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Geschrieben am

Der Schrei nach Gerechtigkeit (ein ketzerisches Gedicht)

 

Der eine hält einen Grand mit Vieren
und gewinnen ist alternativlos.
Der andere verzweifelt über einer
Handvoll Luschen und versinkt
erwartungsgemäß im Dreck.

 

Und die Gerechtigkeit lungert
in den hohlen Gassen und
macht sich unsichtbar.

 

Gute, gerechtigkeitstrunkene
Männer sahen sich zum Handeln
gezwungen. 

Man musste doch was tun!

 

Jesus war ein seelenvoller Mann.
Die Kirche verdarb sein Erbe 
aus Niedertracht und 
dem Streben nach Macht.
Sie erfand Scheiterhaufen und das
Zölibat, mit ungeahnten Folgen.
Nächstenliebe falsch interpretiert.

 

Danton befreite das Volk
aus dem Würgegriff der Monarchie.
Die Guillotine trennte zwanzigtausend
Köpfe ab, im Blutrausch
der Gleichheit und Brüderlichkeit.
Republik, erbaut auf Knochen.

 

Gandhi hungerte sich für den Frieden
auf fünfundvierzig Kilo
und gebar die Spaltung Indiens.
Die Befreiung von der Fessel der 
Unterdrücker brachte den
millionenfachen Brudermord.

 

Marx schrieb das Kapital zur
Linderung von proletarischem Leiden.
Allein in China wurden Millionen
Uneinsichtige dahin gemeuchelt
für die gerechte Idee des 
träumenden Rauschebartes.


Geschrieben steht doch:
„An ihren Früchten sollt
 ihr sie erkennen“. 

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Geschrieben

Hi Hera 

 

wenn man das Jesus Wort gegen Deine Beispiele „rückwärts“ von der Frucht die die Handlung hervorgebracht hat, verprobt könnte man -jedenfalls auf die von dir gebrachten Beispiele bezogen-überall konstatieren: sie alle, die wir als bringer der Gerechtigkeit für gewöhnlich anführen, waren von ihren Ergebnissen her gedacht  auch vernichter, Zerstörer, die nur noch mehr Unheil und Schmerz über die Welt gebracht haben. 


Aber
 

Zum Einen tritt uns schon aus deinen Beispielen eine nicht unbedingt unvoreingenommen Vorauswahl entgegen, zum Anderen stellt sich Die Frage nach der  Zurechenbarkeit  der So präsentieren „faulen Früchte“ und das Problem eines Regressum ad infinitum. Wenn wir das adäquat begrenzen wollen, müssen wir uns allerdings wieder in Wertungsfragen begeben, die ihrerseits reduktionistisch sein müssen. Hier kann dann im faktendiskurs nun jeder der im Gedicht schon  einer bestimmten Situation und Person zugeordneten Früchte wieder ins Streitige gestellt werden. 
 

Das aufgeworfene Dilemma jedoch bringt Dein Gedicht Gut auf den Punkt und fordert uns meines Erachtens auf, differenziert über die oft vorschnell von uns als „gerecht“ oder mit „Gerechtigkeit“ versehenen Menschen oder Handlungen nachzudenken, differenzierter über Ursache und Wirkung, auch über die Jesus Worte uns zu trauen alles zu denken auch wenn es von einer als allgemein gültig erklärten Form abweicht. Es gibt sie eben nicht „die Gerechtigkeit“ oder „die Wahrheit“ ? Und der Baum der Erkenntnis trägt bekanntlich viele Blätter und Nur wenig Blüten. 

 

mes compliments 

 

Dio

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  • Schön 1
Geschrieben
vor 6 Minuten schrieb Dionysos von Enno:

Hi Hera 

 

wenn man das Jesus Wort gegen Deine Beispiele „rückwärts“ von der Frucht die die Handlung hervorgebracht hat, verprobt könnte man -jedenfalls auf die von dir gebrachten Beispiele bezogen-überall konstatieren: sie alle, die wir als bringer der Gerechtigkeit für gewöhnlich anführen, waren von ihren Ergebnissen her gedacht  auch vernichter, Zerstörer, die nur noch mehr Unheil und Schmerz über die Welt gebracht haben. 


Aber
 

Zum Einen tritt uns schon aus deinen Beispielen eine nicht unbedingt unvoreingenommen Vorauswahl entgegen, zum Anderen stellt sich Die Frage nach der  Zurechenbarkeit  der So präsentieren „faulen Früchte“ und das Problem eines Regressum ad infinitum. Wenn wir das adäquat begrenzen wollen, müssen wir uns allerdings wieder in Wertungsfragen begeben, die ihrerseits reduktionistisch sein müssen. Hier kann dann im faktendiskurs nun jeder der im Gedicht schon  einer bestimmten Situation und Person zugeordneten Früchte wieder ins Streitige gestellt werden. 
 

Das aufgeworfene Dilemma jedoch bringt Dein Gedicht Gut auf den Punkt und fordert uns meines Erachtens auf, differenziert über die oft vorschnell von uns als „gerecht“ oder mit „Gerechtigkeit“ versehenen Menschen oder Handlungen nachzudenken, differenzierter über Ursache und Wirkung, auch über die Jesus Worte uns zu trauen alles zu denken auch wenn es von einer als allgemein gültig erklärten Form abweicht. Es gibt sie eben nicht „die Gerechtigkeit“ oder „die Wahrheit“ ? Und der Baum der Erkenntnis trägt bekanntlich viele Blätter und Nur wenig Blüten. 

