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Geschrieben am

Vergiss mich nicht, wenn das Licht schwindet 

Wenn die Lichter schwinden und die Bühne schweigt 

Wenn endlich mich der schwarze Schweiger findet 

und alles, das ich in mir jemals Heimat machte, mich verwaist 

 

Bekennen muss ich alles ganz allein: die Wunden 

die mir in gebrochenen Gelübden bleiben 

stöhnen sich mühsam durch die schweren Stunden 

und durch dunkelste Gezeiten, durch die wir

wie vergessenes Spielzeug treiben 

Spielzeug einer kind-vergesslich,

vorbeigeeilten Macht. Hier

und auf allen Meeren: Mitternacht!

 

  • Gefällt mir 5
  • Traurig 1
Geschrieben

Hallo Dionysos,

 

und um Mitternacht, da beginnt die Geisterstunde ... 

 

Das war der erste Gedanke, der mir nach dem ersten Lesen spontan durch den Kopf ging. 

Mir vermittelt dein Gedicht wirklich das Bild einer dunklen Welt, einer Welt am Abgrund, aus dem die Schwärze quillt. Auf allen Meeren - überall. Kein Licht mehr, nicht einmal ein Schimmer am Horizont. Auch der Glaube bietet keinen Ausweg oder Trost mehr.

 

Die bildhafte Darstellung spricht mich sehr an. Besonders gut gefallen mir hier der 'schwarze Schweiger' und dieser Teil der zweiten Strophe:

 

Am 17.2.2022 um 20:33 schrieb Dionysos von Enno:

die Wunden 

[...]

stöhnen sich mühsam durch die schweren Stunden 

 

Das LI ist verletzt, schwer verletzt. Fühlt sich 'als Spielzeug einer kind-vergesslichen Macht'. Das finde ich interessant, denn ich interpretiere das dahingehend, dass das LI zwar noch an eine höhere Macht glaubt, aber nicht mehr an deren 'Güte' oder Entsprechendes. 

 

Nun, ich persönlich denke, dass es aus der Sicht des LI einen Spieler (oder eine Spielerin, das spielt in der Hinsicht auch keine Rolle) geben muss, der oder die mit dem Spielzeug spielt. Und das wiederum impliziert Glauben. Kind-vergesslich, das interpretiere ich nicht als wörtlich auf Kind bezogen - sondern auf die 'Aufmerksamkeitsspanne'. Das LI betrachtet die höhere Macht wohl als etwas, das zum Spielzeug greift, kurz damit spielt, es wegwirft und dann vergisst, weil es sich bereits mit etwas anderem beschäftigt, das es gerade mehr interessiert.

 

Ich schließe mich auch Herbert an: Verloren, das ist auch mein Eindruck - eine 'verlorene Seele'. Die hilf- und orientierungslos im Meer treibt und es ist, weit und breit, kein Land in Sicht ...

 

Eine düstere Thematik, wirklich gut umgesetzt! 

 

LG,

 

Anonyma

  • Gefällt mir 1
Geschrieben

Hi , vielen Dank für eure Eindrücke

 

@Anonyma du bist eine wunderbare Rezepientin. Jeder dessen Arbeiten du bespricht, kann sich glücklich schätzen für deine aufrichtigen, fast bekümmerten Eindrücke, Nie oberflächlich, immer am Werk und an seiner Wirkung orientiert. Wunderbar! 

 

Ausgangspunkt für mich war hier ein Zitat von Simon de Beauvoir aus dem Werk sanfter Tod von 1964. Sie präsnetiert dort deh Gedanken dass es so etwas wie einen natürlichen Tod nicht gibt, denn Nichts, das einem Menschen passiert, sei jemals natürlich, denn seine Gegenwart stelle die gesamte Welt in Frage. Sie sagt sinngemäss für jeden einzelnen Menschen ist sein Tod ein Unfall. Selbst wenn er es weiß, würde er es als eine ungerechtfertigte Verletzung empfinden. 

 

In diesem Werk kommt für mich aber auch die Komponente der Selbstbestimmung und Eigenverantwortung zum Ausdruck, die sich abgrenzt gegen allerlei "ferne und nahe Mächte"- Letztlich gestalten wir unser Schicksal selbst 

 

@Darkjuls vielen Dank für Deine Eindrücke liebe Juls. Wir leben in den Erinnerungen anderer weiter ? Warum nicht. Das Leben gehört den Lebenden.. 

 

@schwarzer lavendel ich glaube, dass Du mit Deinem Gedanken und Gefühl richtig liegst aber ich mag  dafür  zu sehr das Manieristische.. Die Zurücknahme haben andere hier viel besser drauf..  Merci ! 

 

mes compliments

 

Dio 

 

 

  • Schön 1

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