten Wort für Vorfahren bezeichnet, um die Kluft , die zwischen den Generationen herrscht, deutlicher zu machen.

Als das Gedicht bei Walther und Létranger auf so starkes Unverstehen stieß, habe ich den Titel geändert.

 

Opa hat kein Glasauge - er hat nur sehr kalte ....eigentlich "ausgebombte" Augen - vllt. nehme ich dies in eine neue Version auf.

Das mit den Murmeln hat keinen direkten Zusammenhang - in meinem Inneren geht es aber zusammen. Denn, so wie das Kind in dem Gedicht sich beständig fragte, was mit diesen Erwachsenen denn ist (es hat ja nicht soviele Vergleichswerte .... merkt ja nur, dass etwas fehlt) und sich auf die innere Suche macht,

möchte es auch die Muster in den Murmeln "anfassen" "herausarbeiten" "berühren" (dieses Marmorierte) und zu eben diesme Zweck hat es sie vom Dachbodenvorplatz bis in den Keller runtergedischt.

 

Deine Fantasie und Empathie haben Dir die zugrunde liegende Erfahrung sehr nahe gebracht.  Und noch weitere Elemente hinzugefügt.

 

Dankeschön

 

Lieber Gaukelwort,

 

auch Dir Danke für Dein einfühlendes und sehr reflektiertes Lesen.

 

Ja, Walthers Beitrag empfand ich auch als unverschämt im Ton. Habe aber geschluckt. Zudem kenne ich die harrschen Zurechtweisungen mancher Dichter:innen ja durch einige Jahre Aufenthalt in den Foren recht gut.

Aber Danke für das Klarstellen und auch mir selber Klarmachen,

wie ich mich immer noch zurücknehme, wenn ich auf solche Töne treffe.
Und ja, es stimmt, ich stand dann doch ratlos und Du Walther, hast ja dann auch nach meiner verbesserten Version kein Interesse mehr gehabt, mir mitzuteilen, ob es nun klarer wäre oder nach wie vor nicht ankommt. Da ich so einen Schnauzton nicht als einladend empfinde, 

bin ich auch innerlich aus der Kommunikation ausgestiegen.

Schade eigentlich  - denn ich könnte sicherlich was lernen. Du aber vllt . auch .

Gaukelwort, Du schreibst, bis zum "Der passt auf die Spitzbuben auf" ist alles recht klar. So empfand ich eigentlich auch.

Zur "Auflösung" -- das sagt die Hyäne und der mit dem Klammergriff ist Beamter in der JVA .

Es sind Kind, Opa, Oma.

Er macht vor, wie stark er zupacken kann - das tut sehr weh. Und ja, das Kind kann das nicht einordnen .... und setzt ein Schutzlächeln auf.
Oma, die geckert, erkärt oder beschwichtigt mit dem Satz nicht -- sie setzt eigentlich noch eins drauf. Empathie is nicht ihre Stärke - eher Irrelevanz .... . Sie ist gar nicht richtig anwesend.

Hmmm - ja. Wie weit wird er wohl gegangen sein. Gg.über dem Enkelkind? Gg.über seinem eigenen Kind? Das ist unklar und auch mir als Schreiberin nach wie vor.
Viel Raum für "den schwarzen Mann" - entsteht da. Das stimmt ... .

 

Uiii - ja. Es gibt andere Treppenhäuser und Dachbödentypen, als ich sie erlebt habe. Mit ein bisschen Nachdenken hätte ich selber drauf kommen können .
Die Murmeln hier , die wurden aus dem vierten Stock auf den Kellerboden geknallt. Mit Schmackes. Ich glaub, sie sind nie aufgegangen, was das LI sehr geärgert hat.
 

Wie fein, ein Kaleidoskop zum Betrachten der Schlieren und Muster .
Ja - ich wollte immer an den Kern gelangen - ich habe auch Steine oft geöffnet, um zu schauen, was drinnen ist .