 

mes compliments 

 

Dio

Vielen Dank für deinen Kommentar.

 

Ich stelle mal folgende einfache Formeln auf:

 

Ohne Jesus keine Kirche. (ganz sicher)

Ohne Danton, keine Revolution. (nicht ganz sicher)

Ohne Gandhi keine geteiltes Indien.( ziemlich sicher)

Ohne Marx keinen Marxismus. (eigentlich sicher)

 

Don Juan riet, einen Regenwurm nicht von der Straße aufzuheben, um ihn ins Gras zu setzten.

Wir hätten nicht das Recht, sein Leben zu ändern. Ob das stimmt? 

 

Liebe Grüße

Hera

Geschrieben
vor 13 Minuten schrieb Hera Klit:

Vielen Dank für deinen Kommentar.

 

Ich stelle mal folgende einfache Formeln auf:

 

Ohne Jesus keine Kirche. (ganz sicher)

Ohne Danton, keine Revolution. (nicht ganz sicher)

Ohne Gandhi keine geteiltes Indien.( ziemlich sicher)

Ohne Marx keinen Marxismus. (eigentlich sicher)

 

Don Juan riet, einen Regenwurm nicht von der Straße aufzuheben, um ihn ins Gras zu setzten.

Wir hätten nicht das Recht, sein Leben zu ändern. Ob das stimmt? 

 

Liebe Grüße

Hera

 

ich befürchte, so "einfach" sind diese Gleichungen eben nicht. Aber das ist nur meine Meinung. Dein Gedicht gefällt mir als Provokation und Herausforderung und als Gelegenheit, um noch einmal über Zurechenbarkeiten nachzudenken unheimlich gut !! Aber vielleicht habe ich manche Aspekte auch nicht richtig verstanden

  • Gefällt mir 1
Geschrieben
vor 13 Minuten schrieb Dionysos von Enno:

 

ich befürchte, so "einfach" sind diese Gleichungen eben nicht. Aber das ist nur meine Meinung. Dein Gedicht gefällt mir als Provokation und Herausforderung und als Gelegenheit, um noch einmal über Zurechenbarkeiten nachzudenken unheimlich gut !! Aber vielleicht habe ich manche Aspekte auch nicht richtig verstanden

Alle wollten ja etwas anderes und haben es auch bestimmt gut gemeint, aber dies waren nun mal (auch) ihre Früchte.

  • Gefällt mir 1
Geschrieben

Hallo Hera, 


gelungene Zeilen, regen zum Nachdenken an. Laß Dich nicht einschränken in Deiner Arbeit. Reflektier die Welt wie Du sie siehst, nicht unter dem Blickwinkel anderer. Es ging irgendwann mal los, dass irgendeiner vorgab was gut und richtig ist, getrieben seine Interessen vornan zu stellen. Das jeweilige System herum wurde zum Selbstläufer,

Trittbrettfahrer gab es schon Jahrtausende lange vor es Dampflocks gab. Also nimm sie Dir die Freiheit, beachte die Angebote, des verbalen Selbstmordes nicht, mögen sie noch so verlockend sein, bleib streitbar und taff, kauf Dich niemals ein. Schönes Restwochenende. Kurt

  • Danke 1
Geschrieben

Lieb Hera 

Es ist nicht leicht die Geschichte in einem Gedicht zusammen zufassen. Aber wie schon @Dionysos von Enno sagt , du hast ein tolles profokantes Gedicht geschrieben. Auch ich denke diese großen Männer sind nicht allmächtig gewesen. Marx zum Beispiel hat vieles vorausgesehen

 Er wusste was das Kapital bewirken kann und er wusste, das Gegengewicht ist eine starke geschlossene Arbeiterklasse.  

Dafür was in China passierte, dafür würde ich Marx nicht verantwortlich machen wollen. OHNE Gandhi wäre sicher Indien heute ein anderes Land. Er war zum großen Teil beteiligt an der Befreiung als Kononialstaat von Großbritannien. Und er hat der Welt gezeigt, Pazifismus ist ein moralisches Prinzip.

Schön von dir einen Anstoß zum Nachsinnen zu finden.

Liebe Grüße Ilona 

 

  • Danke 1
Geschrieben
vor 1 Minute schrieb Ostseemoewe:

Lieb Hera 

Es ist nicht leicht die Geschichte in einem Gedicht zusammen zufassen. Aber wie schon @Dionysos von Enno sagt , du hast ein tolles profokantes Gedicht geschrieben. Auch ich denke diese großen Männer sind nicht allmächtig gewesen. Marx zum Beispiel hat vieles vorausgesehen

 Er wusste was das Kapital bewirken kann und er wusste, das Gegengewicht ist eine starke geschlossene Arbeiterklasse.  

Dafür was in China passierte, dafür würde ich Marx nicht verantwortlich machen wollen. OHNE Gandhi wäre sicher Indien heute ein anderes Land. Er war zum großen Teil beteiligt an der Befreiung als Kononialstaat von Großbritannien. Und er hat der Welt gezeigt, Pazifismus ist ein moralisches Prinzip.

Schön von dir einen Anstoß zum Nachsinnen zu finden.

Liebe Grüße Ilona 

 

Viele Dank, liebe Ilona.

 

Also, wenn ich einer der Genannten wäre, dann wüsste ich, dass ich unter Schuldgefühlen leiden würde.

Aber ich nehme mir ja immer alles so zu Herzen. Große Männer müssen natürlich Kollateralschäden

verschmerzen können. Das ist vielleicht das Größte an ihnen.

 

Liebe Grüße

Hera

 

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