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Die Würdelose

 

Nein - du würdest niemals spenden

weil du längst mit Freude gibst;

würdest nie dein Herz verschwenden

weil du liebst sobald du liebst.

Alle reden - nur nicht du

du entscheidest und packst zu.

 

Hörst nicht auf die Neunmalweisen

die bedacht in Bücher schaun.

Hörst nicht auf die paradeisen

Priester die auf Gott vertraun.

Denn der ganze Kopfsalat

welkt zu schnell und schmeckt zu fad.

 

Zaudern ist dir eine Bürde,

dich treibt Tatendrang und Mut.

Wo der Würdevolle würde

bist du längst schon die, die tut.

Sagst nicht „würde„ - spuckst dir bloß

in die Hände und legst los.

 

 

 

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Geschrieben

Hi lieber Gaukel,

 

ich fühl mich gerade fatal an endlose Teambesprechungen im Sozialen Bereich erinnert.

Stundenlang wird da räsoniert, abgewogen, Argumente hin und her geschoben , manchmal sogar verschifft .... , eingefroren, aufgewärmt. 

dann folgen .... Aktionspläne, Good-Will-Erklärungen, usw. usf.

 

Wie angenehm sind da die PragmatikerInnen, die einfach anfangen , zupacken, tun, verändern.

 

Machen sich die Hände, die Ärmel, den Ruf schmutzig, beflecken sich ....

-- insofern sind sie unwürdig - so verstehe ich Dein Gedicht.

 

Die Riege derer von und zu Planungstisch hat da wesentlich mehr Würde ...

 

Ich denke gerade an Michael Buschheuer, der Space-Eye ins Leben gerufen hat.

Er hat einen Lackierbetrieb und hatte eine Jacht im Mittelmeer liegen, als dort zuhauf die Menschen ertrunken sind. Und wo andere schwadronierten, fing er einfach an, die Menschen aus dem Wasser zu fischen. So kam eines zum andren - inzwischen hat er ua. noch zwei Wohnprojekte für Geflüchtete aufgebaut .... -- wo die Conferenz der "Großen" der Entscheider:innen wie immer nur blablabla ist

 

Ein schönes Gedicht, das zu denken gibt.

 

liebe Grüße

 

Sternenherz

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Geschrieben

Hallo Gaukel, wenn mir jetzt noch etwas Klügeres als das Gesagte einfallen würde, würde ich es hier niederschreiben. Aber so bleibt es beim WOW. Wir alle sollten uns an unseren Taten messen lassen. Was Du hier geschrieben hast, ist in der Tat aller Ehren wert. 

 

Lieben Gruß Juls

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Hi Thomkrates,

 

ja, das Gedicht spielt mit dem Gedanken, dass selbstbewusstes, beherztes Handeln in der heutigen Zeit vielleicht richtiger ist, als sich in Zögerlichkeit zu verlieren oder sich allzu sehr durch irgendwelche Wissende oder Weise verunsichern zu lassen.

 

Dankeschön für deine Gedanken und liebe Grüße

 

vom Gaukel

 

Hallo Sternenherz; Hallo Darkjuls,

 

ich schaffe es heute nicht mehr euch zu antworten, aber ich melde mich gerne morgen nochmal.

 

Liebe Grüße

 

Gaukel

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Hallo, Gaukelwort,

 

mir gehts ähnlich wie dir. Die letzten Tage las ich eine ganze Anzahl an Gedichten, bei denen es mich in allen zehn Fingern juckt, da ich sie kommentieren möchte. Vierundzwanzig Stunden sind einfach zu wenig ...

 

vor 20 Stunden schrieb Gaukelwort:

Hörst nicht auf die Neunmalweisen

die bedacht in Bücher schaun.

Hörst nicht auf die paradeisen

Priester die auf Gott vertraun.

Denn der ganze Kopfsalat

welkt zu schnell und schmeckt zu fad.

 

Die zweite Strophe ist für mich die stärkste, sie gefällt mir am besten. Kopfsalat - dafür gibts von mir ein 'Extra-Daumen-hoch'. Trifft mitten ins Schwarze. 

