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Geschrieben am

Wer hier mit Textarbeit und Metrik etwas prüfen und unterstützen kann, ist gerne gesehen. Die Metrik ist nicht rein alternierend, und da dies mein erster Versuch in diesem Stil ist, bin ich offen für Verbesserung und Kritik. Herzlichen Dank.

 

Wohl weiß der Mensch von der Liebe zu träumen,
XxxXxxXxxXx

sucht sich sein Heil und das Werden getrost,
XxxXxxXxxX

sucht nicht mit Krampf auch den Kampf sich erbost,
XxxXxxXxxX

will in dem Heil dieses Daseins nicht schäumen -
XxxXxxXxxXx

Wer nicht solch Frieden hat schon sich entdeckt,
XxxXxxXxxX

der sich noch innig vor sich selbst versteckt.
XxxXxxXxxX

 

 

Was ist wohl Lieb', die im Tode wird bleiben?
XxxXxxXxxXx

Was ist der Tod, den ein Ego wird finden?
XxxXxxXxxXx

Was ist das Ego, das sich nicht entbindet
XxxXxxXxxXx

ganz von sich selbst, um als Liebe zu bleiben? -
XxxXxxXxxXx

Üben sich huldig und mit der Geduld,
XxxXxxXxxX

lässt einem Ego das Leid einer Schuld.
XxxXxxXxxX
 

 

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Geschrieben

Hallo Thomkrates, 

 

Zitat

Die Metrik ist nicht rein alternierend, und da dies mein erster Versuch in diesem Stil ist, bin ich offen für Verbesserung und Kritik.

 

du meinst sicher das Metrum (Versmaß), das in Gedichteforen oft mit der Metrik (Verslehre) verwechselt wird. Darum kümmere ich mich gerne und lasse dabei mal die barocke Sprache außen vor, der ich so gar nichts abgewinnen kann.

 

Die wenigen Verse, die ich anders ixe als du, kennzeichne ich blau:

 

Wohl weiß der Mensch von der Liebe zu träumen,
XxxXxxXxxXx

xXxXxxXxxXx - Erst beim Weiterlesen in V2/3 wird deutlich, dass hier tatsächlich "wohl weiß" gemeint war, also "wohl" hier in der veralteten Bedeutung als Adjektiv zu verstehen ist. Da muss ich nochmal gedanklich zurück und gegen die natürliche Betonung lesen.

sucht sich sein Heil und das Werden getrost,
XxxXxxXxxX

sucht nicht mit Krampf auch den Kampf sich erbost,
XxxXxxXxxX

will in dem Heil dieses Daseins nicht schäumen -
XxxXxxXxxXx

Wer nicht solch Frieden hat schon sich entdeckt,
XxxXxxXxxX

der sich noch innig vor sich selbst versteckt.
XxxXxxXxxX

XxxXxxxXxX - Hier hakt es. "Sich" nach "vor" anzuheben, geht gerade noch, aber "selbst" lässt sich danach nicht senken, die Silbe ist deutlich schwerer als "sich".

 

Was ist wohl Lieb', die im Tode wird bleiben?
XxxXxxXxxXx

Was ist der Tod, den ein Ego wird finden?
XxxXxxXxxXx

Was ist das Ego, das sich nicht entbindet
XxxXxxXxxXx

XxxXxxxXxXx - Mit dem Gewohnheitsmetrum im Ohr und viel Wohlwollen lässt "sich" sich hier betont lesen. Aber ideal ist es nicht.

ganz von sich selbst, um als Liebe zu bleiben? -
XxxXxxXxxXx

Üben sich huldig und mit der Geduld,
XxxXxxXxxX

lässt einem Ego das Leid einer Schuld.
XxxXxxXxxX

 

Bis auf die angemerkten drei Kleinigkeiten hast du den Daktylus sehr sauber durchgehalten. Unsicherheiten sehe ich nur in der Verwendung der Einsilber. Vielleicht magst du ja hier mal schauen, wie man am besten mit einsilbigen Wörtern umgeht, wenn man sie nicht vermeiden möchte.

 

Was im dreisilbigen Metrum nicht immer günstig ist, sind zweisilbige Wörter in einer Doppelsenkung. Das funktioniert nur mit sehr leichten Zweisilbern, wenn die Hebung davor mit einer wirklich schweren Silbe besetzt ist, so dass die Akzentsilbe des Zweisilbers deutlich übertönt wird. Das hast du gut hingekriegt! Ich färbe die Kandidaten zur besseren Übersicht mal grün. 

 

LG Claudi

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Geschrieben

@Thomkrates

 

 

Grüße.

 

Ich will meinen Senf auch dazu geben.

 

 Ich habe vor Jahren begonnen den Amphibrachys, zu schreiben. xXx xXx xXx xXx usw. dieses Versmaß und die Gedichte dazu hatten mir es angetan. Und bei vielen der alten Gedichte, alter Meister,  merkte ich bald, hoppla, hier stimmt die Metrik nicht. Oder?

 

Beispiel:

Meyer, Conrad Ferdinand (1825-1898)

Chor der Toten

 

Das füllt noch dort oben die rauschenden Bronnen,

x X x x Xx x Xxx Xx
Und all unser Lieben und Hassen und Hadern,

x X xx Xx x Xx x Xx

 

Dran bleibt aller irdische Wandel gebunden,

x X xx Xxx Xx xXx
Und unsere Töne, Gebilde, Gedichte

x Xxx Xx xXx xXx

 

Siehst du, was ich meine?

 

Und die Metrik stimmt doch. Suche im Googel nach "schwebende Betonung."

