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Eine Maske für eine zweite Chance?

 

Jedes Mal, wenn ich aus dem Haus gehe und in meine kleine Rolle des alltäglichen Wahnsinnes schlüpfe, frage ich mich, wie lange dass ich dies noch tun muss. Mein wahres ICH zu unterdrücken, etwas zu leben und nach etwas zu streben, was mir Andere vormachen. Wie lange muss ich dies noch ertragen? Ich habe über die Jahre viele Masken kreiert. Manche passen für jede erdenkliche Situation, wenn ich nicht mehr weiter weiss. Es ist einfacher, wenn ich meine Maske aufsetze und den Leuten keinen Einblick in mein tiefstes ICH gewähre. Ich glaube, ich schütze dadurch nicht nur mich, sondern auch die Menschen die mir sehr viel bedeuten. Ich will nicht, dass mich die Menschen die ich gerne habe, mit anderen Augen ansehen, nur weil ich ein wenig verkorkst bin… Durch die tägliche Maske kann ich einmal durchatmen. Wenigstens nur für einen Moment. Ich muss mich nicht erklären, sondern lasse meine Maske durch mich sprechen. Dies ist einfacher. Jeder von uns weiss, dass es am schwierigsten ist und man nicht gerne seine tiefsten Gefühle offenbaren will. Später mehr dazu…

 

Eigentlich ist jeder Tag ein Kampf. Nicht ein Kampf zum Aufstehen. Nein ich bin sehr dankbar jeden Tag gesund aufzuwachen. Ich meine damit ein Kampf, sich nicht öffnen zu können. Nicht einmal sich Selbst. Nicht den Menschen, die man liebt, seiner Familie und seinen Freunde. Man möchte Ihnen das Leid ersparen und tut somit jeden Tag so, als würde es einem gut gehen. Dass man keine Sorgen hat und jeden Tag geniesst, den man erleben darf.. So ist das aber überhaupt nicht. Nein es geht mir nicht gut und nein ich möchte es Niemandem sagen, weil dann alle meinen mir helfen zu können und mich mit diesen Hundeaugen anschauen. Nein, bitte erspart mit dieses Leid. Darum habe ich diese schöne Masken, jeden Tag sieht sie ein wenig anders aus. So, dass niemand dahinter kommt wer da wirklich hinter dieser Maske steckt. 
 

Wenn ich dann zu Hause bin und mit mir selbst bin. Dann kann ich diese Maske beruhigt abziehen. Es tut gut, kurz durchzuatmen. Und ja, ich rede manchmal mit mir Selbst. Aber es sieht mich ja keiner. Ich muss mich keinem erklären und niemandem etwas vorspielen, so wie ich das schon den ganzen Tag mache. 
 

Es ist anstrengend… Manchmal wünschte ich mir, aus diesem Trott auszusteigen. Endlich jemanden zu finden, dem ich dies alles anvertrauen kann. Jemanden der mich so nimmt wie ich bin, auch ohne diese Maske. Ich bin es langsam leid, mich zu verstecken. Aber ich wurde schon so oft im Leben verletzt, betrogen und belogen, daher habe ich diese Maske nie wieder versucht abzuziehen, geschweige dennoch mich jemandem anzuvertrauen. Das tue ich mir zuliebe. Ich möchte diese Höllenqualen nicht noch einmal erleben und auch niemandem wünschen. Ja, es hat mich total verändert. Ich bin sehr in mich gekehrt, denke viel nach was Andere über mich denken und wie ich auf sie wirke. Das mache ich aus dem Grund, weil ich Niemandem mehr traue ausser mir Selbst. Nicht mal das habe ich eine Zeit lang gekonnt. Es ging mir nämlich sehr schlecht. Habe mich aus dem Leben zurückgenommen. Mit vielem abgeschlossen. Auch fast mit meinem eigenen Leben. Ich konnte einfach nicht mehr. Genauer gesagt, ich war am tiefsten Abgrund meines Selbst. Niemand möchte dort hin. Glaubt mir… 

 

Diese Erfahrung und hat mich verändert, aber auch zu dem Menschen gemacht, den ich Heute bin. Den Menschen, der in jedem Mitmenschen nur das Beste sieht, alles gibt, dass es Anderen gut geht, dass sie glücklich sind. Dies machte ich mir zu meiner Lebensaufgabe, da ich dies bei mir Selbst nichtmehr konnte – mich glücklich zu machen. Ich fühle dieses Gefühl jedes Mal, wenn ich einen Menschen den ich gerne habe, zum Lachen gebracht habe und ihm ein bisschen das Gefühl gegeben habe, dass er der Allerbeste ist. Es ist eigentlich ein unbeschreiblich gutes Gefühl. Ein Gefühl, welches ich gerne bei mir Selbst fühlen möchte. Nur ist meine Seele eiskalt. Erloschen von den vielen inneren Kriegen die ich geführt habe. Ich hoffe aber immer noch inständig darauf, den Menschen zu finden, der das Feuer meiner Seele wieder entfachen kann. Mein Herz wieder zum Schlagen bringt. Als es einst aufgehört hat zu schlagen, als ich ein Kind war, da war mein Leben vorbei. Dies hat mich bis heute nicht kalt gelassen. Zu wissen, dass ich mit einem Haar überlebt habe und eine Aufgabe bekam. Eine zweite Chance – zu Leben. Bis heute konnte ich diese zweite Chance noch nicht nutzen. 

 

Wie man so schön sagt, jeder hat doch im Leben eine zweite Chance verdient, nicht? Ja, aber was ist, wenn man diese nicht nutzt. Lieber nicht hier wäre und sich falsch am Platz fühlt. Dass man sich nicht geliebt fühlt. Warum hat man dann noch diese zweite Chance?

 

Diese Frage stelle ich mir jeden Tag, wenn ich meine Maske aufsetze. Jeden Tag glaube ich noch daran den Lebenssinn und den Grund für diese Chance zu finden. 

 

Ich weiss, ich werde eines Tages aufwachen und verstehen, warum ich diese zweite Chance bekam…

 

 

© Nadine Zulauf 

08.08.1992

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Geschrieben

Liebe Nadine,

die meisten Menschen tragen Schutzmasken und leiden darunter. Wer sie abnimmt, geährdet sich, wird leicht zum Opfer von Demütigung oder Mitleid. Aber die Chance, den zu finden, der es trägt und erwidert, ist real. 

 

Sehr gern gelesen.

Ales Gute und Gruß von gummibaum

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Geschrieben

Hi Nadine,
 

Ein schonungslos ehrliches Werk, wie es mir sehr gefällt.

 

Das Lyrische Ich,das hier spricht von seinen Erlebnissen und Sehnsüchten, wird sich erlauben das Innere Licht ungeniert scheinen zu lassen, wenn die Zeit gekommen ist vermute ich. 


Niemand würde von einem Kriegsheimkehrer der gerade so mit dem blanken Leben davon gekommen ist, erwarten, dass einfach so alles wieder beim alten ist. Man hört ja öfter davon,  dass diese Kriegshelden selber sehr sehr streng mit sich waren dabei haben doch gerade sie das Recht auf alle Ruhe und Gelassenheit der Welt, auch wenn die Welt nie mehr dieselbe sein kann  ?
 

Mes compliments

 

Dio 

  • in Love 2

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