Du schreibst, der letzte Satz bräuchte eine Veränderung. DAnn warte ich mal, wann die Murmel fällt. Bei mir is ja die Verbindung zwischen den Großeltern, die nix offenbarten und den Murmeln gegeben. Mir war so, als gäbe es sie.

Ja, sich beugen war nicht drinne für das Kind .... . Sichtbar werden ist oft sehr schwierig, wenn kind es denn will . Es ist ein guter Weg, ja.

 

Danke für Dein Verstehen-Wollen und auch Dir einen schönen Gruß ins Wochenende mit hoffentlich weiterhin Sonne 

 

Hallo Walther,

 

dass es Fetzen sind, die aneinandergereiht sind, war für mich so nicht - sie folgen einer Assoziationsreihe in meinem Inneren. Freilich besteht dann die Kunst darin, dies nach außen zu vermitteln.

 

Offenbar gibt es verschiedenste Annäherungen an ein Gedicht - womit das zu tun hat, kann ich nur raten.

 

Es wäre hilfreich gewesen, statt mich so abzubügeln, mir zu zeigen, wo das Nicht-Verstehen losgeht bei Deinem Lesen.

 

lG

Sternenherz

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Geschrieben

Hallo, Sternenherz,

 

ich hatte einen Großvater. Der einer der Kindersoldaten war und mit gefälschtem Altersnachweis in den russischen Winter, in den Krieg geschickt wurde. Er kam aus erzkatholischem Umfeld und aus stockkonservativer Familie. War in der Hitlerjugend.

 

Dieser junge Mann, fast noch ein Kind, erlebte Dinge, über die er später in meiner Gegenwart nicht sprach. Er trug auch körperliche Spuren - er wurde von einem Schrapnellgeschoss getroffen, der Rücken und die Rückseite seiner Arme waren von Narben übersät. Er bemühte sich sehr, dafür zu sorgen, dass ich das nicht zu sehen bekomme (ich war ja noch ein Kind), aber einmal, wie es bei Kindern so ist, kam ich zufällig dazu, als meine Großmutter ihn gerade mit Franzbranntwein einrieb. Und so sah ich die Narben doch. Die mich natürlich sehr erschreckten - es waren so viele, kleinere und größere.

In seinem rechten Unterarm steckte ein besonders großer Splitter. Den er nicht entfernen lassen wollte. Er sah ihn manchmal an, berührte ihn ab und zu. Dieser Splitter war für ihn ein 'Mahnmal'. Mein Großvater wollte nicht vergessen, weil nicht vergessen werden durfte. Das war seine Überzeugung.

 

Das meiste erfuhr ich erst später, als ich älter wurde. Von meinen Eltern. Mein Großvater geriet in russische Kriegsgefangenschaft und wurde nach Sibirien transportiert. Er überlebte. Allerdings verlor er mehrere Zehen und zwei Fingerkuppen. Und alle Zähne. 

 

Als Kind wusste ich nichts (das war auch ein Begriff, der sich damals wohl nicht fand) von 'Posttraumatischer Belastungsstörung'. Ich nahm nur wahr, dass mein Großvater sich manchmal bis zur Bewusstlosigkeit betrank. Nie während der Arbeitswoche - nach ihm konnte man die Uhr stellen. Meine Oma musste ihn (sehr nachdrücklich) zurückhalten, als er einmal wirklich krank war und hohes Fieber hatte. 

 

Mein Großvater war ein schweigsamer Mann, manchmal wirkte er auf mich damals auch ein wenig unnahbar. Aber - grob, gewaltätig, nein, überhaupt nicht. Gar nicht, ich hatte überhaupt keine Angst vor ihm. Ganz im Gegenteil. Wenn er am Monatsende seinen Lohn bekommen hatte, ging er zur Bank und nach Abzug aller Fixkosten ließ er sich das Übrige auszahlen - um dieses Geld dann meiner Großmutter zu geben. Und sie gab ihm dann davon sein Taschengeld. Er war der Ansicht, dass ein Mann dazu da war, für die Familie zu sorgen. Auch finanziell, d.h. dafür zu sorgen, dass es an nichts fehlte. Später erzählte mir meine Mutter, dass meine Großmutter zwei, drei Jahre lang gezwungen war, in der Fabrik mitzuarbeiten. Das war für meinen Großvater nicht 'falsch', nein, er dachte nicht, dass eine Frau in die Küche gehörte. Aber es nagte an ihm, weil das seine Aufgabe war und er es als persönliches Versagen betrachtete. Also suchte er und fand eine besser bezahlte Arbeit. Eine härtere und anstrengendere, aber besser bezahlt. 