 

Menschen, die sich selbst (mit stolzgeschwellter Brust) als Experten dieser, jener oder welcher Art bezeichnen; Menschen, die glauben, die Weisheit nicht nur mit Löffeln, sondern mit großen Schöpfkellen gefressen zu haben; Menschen, die jedes Problem  buchstäblich 'zerreden' können (so drückte das meine Großmutter aus), statt damit zu beginnen, tätig zu werden, um es zu lösen; Menschen, die nicht nur alles ganz genau und nicht nur besser, nicht nur am besten, sondern am allerbesten wissen. Uff! Ich glaube, mit diesem einen, kleinen Wort kann ich am besten beschreiben, wie sehr mir diese Menschen 'auf den Keks gehen'.

 

So viel wichtigtuerisches Blabla - und, wenn man versucht, da einen 'Kern der Sache' zu finden, dann geht man leer aus. Viel davor und nichts dahinter, so möchte ich es ausdrücken. (ich möchte auch manche Philosophen zu den Neunmalweisen zählen. Natürlich nicht alle. Aber manche schon.)

 

Vor allem aber denke ich dabei an Politiker ... die würden auch dann noch blabla-en, wenn ein tatsächlicher Weltuntergang stattfände. Und zwar konsequent bis zum letzten Moment!

 

vor 20 Stunden schrieb Gaukelwort:

Wo der Würdevolle würde

bist du längst schon die, die tut.

 

Hier gefällt mir dein Spiel mit Worten besonders gut. Ja, bis manche mal zu Ende geblablat haben, ist der Zug schon längst abgefahren. Aber in der Weltsicht dieser Menschen ist dann selbstverständlich der Zug schuld. 

 

Und - was ist denn eigentlich Würde? Ich denke darüber ein wenig 'gegen den Mainstream'. Für mich ist Würde etwas, das jeder Mensch besitzt. Und sie kann, so denke ich, niemanden genommen werden. Würde ist etwas, das, meiner Meinung nach, nur durch Preisgabe verloren werden kann. Ein Extrembeispiel: Verliert ein Mensch unter der Folter seine Würde? Für mich nicht. Die Folterer geben ihre preis - und verlieren sie dadurch, werden zu würdelosen und wertlosen Menschen. Ja, ich bin da recht konsequent. Zu dieser Ansicht stehe ich.

 

vor 20 Stunden schrieb Gaukelwort:

Sagst nicht „würde„ - spuckst dir bloß

in die Hände und legst los.

 

Mir fällt dabei ein: „Der Worte sind genug gewechselt, // Laßt mich auch endlich Taten sehn; // Indes ihr Komplimente drechselt, // Kann etwas Nützliches geschehn.“ (Ein Goethe-Zitat.)

 

Die 'moderne Kurzfassung' wäre: Lasst Taten sprechen, und nicht Worte.

 

Was ich ironisch finde, ist, dass manchmal sogar ein Werbespot in der Lage ist, so etwas wie eine 'sprachliche Perle' zu beinhalten. Die alte ESSO-Werbung: Es gibt viel zu tun, packen wirs an!

 

LG,

 

Anonyma 

 

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Bedenkt bitte, dass aus Worten auch Taten werden, sowohl aus guten und würdevollen als auch deren Gegenteil. Nur zum Handeln zu drängen führt in unreflektierten Aktionismus, der auch nicht das Wahre ist. Es braucht eher eine gute Balance zwischen Wort und Tat. Einer guten Tat geht auch ein gutes Wort voran. Wer aber sich hilflos fühlt in der Tat und im Wort wird am Wort verzweifeln. Darum ist ein gutes Wort notwendig, um wieder in die Aufrechte zu gelangen.

 

Beste Wünsche,

Thomkrates 

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Liebes Sternenherz,

 

zu Beginn hatte ich dieses altertümlich „in Amt und Würden – in Verbindung mit Titeln wie „Hochwürden“ oder „Würdenträger“ vor Augen. Mein LD hat davon nicht vorzuweisen und ist somit aus diesem Blickwinkel würdelos. Na klar, dass lässt sich auch in Betriebe runter brechen. Wie oft muss die oder der letzte in der Kette aus Not Entscheidungen treffen und verantworten, die weiter oben beraten, vertagt, ausgesessen oder an jemanden ohne Zuständigkeit delegiert werden. Ich kenne das und musst mich mehrfach aus solchen toxischen Umfeldern befreien. Meine Lieblingsniederlage diesbezüglich war eine Sitzung die geschwänzt habe um eine Lösung auszuarbeiten. Ich habe sie direkt im Anschluss meinen Chef überreicht. Der hat sie als sein Werk weitergegeben, ne fette Prämie eingesackt und mir eine Abmahnung wegen der geschwänzten Sitzung geschrieben.

