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Geschrieben am

Die Frau neben

mir sah aus

wie eine Zigarre

mit kurzen roten Haaren

 

am Tresen schlug ich eine

Fliege halbtot

 

Dann erzählte

ich so Dies und Das

 

Rechtschreibung

beherrschte ich

nie wirklich

das mit den Zeiten war

harter Tobak

 

so fing das schon

in der Grundschule an

F. störte den Unterricht

durch unqualifizierte

Scheisse

 

Die Grundrechenarten

beherrscht er bis 20

beleidigte aber seine

Sitznachbarin als Nutte

 

 

Die Fliege

erhob sich wieder

sie klebte am Tresen fest

Ein Flügel war abgerissen

 

Die Zigarre lachte nur,

sie lachte immer

und

schminkte ihre Wangen

 

 

Bei ihr Zuhause

zählte ich bis 20

und rannte in

die kristallklare

Nacht davon

 

ganz schnell war ich,

ganz schnell

und nie außer Atem

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Geschrieben

Es ist viel mehr als Gefallen.

Ich gab immer Dichter, die gegen den Strom dichteten. Charles Baudelaire im Frankreich, im XIX Jahrhundert. Teile seines "Fleures du mal", "Blumen des Bösen", wurden gerichtlich verboten.

Ich glaube, diese Prüderie stammt, besser gesagt ist eine Folge des christlichen Mittelalters, denn früher, in der klassischen Antike, schrieb zum Beispiel Catull Gedichte, die deine als vollkommen harmlos und romantisch erscheinen lassen. Die waren nicht verlogen und zimperlich.

Auf jeden Fall, deine Lyrik empfinde ich wie ein stürmischer Wind, der Fenster aufreißt und frische Luft hereinbringt.

 

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Geschrieben

Hallo, Glasscheibe,

 

Carlos hat nicht unrecht. Warum nicht auch mal etwas 'Unverblümtes'? Mir fiel spontan Brechts 'Über die Verführung von Engeln' ein. Das ist auch 'deftige Kost', möchte ich sagen. :wink:

 

Ich persönlich sehe aber als Ursache für die Probleme, die - auch noch heutzutage - durch die von Carlos erwähnte Prüderie mit dem Dichten verbunden sind, weniger im Mittelalter als vielmehr im Viktorianischen Zeitalter begründet. Die Menschen im MA waren weit weniger prüde, als man so denken mag. Da gings oft reichlich 'unprüde' zu. Es badeten Männer und Frauen sehr oft im Badehaus zusammen - und da ist davon auszugehen, dass es nur allzu oft nicht alleine beim Baden blieb. (Und ebenso kann man sich schon auch vorstellen, dass es dabei nicht nur Pärchen gab ... kann ja auch mal in der Gruppe Spaß machen, nicht?):biggrin:

 

Zu Zeiten 'Königin Viktorias' dagegen war eine unglaubliche Prüderie dominierend, der gesellschaftliche Druck extrem. Besonders für Frauen war das eine sehr schwere, harte Zeit. Und wenn ich mir, so objektiv wie möglich, die heutige Zeit ansehe, dann erkenne ich unwillkürlich, wie sehr diese Zeit auch unsere heutige noch beeinflusst. In den USA ist es ja noch schlimmer als hier in Deutschland, nach dem Motto: Heimlich und versteckt gehts zwar sehr bunt zu, aber geredet werden darf darüber nicht. 

 

Ja, was 'darf' ein Dichter oder eine Dichterin? Also, z. B. Blümchen, die gehen immer. Aber mal sexuelle Offenheit, direkte, unverblümte Sprache oder gar 'politische Dichtung' - neee. Fazit: Danke, Victoria - nicht. (Wie es die jungen Leute ausdrücken.)

 

Ich schrieb in einem anderen Forum mal eine Satire, mit der überspitzten Darstellung so richtig 'braunen Gedankenguts'; kreierte ein Lyrisches Ich, das ich wohl ein bisschen zu realistisch hinbekam - brachte mir damals sogar eine Meldung bei der Modministration ein ... ach ja. (Die kannten mich zum Glück und es gelang mir sogar, dem Melder zu erklären, was es mit einer Satire so auf sich hat.) :rolleyes:

 

Mir gefällt der Schluss besonders gut. Er lässt mir als Leserin viel Freiraum, wie ich ihn interpretieren möchte. Wann rannte das LI davon? Davor? Danach? Und was geschah eigentlich alles in 'Zigarres Wohnung'? Alles? Nichts? Etwas Harmloses oder etwas Schlimmes? Und warum zählte das LI bis 20? Ich mag das! :classic_happy:

 

LG,

 

Anonyma

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