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Geschrieben am

Ein Märchen war es nur

 

 

November wars, als es gewaltig schneite.
Gespenstig pfiff der Sturm um Häuserecken.
Der Junior hockte warm an Vaters Seite
und hörte Märchen. Vater sprach von Recken,

Gestalten, riesig dunkle Monsterschatten.
Da krachte es! An Scheiben schlugen Äste.
Der Knabe sah sie lauern unter Matten
und kroch verängstigt unter Vaters Weste.

Die Mutter sah ihr Kindchen voller Ängste.
Ermahnte gleich den Ehemann aufs Strengste.
Verscheuchte Böses aus der warmen Stube.

„Ein Märchen war es nur, mein armer Bube.“
Ans Kindeswohl da sollt der Alte denken,
Ein Märchen sollte Kindern Freude schenken.

© Ilona Pagel
 

 

 

Winter 004.JPG

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Geschrieben

Hallo, Ostseemöwe,

 

vor einer Stunde schrieb Ostseemoewe:

Ans Kindeswohl da sollt der Alte denken,
Ein Märchen sollte Kindern Freude schenken.

 

ich würde dem zustimmen. Alte Märchen, Kinderlieder und Abzählreime, die sind oft 'starker Tobak' und aus unserer heutigen Sicht pädagogisch nicht wertvoll. Woran liegt das? Ich denke, es waren schlicht andere Zeiten, andere Gesellschaften, Kulturen und daher auch Denkweisen. Die mit unseren heutigen oft nicht in Einklang zu bringen sind.

 

Manchmal denke ich: Wäre es nicht gut, wenn wir diese alten 'Geschichten' überarbeiten würden? Zumindest die wirklich angsteinflößenden, blutrünstigen, grausamen Teile davon? Meist werden sie lediglich gekürzt - was dann zu unvollständigen oder sogar 'bruchstückhaften' Geschichten führt. Das sehe ich nicht als Lösung an. Es geht mir beileibe nicht um 'Politische Korrektheit', sondern um einen Wandel, der definitiv stattgefunden hat. (Nicht nur, was die Erziehung/den Umgang mit Kindern betrifft, auch Tierschutz und Tierwohl waren früher kein Thema.) Es geht mir auch nicht darum, 'Kinder in Watte zu packen'. Sondern darum, dass solche Geschichten prägen und Einfluss darauf nehmen, wie wir später als Erwachsene denken - und fühlen. 

 

In früheren Zeiten wurden 'Angstmacherei' und Gewalt in der Kindeserziehung als richtig, ja, sogar notwendig erachtet ... und wenn ich dann bedenke, dass ich, selbst bereits Großmutter, noch heute dann und wann  so etwas hören muss, wie: 'Eine ordentliche Backpfeife hat noch keinem geschadet' oder 'Leichte Schläge auf den Hinterkopf erhöhen das Denkvermögen' oder 'Dem Rotzlöffel gehört mal ordentlich der Hintern versohlt' oder Ähnliches, dann - frage ich mich, woher das wohl kommen mag? Oder wovon das zumindest beeinflusst wurde? Und Eltern, die ihre Kinder erschrecken, ihnen Angst einjagen und dabei nicht selten sogar ihren Spaß haben, die gibt es leider immer noch.

 

Ich habe mit meiner Tochter geredet, oft und viel und gerne. Ihr erklärt, warum etwas falsch oder gefährlich ist. Und, wurde ich auch schon gefragt, was war, als sie noch zu klein war, um zu verstehen? Nun - ich passte auf sie auf. 

 

Im Gedicht geht es zwar um Angst - aber Angst und Gewalt, die bilden gerne ein Paar und halten Händchen ...

 

LG,

 

Anonyma

 

 

 

Geschrieben

@Herbert Kaiser und @Anonyma

@Herbert Kaiser ich kann nur zustimmen, Kinder haben eine blühende Fantasie.

Vor 2 Jahren habe ich in einer Kindertagesstätte eine Gruppe Flüchtlingskinder betreut. Da gab es ein Mädchen 3 Jahre (sie sprach ein wenig arabisch und ein kurdisch sprechender 4 jähriger Junge. Sie unterhielten sich beide bestimmt eine halbe Stunde ganz angeregt mit Händen und Füßen. Jedes Kind in ihrer Sprache. Ich war dennoch überzeugt, sie haben sich verstanden.

   

vielen Dank für euer Lob und eure Kommentare. @Anonyma ich denke schon einige Märchen sind bereits überarbeitet, die neuen Märchen tragen schon einen anderen Charakter, sind realistischer und sensibler.

 

Lieben Gruß Ilona

     

  • Gefällt mir 1
Geschrieben

Zunächst ist das in der Tat eine treffende Geschichte. Und oft legt da der Vorleser sein Eigenes mit hinein. Dem Zuhörer stehen also mehrere "Vater" vor und die Mutter muß dann wieder alles glätten. Nur sind manchmal "Mütter" noch märchenhafter, als es "unsensible Väter sind".

Ja, jede Zeit hat so seine Befindlichkeiten.  Was früher gang und gäbe (sprachlich) war, wird heute verteufelt. Ob es nur an der Begrifflichkeit liegt?

Und haben wir als Kinder der 50er - 80er Jahre vielleicht nicht auch modernisiertere Geschichten gehört? Manches hätte uns in ihrer Originalform auch nicht mehr vom Ofen vorgelockt. Andererseits muß man einem heute 10-jährigem Kind nicht mit dem Verlust seines Apfels drohen. Der Wegnahme des Smartphones oder ein Funkloch (Ausfall von Facebook, TicToc, WhatsApp etc.) ist gruseliger, als das Versteinern wie z.B. bei Jorinde und Joringel.

 

LG, Heiko

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