Meine Großmutter hörte sofort auf in der Fabrik zu arbeiten. Weil sie ihn verstand. Und weil sie und mein Großvater sich sehr liebten.

Danach trug meine Großmutter über lange Jahre hinweg Zeitungen aus - das war für meinen Großvater vollkommen in Ordnung, denn das war dann nicht notwendig, sondern ein 'Zubrot'. 

 

Als mein Großvater und meine Großmutter sich kennen lernten, waren da zwei Menschen aus 'verschiedenen Welten'. Meine Großmutter war groß, blond und blauäugig. Das hätte fast zu etwas geführt, vor dem lediglich das Kriegsende sie bewahrte - damals wollten die Nazis eine Art 'Zuchtprogramm für Arier', da waren auch Zwangsehen geplant und meine Großmutter hatte bereits einen Brief bekommen, denn sie passte perfekt ins 'Schema' ...

Außerdem hatte meine Großmutter (eine starke und selbstbewusste Frau) gegen die damaligen Regeln verstoßen - sie hatte ein uneheliches Kind, einen Sohn. Der aufgrund von fehlenden Medikamenten und Nahrungsmangel im Alter von nur eineinhalb Jahren an einer Gehirnhautentzündung starb. Und sie war, um dem ganzen die Krone aufzusetzen, auch noch evangelisch.

Mein Großvater war zudem einen halben Kopf kleiner als sie und hatte dunkelbraune Augen und fast schwarzes Haar. Und, wie gesagt, katholisch. Alles zusammen: Damals ein absolutes 'NoGo'.

 

Sie verliebten sich ineinander. Daraufhin stellte die Familie meines Großvaters ihn knallhart vor die Wahl: Sie (also meine Großmutter) oder wir! Er entschied sich für sie. Seine gesamte Familie, Eltern und Geschwister eingeschlossen, verweigerten jeden Kontakt, so lange er lebte. Als er starb, kamen sie. Zur Beerdigung. Meine Mutter verwies sie des Friedhofs: "Ihr habt ihn verstoßen, ihr habt nie nach ihm gefragt, euch nie dafür interessiert, wie es ihm geht. Als er noch lebte. Jetzt, wo er tot ist, braucht ihr nicht mehr anzukommen. Verschwindet, macht dass ihr wegkommt!"

 

Mein Großvater betrank sich nur am Wochenende. Aber dann betrank er sich oft auch sehr schlimm. Ich erinnere mich selbst daran, dass er einmal von zwei anderen Männern nach Hause gebracht wurde, die ihn sturzbetrunken unter einem parkenden Auto gefunden hatten. Im Dorf damals kannte 'jeder jeden'.

 

Meine Großeltern stritten sich durchaus. Aber dabei ging es immer nur darum. Ich erinnere mich, wie er einmal in der Diele betrunken auf dem Sofa saß und meine Großmutter zu ihm sagte: "Ach, Willi, Willi, was soll das denn mit dir werden? Du machst dich doch kaputt!" Und er sagte (ich erinnere mich nicht mehr genau an seinen Wortlaut, er sprach auch mit sehr schwerer Zunge), ungefähr so etwas wie: "Du weißt warum. Ich kann nicht anders."

 

Was für ein Mann war mein Großvater also? Eines späten Nachmittags, ich hatte bereits 'gevespert', kam mein Großvater nach der Arbeit nach Hause und meine Großmutter brachte ihm sein Abendessen. Es gab 'Ochsenmaulsalat', ein typisch schwäbisches Gericht. Das ich sehr mochte.