 

Ach und wegen Michael Buschheuer... Lies mal das PS. Es gibt eine ähnliche Patin für das LD.

 

 

 

Hi Anonyma,

 

jupp 24 Std. sind echt wenig für nen Tag.

 

Zu den „Experten“ habe ich schon einiges zum Beitrag von Sternenherz geschrieben. Das zerreden trifft einen weiteren Punkt. Die einen verschieben was sie nicht tun wollen auf irgendwann oder zu irgendwem. Die anderen reden es klein und kleiner, zermürben es quasi bis zur Unkenntlichkeit und kehren es schließlich mit einer großen großzügigen und gewinnenden Geste unter den Teppich.

 

Auch zur Würde bringst du noch einen Gedanken mit ein. Wie ich ursprünglich zu dem Thema gelangt bin habe ich schon bei Sternenherz erwähnt. Aber ja, die (Menschen)würde (lt. Grundgesetz unantastbar) spielt auch noch eine Rolle, aber die wollte ich der Würdelosen keinesfalls absprechen. Wo diese endet? Ich kann es nicht sagen. Selbst zur Folter fällt mir noch ein überdenkenswertes Beispiel ein. Es gab mal einen Polizisten, der hat einem gefassten Kindesentführer illegales angetan, um von ihm den Aufenthaltsort des Kindes das immer noch in Lebensgefahr war zu erfahren. Mögen mir bitte vergleichbare Entscheidungen erspart bleiben.

 

Yes we can... Wir schaffen das... Beispiele gibt es da viele. Von Goethe über die Werbung bis zu dem KästnerKlospruch „Es gibt nichts Gutes außer man tut es“. Oder der Maxime „Global denken Lokal handeln!“

 

Vielleicht ist der Jahresübergang ja ein guter Zeitpunkt hier oder da bei sich selbst mal kommentarlos nachzujustieren?

 

 

Hallo Juls,

 

ja, am Ende sollten die Taten zählen. Wenn sie durch notwendige Worte eingeleitet werden soll mir das recht sein. Wenn Fehler konstruktiv untersucht werden sind Worte ebenfalls hilfreich. Aber wenn mit Worten um Positionen, Posten, und persönlichen Nutzen oder Schuldzuweisung gerungen wird, während Land-unter ist... Und das diejenigen tun, die Helfen können/müssen, sich jedoch unendlich Zeit lassen, weil ihre Schäfchen schon längst im Trockenen stehen und sich dort brav besteigen und immer mehr und mehr werden... Da sollte einfach mal der Blitz dreinschlagen. Notfalls auch der von einer Kamera. Ich sage nur: „Laschet lacht.“ Ab da war dann jedes weitere Wort überflüssig...

 

 

Hi Thomkrates,

 

Das mit den Worten und den Taten ist so eine Sache...

 

Im Faust von Goethe macht sich selbiger daran zu ergründen ob am Anfang nun das Wort, der Sinn, die Kraft oder die Tat war...

 

Zum ein - wer bin ich, mich in dieses intellektuell Selbstgespräch einzumischen? Wenns schon der Faust sie nicht in eine Reihenfolge hat zwingen können – wie sollte ich? Aber vielleicht ist ja schon die ganze Annahme der linearen Schöpfung mit einem Anfang und einem Ende die falsche Basis? Vielleicht ist alles zyklisch? Ohne Anfang. Ohne Ende....

 

Ich rede mich mal so heraus. Mein LD ist eine die gerne aus freien Stücken gibt und dies aus Liebe heraus tut. Es wäre falsch für sie sich darin bremsen oder gar eines Schlechteren belehren zu lassen. Mag sein sie handelt hier oder da übereilt. Nichts wird sie davon abhalten sich zu entschuldigen, Falsches zu berichtigen und weiterhin hilfreich zu handeln.

 

Oder vielleicht noch pragmatischer. Wenn du bei einem Unfall nichts tust und keine erste Hilfe leistest macht du dich strafbar. Wenn du ernsthaft versuchst zu helfen und dabei einen ungewollten Fehler machst, machst du dich nicht strafbar.

 

Mir bleibt gerade die Frage: Ist Dichten nun Tat - oder ist das Schreiben nur eine Abart von Reden?

 

 

Vielen Dank für Eure Kommentare, Gedanken und Anmerkungen. Sie machen mir immer wieder neue Türen zu mir selbst auf und zeigen mir etwas, was ich selbst in mir ohne Hilfe nicht finden kann.

