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Geschrieben am

War sein Federkiel die Finte

von dem stolzen Gänsetier?

Alle staunten, und sie gafften.

Watschelnd kleckert’ es durch Tinte,

selbst die Hinterlassenschaften

bracht’ es sauber zu Papier.


 

Es wollt hin zum Gänseblümchen,

das erkannten viele nicht.

Dies Papier lag ihm im wege.

Was jetzt stand in Gänsefüßchen

- solch ein Gänsedarm ist rege -

wurd erkoren zum Gedicht.


 

Ehrfurchtsvoll wurd ihr gehuldigt,

jeder pries die weisen Zeichen:

Welch ein sagenhafter Dichter,

so bescheiden und geduldig!

Selbst die hellsten aller Lichter

könnten solches nie erreichen.


 

Schnatternd konnt’ sie rezitieren,

und man lauschte wie benommen

einem Ausdruck größter Stärke!

Nur wer fühlt, kann’s auch kapieren.

Jeder sprach vom „großen Werke“:

diese Dichtkunst ist vollkommen!


 

  • Gefällt mir 2
Geschrieben

Hallo, Amadea,

 

da gab es doch auch mal einen malenden Gorilla, mit dem jemand sämtliche Experten an der Nase herumführte? Und war da nicht auch ein (armer, bedauernswerter, da in diesem Fall extra dafür 'abgerichtet') malender Elefant?

 

Warum nicht auch eine dichtende Gans - würde mich jedenfalls nicht allzu sehr überraschen. 

 

vor 1 Stunde schrieb Amadea:

Welch ein Ausdruck großer Stärke!

Nur wer fühlt, kann’s auch kapieren.

 

Nur, wer fühlt, kann's auch kapieren ... ja und nein. Ein Stein fühlt nichts, der könnte auch nichts kapieren. Aber - sind Gedichte 'aufgeschriebene Gefühle' oder, anders formuliert, sollten sie das sein? Ein Gedicht ist kein 'Auffangbehälter', denn in diesem Fall bleibt es beim Autor/bei der Autorin und kommt nicht bei Lesern an. Dann ist es eine 'verschlossene Sache'. Ein Gedicht ist, so denke ich, etwas, das eine 'offene Sache' sein sollte. Gefühle, Bilder, Assoziationen und Gedanken, ja, im bestmöglichen Fall sogar Gerüche und Töne im Leser 'erzeugen', hervorrufen sollte. Dem Leser den Raum für eigene Gedanken, Gefühle etc. lassen. Sonst bleiben Leser 'außen vor', stehen vor einer geschlossenen Tür. Gedichte sollten 'einladen', nicht 'draußen stehen lassen'. Es ist nicht die Frage, ob Leser 'kapieren', was da steht, sondern es ist die Frage, ob es Leser erreicht und in ihnen etwas auslöst, bewirkt. Kunst soll bewegen und bewirken - in Betrachtern, in Lauschern, in Lesern. 

 

Es ist ein Unterschied, ob ich etwas so schreibe:

 

Am leuchtend blauen Sommerhimmel: Strahlend weiße, weiche Wattewolken.

 

Oder:

 

Oben weiden Schafe; unten summen Bienen, lassen sich nicht stören.

 

Beim ersten Beispiel bleibt für Leser nichts übrig, kein Raum für eigene Gedanken, es steht ja alles klar da, ist vorgegeben. Das ist wie ein Film - und der Unterschied zu einem Buch ist groß, damit sage ich sicher, und gerade hier, im Forum, niemandem etwas Neues. Genau so sieht der Himmel aus, da steht, dass es Sommer ist und es ist auch genau festgelegt beschrieben, wie die Wolken aussehen. Es ist einfach ein - Farbfilm. Der Leser sitzt, gewissermaßen, vor dem Fernseher.

 

Das zweite Beispiel fordert Leser auf, sich eigene Gedanken zu machen. Was ist mit 'oben' gemeint? Und was mit 'unten'? Hm. Oben - ach, könnten da Wolken mit den Schafen gemeint sein? Der Himmel ist also die 'Weide', und die Bienen 'da unten', die lassen sich davon nicht stören. Ah, Weide - Wiese, Schafe auf der Wiese, Bienen, auch auf einer Wiese. Himmel und Erde, oben und unten, verschieden - und doch verbunden, irgendwie ...

Und Leser haben genug 'geistigen Freiraum' sich ihre eigenen Vorstellungen zu machen, wie genau die Wolken aussehen, welche Farbe sie und der Himmel haben und auch, was die Bienen gerade genau machen - ob sie z. B. von einem Bienenstock aus losfliegen, ob sie gerade von einer Blume losfliegen, mit oder ohne Pollenpäckchen an den Beinen. Wie die Wiese aussieht, welche Blumen darauf gerade blühen. Was mit der Verbindung von Himmel und Erde gemeint ist. Leser können darüber nachsinnen, ob es wohl eine metaphorische Ebene gibt und was diese dann mitteilen möchte, u.v.m.

 

Weniger ist mehr, wenn es weniger für Autor/Autorin ist und mehr für Leser oder Zuhörer. :classic_happy:

 

Und, nebenbei: Ich könnte auch auswendig lernen und dementsprechend viele 'Fachtermini' verwenden. Wenn ich dabei dann auch noch ein Glas Champagner in der Hand halte und den kleinen Finger abspreize, darf ich mich sicher zu den Kunstexperten zählen. Nein? Nun, ich hätte gedacht, wo das doch so oft der Fall ist und Experten häufig Experten in genau der erwähnten Hinsicht sind - aber vielleicht geht das ja auch nur mit Kaviar?

 

Gerne gelesen, es ist gut beschrieben und dargestellt!

 

LG,

 

Anonyma

 

  • Danke 1
Geschrieben

Liebe @Anonyma,

 

Zu der distinguierten Rezeption einer Kunstperle ist mir Hape Kerkelings "Hurz" in lebhafter Erinnerung. Aber auch das aufgeklärte Bildungsbürgertum wird einige Perlen mit abgespreitztem Finger anbeten, welche aus meiner Sicht einer kritischen Überprüfung bedürfen. Danke für deine ausführliche gedankliche Auseinandersetzung.

LG Amadea  

 

Lieber @Fietje Butenlänner  

nun, man muss dazu wissen, dass ich eine furchtbare Kindheit gehabt habe.

Mein Vater hatte in der Blaskapelle des hiesigen Karnevallvereins die dicke Trommel geschlagen. Den Viertakter habe ich quasi eingebläut bekommen, weil ich bei den Märschen immer oben auf der " dicken Trumm" sitzen und diesen Takt mit einem Clownskostüm mitklatschen musste.  Selbst mein Tinnitus schlägt heute im 4/4 tel Takt, und ich gehe im Stechschritt einkaufen.

Eine schreckliche Zeit damals, ich versuch sie dichtend zu verarbeiten und loszuwerden. Habs auch schon mit Dreisprung und  Hexameter versucht. Ich gerate sofort ins Stolpern, mein Gehirn zuckt zusammen, weil ich gedanklich damit beschäftigt bin, dass mein Vater den Paukenknüppel rausholt,  

Alaaf u Amadea

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