Ich fragte meinen Opa: "Opa, darf ich mir auch noch eine Gabel nehmen?" 

Er: "Ja, ja."

Nun, wie es bei Kindern so ist, blieb es nicht nur bei einer Gabel. Nach ein paar davon schob er mir die ganze Schüssel hin, strich mir über den Kopf und meinte zu meiner Großmutter: "Sie braucht das noch, soll sie nur essen - mach mir einfach ein belegtes Brot."

 

Er wählte jedes Mal bewusst die SPD. Nicht, weil er glaubte, die Politiker dieser Partei wären (als einzelne Politiker oder Menschen) 'besser', sondern weil er der Überzeugung war, dass diese Partei die einzige war, die für ihn Frage kam. Weil das, was damals geschehen war, nie wieder geschehen durfte. Für ihn waren Diktaturen und Kriege die größten Gräuel, die sich die Menschen je ausgedacht hatten. Er war ein überzeugter Sozialdemokrat, durch und durch.

 

Meine Uroma war sehr gläubig, meine Oma war 'freidenkend-gläubig' und mein Großvater ein Atheist. (Ja, der katholische Junge, Mitglied der Hitlerjugend, Teil eines erzkonservativen Umfeldes, kam als ein Pazifist, Sozialdemokrat und überzeugter Atheist aus dem Krieg wieder zurück.)

Es wurde nie über Religion gestritten. Diese Menschen respektierten sich und damit auch den Glauben oder Nicht-Glauben des/der anderen. Mitmenschlicher Respekt, Akzeptanz, Freundlichkeit, Rücksichtnahme - das sind Werte, die mich in meiner Kindheit prägten. Aber ich lernte auch, dass man nicht schweigt, wenn Unrecht geschieht. Dass man nicht schweigt, wenn etwas - falsch ist. Oder beginnt, in eine falsche Richtung zu gehen. Und das tue ich auch nicht - selbst wenn das unangenehme Konsequenzen für mich haben kann. Das gilt auch für Onlineforen.

 

Warum erzähle ich diese Geschichte? Weil der Mann, der Großvater im Gedicht, nicht so war wie mein Großvater und meine Großmutter nicht wie die Großmutter darin. Aber ich kann einen Bezug herstellen. Und interpretiere daher anders.

 

Für mich ist auch der letzte Vers gut und klar zu verstehen. Für mich ist er sehr aussagekräftig und bildet daher auch einen gelungenen Abschluss. 

 

Wer weiß, was dieser Großvater erlebt hatte, was ihn zu dem Menschen gemacht hatte, der er war. Und das trifft auch auf die Großmutter zu.

 

Ich wuchs unter, selbst für damals, ungewöhnlichen Umständen auf. In einer Großfamilie. Mit Urgroßmutter, Oma, Opa, Mutter und Stiefvater (ja, auch ich war ein uneheliches Kind, bis meine Mutter meinen Stiefvater heiratete).

 

Ich bin gerne in die 'Vergangenheit gereist', denn ich erinnere ich mich sehr gerne an diese drei ganz besonderen Menschen. Die mich tief geprägt haben. Leider verlor ich sie viel zu früh. Und viel zu kurz hintereinander, in nur vier Jahren. Eines möchte ich noch erwähnen: Als meine Oma an Krebs starb, brach für meinen Opa die Welt zusammen. Er folgte ihr zwei Jahre später. Er erlitt einen Herzinfarkt, aber ich bin mir sicher: Mein Opa starb an gebrochenem Herzen. Ich erinnere mich, wie er einmal zu meiner Mutter sagte, und zwar wirklich hilflos und verzweifelt: "Was soll ich denn machen? Was soll ich denn nur machen, ohne meine Julie?"

 

LG,

 

Anonyma

 

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Geschrieben

Liebe Anonyma

 

ich danke Dir sehr für Deine Erzählung, die mich sehr berührt.