 

Liebe Grüße und kommt gut ins neue Jahr

 

Gaukel

 

 

P S

 

Noch ein kleiner Nachtrag zur Entstehung der "Würdelosen".

 

Ursprünglich lag das Gedicht schon seit dem Sommer fast fertig in meiner Schublade. Aber irgendwas hat mich gestört. Und plötzlich war es mir klar. Das Geschlecht wars.

 

Denn bis dato war sein Titel „Der Würdelose.“

 

Aber ich hatte kein Bild von ihm Augen. Und dann habe ich einen Bericht über die Rettungskapitänin Carola Rackete gesehen. Und da war das Bild was gefehlt hat. Aber nicht nur Sie – auch Greta auch Frauen aus meinem dierekten Umfeld in Sozialprojekten in denen Männer Mangelware sind. Also habe ich das Geschlecht berichtigt und mit dieser Bildcollage vor Augen nochmal die Feinheiten, zu denen ich plötzlich Zugang hatte, nachgearbeitet.

 

Normalerweise darf dann das Gedicht noch ein zwei drei Tage oder Wochen nachreifen bevor ich es in die Welt entlasse... Aber dieses nicht. Hier schrie alles nach der Tat.

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Lieber Gaukel,

das ist ganz fein geworden, Anonyma hat es ja schon vortrefflich zum Ausdruckgebracht. Danke für dieses Gedicht, ich werde es in unseren Konferenzraum hängen, vielleicht bleibt ja was hängen beim Leser.

 

Wenn die Feuerwehr erst diskutieren würde ..... (da haben wir die würde wieder)

 

Eigentlich ist alles ganz einfach: wir haben nichts weiter zu tun, als das zu tun was getan werden muss.

Und ich bin dankbar für all diese Menschen die anpacken, mit einem  Sinn fürs Praktische  und  zeigen, dass Menschlichkeit getan werden muss, damit sie in der WElt sei. 

 

Happy new year

Sali

 

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Hallo, Gaukelwort,

 

nur noch etwas, das ich für sehr wichtig halte.

 

vor 3 Stunden schrieb Gaukelwort:

Selbst zur Folter fällt mir noch ein überdenkenswertes Beispiel ein. Es gab mal einen Polizisten, der hat einem gefassten Kindesentführer illegales angetan, um von ihm den Aufenthaltsort des Kindes das immer noch in Lebensgefahr war zu erfahren. Mögen mir bitte vergleichbare Entscheidungen erspart bleiben.

 

Für mich verliert der Polizist seine Würde als Mensch nicht. Für mich ist der Unterschied zwischen ihm und 'Folterknechten' groß, sehr groß - gigantisch.

 

Ein Folterknecht ist jemand, der sich dafür bezahlen lässt, Menschen zu quälen. Ich gehe davon aus, dass es da einige gab (und, das ist leider Tatsache, auch heute noch gibt, in entsprechenden Ländern), die überhaupt nichts dabei empfanden/empfinden; das Foltern war/ist für sie nur - Arbeit. Ein Job. Sie schaffen es, das Opfer 'zu entmenschlichen', es auf ein 'Ding', ein Objekt, zu reduzieren. Ich gehe aber auch davon aus, dass es einige gab und gibt, denen Foltern Spaß macht und, ich drücke es mal ganz unverblümt aus, einige, denen dabei sogar 'einer abgeht'.

 

Der Polizist hingegen, bei diesem denke ich, dass er sicher nicht genossen hat, was er tat und ihm auch nicht egal war, was er tat. Er sah sich zu etwas gezwungen. Zu einer scheußlichen Wahl. Ja, rein theoretisch hatte er eine Wahl. Aber wenn das Leben des Kindes in akuter Gefahr war, keine Zeit blieb für langes Verhören, weil das den Tod des Kindes zur Folge gehabt hätte - dann hatte er gar keine Wahl. Nicht als Mensch. Ich hoffe auch, inständig, dass ich niemals, niemals vor so einer Entscheidung stehen muss. Ich würde mich nicht anders entscheiden als der Polizist. Aber ich würde mich wirklich, wirklich furchtbar fühlen - und hätte deswegen sicher für den Rest meines Lebens eine schwere Last zu tragen. Ich hoffe, der Polizist bekam dann auch psychologische Hilfe, denn das, wozu er sich gezwungen sah, kann zu PTSD (Posttraumatische Belastungsstörung) führen.

