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Geschrieben am

Die Angst liegt an der Wurzel. Alles Schaffen,
selbst große Kunst und Liebe, wehrt ihr nicht.
Sie schält, wenn sie es braucht, aus jeder Schicht
des Menschlichen den nackten Affen.

Enteignet ist, was Mensch war. Was besessen,
gehört ihm nicht mehr, alles fällt, wird Tand,
er liegt entwurzelt blass in ihrer kalten Hand
und hat den Einspruch selbst vergessen.

Und doch gebührt der Angst, dass wir sie loben,
weil einzig sie uns zur Entfaltung zwingt,
so dass es uns für kurze Zeit gelingt,
uns überirdisch auszutoben.

 

(aus dem Fundus)

  • Gefällt mir 1
Geschrieben

Hallo gummibaum,
Angst ist meist kein guter Ratgeber, zwar schützt sie uns manchmal, aber sie hindert uns auch etwas zu wagen.
Der Schluss deines Textes eröffnet eine interessante Perspektive, auch wenn ich mir unter "überirdisch austoben"
nicht wirklich was vorstellen kann.
LG
Perry

Geschrieben

Danke, lieber Perry.

 

Inspiriert durch J. P. Sartres These „Der Mensch ist Angst“, geht das Gedicht eigene Wege.

 

Das Wort „überirdisch“ ist problematisch, ich weiß. Ich fand keinen griffigeren Ausdruck für das Seelisch-Geistige. Es ist ein sublimes Konstrukt (zugleich ein unzureichendes Bollwerk gegen die Angst, das immer wieder verfeinert und verstärkt wird).

 

Grüße von gummibaum

Geschrieben

Hallo, Gummibaum

Die Angst ist der Anfang von allem, sie treibt uns voran und bringt auch unvorstellbares zustande. Aber dann gibt es die nackte Angst, die alles vergessen lässt, alles was wir besitzen und nur um das nackte Überleben kämpfen. Und damit macht sie uns aber auch zu Tieren. So habe ich es verstanden. Vielleicht liege ich aber auch voll daneben.

LG sendet Pegasus

Geschrieben

Liebe Pegasus,

 

es ist eine These in Gedichtform, keine Wahrheit, und du hast teilweise verstanden, was ich meine.  Perry hatte ja schon auf eine Unklarheit hingewiesen. Ich halte das Gedicht für suboptimal, da ich gute Verständlichkeit anstrebe. Zum Gemeinten:

 

Die Angst erzeugt die Kultur und damit das Kulturwesen Mensch. Vom ersten Steinbeil, mit dem er sich aus Angst bewaffnet, über die Magie und Religion, die er schafft, um sich zu beruhigen, Kunst und Musik, die ihn erheben, Wissenschaft, die ihm alles erklärt und Medizin, die ihn heilt und ihm inzwischen neue Organe gibt.

Angst lässt ihn die Liebe als eine Wunde spüren, die ihn unverwundbar und manchmal selbst dem Tod überlegen macht.

 

Soweit das Lob der Angst als großer Kultur-Architekt.

 

Aber immer wieder bricht die Angst als solche durch, vernichtet seinen Glauben, seine Liebe, seine Werke, er fällt aufs tierische Niveau zurück, er zag, zweifelt, resigniert, er hasst und vernichtet, stellt seine Errungenschaften in den Dienst der Zerstörung und Auslöschung…der er sich in diesen Momenten selbst ausgesetzt und ausgeliefert fühlt.

 

Die Angst ist eben autonom und macht mit dem Menschen letztlich, was sie will.

 

Grüße von gummibaum 

  • Danke 1

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