 

Die Männer die damals im Krieg gewesen sind,

haben entsetzlichste Dinge erlebt.
Sie mussten mit dem, was in ihrem Innersten war, irgendwie gehen -

und Dein Opa tat dies eben u.a. mit seinen Besäufnissen.
Dass seine Frau ihn so sehr geliebt hat,

war sicherlich ein großer Halt für ihn.

Viele Ehen sind ja damals zerbrochen -

insbesondere auch die der Männer, die in Gefangenschaft gewesen sind.

 

Dass in Eurer Familie eine solche Tradition des Erzählens gelebt worden ist, finde ich schön und wichtig.

Ich stamme aus einer Familie, wo alles verschwiegen worden ist -

wenn ich - schon längst erwachsen - manchmal in diese Zeit vorwagte, gab es nur Abwertung für mein Wissen-Wollen.

So wuchs ich einfach mit ganz brüchigen Erinnerungen auf

- die Eltern meiner Mutter bspw. habe ich nie kennengelernt.

 

Sowas prägt natürlich und ich habe ein Gutteil meines Erwachsenenlebens damit zugebracht,

nach den nicht erfahrenen Zusammenhängen zu forschen.

 

Dass ich wohl als Kind schon forschte ...und "es" ganz genau wissen wollte, was ich doch so deutlich spürte,

zeigt sich im Zertrümmern von eben Murmeln, von Steinen. Später zerbiss ich eine Zeitlang mal Glas.

 

So, als hätte ich den Auftrag, das vermeintlich Heile ("Heil"!) zu entlarven.

 

Ich habe vor zwei Tagen das Hörbuch von Edgar Selge zu Ende gehört : Habe ich Euch endlich gefunden: .

Ich habe noch nie ein Buch gehört, das mir so unter die Haut gegangen ist - es spielt eben im Nachkriegsdeutschland .... und beschreibt die autoritäre Erziehung des Jungen und seiner Brüder durch den Vater. Die Vergangenheitskittung bzw. den Versuch davon und wie es unter der Oberfläche brodelt und zieht.

 

Durch dieses Buch wird so deutlich, dass die Finger des 2ten WK bis in die heutige Zeit hineinreichen und dasss einfach nicht aufgearbeitet worden ist.

Wie schön, dass Du in einer Großfamilie aufgewachsen bist . Alle Generationen unter einem Dach ist einfach unvergleichlich reich an dem, was vermittelt werden kann.

 

 

Vielen Dank fürs Vorbeischauen bei meinem Gedicht.

Mein Großvater war nicht offen gewalttätig - er hatte nur diese Art, eine am Arm zu packen und nicht mehr loszulassen.  Ich hatte mal eine sehr vage Ahnung, dass die Greuel, die er erleben musste, nochmal einen Deut heftiger waren als andere.  Ein Schemen nur ... und doch.

Dazu dann meine Oma mit ihrer irrelevanten Art .... .
Ich glaube, alleine schon das Tragen eines Kindes im Bauch während eine nicht wußte, ob der Mann nicht gerade in 100 Teile zerfetzt am Feld liegt.... war eine solche seelische Zerreißprobe, dass eine sich davon nicht mehr wirklich erholt.

Danke auch für Dein Empfinden zu dem letzten Vers - ich lasse ihn und das Ganze jetzt mal eine Zeit ruhen. Gaukelwort will ja noch was beitragen und so wird das Gedicht sicher noch wachsen.

 

Lieben Dank

 

Sternenherz

 

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Geschrieben

Hi Sternenherz, und auch ein hi Walthe*,

 

da wir drei uns zu den:

Zitat

„user, die mitdiskutieren können“

 

zählen – und zudem Dichterin und Dichter sind, gebe ich hier noch mal kurz folgenden metaphorischen Gedanken mit ins Thema.

 

Einem Taxifahrer zu sagen, er habe auf seiner Tour eine Nebenstraße von rechts übersehen – so es denn tatsächlich geschehen ist, dass geht völlig OK. Und genauso darf man eine Dichterin darauf hinweisen wenn unterwegs etwas missglückt ist.