 

vor 3 Stunden schrieb Gaukelwort:

Mir bleibt gerade die Frage: Ist Dichten nun Tat - oder ist das Schreiben nur eine Abart von Reden?

 

DAS ist eine gute Frage. Eine schwierige Frage. Über die ich sicher noch sehr viel nachdenken werde ... da ich die Antwort (noch?) nicht weiß ...

 

Was ich aber weiß: Mein Leben besteht ja nicht nur aus dem Schreiben allein. Und ich gehe davon aus, dass das bei jedem/jeder so ist. Abgesehen vom Dichten bin ich im 'Real life' ein, wie ich denke, durchaus aktiver Mensch. Ich rede und schreibe nicht nur über z. B. Umweltzerstörung oder das stattfindende Aussterben. Im Laufe der letzten ca. 1 1/2 Jahrzehnte habe ich in meinem Leben so viel geändert, wie ich nur konnte. Mit Bedacht, denn 'alles auf einmal' zu ändern und überstürzt zu handeln, das hat selten nachhaltige Wirkung/Erfolg. Aber Schritt für Schritt nahm ich viele, sehr viele Änderungen vor. Heute würde ich sagen, dass ich durchaus mein 'Leben (insgesamt betrachtet) auf den Kopf gestellt habe'.

Reaktionen meines Umfeldes? Nun, in meiner Familie werde ich manchmal nachsichtig belächelt, ach, so ist sie eben, manchmal spinnt sie schon ein bisschen, aber sie schadet ja niemandem. Im weiteren Umfeld gab es auch völlig verständnislose Reaktionen, wie z. B. : Hast du sie noch alle? Oder: WAS? Wie kann man denn nur ohne Ding XYZ leben?!? Und manchmal, ja, da bin ich auch schon Leuten begegnet, die, ich sag mal, nicht unbedingt freundlich zu mir waren. 

Nichts desto trotz - es ist mir viel zu wichtig, tätig zu sein. Und zwar in dem Bereich, in dem ich etwas ändern kann: Bei mir.

 

Damit es kein Missverständnis gibt: Es liegt mir fern, 'stolz auf mich zu sein'. Ich bin nicht so weit, wie ich es gerne wäre. Manches gelang mir besser, anderes weniger gut. Und auch vor meiner Tür steht der Schlendrian, versucht immer wieder, seinen Fuß in die Tür zu bekommen, weil er wieder einziehen möchte. Gegen den wird es wohl einen 'lebenslangen Kampf' geben. Und manchmal, da ärgere ich mich dann auch über mich selbst. Wenn ich müde bin oder mich dabei ertappen muss, dass ich dem Schlendrian doch mal nachgegeben habe. Dann muss ich dessen Fuß wieder aus der Türe schieben und denke mir: Mensch, das hättest du dir ersparen können! Zugleich weiß ich aber, dass ich auch nur ein Mensch bin. Und das hilft mir dann wieder, mich nicht zu 'hart ins Gericht' zu nehmen. 

 

LG,

 

Anonyma

 

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Geschrieben

Hi Sali,

 

der Gedanke, dass dieses Gedicht (d)einen Konferenzraum schmücken darf finde ich superklasse. Bitte berichte bei Gelegenheit mal von Gesichtern und Reaktionen...

 

Und hey, vielleicht hilft ja auch hin und wieder laut zu loben? Ich meine, wenn sich heute wer freiwillig einsetzt und anpackt, dann gibt es oft Kommentare wie: „Warum tut die sich das an?“ oder „Hat der nicht gerafft, dass ihn alle ausnutzen?“ Früher nannte man dies die Haltung von Drückebergern. Heute ist wegducking leider scheinbar das neue clever. Und solange die die ihre Menschlichkeit zeigen mies kommentiert oder gnädig belächelt oder schlicht übersehen werden wird sich daran bestimmt auch nix ändern.

 

…und ja, ich erwische mich auch oft dabei wie ich mit genervten Menschen genervt darüber klage was so alles nervt - anstatt irgendwo aktiv mit Hand anzulegen, um Besserung zu schaffen...

 

...ich sollt mir eine Strategie dagegen überlegen – nein ich sollte nicht, ich werde...

