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Am Abend, ein Mensch, kam zu der Einsicht:
"Dies Leben war nicht, was ich mir erhoffte,
da ich mich so oft mit den anderen zoffte,
ich wurd wohl ein reicher, erhabender Wicht".
Doch es reute ihn nicht in dem eigenen Herz.

 

Er fragte die Frau, mit auch der er sich zoffte:
"War's nötig zu tun, was wir innerlich taten?
Das Bekritteln und Närren, lamentierende Schaden?"
Sein entmutigtes Herz sich was andres erhoffte,
denn leer ward sein Herz durch zu mächtigen Geist.

 

Er fragte den Pfarrer, ob der Fehler und Sünden:
"Was kann ich jetzt tun, da die Zeit bald zu Ende?
Ich spüre die Schuld, ob der Gier meiner Hände."
Doch dachte der Pfarrer selbst nur ans Verkünden,
sprach weich seine Formeln und keuscheren Phrasen.

 

Er fragte den Freund nach dem aufrechten Worte:
"Hast du denn mir stets all das Wahre vertraut?
Oder bist du, wie ich, schon so lange versaut?"
Doch der Freund, war wir er, von derselbigen Sorte,
nur scheinbar bewusst den grundsätzlichen Fragen.

 

Er fragte die Kinder, die er nie aufrecht liebte:
"Ihr Lieben, sagt ihr mir, war ich denn gerecht?
Oder war ich, wie viele, im Vergeistigten schlecht?"
Doch die Kinder nun sahen, wie sein Schlechtes versiegte
und getrauten sich nicht ihm das Wahre zu deuten.

 

So fand dieser Mensch bis zum Schlusse noch keinen,
der ihn wirklich liebte, weil zu lange er war,
wie einer, der meint nur, das Leben sei klar:
"hart ist der Kruppstahl, und keiner soll weinen!
Frei bin ich schon, denn ich habe die Macht!"

 

Da fand bald der Abend sein nächtliches Ende,
der Mensch sprach nicht mehr, er war der Geschwächte,
er sich auch nicht mehr ob der anderen rächte,
und dunkel verstarb er hinein in die Wände,
den bitteren Mund seines Lebens verschlossen.
 

  • Gefällt mir 2
  • Traurig 1
Geschrieben

Es gibt wirklich diese Menschen. Sie erkennen wenn überhaupt erst sehr spät, oder wirklich zu spät die Fehler ihres Lebens. Ich bin viele Jahre Sterbebegleiterin gewesen und bin es noch ein oder zwei mal im Jahr. Diese Menschen begegnen uns. Wir haben nicht das Recht über ihr Leben zu urteilen. In den meisten Fällen sind es die Betroffenen selbst, oftmals aber erst wenn sie sehen, Verwandte und Freunde haben sich abgewendet. 

Liebe Grüße Ilona 

  • Danke 1
Geschrieben

'..hart wie Kruppstahl, zäh wie Leder..'

Es gibt sie diese Menschen, die reflektierend betrachtend und oftmals erst viel zu spät erkennen, es für die Reflektion an und für sich schon viel zu spät geworden ist - die Zeit, die sich nicht zurückdrehen lässt, selbst wenn wir es uns so sehr wünschen würden!

 

Ein sehr tiefsinniger Text!

 

Liebe Grüße, Uschi

  • Danke 1
Geschrieben

@Ostseemoewe, @Uschi R., Danke für euren Kommentar zu diesem im Grunde traurigen Umstand. Über die Jahre erfuhr ich von Freunden so manche Anekdoten von Menschen, die charakterlich auf diese Tragik hinauslaufen. Normalerweise schreibe ich nicht so düster, das war jetzt ein Impuls, der Form finden wollte. Mich machen solche Anekdoten und Menschen nachdenklich, und lässt mich fragen, wie und ob es anders sein könnte, oder ob wir wachsen wie die Rosen und Kakteen, wie die Nattern und Kätzchen?

 

Viele Grüße,

Thomkrates

  • Gefällt mir 1

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