 

Einer erfahrenen Dichterin jedoch zu sagen:

 

Zitat

„also sorge dafür, dass du verstanden werden kannst."

 

(ohne sich auf ein „Was“ oder „Wo“ zu beziehen) würde für mich der Ansage an den Taxifahrer gleich kommen, ihm nochmal bezugslos das „rechts vor links“ oder das Halten an der rote Ampel zu erklären. Ich habe das als unpassend und als schulmeisterlich empfunden und entsprechend geäußert. Es ging also nicht um deine Einschätzung Walther, die mir nach wir vor absolut Willkommen ist. Es ging um den Zusatz, der mir im Ton vergriffen schien.


Und:

Zitat

„...was der Rest der Welt mit dieser Einschätzung macht,“

...darf er selbst entscheiden.


Du siehst, auch hier sind wir uns im Grunde einig. Bis auf die Wortwahl.


 

PS

*falls du das „r“ suchst, es ist weise in deinem letzten Post in diesem Faden versteckt.

 

###########

 

NA KLAR! „Die Ouldvorderen“


 

das war so, wie das mit dem Wald und den Bäumen. Ich habe es schlicht und einfach übersehen. Die Großeltern und das Enkelkind. Ganz klar mein Fehler – meine Blindheit, mein Verschusseln.

 

Das Murmelfallexperiment habe ich selbst nie durchgeführt. (Niemals wäre mir der Gedanke dazu gekommen - ich hätte ja eine meiner Schatzperle dafür opfern müssen...) Da sieht Gaukel mal wie verliebt er seinerzeit in die materiellen Güter der Erde war...

 

Ja, Steine habe ich auch geöffnet. Sogar Edelsteindrusen. Davon ist sogar was in eine meiner wenigen Kurzgeschichten eingeflossen.

 

Der letzte Satz hat sich bei mir noch nicht eingefunden. Aber es findet mich zur Zeit erstaunlich viel. Es bestehen also noch gute Chancen darauf.

 

Ich melde mich nochmal.

 

Liebe und Grüße (ja auch heute scheint mir wieder die Sonne - passend zur Farbe vom Bier)

 

vom Gaukel

Geschrieben

Hi Walther,

 

was soll ich dazu noch sagen? Möglicherweise bin ich dir mit meiner Offenheit zu nahe getreten? Das war so nicht beabsichtigt.


 

Guten Morgen Sternenherz,

 

ich habe gestern Abend nochmal bei Tee Tee und Tee über dein Gedicht nachgedacht - war dann aber zu müde, um meine Denkungen noch in ein Post zu tippen. Es war - auch über die Erinnerungen von Anonyma – ein langer aber lohnender Weg. Hin ins Damals und Dort... und zurück ins Jetzt und Hier. Natürlich bin ich unterwegs auch in meiner eigenen Familiengeschichte herumgestromert...

 

Und es war (für mich) auch ein langer Weg zu deiner bewusst gewählt kargen Sprache. Eine lange Annäherung die man den wenigen geänderten Worten kaum anmerkt. Du weißt wie blumig ich denke und schreibe – und ich weiß, wie unangebracht es in diesem Gedicht von dir wäre.

 

Wie wäre es mit folgenden Veränderungen?

 

#######################################

 

Ouldvorderen

 

Mein Handgelenk im Schraubstock

seiner Finger.

Ich -

     werde wohl gelacht haben.

Sie -

     deren Namen ich trage

     geckerte wie eine Hyäne.

Die Töne krallten sich in meine Bronchien.

 

"Ja, der passt auf die Spitzbuben auf!"

 

„Später erklimme ich die Treppenhausstufen zum Dachboden

und lasse verstört Murmeln über vier Etagen in den Keller knallen -

starr und hart wie die Augen des Justizvollzugsbeamten.

 

Ihr Inneres blieb mir verschlossen.

 

 

Ich denke, so wäre das Treppenhaus als der Ort des Murmelfallens klarer - und auch der Beweggrund des LI wird – so glaube ich - etwas deutlicher.