 

Natürlich kam man das mit der "schwebenden Betonung" nicht ausreizen bis ins Bodenlose. Es gibt nun mal schwere, mittlere und leichte Silben. Ich denke, mit der Zeit kommt das Bauchgefühl, was geht, was nicht.  

Und die vielen Einsilber in deinem Text machen es schwer den Betonungs-Fluss zu halten.

Ich denke Claudis Analyse ist ok.

 

Also, weiter machen. 

 

 

 

 

 

  • Danke 1
Geschrieben

Hallo @Claudi, vielen Dank für die Mühe und Details:

Das erste Blaue: Das stimmt, man kann dies auch mit einem Auftakt lesen. Muss ich mal schauen, ob hier eine Eindeutigkeit für XxxX... möglich  ist.

 

Das zweite Blaue: aus selbst werde selber: 

der sich noch innig vor sich selber versteckt

XxxXxxxXxxX

Das müsste ich noch mal anschauen. Danke.

 

Das dritte Blaue: hier stimmt auch der Reim nicht, ich hatte aber gedacht:

Was ist das Ego, das will nicht entbinden

XxxXxxXxxXx

 

Danke für deine Expertise, gab mir einiges zum Nacharbeiten und Anschauen.

 

Beste Grüße,

Thomkrates

----

Hallo @horstgrosse2, dank auch dir für die Texthinweise.

Dein Beispiel funktioniert mit Auftakten, ist auch eine Variante. Ursprünglich fallen mir Auftakte leichter, aber ich habe in aktueller Zeit auch die erste Betonung kennen gelernt und hatte für dieses Gedicht mich weitgehend dafür entschieden.

 

Nennt man ein Versmaß

mit Auftakt (xXxXxXxX oder xXxxXxxXxxX) anders als eines

ohne Auftakt (XxXxXxXx oder XxxXxxXxxXx)?

 

Beste Grüße,

Thomkrates 

Geschrieben
Am 11.1.2022 um 18:51 schrieb Thomkrates:

Nennt man ein Versmaß

mit Auftakt (xXxXxXxX oder xXxxXxxXxxX) anders als eines

ohne Auftakt (XxXxXxXx oder XxxXxxXxxXx)?

natürlich

~ Anmerkung der Moderation: Fremdverlinkung entfernt - Versmaße lassen sich leicht im Netz  finden ~

 

aber ich benutze nicht alle.

 

  • Danke 1
Geschrieben

 

Hallo @Thomkrates,

 

Zitat

 

Nennt man ein Versmaß

mit Auftakt (xXxXxXxX oder xXxxXxxXxxX) anders als eines

ohne Auftakt (XxXxXxXx oder XxxXxxXxxXx)?

 

 

nein, nicht zwingend. Das hatte ich hier schon mal erklärt. Du kannst statt jambisch (xX) oder trochäisch (Xx) auch einfach alternierend sagen bzw. daktylische (Xxx), anapästische (xxX) und amphibrachische (xXx) Versmaße einfach dreisilbiges Metrum nennen.


 

Zitat

Die Benennung der dreisilbigen Versmaße ist nicht immer einheitlich:

Die einfachste Möglichkeit ist, alle dreisilbigen Metren daktylisch zu nennen. Dann gibt es die traditionelle Einteilung in Daktylus und Anapäst, wobei alle Verse, die betont beginnen, daktylisch und alle unbetont beginnenden anapästisch genannt werden. Die moderne Einteilung nimmt auch noch den Amphibrachys dazu, d.h. alle Verse mit einsilbigem Auftakt werden amphibrachisch genannt.

 

 

 

 

LG Claudi

  • Danke 1
Geschrieben
Am 13.1.2022 um 12:28 schrieb Claudi:

Du kannst statt jambisch (xX) oder trochäisch (Xx) auch einfach alternierend sagen bzw. daktylische (Xxx), anapästische (xxX) und amphibrachische (xXx) Versmaße einfach dreisilbiges Metrum nennen.

Danke Claudi, damit kann ich einiges besser verstehen, das manchmal kommentiert wird, hier und anderswo.

 

Herzlich,

Thomkrates

  • 1 Monat später...
Geschrieben

Liebe @Claudi,

 

Am 11.1.2022 um 06:58 schrieb Claudi:

der sich noch innig vor sich selbst versteckt.
XxxXxxXxxX

XxxXxxxXxX - Hier hakt es. "Sich" nach "vor" anzuheben, geht gerade noch, aber "selbst" lässt sich danach nicht senken, die Silbe ist deutlich schwerer als "sich".

 

Wenn man das "selbst" sinngemäß als "sogar" lesen würde, könnte dann die Betonung so bleiben, wie Thomkrates den Satz geixt hat? Ich frage, weil ich selbst große Schwierigkeiten mit der Betonung habe. Vielleicht ist aber mein Satz (anders verstanden) so verdreht, wie man ihn nicht schreiben kann oder sollte. -

 

Lieben Dank und Gruß! Nesselröschen

  • Danke 1
Geschrieben
vor 43 Minuten schrieb Nesselröschen:

Wenn man das "selbst" sinngemäß als "sogar" lesen würde, könnte dann die Betonung so bleiben, wie Thomkrates den Satz geixt hat?

 

Liebe Nessi,

 

ja, wenn nicht mehr "vor sich selbst", sondern "sogar vor sich" gemeint wäre, würde "selbst" nicht ganz so stark auf die Hebung drängen. Dann könnte man eher "vor sich selbst" lesen. Das Reflexivpronomen "sich" ist eigentlich nur hebungstauglich, wenn es stellungsbetont ist, also durch die Position nach zwei unbetonten Silben dann als dritte unbetonte auf die Hebung gezwungen wird und danach wieder eine sehr leichte Silbe folgt. 

 

LG Claudi

 

 

 

 

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