 

 

Hi Anonyma,

 

ich habe nochmal recherchiert. Der Polizist hat mit Folter gedroht (nicht gefoltert). Er wurde verklagt und verurteilt. Das Urteil war/ist umstritten, weil es sehr „milde“ ausgefallen ist. Zudem ist noch anzumerken, dass der Polizist selbst(bewusst) die Aktenvermerke gemacht hat, die seine Verurteilung wahrscheinlich erst überhaupt ermöglicht haben. Ich denke - alles in allem - hat der Rechtsstaat hier ne verantwortungsvolle Arbeit geliefert.

 

Meine Nachverdenkung hat bisher ergeben, das Dichten für mich persönlich eine starken Bezug zur Bewusstwerdung hat. Ich greife mal zu einem alten Bild von mir. Das Thema ist eine unsichtbare Schale heißer Brei. Und der Schreibprozess ist bei mir, als ob ich einer hungrigen Katze die Pfoten einfärbe und auf die Suche schicke. Wenn sie dann ein paar mal schnuppernd um den unsichtbaren heißen Brei herumgeschlichen ist, kann ich zumindest vermuten, das er sich irgendwo in dem farbigen Pfotentappsenkreis befindet. Viele Wahrheit sind sehr komplex und ich komme nicht wirklich näher heran. Aber auch die offensichtlichen Wahrheiten haben ihre Tücken. Wer sie sich zu gierig einverleibt verbrenne sich wohl möglich die Schnute daran. Und dann geht einem vor lauter „Heiß! Heiß! Heiß!“ der gute Geschmack flöten...

 

Das du dein Leben – in deinem Tempo – und mit deiner Richtungsvorgabe – auf Nachhaltig umgestellt hast, bzw. dieses Unterfangen als einen never ending process angestoßen hast, kann ich gut nachempfinden. So ist es auch bei mir. Und ich kenne auch die Verwunderung im Umfeld. Und ich bin höchst amüsiert über die vielen Verteidigungsplädoyers derer die glauben... Ich hab nie jemanden Angeklagt. Und ich weise sie dann immer darauf hin, dass sie gerade mit ihrem eigenen Gewissen im Konflikt sind und nicht mit mir. Manchmal habe ich dann eine Wette in mir laufen, ob wohl bei dieser oder bei jenem wohl das Gewissen oder die Bequemlichkeit das ruder an sich reißen wird. Aber egal wie es ausgeht, ab jetzt ist das Thema im Wachbewusstsein. Und der schwächere Part ist zumindest in der Opposition solange keine Einigkeit erzielt werden kann.

 

Hey, und jetzt sage ich am Ende noch mit voller Absicht etwas provokantes. Es ist (für mich) – nicht nur ok sonder sogar notwendig, dass man stolz auf sich sein darf ohne perfekt zu sein. Nichts gegen eine angemessene Bescheidenheit. Aber es gibt auch ein „zu viel des Guten“.

Versuch mal, wenn die etwas gelungen ist das dein Herz erfreut laut zu sagen: „Ich bin doch ne echt geile Socke!“ Wenn ein Spiegel da ist schau dich dabei an. Wenn Leute drum herum sind lass sie es hören. Du wirst überrascht sein. Es gibt sehr Wohl eine Art von Eigenlob das nicht stinkt.

 

„Tue Gutes und schweige.“ ist mir zu katholisch. „Tue Schlechtes und rede darüber.“ ist mir zu mafiös. Das sind zwar beides auf ihre Art traditionsreiche Erfolgsrezepte... Aber wie wäre es mit: „Tue Gutes und rede darüber.“? Auch mit dir selbst... „Lieber mitreißen als anscheißen wirkt nämlich nach innen genauso gut wie nach außen...
 

SO! jetzt ist aber mal gut. Ich habe schon wieder viel mehr schwadroniert als gewollt. Aber was solls, ich tue das in Gesellschaft nur wenn ich mich wohlfühle. Und so ist alles als Kompliment gemeint.

 

Liebe Sali, liebe Anonyma und liebe Grüße...

 

ins beginnende 2022. Ich bin neugierig wie es wird. Ob sich wohl 2022 gefälligst nur Fragen stellen werden auf die ich bereits schon Antworten habe? Was? Wahrscheinlich nicht? Gut zu wissen – dann bin ich wenigsten nicht enttäuscht, dass ich 2022 wieder nicht 365 Tage lang in meiner Komfortzone verweilen kann. Es soll ja Leute geben, die das überrascht und die das als ungerecht empfinden.

 

Gaukel

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