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Hab den Zensor grad getroffen


Amadea

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Hab den Zensor ich getroffen,

der als Herrscher in mir thront'?

dieser war für mich nie offen

- nur gemeckert wie gewohnt.

 

Hab den Sensor grad getroffen,

traf wohl seinen wunden Punkt

selbst bei allerfeinsten Stoffen

fand er nörgelnd einen Grund.

 

Hab den Zensor wohl getroffen

las er doch dem Mann im Ohr

teils belustigt wie besoffen

wieder die Leviten vor.

 

Hab den Zensor ich getroffen?

Fühlt sich da ein kaltes Herz,

und mein ÜberIch betroffen?

Ja, man zeigte Schuld und Schmerz.

 

Hab den Zensor grad getroffen,

Plötzlich sah ich nur noch rot.

nach dem Schuss kann Kunst nun hoffen,

denn wir beide sind ja tot.

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Sei gegrüßt Amadea, 

 

ich schicke meinen Zensor samt Moral-Sensor zum spielen in den Hof wenn ich schreibe. Soll fließen was fließen will aufs Papier oder durch die Finger über die Tastatur in die leere Datei. Überprüft wird erst später, ob es mit meinem Weltbild zusammenpasst, ob ich mit dem was da steht, in Einklang leben kann. Manchmal... saufen wir auch zusammen anstatt Korrekturen vorzunehmen, tja, kommt vor. Wer sagt aber zu einer guten Flasche Wein, die da zufällig unschuldig rumstand schon nein? 

 

Aber es ist schon krass wie die eingefleischten Denkmuster uns meist von vornherein einen Riegel vorschieben, noch bevor wir  aus unseren tiefsten Quellen schöpfen können. Die von der Gesellschaft eingetrichterten Normierungen. Oder die erhobenen Zeigefinger der Mustermänner. Aus wie vielen Teilen ICH besteht die eigene Zensur im Kopf?

"Aber Wasser fließt nicht den Berg rauf! Das schreibt man nicht! Das ist nicht logisch!", sagt der Zensor.

"In meinem Gedicht schon!", sage ich. 

 

vor 16 Minuten schrieb Amadea:

der als Herrscher in mir thront'?

Er war für mich nicht mehr offen

hat gemeckert wie gewohnt.

Eine interessante Art, die Kräfte die in einem toben oder wie in diesem Fall zensieren, Ausdruck zu verleihen, indem sie zu Personen gemacht werden. Wie beim Verstand der einem mit Katastrophenszenarien Angst machen will. Fordere ihn doch wie einen Rivalen heraus und übertriff die schlimmste Angstvorstellung die er anbietet noch mal.   

 

vor 22 Minuten schrieb Amadea:

Hab den Zensor ich getroffen?

fühlt sich da ein kaltes Herz,

und mein ÜberIch betroffen,

ja, sie zeigten Schuld und Schmerz.

Wenn das Gewissen verbissen mit seinen Du-darfst-das-nicht-festhält, dann wandeln sich die Energien spürbar im Körper und man fühlt sich angespannt. Da ist plötzlich etwas da, dass einen nicht frei fließen lässt. Das träge und schwer macht im Geist und dann im Körper, wenn man es doch getan hat.

So ähnlich funktionieren Lügendetektoren. Du sollst nicht lügen, hat die Mutter immer gesagt, und wenn man es doch tut, schießt der Zeigefinger im Kopf hoch und der Detektor schlägt aus. 

Funktioniert das auch wenn man als Kind gesagt bekommt: Du darfst Lügen? Oder gar, du sollst Lügen? 

 

vor 27 Minuten schrieb Amadea:

Hab den Zensor grad getroffen,

er ist hin, denn ich sah rot.

Mit der Kugel kann Kunst hoffen,

denn wir beide sind nun tot.

Kunst lebt, denke ich mal, von den wenigen, die die Grenzen immer ein bisschen weiter verschieben. Die ihren Zensor, gerade in einem unbeobachteten Moment, entwichen sind. Die Gesellschaft ein wenig in ihren Vorstellungen wie die Dinge sein "sollten" (doofes Wort!) und sein "müssen" (bääh)  in die Seiten Piksen. 

 

Soll der Zensor, so wie eigentlich der ganze Geist, der ganze Verstand und all seine Kräfte, nicht Meister, sondern Diener sein. 

 

Ein paar Gedanken von mir dazu. Danke für die Anregung mit diesem gelungenen Werk. 

LG JC 

 

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Hallo Amadea,

 

meiner ist auch schon wieder da! Der olle Metrum-Zensor. Was soll ich machen, er gibt einfach keine Ruhe! Bleibt mir nichts anderes übrig, als dir ein paar Anregungen dazulassen, wie du die kleinen Unebenheiten beseitigen könntest.

 

Ich schreibe einfach direkt in Blau unter die Verse, die der Zensor bemäkelt:

 

Hab den Zensor ich getroffen,

der als Herrscher in mir thront'?