 

Ich weiß allerdings nicht, ob ich es am Ende dann doch zu sehr verändert habe?
 

Soooo und jetzt bin ich gespannt was du dazu sagst und freue mich auf deine Antwort.

 

Liebe Grüße

 

vom Gaukel

  • in Love 1
Geschrieben

Guten Morgen Gaukel,

 

So wie es jetzt aktuell dasteht mit Hilfe Deines vielen Tee-Trinkens,

finde ich das Gedicht schon sehr gut.

Die Irritation bzgl. des Treppenhauses ist heraus genommen

und der Bezug Murmeln und Großeltern gegeben.

 

Als ich es vorhin las,

dass es die Augen des Großvaters seien in Deiner Interpretation,

die dort hinuntergeknallt werden,

musste ich das erst sehr abwehren.

 

Dann erinnerte ich mich an einen Text,

den ich mal in Trance geschrieben habe,

über eine anderes Erleben, in dem ich sehr mit Autorität konfrontiert worden bin

und wo ich in der Zeit zurückreiste.

Meine Schwester und ich , Kleinkinder,

wollten Blut sehen - so ein mörderischer Zorn trieb uns.

 

Insofern stimmt es wohlmöglich , wie Du es siehst _ empfindest.

 

Auch dachte ich daran, dass ich ja die Augen des Opas als "ausgebombt" bezeichnet hatte;

wie wäre es, Ausgebombtes zerschellen zu lassen -

wo führt das hin .....

 

Einzig das "verstört" mag ich herausnehmen.

Dies Verhalten entspringt der vorherigen Szene -

es ist mir zuviel, wenn es interpretiert wird.
Und auch dies zusätzliche starr ist mir zuviel ...

 

So wäre es dann momentan dies:

 

Ouldvorderen

 

Mein Handgelenk im Schraubstock

seiner Finger.

Ich -

     werde wohl gelacht haben.

Sie -

     deren Namen ich trage

     geckerte wie eine Hyäne.

Die Töne krallten sich in meine Bronchien.

 

"Ja, der passt auf die Spitzbuben auf!"

 

„Später erklimme ich die Treppenhausstufen zum Dachboden

und lasse Murmeln über vier Etagen in den Keller knallen -

hart wie die Augen des Justizvollzugsbeamten.

 

Ihr Inneres blieb mir verschlossen.

 

Als Alternative für die letzten beiden Zeilen überlege ich:

 

Hart und verschlossen wie die ausgebombten Augen

Was meinst Du zu dieser Alternative?

Hat vllt. noch eine:r eine Meinung _ ein Empfinden dazu?

 

Hmmm - dass Du Deine Murmeln so bewahrt hast, ist schön. Ich kenne ja von "unserem" ersten Forum ein oder zwei Deiner Kurzgeschichten  - an eine mit Edelsteindruse kann ich mich grade nicht erinnern.

Danke für Dein Hineinspüren und Vergegenwärtigen - es ist mir wertvoll

Das Herumstromern in den eigenen Geschichten ist so unglaublich schön -- oft sehr anstrengend und wenn eine:r lange genug sucht und Steine umdreht, dann können sich Dinge bzw. Beziehungen zueinander ändern und in einem neuen Licht erscheinen.
 

Hallo Walter -

 

dass dies Gedicht auch ohne lange Erklärungen "funktioniert",

wird offensichtlich darin, dass Gaukelwort und Letreo und auch Anonyma sich sehr angesprochen fühlten.

 

Einige andere Leser:innen haben es gemocht .

 

Ja, es gibt wesentlich bessere Werke und wesentlich offenere -.

 

Es gibt auch Gedichte,

wo die Trennung Autor / LI eingehalten wird-

dass ich hier mal wieder höchst unprofessionell arbeite,

ist mir bewusst und wird mir immer unwichtiger.