Er war für mich nicht mehr offen

Ja, er war für mich nicht offen,

hat gemeckert wie gewohnt.

 

Hab den Sensor grad getroffen,

traf wohl seinen wunden Punkt

selbst bei allerfeinsten Stoffen

fand er nörgelnd einen Grund.

 

Hab den Zensor wohl getroffen

er las grad dem Mann im Ohr

Mann, er las dem Mann in Ohr

teils belustigt wie besoffen

wieder die Leviten vor.

 

Hab den Zensor ich getroffen?

fühlt sich da ein kaltes Herz,

und mein ÜberIch betroffen,

ja, sie zeigten Schuld und Schmerz.

 

Hab den Zensor grad getroffen,

er ist hin, denn ich sah rot.

ist hinüber jetzt, denn rot

Mit der Kugel kann Kunst hoffen,

sah ich, Kunst kann wieder hoffen

denn wir beide sind nun tot.

 

So, ich denke, jetzt ist er ruhig und ich kann dir noch schnell sagen, dass ich das Gedicht ansonsten gelungen finde. 

 

LG Claudi

 

 

 

 

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Hallo, Amadea,

 

der innere Zensor. Ich habe mich, wie ich finde, ganz gut mit ihm arrangiert. Wir schlossen einen Kompromiss: Er darf sich bei meinen eigenen Werken ausleben und mäkeln, meckern und motzen, so viel er will. Weil ich mir im Klaren darüber bin, dass ich ihn brauche, auch wenn ich ihn nicht immer mag. Ja, ab und zu, da höre ich ihm auch ganz bewusst mal nicht zu, schalte ihn gewissermaßen, zeitbegrenzt, 'auf Ignore'. Aber die meiste Zeit über höre ich auf ihn. 

 

Ich nehme ihn allerdings hart an die Kandare, wenn es um die Texte (egal, welcher Art) anderer geht. Ich glaube wirklich nicht, dass ich das Recht habe, mit den Maßstäben, die ich bei mir selbst anlege, andere zu messen. Manchmal kommentiere ich dann tatsächlich nicht. Dann, wenn mir klar wird, dass selbst konstruktive Kritik zu viel wäre und nicht viel übrig ließe. Das fände ich persönlich zu demotivierend. In anderen Fällen zähle ich, hier und da, ein paar kleine Erbsen und befehle meinem Zensor, ansonsten zu schweigen. In diesen besagten Fällen wecke ich viel lieber meinen inneren Motivator auf und lasse ihn an die Arbeit gehen. Im Gegensatz zum Zensor richtet dieser sein Augenmerk auf das Gelungene, das Positive und das spornt an, in dieser 'Richtung' weiterzumachen. Wie es so treffend heißt: Es gibt immer einen anderen Weg. Für den, ich persönlich, mich entschieden habe.

 

Was mich traurig stimmt, ist das Ende des Gedichts. Ich finde, so muss es doch nicht enden. Der innere Motivator ist sehr gut im Ermutigen und im Aufmuntern. Er ist ein guter Freund. Und als Gegengewicht zum Zensor nicht nur bestens geeignet, sondern sogar notwendig. Daher darf mein innerer Motivator auch bei mir selbst, d. h. bei meinen eigenen Werken, immer mitreden. Wenn innerer Zensor und innerer Motivator miteinander diskutieren, dann entsteht ein inneres Gleichgewicht. Und aus diesem heraus lässt sich wunderbar (Kunst) schaffen. 

 

Äußere Zensoren, nun, das steht auf einem anderen Blatt geschrieben. Meistens höre ich ihnen zu - aber gar nicht so selten auch nicht. Dann nicht, wenn ich anderer Meinung/Ansicht bin. Künstlerische Freiheit ist, für mich, die Freiheit der bewussten Entscheidungen. Diese gehen eben manchmal auch nicht mit den 'Regeln' konform. Ich spiele fürs Leben gern mit den Möglichkeiten, die gegeben sind. Ich nehme Kritik freundlich, respektvoll und oft auch durchaus dankbar zur Kenntnis - aber ich entscheide selbst, was ich davon annehme und was nicht. 

 

Und dem muss sich bei mir auch der innere Zensor fügen.

 

LG,

 

Anonyma

 

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Lieber @Joshua Coan, danke für den Tiefeneinblick in deine Zensorwelt,

Liebe @Claudi, danke für deine anregenden Korrekturen, beim Metrum habe ich oftmals Tomaten auf den Augen.

Liebe @Anonyma, danke für deine wertvollen Zensor Tips.

Lieber @fietje, danke für deinen kreisenden Adler,

 

wie ich sehe, hat jeder den Zensor mehr oder weniger im Gepäck, oder zumindest schon ordentlich kennengelernt.

Und in der Qiuntessenz, wenn ich euch jetzt richtig verstanden habe, sollte sich jeder eine gewisse Dickfälligkeit zulegen, damit er auch gut durch den Winter kommt.

ich werde mich dran halten,

lieben Gruß, Amadea

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