 

Der Dialog mit Anonyma bzw. ihre große Offenheit

und das tiefe Hineinspüren von Gaukel,

haben mir persönlich neue Nuancen in meiner "inneren Spurensuche"

eröffnet.

Das ist mir wichtig und eines der Highlights für mich in Gedichteforen.

 

Zum Seitenhieb auf diejenigen, die auch als erwachsene Menschen noch mit Murmeln spielen,

"Es ist nie zu spät für eine glückliche Kindheit" ist einer meiner Lieblingssätze

und ich nähre, wo ich nur kann, mein inneres Kind nach,

das nicht spielen durfte, als es klein war.

 

Mir ist bewusst, dass Dich dies vermutlich nicht interessiert.

 

 

Allen einen schönen sonnigen Tag

 

Herzliche Grüße

 

Sternenherz

 

 

 

Geschrieben

Hallo Ferdi

 

und Danke für Dein Lesen und die Kritik.

 

Ja, es sind viele und lange Kommentare und da muss eine:r sich nicht durchackern. Danke fürs Komma

 

Aktuell steht es so da -

 

Ouldvorderen

 

Mein Handgelenk im Schraubstock

seiner Finger.

Ich -

     werde wohl gelacht haben.

Sie -

     deren Namen ich trage,

     geckerte wie eine Hyäne.

Die Töne krallten sich in meine Bronchien.

 

"Ja, der passt auf die Spitzbuben auf!"

 

„Später erklimme ich die Treppenhausstufen zum Dachboden

und lasse Murmeln über vier Etagen in den Keller knallen -

hart wie die Augen des Justizvollzugsbeamten.

 

Ihr Inneres blieb mir verschlossen.

 

Als Alternative für die letzten beiden Zeilen überlege ich:

 

Hart und verschlossen wie die ausgebombten Augen

LG

 

Sternenherz

 

Geschrieben

Guten Morgen Sternenherz,

 

ich musste erst mal etwas Abstand nehmen. Dein Gedicht aus der Hand legen - um es nun erneut aufzunehmen. Und das war gut so.

 

Ich denke nun passt alles.

 

Das „verstört“ ist in der tat unnötig – und zudem doppelt unpassend, weil es wohl eher meinen Sicht von außen in sich trägt - und nicht etwa das Innere des LI.

 

Und auch „starr“ braucht es nicht. „Hart“ ist hier das sinntragende Wort. Und es wird in seiner Kontur noch härter wenn es für sich alleine steht - und spricht.

 

Zuletzt gefällt mir nun auch deine ursprüngliche letzte Zeile am Besten.

 

Ich hatte sie bei meiner ersten Bastelei als erstes geändert. Wohl, weil sie mir zu bezugslos war – bzw. weil sie sich für mich „nur“ auf die Murmeln bezog und ich nicht nachvollziehen konnte warum (mit welcher Intension) diese zerstört / aufgebrochen werden sollten...

 

Aber die Anknüpfung ist ja nun ersichtlich. Augen und Murmel stehen in einem Bezug zueinander. Und so fließt die letzte Zeile  sogut ein, dass sie alleine stehen kann ohne für mich völlig bezugslos zu wirken. Ja, sie wirkt fast schon als Metapher für das LI, dass auch körperlich beteiligt ist und trotzdem innerlich irgendwie abseits steht.

 

Die "ausgebombten Augen“ sind mir in diesem Gedicht zu aufdringlich. Und irgendwie öffnet dieses zusätzliche Bild (als Interpretationsversuch) das ganze Gedicht (das ja ein verschlossenes ist). Die Aufmerksamkeit der Leserin bzw. des Lesers wird dabei vom LI genommen. Aber es geht um das LI. Deshalb ohne "ausgebomt..."


 

 

Vielleicht rufen die ausgebombten Augen eher nach einem eigenen Gedicht?

 

Liebe Grüße

 

vom Gaukel

 

...der dieses Jahr jetzt schon durch Erinnerungen und Traumbegegnungen mit Lebenden und Toten purzelt, als hätten die Rauhnächte und die wilden Jagd schon längst begonnen...

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